Gottesdienst oder Götzendienst
Für einige Menschen erscheint eine Diskussion über das Thema Weltanschauung eher akademisch und abstrakt – weit weg vom Alltag. Aber für diejenigen, die ein Leben führen wollen, das durch den Heiligen Geist in Christus verwandelt wird, sind nur wenige Dinge bedeutender und haben tiefer greifende Auswirkungen auf das wirkliche Leben. Unsere Weltanschauung bestimmt wie wir alle möglichen Themen ansehen – Gott, Politik, Wahrheit, Bildung, Abtreibung, Ehe, Umwelt, Kultur, Geschlecht, Wirtschaft, was es bedeutet, Mensch zu sein, die Ursprünge des Universums – um nur einige zu nennen.
In seinem Buch The New Testament and the People of God [Das Neue Testament und Gottes Volk] kommentiert N.T. Wright dazu Folgendes: "Weltanschauungen sind der Grundstoff der menschlichen Existenz, die Linse, durch die die Welt gesehen wird, die Blaupause , wie man in ihr leben soll, und sie verankern vor allem ein Identitäts- und Heimatgefühl, das es dem Menschen ermöglicht, das zu sein, was er ist. Das Ignorieren von Weltanschauungen, entweder die eigene oder die einer anderen Kultur, die wir studieren, würde zu einer aussergewöhnlichen Oberflächlichkeit führen" (Seite 124).
Ausrichtung unserer Weltanschauung
Wenn unsere Weltanschauung und damit unser verbundenes Identitätsgefühl mehr weltlich orientiert als Christus-zentriert ist, führt uns dies auf die eine oder andere Weise von Christi Denkweise weg. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir alle Aspekte unserer Weltanschauung erkennen und behandeln, die nicht der Herrschaft Christi unterworfen sind.
Es ist eine Herausforderung, unsere Weltanschauung mehr und mehr auf Christus auszurichten, denn als wir so weit waren, Gott ernst zu nehmen, hatten wir in der Regel bereits eine vollständig ausgebildete Weltanschauung – eine, die sowohl durch Osmose (Einflussnahme) als auch vorsätzliches Denken geprägt wurde. Die Bildung einer Weltanschauung ähnelt der Art und Weise, wie ein Kind seine Sprache lernt. Es ist sowohl eine formale, absichtliche Tätigkeit des Kindes und der Eltern als auch ein Prozess mit einem ganz eigenen Lebensinhalt. Vieles davon geschieht einfach mit bestimmten Werten und Annahmen, die sich für uns richtig anfühlen, da sie zur Grundlage werden, von der aus wir (sowohl bewusst als auch unterbewusst) bewerten, was in und um uns herum vorgeht. Es ist das unbewusste Reagieren, das oft zum schwierigsten Hindernis für unser Wachstum und unser Zeugnis als Nachfolger Jesu wird.
Unser Verhältnis zur menschlichen Kultur
Die Schrift warnt uns, dass alle menschlichen Kulturen bis zu einem gewissen Grad nicht im Einklang mit den Werten und Wegen des Reiches Gottes stehen. Als Christen sind wir aufgerufen, solche Werte und Lebensweisen als Botschafter des Reiches Gottes zurückzuweisen. Die Schrift verwendet oft das Wort Babylon, um Kulturen zu beschreiben, die Gott gegenüber feindlich gesinnt sind, und nennt sie „die Mutter … aller Abscheulichkeiten auf der Erde“ (Offenbarung 17,5 Neue Genfer Übersetzung) und fordert uns auf, alle gottlosen Werte und Verhaltensweisen in der uns umgebenden Kultur (Welt) abzulehnen. Beachten Sie, was der Apostel Paulus hierüber geschrieben hat: "Richtet euch nicht länger nach den Massstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist" (Römer 12,2 Neue Genfer Übersetzung).
Nehmt euch vor denen in Acht, die euch mit einer leeren, trügerischen Philosophie einfangen wollen, mit Anschauungen rein menschlichen Ursprungs, bei denen sich alles um die Prinzipien dreht, die in dieser Welt herrschen, und nicht um Christus (Kolosser 2,8 Neue Genfer Übersetzung).
Wesentlich für unsere Berufung als Nachfolger Jesu ist die Notwendigkeit, antikulturell zu leben – im Gegensatz zu den sündigen Merkmalen der uns umgebenden Kultur. Man hat gesagt, dass Jesus mit einem Fuss in der jüdischen Kultur lebte und mit dem anderen Fuss fest in den Werten des Reiches Gottes verwurzelt war. Er lehnte die Kultur oft ab, um nicht von den Ideologien und Praktiken gefangen genommen zu werden, die eine Beleidigung Gottes darstellten. Dabei hat Jesus jedoch die Menschen innerhalb dieser Kultur nicht zurückgewiesen. Stattdessen liebte er sie und hatte Mitgefühl ihnen gegenüber. Während er Aspekte der Kultur, die im Widerspruch zu Gottes Wegen standen, hervorhob, betonte er auch Aspekte, die gut waren – tatsächlich sind alle Kulturen eine Mischung aus beidem.
Wir sind berufen, dem Beispiel Jesu zu folgen. Unser auferstandener und zum Himmel aufgefahrener Herr erwartet von uns, dass wir uns der Führung seines Wortes und seines Geistes freiwillig unterordnen, so dass wir als treue Botschafter seines Reiches der Liebe, das Licht seiner Herrlichkeit in einer oft dunklen Welt erstrahlen lassen.
Hüten Sie sich vor Götzendienst
Um als Botschafter in der Welt mit ihren verschiedenen Kulturen zu leben, folgen wir Jesu Beispiel. Wir sind uns ständig der tiefsten Sünde der menschlichen Kultur bewusst – derjenigen, die das Problem hinter dem Problem einer säkularen Weltanschauung darstellt. Dieses Problem, diese Sünde ist der Götzendienst. Es ist eine traurige Realität, dass der Götzendienst in unserer modernen, ichbezogenen westlichen Kultur weit verbreitet ist. Wir brauchen wache Augen, um diese Realität zu sehen – sowohl in der Welt um uns herum, als auch in unserer eigenen Weltanschauung. Dies zu sehen ist eine Herausforderung, denn Götzendienst ist nicht immer leicht zu erkennen.
Götzendienst ist die Anbetung von etwas anderem als Gott. Es geht darum, etwas oder jemanden mehr als Gott zu lieben, zu vertrauen und zu dienen. In der gesamten Heiligen Schrift finden wir Gott und gottesfürchtige Führer, die den Menschen helfen, Götzendienst zu erkennen und ihn dann aufzugeben. Zum Beispiel beginnen die Zehn Gebote mit dem Verbot von Götzendienst. Das Buch der Richter und die Bücher der Propheten berichten, auf welche Weise soziale, politische und wirtschaftliche Probleme auf Menschen zurückzuführen sind, die auf jemanden oder etwas anderes als den wahren Gott vertrauen.
Die grosse Sünde hinter allen anderen Sünden ist der Götzendienst – es zu unterlassen, Gott zu lieben, ihm zu gehorchen und ihm zu dienen. Wie der Apostel Paulus feststellte, sind die Ergebnisse verheerend: "Denn trotz allem, was sie über Gott wussten, erwiesen sie ihm nicht die Ehre, die ihm gebührt und blieben ihm den Dank schuldig. Sie verloren sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde es finster. An die Stelle der Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes setzten sie Abbilder … Deshalb hat Gott sie den Begierden ihres Herzens überlassen und der Unsittlichkeit preisgegeben, sodass sie ihre Körper gegenseitig entwürdigten" (Römer 1,21;23;24 Neue Genfer Übersetzung). Paulus zeigt, dass eine mangelnde Bereitschaft, Gott als wahren Gott anzunehmen, zu Unmoral, Verderbnis des Geistes und Verdunkelung der Herzen führt.
Jeder, der an der Neuausrichtung seiner Weltanschauung interessiert ist, täte gut daran, sich intensiv mit Römer 1,16-32 zu beschäftigen, wo der Apostel Paulus deutlich macht, dass gegen den Götzendienst (das Problem hinter dem Problem) angegangen werden muss, wenn wir beständig gute Früchte hervorbringen wollen (kluge Entscheidungen treffen und sich moralisch einwandfrei verhalten). Paulus bleibt während seines gesamten Dienstes in diesem Punkt konsequent (siehe z.B. 1. Korinther 10,14, wo Paulus die Christen ermahnt, vor dem Götzendienst zu fliehen).
Schulung unserer Mitglieder
In Anbetracht der Tatsache, dass der Götzendienst in den modernen westlichen Kulturen gedeiht, ist es wichtig, dass wir unseren Mitgliedern helfen, die Bedrohung zu verstehen, mit der sie konfrontiert sind. Wir sollen dieses Verständnis einer verunsicherten Generation wiedergeben, die den Götzendienst nur als eine Frage der Verbeugung vor physischen Objekten betrachtet. Götzendienst ist viel mehr als das!
Es gilt jedoch zu beachten: Unsere Berufung als Kirchenführer besteht nicht darin, die Menschen ständig darauf hinzuweisen, worin genau die Götzenverehrung in ihrem Verhalten und Denken besteht. Es liegt in ihrer Verantwortung, das selbst herauszufinden. Stattdessen sind wir als „Helfer ihrer Freude“ aufgerufen, ihnen zu helfen, die Einstellungen und Verhaltensweisen zu erkennen, die symptomatisch für abgöttische Bindungen sind. Wir müssen sie auf die Gefahren des Götzendienstes aufmerksam machen und ihnen biblische Kriterien geben, damit sie die Annahmen und Werte überprüfen können, die ihre Weltanschauung ausmachen, um festzustellen, ob sie mit dem christlichen Glauben übereinstimmen, den sie bekennen.
Paulus gab diese Art von Anweisung in seinem Brief an die Gemeinde in Kolossä. Er schrieb über den Zusammenhang von Götzendienst und Habgier (Kolosser 3,5 Neue Genfer Übersetzung). Wenn wir etwas so sehr besitzen wollen, dass wir es begehren, hat es unser Herz erobert – es ist zu einem Götzen geworden, dem wir nacheifern, wodurch wir unterschlagen, was Gott zusteht. In unserer Zeit des zügellosen Materialismus und Konsums brauchen wir alle Hilfe, um die Habgier zu bekämpfen, die zum Götzendienst führt. Die ganze Welt der Werbung ist darauf angelegt, in uns eine Unzufriedenheit mit dem Leben einzupflanzen, bis wir das Produkt gekauft haben oder dem beworbenen Lebensstil frönen. Es ist, als hätte jemand beschlossen, eine Kultur zu schaffen, die das, was Paulus Timotheus sagte, unterminieren soll:
"Die Frömmigkeit aber ist ein grosser Gewinn für den, der sich genügen lässt. Denn wir haben nichts in die Welt gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns daran genügen lassen. Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis. Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen" (1. Timotheus 6,6-10).
Ein Teil unserer Berufung als Gemeindeleiter besteht darin, unseren Mitgliedern zu helfen zu verstehen, wie die Kultur unser Herz anspricht. Sie schafft nicht nur starke Wünsche, sondern auch ein Gefühl des Anspruchs und sogar die Vorstellung, dass wir keine wertvolle Person sind, wenn wir das beworbene Produkt oder den beworbenen Lebensstil ablehnen. Das Besondere an dieser Bildungsaufgabe ist, dass die meisten Dinge, die wir zu Götzen machen, gute Dinge sind. An und für sich ist es gut, ein besseres Zuhause und oder eine bessere Arbeitsstelle zu haben. Wenn sie jedoch zu Dingen werden, die unsere Identität, Bedeutung, Sicherheit und/oder Würde bestimmen, haben wir einem Götzen in unserem Leben Einlass gewährt. Es ist wichtig, dass wir unseren Mitgliedern helfen zu erkennen, wann ihre Beziehung zu einer guten Sache zum Götzendienst wurde.
Götzendienst als das Problem hinter dem Problem deutlich zu machen, hilft Menschen, Richtlinien in ihrem Leben aufzustellen, um zu erkennen, wann sie eine gute Sache nehmen und sie zu einem Götzen machen – etwas, auf das sie sich in Bezug auf Frieden, Freude, persönliche Bedeutung und Sicherheit verlassen. Das sind Dinge, die nur Gott wirklich bieten kann. Zu den guten Dingen, die Menschen in „ultimative Dinge“ verwandeln können, zählen Beziehungen, Geld, Ruhm, Ideologien, Patriotismus und sogar persönliche Frömmigkeit. Die Bibel ist voller Geschichten über Leute, die solches tun.
Götzendienst im Zeitalter des Wissens
Wir leben in dem, was Historiker das Zeitalter des Wissens nennen (im Unterschied zum Industriezeitalter in der Vergangenheit). In unserer Zeit geht es bei der Götzenverehrung weniger um die Anbetung physischer Objekte als vielmehr um die Anbetung von Ideen und Wissen. Die Formen des Wissens, die am aggressivsten versuchen, unser Herzen zu gewinnen, sind Ideologien – Wirtschaftsmodelle, psychologische Theorien, politische Philosophien usw. Als Gemeindeleiter lassen wir Gottes Volk verwundbar zurück, wenn wir ihnen nicht helfen, die Fähigkeit zu entwickeln, sich selbst zu beurteilen, wenn eine gute Idee oder Philosophie in ihren Herzen und Köpfen zum Götzen werden.
Wir können ihnen helfen, indem wir sie schulen, ihre tiefsten Werte und Annahmen – ihre Weltanschauung – zu erkennen. Wir können sie lehren, wie man im Gebet erkennt, warum sie so stark auf etwas in den Nachrichten oder in den sozialen Medien reagieren. Wir können ihnen helfen, Fragen wie diese zu stellen: Warum wurde ich so wütend? Warum fühle ich das so stark? Welchen Wert hat dies und wann und wie wurde mir das zu einem Wert? Gibt meine Reaktion Gott die Ehre und bringt sie die Liebe und das Mitgefühl Jesu für die Menschen zum Ausdruck?
Beachten Sie auch, dass wir selbst uns bewusst sind die „heiligen Kühe“ in unseren Herzen und Köpfen erkennen – die Ideen, Einstellungen und Dinge, bei denen wir nicht möchten, dass Gott sie berührt, die Dinge, die „tabu“ sind. Als Gemeindeleiter bitten wir Gott, unsere eigene Weltanschauung neu auszurichten, damit das, was wir sagen und tun, Frucht im Reich Gottes trägt.
Schlusswort
Viele unserer Fehltritte als Christen beruhen auf dem oft unerkannten Einfluss unserer persönlichen Weltanschauung. Eine der schädlichsten Auswirkungen zeigt sich in der verminderten Qualität unseres christlichen Zeugnisses in einer verletzten Welt. Zu oft nehmen wir uns dringender Probleme in einer Weise an, die die parteiischen Ansichten der uns umgebenden säkularen Kultur widerspiegelt. Infolgedessen halten sich viele von uns zurück, die Probleme in unserer Kultur anzusprechen und machen unsere Mitglieder dadurch verletzlich. Wir sind es Christus schuldig, seinem Volk zu helfen, die Art und Wiese zu erkennen, wie ihre Weltanschauung der Nährboden für Ideen und Verhaltensweisen sein kann, die Christus entehren. Wir sollen unseren Mitgliedern helfen, die Haltung ihres Herzens im Lichte des Gebots Christi zu bewerten, Gott über alles andere zu lieben. Das bedeutet, dass sie lernen, alle abgöttischen Bindungen zu erkennen und sie zu meiden.
von Charles Fleming