Oft hilft es, sich Schriftstellen genauer anzusehen. Jesus machte eine eindrucksvolle demonstrative und allumfassende Aussage während eines Gespräches mit Nikodemus, einem führenden Gelehrten und Obersten der Juden. «Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben» (Johannes 3,16).
Jesus und Nikodemus trafen sich auf gleicher Augenhöhe – von Lehrer zu Lehrer. Jesu Argument, eine zweite Geburt sei erforderlich, um ins Reich Gottes zu gelangen, verblüffte Nikodemus völlig. Diese Unterredung war bedeutsam, da Jesus als Jude sich mit anderen Juden hat auseinandersetzen müssen und wie in diesem Fall, besonders mit den einflussreichen Obersten.
Sehen wir, wie es weitergeht. Als Nächstes kommt es zu einer Begegnung mit der Frau am Brunnen Jakobs in Sychar. Sie war fünf Mal verheiratet und lebte nun in wilder Ehe mit einem Mann zusammen, was sie zum Gesprächsthema Nummer eins unter den Leuten machte. Dazu kam, dass sie Samariterin war und somit zu einem Volk gehörte, das von den Juden verpönt und gemieden wurde. Warum führte Jesus, der Rabbi, ein Gespräch ausgerechnet mit einer Frau, was schon ungewöhnlich war, und ausgerechnet mit einer Samariterin? Ehrenwerte Rabbis taten so etwas nicht.
Nach ein paar Tagen, die Jesus auf Wunsch der Samariter unter ihnen verbrachte, zogen er und seine Jünger weiter nach Kana in Galiläa. Dort heilte Jesus den Sohn eines königlichen Beamten, zu dem er sprach: «Geh hin, dein Sohn lebt!» Dieser Beamte, sicherlich ein reicher Aristokrat, diente am Hof des Königs Herodes, und konnte ein Jude oder Heide gewesen sein. Er war mit all seinen Mitteln nicht in der Lage, seinen sterbenden Sohn zu retten. Jesus war seine letzte und beste Hoffnung.
Während seines Aufenthaltes auf Erden war es nicht Jesu Art, eine eindrucksvolle Erklärung über Gottes Liebe zu allen Menschen abzugeben und dabei im Hintergrund zu bleiben. Die Liebe des Vaters zeigte sich in aller Öffentlichkeit durch das Leben und Leiden seines eingeborenen Sohnes. Jesus offenbarte durch die drei Begegnungen, dass er für «alle Menschen» gekommen ist.
Was erfahren wir noch von Nikodemus? Mit der Erlaubnis von Pilatus nahm sich Josef von Arimathäa des Leichnams Jesu an und wurde von Nikodemus begleitet. «Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund. Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit Spezereien, wie die Juden zu begraben pflegen» (Johannes 19,39-40).
Bei der ersten Begegnung kam er noch unter dem Schutz der Dunkelheit zum Sohn Gottes, nun zeigt er sich mutig mit anderen Gläubigen, um das Begräbnis Jesu auszurichten.
von Greg Williams