Was macht uns Menschen zu Christen?

817 was macht uns menschen zu christenDie Frage, was einen Menschen zum Christen macht, ist von entscheidender Bedeutung. Viele glauben, dass es darum geht, die zehn Gebote zu halten, Gott durch Dienst zu gehorchen, täglich zu beten oder hart zu arbeiten. Doch die Bibel lehrt uns etwas ganz anderes, im Grunde genommen, das Gegenteil solcher Vorstellungen. Paulus vermittelt in seinem Brief an die Epheser ein inspirierendes Bild Gottes: «Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen» (Epheser 2,10).

Das Wort «Werk» bietet uns einen tiefen Einblick in das Wesen Gottes. Im Englischen ist das Wort «poem» (Gedicht) vom griechischen «poiema» abgeleitet, welches Werk bedeutet. Doch das griechische Wort Poiema hat eine viel umfassendere Bedeutung. Es bezeichnet ein Kunstwerk, das von einem Künstler oder Kunsthandwerker entworfen und hergestellt wurde. Wie Paulus im Römerbrief schreibt: «Denn sein unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es mit Vernunft wahrnimmt, an seinen Werken ersehen. Darum haben sie keine Entschuldigung» (Römer 1,20).

Gottes Meisterwerk

Der erlöste Gläubige ist Gottes neue Schöpfung – sein künstlerisches Werk. Ein Christ ist Gottes Werk, sein geschaffenes Meisterstück. Welch eine Ehre und welch ein Privileg! Haben Sie jemals eine Werkstatt besucht? Ein Freund von mir besitzt eine grosse Werkstatt, ausgestattet mit allen Werkzeugen, die ein Handwerker zur Holzverarbeitung benötigt: elektrische Sägen, Bohrer, Hobel, Schleifmaschinen und vieles mehr. Am glücklichsten ist er, wenn er konstruieren, sägen, gestalten und schleifen kann, um etwas ganz Besonderes aus Holz herzustellen, sei es ein kleines Spielzeug oder eine schöne Schrankvitrine. Diese Freude und Hingabe spiegeln Gottes Liebe und Sorgfalt in seiner Schöpfung wider. Genauso wie der Handwerker in seiner Werkstatt, arbeitet Gott an uns, formt uns und gestaltet uns zu seinem Meisterwerk.

Das Bild von Gott als Handwerker lässt uns verstehen, wie er in seiner grossen Werkstatt arbeitet. Dies ist keine Übertreibung, denn die Bibel beschreibt Gott auch als Töpfer: «Aber nun, Herr, du bist doch unser Vater! Wir sind Ton, du bist unser Töpfer, und wir alle sind deiner Hände Werk» (Jesaja 64,7).

Gott nimmt einen formlosen Klumpen Lehm und formt daraus etwas Wundervolles. Er ist der Künstler und wir sind seine Kunstwerke. In dem Moment, in dem wir uns bekehren, geschieht tief in uns etwas Wunderbares: «Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden» (2. Korinther 5,17).

Wir sind durch den Willen und das handwerkliche Können des höchsten Meisters im Universum erschaffen. Ein Christ entsteht nicht aus eigener Anstrengung, sondern wird von Gott selbst geschaffen. Gott ist der Schöpfer, der Künstler, der Architekt. Sein grösstes Meisterwerk ist nicht das gewaltige Universum, nicht die majestätischen, schneebedeckten Berge und auch nicht der erstaunliche menschliche Körper. Sein wahres Meisterwerk ist ein Christ, der die volle Kraft seiner Schöpfermacht zeigt. Was macht Sie zu einem Christen? Indem Sie sich nach besten Kräften anstrengen? Indem Sie Gutes tun oder eine gute Person sind? Vergegenwärtigen wir uns den Zusammenhang: «Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen» (Epheser 2,8-10).

Wir werden zu Christen durch das Werk Gottes, nicht durch unsere eigene Kraft. Mit unseren Werken oder guten Taten können wir nichts ausrichten – es kommt ausschliesslich auf das Werk Gottes und seine Taten an. Gott wendet sich uns nicht aufgrund unseres Wohlverhaltens zu. Wir sind Christen dank seiner grossen Güte, seiner Barmherzigkeit, seiner Freundlichkeit, bedingungslosen Liebe, seiner liebevollen Vergebung und seiner vollkommenen Gnade. Es ist ein Fehler, das Christentum nur im Rahmen unseres eigenen Tuns und Lassens zu sehen; vielmehr sollen wir bedenken, was Gott in uns, mit uns und durch uns bewirkt: «Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen» (Philipper 2,13).

Wir sind ein Meisterwerk im Prozess der Erschaffung. Vielleicht haben Sie schon einmal ein Schild auf einem Schreibtisch gesehen mit dem Wortlaut: Bitte haben sie Geduld mit mir. Gott ist mit mir noch nicht ganz fertig! Gott arbeitet fortschreitend und setzt zur Erfüllung seines Plans Werkzeuge wie die Heilige Schrift ein: «Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit» (2. Timotheus 3,16).

Er gebraucht Verkündigung und Lehre: «Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, auf dass wir einen jeden Menschen in Christus vollkommen machen» (Kolosser 1,28).

Er setzt Disziplin ein: «Denn es ziemte sich für den, um dessentwillen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, der viele Kinder zur Herrlichkeit geführt hat, dass er den Anfänger ihrer Rettung durch Leiden vollendete» (Hebräer 2,10).

Welch ein Privileg ist das Bewusstsein, in den Händen des Meisters – des Schöpfergottes – geborgen zu sein! Wir sind schwach, wir versagen, wir sündigen, doch allein das Wissen, dass Gott so lange mit uns arbeitet, bis Jesus in uns Gestalt gewonnen hat, sollte unsere Hoffnung beflügeln: «Meine Kinder, die ich abermals unter Wehen gebäre, bis Christus in euch Gestalt gewinne!» (Galater 4,19). Aus Gottes Werkstatt kommt keine Ausschussware! Brauchen wir also gar nichts zu tun – sollen wir Gott alles allein machen lassen? Wir sollen es mit der richtigen Motivation tun: «Wir sind geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen» (Epheser 2,10).

Es sind nicht unsere Werke, sondern die Werke, die wir zusammen mit Jesus vollbringen. Gute Werke sollten ein zentrales Merkmal des Christen sein: «So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen» (Matthäus 5,16).

Wir sollen so leben, wie Jesus gelebt hat – unseren Mitmenschen dienen und unseren Vater ehren. Die Bibel lehrt uns, uns würde nach unseren Werken vergolten – aber sie lehrt uns nicht, wir seien Christen unserer guten Werke wegen. Gute Werke machen uns nicht zu Christen. Gott macht uns zu Christen, damit wir gute Werke tun. Das ist genau das Gegenteil von dem, was viele Leute glauben möchten. Wer zur Kirche geht, Kranke besucht und Armen unterstützt, verhält sich gut und richtig, aber ein solches Wohlverhalten macht uns nicht zu Christen – das kann allein Gott, der höchste Meister! Es sei betont, dass selbst unsere guten Taten von Gott vorbereitet wurden. Erneut drängt sich uns das Bild Gottes als Handwerker auf, wie er im Hintergrund wirkt. Ein Christ ist nicht einfach ein guter Mensch – oder einer, der sich gebessert oder ein neues Kapitel in seinem Leben aufgeschlagen hat. Ein Christ ist eine neue Kreatur, mit Jesus Christus vereint und von Gott geschaffen.

von Gordon Green


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