Das Gesetz erfüllen
„Es ist tatsächlich reine Gnade, dass ihr gerettet seid. Ihr selbst könnt nichts dazu tun, als im Vertrauen anzunehmen, was Gott euch schenkt. Ihr habt es nicht durch irgendein Tun verdient; denn Gott will nicht, dass sich jemand vor ihm auf seine eigenen Leistungen berufen kann“ (Epheser 2,8-9 GN).
Paulus schrieb: «Die Liebe fügt dem Nächsten nichts Böses zu; so ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung» (Römer 13,10 Zürcherbibel). Es ist interessant, dass wir von Natur aus dazu neigen diese Feststellung umzudrehen. Besonders bei Beziehungen möchten wir wissen woran wir sind. Wir möchten klar sehen können, einen Massstab anlegen, wie wir zu den anderen stehen. Die Idee das Gesetz sei der Weg, um Liebe zu erfüllen, ist wesentlich leichter zu messen, einfacher zu handhaben, als die Idee, dass Liebe der Weg zur Erfüllung des Gesetzes ist.
Bei dieser Denkweise besteht das Problem, eine Person könne das Gesetz erfüllen, ohne zu lieben. Man kann aber nicht lieben, ohne dadurch das Gesetz zu erfüllt wird. Das Gesetz gibt Anweisung wie sich eine Person, die liebt, verhalten wird. Der Unterschied zwischen dem Gesetz und der Liebe besteht darin, dass Liebe aus dem Innern heraus wirkt, eine Person wird von innen her verändert; das Gesetz dagegen wirkt nur auf das Äussere, auf das äussere Verhalten.
Das kommt daher, weil Liebe und Gesetz sehr unterschiedliche Leitgedanken haben. Eine Person, die sich durch die Liebe leiten lässt, braucht keine Anweisung, wie sie sich liebevoll verhalten soll, aber eine vom Gesetz geleitete Person hat es nötig. Wir befürchten, dass wir ohne starken Leitgedanken, wie etwa das Gesetz, das uns zum richtigen Verhalten nötigt, uns wahrscheinlich nicht entsprechend benehmen. Wahre Liebe ist aber nicht an Bedingungen geknüpft, sie kann nicht genötigt oder erzwungen werden. Sie wird ungezwungen gegeben und frei empfangen, sonst ist es nicht Liebe. Es mag womöglich freundliche Annahme oder Anerkennung sein, nicht aber Liebe, denn Liebe stellt keine Bedingungen. Annahme und Anerkennung sind meistens mit Bedingungen verhaftet und werden oft mit Liebe verwechselt.
Das ist der Grund weshalb unsere sogenannte Liebe so leicht überfordert wird, wenn die Menschen, die wir lieben unseren Erwartungen und Forderungen nicht genügen. Diese Art Liebe ist wirklich bloss Anerkennung, die wir je nach Verhalten geben oder zurückhalten. Viele von uns sind von unseren Eltern, Lehrern und Vorgesetzten auf diese Weise behandelt worden und oft behandeln wir gedankenverloren auch unsere Kinder so.
Vielleicht fühlen wir uns gerade deswegen mit dem Gedanken so unbequem, der Glaube in Christus habe das Gesetz überholt. Wir möchten andere mit etwas messen. Sind sie aber aus Gnade gerettet durch Glauben, was sie tatsächlich sind, dann benötigen wir keinen Massstab mehr. Wenn Gott sie trotz ihrer Sünden liebt, wie können wir sie dann so gering einschätzen und ihnen die Liebe vorenthalten, wenn sie sich nicht nach unseren Vorstellungen verhalten?
Nun, die gute Nachricht ist, dass wir alle nur aus Gnade durch Glauben gerettet sind. Dafür können wir sehr dankbar sein, denn niemand ausser Jesus hat das Mass für das Heil erreicht. Gott sei Dank für seine bedingungslose Liebe durch die er uns erlöst und in das Wesen Christi umformt!
von Joseph Tkack