Reue
Reue (auch mit „Busse“ übersetzt) dem gnädigen Gott gegenüber ist ein Gesinnungswandel, bewirkt durch den Heiligen Geist und wurzelnd im Wort Gottes. Reue umfasst ein Bewusstwerden der eigenen Sündigkeit und begleitet ein neues Leben, geheiligt durch den Glauben an Jesus Christus. (Apostelgeschichte 2,38; Römer 2,4; 10,17; Römer 12,2)
Reue verstehen lernen
Eine schreckliche Angst“, lautete die Beschreibung eines jungen Mannes für seine grosse Furcht, Gott habe ihn wegen seiner wiederholten Sünden verlassen. „Ich meinte, bereut zu haben, aber ich tat es immer wieder“, erklärte er. „Ich weiss nicht einmal, ob ich wirklich glaube, denn ich sorge mich, dass Gott mir nicht nochmals vergeben wird. Egal wie ehrlich es mir mit meiner Reue ist, scheint sie doch nie auszureichen.“
Schauen wir uns an, was das Evangelium wirklich meint, wenn es von Reue gegenüber Gott spricht.
Wir begehen gleich den ersten Fehler, wenn wir diesen Begriff anhand eines allgemeinen Lexikons zu verstehen versuchen und das Wort bereuen (oder Reue) aufschlagen. Wir mögen dort sogar einen Hinweis bekommen, dass die einzelnen Wörter entsprechend der Zeit, in der das Lexikon aufgelegt wurde, zu verstehen seien. Doch ein Wörterbuch des 21. Jahrhunderts kann uns schwerlich das erklären, was ein Autor, der z. B. Dinge auf Griechisch niederschrieb, die zuvor in Aramäisch gesprochen worden waren, vor 2000 Jahren darunter verstand.
Webster’s Ninth New Collegiate Dictionary führt zum Wort bereuen Folgendes aus: 1) Sich von Sünde abwenden und der Besserung des Lebens verschreiben; 2a) Bedauern oder Zerknirschung empfinden; 2b) Änderung der Gesinnung. Die Brockhaus Enzyklopädie definiert Reue so: „Wesentlicher Akt der Busse... enthält die Abkehr von begangenen Sünden und den Vorsatz, nicht mehr zu sündigen.“
Webster’s erste Definition gibt genau wider, was Jesus nach Meinung der meisten religiösen Menschen meinte, als er sagte: „Bereut und glaubt“. Sie denken, Jesus meinte, dass nur solche Menschen im Reich Gottes sind, die aufhören zu sündigen und ihre Wege ändern. Tatsächlich aber ist es genau das, was Jesus nicht gesagt hat.
Allgemeiner Fehler
Wenn es um das Thema Reue geht, wird im Allgemeinen der Fehler begangen, dass man denkt, es bedeute, aufzuhören zu sündigen. „Wenn Sie wirklich bereut hätten, hätten Sie das nicht wieder getan“, ist der ständige Refrain, den geplagte Seelen von Seiten wohlmeinender, dem Gesetz verpflichteter geistlicher Ratgeber zu hören bekommen. Uns wird gesagt, Reue sei „umkehren und den anderen Weg gehen“. Und so wird sie im gleichen Atemzug mit der Abwendung von der Sünde und der Hinwendung zu einem Leben des Gehorsams gegenüber dem Gesetz Gottes erklärt.
Indem sie sich das fest eingeprägt haben, brechen Christen mit den besten Absichten auf, ihre Wege zu ändern. Und so scheinen sich auf ihrer Pilgerreise einige Wege zu ändern, während andere wie mit Superkleber zu haften scheinen. Und selbst die sich ändernden Wege haben die scheussliche Eigenschaft, erneut wieder aufzutauchen.
Ist Gott mit der Mittelmässigkeit eines so schlampigen Gehorsams zufrieden? „Nein, ist er nicht“, ermahnt der Prediger. Und der grausame, das Evangelium verkrüppelnde Zyklus von Hingabe, Versagen und Verzweiflung geht in die nächste Runde, wie im Laufrad eines Hamsterkäfigs.
Und genau dann, wenn wir wegen unseres Versagens frustriert und deprimiert sind, den hohen Standards Gottes zu genügen, hören wir eine weitere Predigt oder lesen einen neuen Artikel über „echte Reue“ und „tiefe Reue“ und darüber, dass solche Reue eine vollständige Abwendung von der Sünde zur Folge habe.
Und so stürzen wir uns erneut voller Hingebung in den Versuch, alles dranzusetzen, und enden doch bei denselben elenden, vorhersehbaren Ergebnissen. So nehmen Frust und Verzweiflung weiter zu, weil wir erkennen, dass unsere Abkehr von der Sünde alles andere als „vollständig“ ist.
Und wir gelangen zu der Schlussfolgerung, dass wir nicht „wirklich bereut“ haben, dass unsere Reue nicht „tief“, nicht „ernst“ oder nicht „ehrlich“ genug war. Und wenn wir nicht wirklich bereut haben, dann können wir auch keinen wirklichen Glauben haben, was wiederum bedeuten würde, wir hätten den Heiligen Geist nicht wirklich in uns, was wiederum bedeutet, dass wir auch nicht wirklich gerettet wären.
Schliesslich kommen wir zu dem Punkt, wo wir uns daran gewöhnen, so zu leben, oder wir werfen, wie viele es getan haben, schliesslich das Handtuch und wenden uns ganz ab von der unwirksamen MedizinShow, die die Leute „Christentum“ nennen.
Ganz zu schweigen vom Desaster, wo Menschen tatsächlich glauben, ihr Leben gereinigt und für Gott akzeptabel gemacht zu haben – ihr Zustand ist noch viel schlimmer. Die Reue gegenüber Gott hat einfach nichts mit einem neuen und verbesserten Ich zu tun.
Bereut und glaubt
„Tut Busse [bereut] und glaubt an das Evangelium!“, erklärt Jesus in Markus 1,15. Reue und Glaube markieren den Beginn unseres neuen Lebens im Reich Gottes; sie tun es nicht deshalb, weil wir das Richtige getan haben. Sie markieren es, weil uns zu dem Punkt in unserem Leben die Schuppen von unseren verdunkelten Augen fallen und wir schliesslich in Jesus das herrliche Licht der Freiheit der Söhne Gottes sehen.
Alles, was getan werden musste, damit Menschen Vergebung und Rettung erlangen, ist bereits durch den Tod und die Auferstehung des Sohnes Gottes geschehen. Es gab eine Zeit, in der uns diese Wahrheit verborgen war. Weil wir ihr gegenüber blind waren, konnten wir uns nicht an ihr erfreuen und in ihr ruhen.
Wir meinten, unseren Weg in dieser Welt selbst finden zu müssen, und wir wendeten alle unsere Kraft und Zeit auf, um in unserer kleinen Lebensecke eine Furche zu ackern, so gerade wie wir nur konnten.
Unsere ganze Aufmerksamkeit richtete sich darauf, am Leben zu bleiben und unsere Zukunft abzusichern. Wir schufteten schwer, um angesehen und respektiert zu werden. Wir kämpften um unsere Rechte, versuchten, von niemand und nichts in unfairer Weise übervorteilt zu werden. Wir kämpften um den Schutz unseres guten Rufs und dass unsere Familie und unser Habakuk und Gut bewahrt blieben. Wir taten alles in unserer Macht Stehende, um aus unserem Leben etwas Lohnendes zu machen, dass wir zu den Gewinnern und nicht zu den Verlierern gehörten.
Doch wie für jeden, der je gelebt hat, war dies eine verlorene Schlacht. Trotz unseres besten Bemühens, unserer Pläne und schwerer Arbeit können wir unser Leben nicht beherrschen. Wir können weder Katastrophen und Tragödien verhindern noch Versagen und Schmerzen, die uns aus dem blauen Himmel überfallen und unsere Reste an irgendwie zusammengeflickter Hoffnung und Freude zerstören.
Eines Tages dann – aus keinem anderen Grund als dem, dass er es so wollte – liess Gott uns sehen, wie die Dinge wirklich laufen. Die Welt gehört ihm und wir gehören ihm.
Wir sind tot in der Sünde, da führt kein Weg heraus. Wir sind verlorene, blinde Verlierer in einer Welt voller verlorener, blinder Verlierer, weil uns der Sinn fehlt, die Hand des Einzigen zu halten, der allein den Ausweg hat. Aber das ist in Ordnung, denn durch seine Kreuzigung und Auferstehung wurde er zum Verlierer für uns; und wir können zusammen mit ihm Gewinner werden, indem wir uns mit ihm in seinem Tod vereinigen, so dass wir auch Teilhaber seiner Auferstehung sein können.
Mit anderen Worten, Gott gab uns eine gute Nachricht! Die gute Nachricht ist, dass er persönlich den grossen Preis für unseren selbstsüchtigen, aufsässigen, zerstörerischen, bösen Irrsinn bezahlt hat. Er hat uns ohne Gegenleistung erlöst, hat uns reingewaschen und uns mit Gerechtigkeit gekleidet und uns einen Platz am Tisch seines ewigen Festmahls bereitet. Und kraft dieses Evangeliumswortes lädt er uns ein zu glauben, dass dies so ist.
Wenn Sie dies durch die Gnade Gottes erkennen und glauben können, dann haben Sie bereut. Zu bereuen, sehen Sie, heisst zu sagen: „Ja! Ja! Ja! Ich glaube es! Ich vertraue deinem Wort! Ich lasse dieses Leben eines im Laufrad rennenden Hamsters hinter mir, dieses ziellose Kämpfen, diesen Tod, den ich irrigerweise für Leben hielt. Ich bin für deine Ruhe bereit, hilf meinem Unglauben!“
Reue ist die Veränderung Ihrer Denkweise. Sie verändert Ihre Perspektive, sich selbst als Mittelpunkt des Universums zu sehen, so, dass Sie nun Gott als Mittelpunkt des Universums sehen und Ihr Leben seinem Erbarmen anvertrauen. Es bedeutet, sich ihm zu unterstellen. Es bedeutet, dass Sie Ihre Krone zu Füssen des rechtmässigen Herrschers des Kosmos niederlegen. Es ist die allerwichtigste Entscheidung, die Sie je treffen werden.
Es geht nicht um Moralvorstellungen
Bei Reue geht es nicht um Moralvorstellungen; es geht nicht um gutes Benehmen; es geht nicht darum, es „besser zu machen“.
Reue bedeutet, Ihr Vertrauen auf Gott statt auf sich selbst zu setzen, weder auf Ihre Vernunft noch auf Ihre Freunde, Ihr Land, Ihre Regierung, Ihre Pistolen, Ihr Geld, Ihre Autorität, Ihr Prestige, Ihren Ruf, Ihr Auto, Ihr Haus, Ihren Beruf, Ihr Familienerbe, Ihre Hautfarbe, Ihr Geschlecht, Ihren Erfolg, Ihr Aussehen, Ihre Kleider, Ihre Titel, Ihre akademischen Grade, Ihre Kirche, Ihren Ehepartner, Ihre Muskeln, Ihre Führer, Ihren IQ, Ihren Akzent, Ihre Leistungen, Ihre wohltätigen Werke, Ihre Spenden, Ihre Gefälligkeiten, Ihr Mitleid, Ihre Disziplin, Ihre Keuschheit, Ihre Ehrlichkeit, Ihren Gehorsam, Ihre Ergebenheit, Ihre geistlichen Disziplinen oder sonst etwas von Ihnen Vorzuweisendes, was mit Ihnen im Zusammenhang steht und ich in diesem langen Satz ausgelassen habe.
Reue bedeutet, dass man „alles auf eine Karte setzt“ – auf Gottes „Karte“. Es bedeutet, sich auf seine Seite zu begeben; was er sagt zu glauben; sich mit ihm zusammenzutun, ihm die Treue zu halten.
Bei Reue geht es nicht um das Versprechen, gut zu sein. Es geht nicht darum, die „Sünde aus seinem Leben zu entfernen“. Es bedeutet aber zu glauben, dass Gott sich über uns erbarmt. Es bedeutet, Gott zuzutrauen, dass er unser arges Herz in Ordnung zu bringen vermag. Es bedeutet zu glauben, dass Gott der ist, der er zu sein behauptet – Schöpfer, Retter, Erlöser, Lehrer, Herr und Heiligender. Und es bedeutet zu sterben – unserem zwanghaften Denken, gerecht und gut sein zu müssen, abzusterben.
Wir sprechen von einer Liebesbeziehung – nicht dass wir Gott liebten, sondern dass er uns liebte (1. Johannes 4,10). Er ist der Urquell alles Seienden, Sie eingeschlossen, und es hat Ihnen gedämmert, dass er Sie als der liebt, der Sie sind – sein geliebtes Kind in Christus – gewiss nicht deswegen, was Sie haben oder was Sie getan haben oder was Ihr Ruf ist oder wie Sie aussehen oder irgendeine andere Eigenschaft, die Sie haben, sondern schlicht und einfach deswegen, weil Sie in Christus sind.
Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Die ganze Welt ist plötzlich hell geworden. All Ihr Versagen ist nicht mehr wichtig. Es wurde alles in Christi Tod und Auferstehung in Ordnung gebracht. Ihre ewige Zukunft ist gesichert, und nichts im Himmel oder auf Erden kann Ihnen Ihre Freude nehmen, denn Sie gehören Gott um Christi willen (Römer 8,1.38-39). Sie glauben ihm, Sie vertrauen ihm, legen Ihr Leben in seine Hände; komme was da wolle, egal, was irgendeiner sagt oder tut.
Grosszügig können Sie vergeben, Geduld üben und freundlich sein, sogar in Verlusten oder Niederlagen – Sie haben nichts zu verlieren; denn Sie haben in Christus absolut alles gewonnen (Epheser 4,32-5,1-2). Das einzige, was Ihnen wichtig ist, ist seine neue Schöpfung (Galater 6,15).
Reue ist nicht ein weiteres abgenutztes, hohles Versprechen, ein guter Junge oder ein gutes Mädchen zu sein. Sie bedeutet, allen Ihren grossen Bildnissen von Ihrem eigenen Ich abzusterben und Ihre schwache Verliererhand in die Hand des Mannes zu legen, der die Wogen des Meeres glättete (Galater 6,3). Es bedeutet, zu Christus zu kommen, um auszuruhen (Matthäus 11,28-30). Es bedeutet, seinem Wort der Gnade zu vertrauen.
Gottes Initiative, nicht unsere
Reue heisst Gott zu vertrauen, der zu sein, der er ist, und zu tun, was er tut. Es geht bei der Reue nicht um Ihre guten Werke kontra Ihre bösen Werke. Gott, der vollkommen frei ist, der zu sein, der er sein möchte, entschied in seiner Liebe zu uns, unsere Sünden zu vergeben.
Seien wir uns darüber völlig im Klaren: Gott vergibt uns unsere Sünden – alle – frühere, gegenwärtige und zukünftige; er verbucht sie nicht (Johannes 3,17). Jesus starb für uns, als wir noch Sünder waren (Römer 5,8). Er ist das Opferlamm, und er wurde für uns geschlachtet – für jeden einzelnen von uns (1. Johannes 2,2).
Reue, verstehen Sie, ist nicht der Weg, Gott zu veranlassen, etwas zu tun, was er bereits getan hat. Es bedeutet vielmehr zu glauben, dass er es getan hat – dass er Ihr Leben für immer gerettet und Ihnen eine unbezahlbare ewige Erbschaft gegeben hat – und solches zu glauben lässt Liebe zu ihm in Ihnen erblühen.
„Vergib uns unsere Sünden, wie wir denen vergeben, die gegen uns gesündigt haben“, lehrte Jesus uns beten. Wenn es uns dämmert, dass Gott aus seinen innersten Gründen heraus einfach entschieden hat, unser Leben voll selbstsüchtiger Arroganz abzuschreiben, alle unsere Lügen, alle unsere Gräueltaten, unsern ganzen Hochmut, unsere Gelüste, unseren Verrat und unsere Bösartigkeit – alle unsere argen Gedanken, Taten und Pläne –, dann müssen wir eine Entscheidung treffen. Wir können ihn rühmen und ihm ewig für sein unbeschreibliches Liebesopfer danken, oder wir können einfach weiter nach dem Motto leben: „Ich bin ein guter Mensch; denke keiner, dass ich es nicht bin“ – und das Leben eines im Laufrad rennenden Hamsters, an dem wir so sehr hängen, weiterführen.
Wir können Gott glauben oder ihn ignorieren oder ängstlich vor ihm wegrennen. Wenn wir ihm glauben, können wir mit ihm in von Freude erfüllter Freundschaft unseren Weg gehen (er ist ja der Sünder Freund – aller Sünder, was jeden einschliesst, selbst schlechte Menschen und auch unsere Freunde). Wenn wir ihm nicht vertrauen, wenn wir denken, er wollte oder könnte uns nicht vergeben, dann können wir nicht mit Freuden mit ihm leben (und deshalb auch mit niemandem sonst, ausser Menschen, die sich so verhalten, wie wir es möchten). Stattdessen werden wir uns vor ihm fürchten und ihn schliesslich verachten (wie auch jeden anderen, der uns nicht vom Leibe bleibt).
Zwei Seiten derselben Münze
Glaube und Reue gehen Hand in Hand. Wenn Sie auf Gott vertrauen, passieren gleichzeitig zwei Dinge: Sie erkennen, dass Sie ein Sünder sind, der Gottes Erbarmen braucht, und Sie entscheiden sich, Gott zu vertrauen, dass er Sie retten und Ihr Leben erlösen wird. Mit anderen Worten, wenn Sie Ihr Vertrauen in Gott setzen, dann haben Sie auch bereut.
In Apostelgeschichte 2,38, z. B., sagte Petrus zu der versammelten Menge: „Petrus sprach zu ihnen: Tut Busse [bereut], und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.“ So sind Glaube und Reue Teil eines Pakets. Wenn er sagte: „Bereut“, dann wies er auch auf „Glaube“ oder „Vertrauen“ hin.
Im weiteren Verlauf der Geschichte sagt Petrus sinngemäss: „Bereut und wendet euch Gott zu ...“ Diese Hinwendung zu Gott ist gleichzeitig Abwendung vom eigenen Ich. Es bedeutet nicht, dass Sie jetzt
moralisch vollkommen sind. Es bedeutet, dass Sie sich von Ihren persönlichen Ambitionen, sich vor Christus würdig zu machen, abwenden und stattdessen Ihr Vertrauen und Hoffen in sein Wort, seine gute Nachricht, setzen, in seine Erklärung, dass sein Blut für Ihre Erlösung, Vergebung, Auferstehung und ewiges Erbe geflossen ist.
Wenn Sie auf Gott um Vergebung und Rettung vertrauen, dann haben Sie bereut. Reue zu Gott ist eine Änderung der eigenen Denkweise und beeinflusst Ihr ganzes Leben. Die neue Denkweise ist der Weg, darauf zu vertrauen, dass Gott tun wird, was Sie in einer Million Lebenszeiten nicht tun könnten. Reue ist kein Wechsel von moralischer Unvollkommenheit zur moralischen Vollkommenheit – Sie sind unfähig, das zu tun.
Leichen machen keinen Fortschritt
Auf Grund der Tatsache, dass Sie tot sind, sind Sie nicht in der Lage, moralisch vollkommen zu werden. Die Sünde hat Sie getötet, wie Paulus in Epheser 2,4-5 erklärt. Aber obgleich Sie in Ihren Sünden tot waren (tot zu sein ist das, was Sie zu dem Prozess der Vergebung und Erlösung beigesteuert haben), hat Christus Sie lebendig gemacht (das ist es, was Christus beigesteuert hat: nämlich alles).
Das einzige, was Tote tun können, ist, dass sie nichts tun können. Sie können weder zur Gerechtigkeit lebendig sein noch zu sonst was, denn sie sind tot, tot in der Sünde. Aber es sind die toten Menschen – und nur tote Menschen –, die von den Toten auferweckt werden.
Tote erwecken ist das, was Christus tut. Er giesst kein Parfüm auf Leichen. Er stützt sie nicht ab, um ihnen Partykleider anzulegen und abzuwarten, ob sie etwas Gerechtes tun werden. Sie sind tot. Sie können überhaupt nichts tun. Jesus ist an neuen und verbesserten Leichen nicht im Geringsten interessiert. Was Jesus tut, ist, sie zu erwecken. Noch einmal: Leichen sind die einzige Art von Menschen, die er auferweckt. Mit anderen Worten: der einzige Weg, um in Jesu Auferstehung, sein Leben, zu gelangen, ist, tot zu sein. Es bedarf keiner grossen Anstrengung, tot zu sein. Tatsächlich bedarf es überhaupt keiner Mühe. Und tot ist genau das, was wir sind.
Das verlorene Schaf fand sich nicht von alleine, bevor nicht der Hirte nach ihm sah und es fand (Lukas 15,1-7). Die verlorene Münze fand sich nicht selbst, bevor nicht die Frau suchte und sie fand (V. 8-10). Das einzige, was sie zu dem Prozess des Gesucht und Gefundenwerdens und der grossen Freudenparty beisteuerten, war, verloren zu sein. Ihr völlig hoffnungsloses Verlorensein war das einzige, was sie hatten, das es ihnen gestattete, gefunden zu werden.
Selbst der verlorene Sohn im nächsten Gleichnis (V. 11-24) stellt fest, dass ihm schon vergeben wurde, dass er erlöst und voll akzeptiert war, allein durch die Tatsache der grosszügigen Gnade seines Vaters, nicht auf der Grundlage eines eigenen Planes, wie etwa: „Ich werde mir seine Gnade schon wieder erarbeiten“. Sein Vater hatte Mitleid mit ihm, bevor er noch das erste Wort seiner „Es tut mir so leid“Rede gehört hatte (V. 20).
Als der Sohn schliesslich im Gestank eines Schweinestalls seinen Zustand des Todes und des Verlorenseins akzeptierte, war er auf dem Weg, etwas Erstaunliches zu entdecken, das bereits die ganze Zeit zutraf: der Vater, den er verworfen und dem er Schande gemacht hatte, hatte nie aufgehört, ihn leidenschaftlich und bedingungslos zu lieben.
Sein Vater ignorierte einfach seinen kleinen Plan zur Selbsterlösung (V. 19-24). Und sogar ohne eine Probezeit abzuwarten, setzte er ihn wieder in seine vollen Sohnesrechte ein. So ist auch unser total hoffnungsloser Todeszustand das einzige, das uns gestattet, auferweckt zu werden. Die Initiative, die Arbeit und der Erfolg der ganzen Operation gehen allein auf das Konto des Hirten, der Frau, des Vaters – Gottes.
Das einzige, das wir zu dem Prozess unserer Auferstehung beisteuern, ist, tot zu sein. Das gilt für uns sowohl geistlich als auch physisch. Falls wir die Tatsache nicht akzeptieren können, dass wir tot sind, können wir auch nicht die Tatsache annehmen, dass wir durch die Gnade Gottes in Christus von den Toten erweckt wurden. Reue bedeutet, die Tatsache zu akzeptieren, dass man tot ist und von Gott seine Auferstehung in Christus empfängt.
Reue, sehen Sie, bedeutet nicht, gute und edle Werke hervorzubringen oder dass wir durch ein paar gefühlsbetonte Reden Gott zu motivieren versuchen, uns zu vergeben. Wir sind tot. Das bedeutet, dass es absolut nichts gibt, das wir tun könnten, um irgendetwas zu unserer Wiederbelebung beizusteuern. Es ist schlicht eine Angelegenheit, der guten Nachricht Gottes zu glauben, dass er in Christus vergibt und erlöst und durch ihn auch die Toten auferweckt.
Paulus beschreibt dieses Geheimnis – oder Paradox, wenn Sie so wollen – unseres Todes und unserer Auferstehung in Christus, in Kolosser 3,3: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.“
Das Geheimnis, oder Paradox, ist, dass wir gestorben sind. Dennoch sind wir gleichzeitig lebendig. Aber das Leben, welches herrlich ist, ist noch nicht da: es ist verborgen mit Christus in Gott, und es wird nicht so erscheinen, wie es wirklich ist, bis Christus selbst erscheint, wie Vers 4 sagt: „Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.“
Christus ist unser Leben. Wenn er erscheint, werden wir mit ihm erscheinen, denn er ist schliesslich unser Leben. Deshalb nochmals: tote Körper können nichts für sich selbst tun. Sie können sich nicht ändern. Sie können es nicht „besser machen“. Sie können sich nicht verbessern. Das einzige, was sie tun können, ist, tot zu sein.
Gott jedoch, der selbst die Quelle des Lebens ist, ist es eine grosse Freude, Tote aufzuerwecken, und in Christus tut er das auch (Römer 6,4). Die Leichen steuern zu diesem Prozess absolut nichts bei, ausser ihren Todeszustand.
Gott tut alles. Es ist seine Arbeit und nur seine, von Anfang bis Ende. Das bedeutet, dass es zwei Arten von auferstandenen Leichen gibt: diejenigen, die ihre Erlösung mit Freuden empfangen, und diejenigen, die ihren gewohnten Todeszustand dem Leben vorziehen, die sozusagen ihre Augen verschliessen und sich die Ohren zuhalten und mit ihrer ganzen Kraft weiterhin tot bleiben wollen.
Nochmals: Reue ist, „Ja“ zu sagen zur Gabe der Vergebung und Erlösung, von der Gott sagt, dass wir sie in Christus haben. Sie hat nichts mit Busse zu tun oder damit, Versprechen zu geben oder in Schuldgefühlen zu versinken. Ja, so ist es. Bei Reue geht es nicht um ein endlos sich wiederholendes „Es tut mit leid“ oder „Ich verspreche, es nie wieder zu tun“. Wir wollen brutal ehrlich sein. Die Möglichkeit besteht, dass Sie es wieder tun werden – wenn nicht als wirkliche Tat, so doch zumindest in Gedanken, im Wunsch und in Gefühlen. Ja, es tut Ihnen leid, vielleicht sogar manchmal sehr, und Sie möchten wirklich nicht die Art Mensch sein, der es immer wieder tut, aber das ist nicht wirklich das Herzstück von Reue.
Sie erinnern sich, Sie sind tot, und Tote handeln einfach so wie Tote. Aber wenn Sie auch in Sünde tot sind, sind Sie doch gleichzeitig in Christus lebendig (Römer 6,11). Aber Ihr Leben in Christus ist mit ihm verborgen in Gott, und es zeigt sich nicht ständig oder sehr oft – noch nicht. Es offenbart sich nicht, wie es wirklich ist, bis Christus selbst erscheint.
In der Zwischenzeit, wenn Sie nun auch in Christus lebendig sind, sind Sie aber vorläufig auch noch in Sünde tot. Und der Zustand Ihres Todes zeigt sich so gut wie immer. Und genau dieses tote Ich, dieses Ich, das anscheinend nicht aufhören kann, sich wie ein Toter zu verhalten, ist es, das von Christus auferweckt und mit ihm in Gott lebendig gemacht wurde – um offenbart zu werden, wenn er offenbart wird.
An dieser Stelle kommt Glaube ins Spiel. Bereut und glaubt an das Evangelium. Die beiden Aspekte gehören zusammen. Man kann nicht das eine ohne das andere haben. Die gute Nachricht zu glauben, dass Gott Sie mit dem Blut Christi reingewaschen hat, dass er Ihren Todeszustand geheilt hat und Sie in seinem Sohn für ewig lebendig gemacht hat, heisst zu bereuen.
Und sich in seiner äussersten Hilflosigkeit, Verlorenheit und in seinem Todeszustand an Gott zu wenden und seine kostenlose Erlösung und Rettung zu empfangen, heisst Glauben zu haben – an das Evangelium zu glauben. Sie stellen zwei Seiten derselben Münze dar; und es ist eine Münze, die Gott Ihnen aus keinem anderen Grund gibt – aus keinem anderen Grund – als dem, dass er uns gegenüber gerecht und gnädig ist.
Ein Verhalten, kein Mass
Natürlich wird nun mancher sagen, Reue gegenüber Gott wird sich in guter Moral und gutem Verhalten zeigen. Darüber will ich nicht streiten. Das Problem ist vielmehr, wir möchten Reue durch die Abwesenheit oder die Gegenwart von gutem Verhalten messen; und darin liegt ein tragisches Missverständnis von Reue.
Die ehrliche Wahrheit ist die, dass uns vollkommene Moralwerte oder perfektes Verhalten fehlen; und alles, was an Vollkommenheit fehlt, ist ohnehin nicht gut genug für das Reich Gottes.
Wir wollen auf jeden Unsinn verzichten, wie: „Wenn Ihre Reue ehrlich ist, dann werden Sie die Sünde auch nicht wieder begehen.“ Genau das ist eben nicht das Entscheidende bei Reue.
Das Entscheidende bei Reue ist ein verändertes Herz, weg vom eigenen Ich, heraus aus der eigenen Ecke, nicht mehr sein eigener Lobbyist sein zu wollen, sein eigener Pressevertreter, sein eigener Gewerkschaftsrepräsentant und Verteidigungsanwalt, hin zum Gottvertrauen, um auf seiner Seite zu stehen, in seiner Ecke zu sein, dem eigenen Ich zu sterben und ein geliebtes Kind Gottes zu sein, dem er vollständig vergeben und das er erlöst hat.
Bereuen bedeutet zwei Dinge, die wir von Natur aus nicht mögen. Zuerst bedeutet es, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass die Liedzeile „Baby, you’re not good“ (du taugst nichts, Baby) uns perfekt beschreibt. Zweitens bedeutet es, sich der Tatsache zu stellen, dass wir nicht besser sind als sonst jemand. Wir stehen alle in der gleichen Schlange mit all den anderen Verlierern um Erbarmen an, das wir nicht verdienen.
Mit anderen Worten, Reue taucht auf bei einem gedemütigten Geist. Der gedemütigte Geist ist einer, dem kein Vertrauen geblieben ist in das, was er selbst tun kann; ihm ist keine Hoffnung geblieben, er hat sozusagen seinen Geist aufgegeben, er ist sich selbst gestorben und hat sich in ein Körbchen vor Gottes Tür gelegt.
Sag „Ja!“ zu Gottes „Ja!“
Wir müssen die irrige Meinung aufgeben, dass Reue ein Versprechen sei, nie mehr zu sündigen. Zuallererst ist ein solches Versprechen nichts als heisse Luft. Zweitens ist es geistlich bedeutungslos.
Gott hat Ihnen ein allmächtiges, donnerndes, ewiges „Ja!“ durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi verkündigt. Reue ist Ihre „Ja!“-Antwort auf Gottes „Ja!“. Sie ist die Hinwendung zu Gott, um seine Segensgabe zu empfangen, seine gerechte Verkündigung Ihrer Unschuld und Rettung in Christus.
Sein Geschenk zu akzeptieren heisst, dass Sie Ihren Todeszustand und Ihre Notwendigkeit für ewiges Leben zugeben. Es bedeutet, ihm zu vertrauen, ihm zu glauben und ihm Ihr ganzes Ich, Ihr Sein, Ihre Existenz – alles, was Sie sind – in seine Hände zu legen. Es bedeutet, in ihm zu ruhen und ihm Ihre Lasten zu übergeben. Warum sich dann nicht an der reichen und spriessenden Gnade unseres Herrn und Erlösers erfreuen und in ihm ruhen? Er erlöst den Verlorenen. Er rettet den Sünder. Den Toten erweckt er auf.
Er steht auf unserer Seite, und weil er existiert, kann sich nichts zwischen ihn und uns stellen – nein, nicht einmal Ihre elende Sünde oder die Ihres Nachbarn. Vertrauen Sie ihm. Dies ist gute Nachricht für uns alle. Er ist das Wort, und er weiss, wovon er spricht!
von J. Michael Feazell