Sünde ist Gesetzlosigkeit, ein Zustand der Rebellion gegen Gott. Seit der Zeit, da die Sünde durch Adam und Eva in die Welt kam, steht der Mensch unter dem Joch der Sünde - einem Joch, das nur durch Gottes Gnade durch Jesus Christus weggenommen werden kann. Der sündige Zustand der Menschheit zeigt sich in der Tendenz, sich selbst und die eigenen Interessen über Gott und seinen Willen zu stellen. Sünde führt zu Entfremdung von Gott und zu Leid und Tod. Weil alle Menschen Sünder sind, bedürfen sie auch alle der Erlösung, die Gott durch seinen Sohn anbietet (1. Johannes 3,4; Römer 5,12; 7,24-25; Markus 7,21-23; Galater 5,19-21; Römer 6,23; 3,23-24).
Grundlage des christlichen Verhaltens ist Vertrauen und liebevolle Treue zu unserem Erlöser, der uns geliebt und sich für uns hingegeben hat. Vertrauen zu Jesus Christus drückt sich aus in Glauben an das Evangelium und in Werken der Liebe. Durch den Heiligen Geist verwandelt Christus die Herzen seiner Gläubigen und lässt sie Frucht tragen: Liebe, Freude, Frieden, Treue, Geduld, Freundlichkeit, Sanftmut, Selbstbeherrschung, Gerechtigkeit und Wahrheit (1. Johannes 3,23-24; 4,20-21; 2. Korinther 5,15; Galater 5,6.22-23; Epheser 5,9).
In Psalm 51,6 sagt ein reumütiger David zu Gott: „An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan“. Obwohl andere Menschen durch Davids Sünde nachteilig beeinflusst wurden, war die geistliche Sünde nicht gegen sie – sie war gegen Gott gerichtet. David wiederholt diesen Gedanken ist 2. Samuel 12,13. Hiob stellt die Frage: „Habakuk ich gesündigt, was tue ich dir damit an, du Menschenhüter” (Hiob 7,20)?
Natürlich, wenn wir andere verletzen, ist das so, als ob wir gegen sie sündigen. Paulus weist darauf hin, dass wir damit in der Tat „gegen Christus sündigen“ (1. Korinther 8,12), der Herr und Gott ist.
Erstens, da Christus die Offenbarung Gottes ist, gegen den sich die Sünde richtet, sollte Sünde christologisch, d.h. aus der Perspektive Jesu Christi gesehen werden. Manchmal wird Sünde chronologisch definiert (mit anderen Worten, weil das Alte Testament zuerst geschrieben wurde, hat es in Bezug auf die Definition von Sünde und anderer Lehren Priorität). Es ist jedoch der Standpunkt Christi, der für den Christen zählt.
Zweitens, da Sünde gegen alles ist, was Gott ist, können wir nicht erwarten, dass Gott ihr gegenüber gleichgültig oder apathisch ist. Da Sünde Gottes Liebe und Güte so entgegengesetzt ist, entfremdet sie unseren Sinn und unser Herz von Gott (Jesaja 59,2), welcher der Ursprung unserer Existenz ist. Ohne Christi Opfer der Versöhnung (Kolosser 1,19-21), hätten wir keine Hoffnung auf irgendetwas anderes als den Tod (Römer 6,23). Gott möchte, dass Menschen liebevolle Gemeinschaft und Freude mit ihm und miteinander haben. Sünde zerstört diese liebevolle Gemeinschaft und Freude. Das ist der Grund, warum Gott Sünde hasst und sie zerstören wird. Gottes Reaktion auf die Sünde ist Zorn (Epheser 5,6). Gottes Zorn ist seine positive und energische Entschlossenheit, Sünde und ihre Folgen zu zerstören. Nicht weil er bitter und rachsüchtig ist wie wir Menschen, sondern weil er Menschen so sehr liebt, dass er nicht warten und zuschauen wird, wie sie sich selber und andere durch Sünde zerstören.
Drittens, Gott allein kann uns in dieser Angelegenheit richten, und nur er kann Sünde vergeben, weil Sünde allein gegen Gott ist. „Bei dir aber, Herr, unser Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung. Denn wir sind abtrünnig geworden“ (Daniel 9,9). „Denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung“ (Psalm 130,7). Jene, die Gottes barmherziges Gericht und seine Vergebung ihrer Sünden annehmen, „sind nicht zum Zorn bestimmt, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unseren Herrn Jesus Christus“ (2. Thessalonicher 5,9).
Obwohl es üblich ist, die Verantwortung dafür, dass Sünde in die Welt kam, Satan anzulasten, ist die Menschheit für ihre eigene Sünde verantwortlich. „Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben“ (Römer 5,12).
Obwohl Satan sie versuchte, trafen Adam und Eva die Entscheidung – die Verantwortung lag bei ihnen. In Psalm 51,1-4 verweist David auf die Tatsache, dass er für die Sünde empfänglich war, weil er als Mensch geboren war. Er erkennt auch seine eigenen Sünden und Ungerechtigkeiten an.
Wir alle leiden unter den kollektiven Folgen der Sünden derer, die vor uns lebten in dem Ausmaß, in dem unsere Welt und unsere Umwelt von ihnen geprägt wurde. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir unsere Sünde von ihnen geerbt haben und dass sie auf irgendeine Weise dafür verantwortlich sind.
Zur Zeit des Propheten Hesekiel fand eine Diskussion darüber statt, die Schuld für persönliche Sünde auf „die Sünden der Väter“ zu schieben. Lesen Sie Hesekiel 18 und betrachten Sie besonders die Schlussfolgerung in Vers 20: „Denn nur wer sündigt, der soll sterben“. Mit anderen Worten, jeder ist für seine oder ihre Sünden selbst verantwortlich.
Weil wir für unsere eigenen Sünden und unseren geistlichen Zustand eine persönliche Verantwortung tragen, ist Reue stets etwas Persönliches. Wir haben alle gesündigt (Römer 3,23; 1. Johannes 1,8) und die Heilige Schrift mahnt jeden von uns persönlich, zu bereuen und dem Evangelium zu glauben (Markus 1,15; Apostelgeschichte 2,38).
Paulus macht sich sehr viel Mühe, darauf hinzuweisen, dass, so wie die Sünde durch einen Menschen in die Welt kam, so ist das Heil nur durch einen Menschen, Jesus Christus, verfügbar. „… Denn wenn durch die Sünde des Einen die Vielen gestorben sind, um wie viel mehr ist Gottes Gnade den Vielen überreich zuteil geworden durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus“ (Römer 5,15, siehe auch die Verse 17-19). Das Vergehen der Sünde ist unseres, aber die Gnade des Heils ist Christi.
Eine Vielfalt von hebräischen und griechischen Wörtern wird benutzt, um Sünde zu beschreiben, und jeder Begriff fügt der Definition von Sünde eine ergänzende Komponente hinzu. Ein tieferes Studium dieser Wörter ist durch Lexika, Kommentare und Bibelstudienhilfen verfügbar. Die meisten benutzten Wörter beinhalten eine Einstellung des Herzens und der Gesinnung.
Von den am häufigsten benutzten hebräischen Begriffen resultiert die Vorstellung von Sünde als Verfehlen des Ziels (1. Mose 20,9; 2. Mose 32,21; 2. Könige 17,21; Psalm 40,5 usw.); Sünde hat mit einem Bruch in der Beziehung, daher Rebellion zu tun (Übertretung, Rebellion wie in 1. Samuel 24,11; Jesaja 1,28; 42,24 usw. beschrieben); etwas Krummes drehen, daher die bewusste Perversion einer Sache weg von ihrem beabsichtigtem Zweck (böse Taten wie in 2. Samuel 24,17; Daniel 9,5; Psalm 106,6 usw.); von Verschulden und daher Schuld (Frevel in Psalm 38,4; Jesaja 1,4; Jeremia 2,22); von Abirren und Abweichen von einem Pfad (siehe Irren in Hiob 6,24; Jesaja 28,7 usw.); Sünde hat damit zu tun, anderen Verletzungen zuzufügen (Böses und Misshandlung in 5Mo 26,6; Sprüche 24,1. usw.)
Die griechischen Wörter, die im Neuen Testament benutzt werden, sind Begriffe, die mit dem Verfehlen des Ziels zu tun haben (Johannes 8,46; 1. Korinther 15,56; Hebräer 3,13; Jakobus 1,5; 1. Johannes 1,7 usw.); mit Irrtum oder Verschulden (Übertretungen in Epheser 2,1; Kolosser 2,13 usw.); mit dem Überschreiten einer Grenzlinie (Übertretungen in Römer 4,15; Hebräer 2,2 usw); mit Handlungen gegen Gott (gottloses Wesen in Römer 1,18; Titus 2,12; Judas 15 usw.); und mit Gesetzlosigkeit (Ungerechtigkeit und Übertretung in Matthäus 7,23; 24,12; 2. Korinther 6,14; 1. Johannes 3,4 usw.).
Das Neue Testament fügt weitere Dimensionen hinzu. Sünde ist das Versagen, eine Gelegenheit zu ergreifen, göttliches Verhalten gegenüber anderen zu praktizieren (Jakobus 4,17). Ferner, „was nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde" (Römer 14,23)
Ein Wortstudium hilft, aber allein führt es uns nicht zu einem vollständigen Verständnis von Sünde. Wie vorhin erwähnt, müssen wir die Sünde aus christologischer Sicht betrachten, d. h. aus der Perspektive von Gottes Sohn. Jesus ist das wahre Ebenbild des Herzens des Vaters (Hebräer 1,3) und der Vater trägt uns auf: „Den sollt ihr hören!“ (Matthäus 17,5).
In den Studien 3 und 4 wurde erläutert, dass Jesus fleischgewordener Gott ist und dass seine Worte Worte des Lebens sind. Was er zu sagen hat, reflektiert nicht nur die Gesinnung des Vaters, sondern bringt auch die moralische und ethische Autorität Gottes mit sich.
Sünde ist nicht nur ein Akt gegen Gott – sie ist mehr. Jesus erklärte, dass Sünde dem sündenbeladenen menschlichen Herz und Verstand entspringt. „Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft. Alle diese bösen Dinge kommen von innen heraus und machen den Menschen unrein“ (Markus 7,21-23).
Wir machen einen Fehler, wenn wir nach einer spezifischen, festgelegten Liste von Geboten und Verboten Ausschau halten. Es ist nicht so sehr die individuelle Tat, sondern vielmehr die dahinter liegende Einstellung des Herzens, die wir nach Gottes Willen verstehen sollten. Trotzdem ist der obige Abschnitt aus dem Markusevangelium einer von vielen, wo Jesus oder seine Apostel sündige Praktiken und den Ausdruck des Glaubens auflisten oder vergleichen. Solche Bibelstellen finden wir in Matthäus 5-7; Matthäus 25,31-46; 1. Korinther 13,4-8; Galater 5,19-26; Kolosser 3 usw. Jesus beschreibt Sünde als abhängig machendes Verhalten und erwähnt: „Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht“ (Johannes 10,34).
Sünde durchkreuzt Grenzlinien göttlichen Verhaltens gegenüber anderen Menschen. Es besteht im Handeln, als ob wir keiner höheren Macht, die höher als wir selber ist, verantwortlich wären. Für den Christen besteht Sünde darin, dass wir nicht erlauben, dass Jesus andere durch uns liebt, dass wir nicht honorieren, was Jakobus einen „reinen und unbefleckten Gottesdienst“ (Jakobus 1,27) und „das königliche Gesetz nach der Schrift“ (Jakobus 2,8) nennt. Jesus erläuterte, dass jene Menschen, die ihn lieben, seine Worte befolgen werden (Johannes 14,15; Matthäus 7,24) und so das Gesetz Christi erfüllen.
Das Thema unserer inhärenten Sündhaftigkeit zieht sich durch die ganze Heilige Schrift (siehe auch 1. Mose 6,5; 8,21; Prediger 9,3; Jeremia 17,9; Römer 1,21 usw.). Daher befiehlt uns Gott: „Werft von euch alle Übertretungen, die ihr begangen habt, und macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist“ (Hesekiel 18,31).
Durch die Sendung seines Sohnes in unsere Herzen erhalten wir ein neues Herz und einen neuen Geist, wobei wir bekennen, dass wir Gott gehören (Galater 4,6; Römer 7,6). Da wir Gott gehören, sollten wir nicht länger „Sklaven der Sünde“ sein (Römer 6,6), nicht mehr „unverständig, ungehorsam sein, nicht in die Irre gehen, nicht mehr Begierden und Gelüsten dienstbar sein, nicht mehr in Bosheit und Neid leben, uns nicht verhasst sein und uns untereinander hassen“ (Titus 3,3).
Der Kontext der ersten überlieferten Sünde im 1. Buch Mose kann uns Hilfe geben. Adam und Eva waren in Gemeinschaft mit dem Vater und die Sünde geschah, als sie diese Beziehung brachen, indem sie auf eine andere Stimme achteten (lesen Sie 1. Mose 2-3).
Das Ziel, das Sünde verfehlt, ist der Siegespreis unserer himmlischen Berufung in Christus Jesus (Philipper 3,14), und dass wir durch die Adoption in die Gemeinschaft des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Kinder Gottes genannt werden können (1. Johannes 3,1). Wenn wir uns aus dieser Gemeinschaft mit der Gottheit entfernen, verfehlen wir das Ziel.
Jesus wohnt in unserem Herzen, damit wir „mit der der ganzen Gottesfülle erfüllt werden können“ (siehe Epheser 3,17-19), und der Bruch dieser erfüllenden Beziehung ist Sünde. Wenn wir Sünde begehen, rebellieren wir gegen alles, was Gott ist. Sie verursacht einen Riss in der heiligen Beziehung, die Jesus mit uns vor Grundlegung der Welt vorgesehen hatte. Es ist eine Weigerung, den Heiligen Geist in uns wirken zu lassen, um den Willen des Vaters zu tun. Jesus kam, um Sünder zur Buße [Umkehr] zu rufen (Lukas 5,32), d. h. dass sie zurückkehren zu einer Beziehung mit Gott und seinem Willen für die Menschheit.
Sünde bedeutet, etwas Wunderbares, das Gott in seiner Heiligkeit entwarf, zu nehmen und es für selbstsüchtige Begierden gegen andere zu pervertieren. Es bedeutet, von Gottes beabsichtigtem Zweck für die Menschheit, jeden einzelnen in sein Leben einzubeziehen, abzuirren.
Sünde bedeutet auch, unseren Glauben nicht in Jesus als Führer und Autorität unseres geistlichen Lebens zu setzen. Sünde, die geistlich ist, wird nicht durch menschliche Logik oder Annahmen definiert, sondern von Gott. Wenn wir eine kurze Definition haben wollen, könnten wir sagen, dass Sünde der Lebenszustand ist, ohne Gemeinschaft mit Christus zu leben.
Christen müssen Sünde meiden, weil Sünde ein Bruch in unserer Beziehung mit Gott ist, der uns aus der Harmonie der Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist entfernt.
von James Henderson