Jeder hat eine Vorstellung von richtig und falsch, und jeder hat schon etwas Falsches getan — selbst nach seiner eigenen Vorstellung. "Irren ist menschlich", sagt ein bekanntes Sprichwort. Jeder hat schon einmal einen Freund enttäuscht, ein Versprechen gebrochen, die Gefühle eines anderen verletzt. Jeder kennt Schuldgefühle. Die Menschen möchten deshalb nichts mit Gott zu tun haben. Sie wollen keinen Tag des Gerichts, weil sie wissen, dass sie nicht reinen Gewissens vor Gott stehen können. Sie wissen, dass sie ihm gehorchen sollten, doch sie wissen auch, dass sie es nicht getan haben. Sie schämen sich und fühlen sich schuldig.
Wie kann ihre Schuld getilgt werden? Wie das Bewusstsein gereinigt werden? "Vergeben ist göttlich", schliesst das Stichwort. Gott selbst wird vergeben. Viele Menschen kennen dieses Sprichwort, doch sie glauben nicht, dass Gott göttlich genug ist, um ihre Sünden zu vergeben. Sie fühlen sich immer noch schuldig. Sie fürchten immer noch die Erscheinung Gottes und den Tag des Gerichts.
Doch Gott ist schon einmal erschienen — in der Person Jesus Christus. Er kam nicht, um zu verdammen, sondern um zu erretten. Er brachte eine Botschaft der Vergebung, und er starb an einem Kreuz, um zu garantieren, dass uns vergeben werden kann.
Die Botschaft Jesu, die Botschaft des Kreuzes, ist gute Nachricht für alle, die sich schuldig fühlen. Jesus, der göttliche Mensch, hat unsere Strafe auf sich genommen. Allen Menschen, die demütig genug sind, das Evangelium Jesu Christi zu glauben, wird Vergebung zuteil.
Wir brauchen diese gute Nachricht. Christi Evangelium bringt Seelenfrieden, Glück und einen persönlichen Sieg. Das wahre Evangelium, die gute Nachricht, ist das Evangelium, das Christus predigte. Ebendieses Evangelium predigten auch die Apostel: Jesus Christus, den Gekreuzigten (1. Korinther 2,2), Jesus Christus in Christen, die Hoffnung der Herrlichkeit (Kolosser 1,27), die Auferstehung von den Toten, die Botschaft von Hoffnung und Erlösung für die Menschheit das ist das Evangelium vom Reich Gottes.
Gott hat seiner Kirche den Auftrag gegeben, diese Botschaft zu verkünden, und dazu den Heiligen Geist, um diese Aufgabe zu bewältigen. Im Korintherbrief beschreibt Paulus das Evangelium, das Jesus seiner Gemeinde gab: „Ich tue euch aber, Brüder, das Evangelium kund, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht, durch das ihr auch errettet werdet, wenn ihr festhaltet, mit welcher Rede ich es euch verkündigt habe, es sei denn, dass ihr vergeblich zum Glauben gekommen seid. Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften; und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften; und dass er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt übriggeblieben, einige aber auch entschlafen sind. Danach erschien er Jakobus, dann den Aposteln allen; zuletzt aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir" (1. Korinther 15,1-8 Eberfelder Bibel).
Paulus stellt "vor allem" heraus, dass gemäss der Heiligen Schrift Jesus der Messias oder Christus ist, dass er für unsere Sünden starb, begraben wurde und auferstand. Ferner hebt er hervor, dass viele Christi Auferstehung bezeugen können, sollte dies von jemandem angezweifelt werden.
Paulus macht klar, dass es das Evangelium ist, "durch das ihr auch errettet werdet". Unser Ziel sollte es sein, wie Paulus das weiterzugeben, was wir empfangen haben und was "vor allem" anderen steht.
Was wir empfangen haben und deshalb weitergeben müssen, deckt sich mit dem, was Paulus und die anderen Apostel empfingen — was vor allem anderen steht —, "dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften; und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften...".
Alle weiteren Lehren der Bibel basieren auf diesen grundlegenden Wahrheiten. Nur der Sohn Gottes konnte für unsere Sünden sterben, und nur weil er dies tat und von den Toten auferstand, können wir in unerschütterlichem Vertrauen seiner Rückkehr und unserem Erbe, dem ewigen Leben, entgegensehen.
Deshalb konnte Johannes schreiben: "Wenn wir der Menschen Zeugnis annehmen, so ist Gottes Zeugnis doch grösser; denn das ist Gottes Zeugnis, dass er Zeugnis gegeben hat von seinem Sohn. Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat dieses Zeugnis in sich. Wer Gott nicht glaubt, der macht ihn zum Lügner; denn er glaubt nicht dem Zeugnis, das Gott gegeben hat von seinem Sohn.
„Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht" (1. Joh. 5,9- 12).
Manche können sich, wie es scheint, über Bibelprophezeiungen erhitzen, es fällt ihnen jedoch schwer, sich für die zentrale Botschaft der Bibel — die Erlösung durch Jesus Christus — zu begeistern! Gott hat Christen das wertvollste aller Geschenke gemacht und ihnen die Verpflichtung auferlegt, anderen zu verkünden, wie auch sie dieses Geschenk empfangen können!
Als Petrus dem Hauptmann Kornelius die Aufgabe der Apostel beschrieb, sagte er: "Und er [Jesus] hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten. Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen" (Apostelgeschichte 10,42-43).
Dies ist die wichtigste Botschaft; die gute Botschaft, die den Aposteln offenbart wurde, war die zentrale Botschaft aller Propheten- dass Gott Jesus Christus zum Richter über die Lebenden und Toten gemacht hat und jeder, der an ihn glaubt, Sündenvergebung durch seinen Namen erfährt!
Lukas schrieb, Jesus habe seine Jünger, kurz bevor er gen Himmel aufstieg, an die zentrale Gültigkeit seiner Botschaft erinnert: "Da öffnete er ihnen das Verständnis, so dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Busse [Reue] zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem und seid dafür Zeugen" (Luk. 24,45-48).
Was sollten die Apostel vom Inhalt der Heiligen Schrift verstehen, als Jesus ihnen den Sinn dafür öffnete? Mit anderen Worten, was ist laut Jesus die zentrale und bedeutendste Wahrheit, die es aus den alttestamentlichen Schriften zu verstehen gilt?
Dass Christus leiden und am dritten Tage von den Toten auferstehen wird und dass Busse [Reue] zur Vergebung der Sünden allen Völkern in seinem Namen gepredigt wird!
"Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden", predigte Petrus (Apostelgeschichte 4,12).
Was aber ist Init dem Evangelium vom Reich Gottes? Predigte Jesus nicht die gute Botschaft vom Reich Gottes? Natürlich!
Unterscheidet sich das Evangelium vom Reich Gottes von dem, was Paulus, Petrus und Johannes über die Erlösung in Jesus Christus predigten? Keineswegs!
Machen wir uns klar, dass der Eintritt ins Reich Gottes die Erlösung ist. Errettet zu sein und ins Reich Gottes zu kommen ist das gleiche! Das ewige Leben zu empfangen ist das gleiche wie Erlösung [oder das Heil] zu erfahren, weil Erlösung gleichbedeutend ist mit der Errettung von der todbringenden Sünde.
In Jesus ist Leben — ewiges Leben. Das ewige Leben bedingt die Vergebung der Sünde. Und die Vergebung der Sünde, oder Rechtfertigung, erfährt man nur durch den Glauben an Jesus Christus.
Jesus ist sowohl Richter als auch Retter. Auch ist er König des Reiches. Das Evangelium vom Reich Gottes ist das Evangelium von der Errettung in Jesus Christus. Jesus und seine Apostel predigten dieselbe Botschaft — Jesus Christus ist der Sohn Gottes und der einzige Weg zur Erlangung des Heils, der Erlösung, des ewigen Lebens und des Eintritts ins Reich Gottes.
Und wenn einem die Sinne geöffnet sind, um die alttestamentlichen Prophezeiungen verstehen zu können, so wie Jesus dazu den Aposteln das Verständnis öffnete (Luk 24,45), wird deutlich, dass die zentrale Botschaft der Propheten auch Jesus Christus war (Apostelgeschichte 10,43).
Lassen Sie uns fortfahren. Johannes schrieb: "Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm" (Johannes 3,36). Das ist eine deutliche Sprache!
Jesus sagte: "...Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich" (Joh. 14,6). Was wir unbedingt vom Wort Gottes begreifen müssen, ist, dass ein Mensch ohne Jesus Christus weder zum Vater kommen noch Gott kennen, weder das ewige Leben ererben noch ins Reich Gottes kommen kann.
In seinem Brief an die Kolosser schrieb Paulus: "Mit Freuden sagt Dank dem Vater, der euch tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden" (Kolosser 1,12- 14).
Beachten Sie, wie sich das Erbe der Heiligen, das Reich des Lichts, das Reich des Sohnes, die Erlösung und die Vergebung der Sünden zu einem nahtlosen Gewand des Wortes der Wahrheit, dem Evangelium, verbinden.
In Vers 4 spricht Paulus vom "Glauben [der Kolosser] an Christus Jesus und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt". Er schreibt, jener Glaube und jene Liebe entsprängen "der Hoffnung..., die für euch bereit ist im Himmel. Von ihr habt ihr schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das Evangelium, das zu euch gekommen ist..." (Vers 5-6). Wieder steht das Evangelium im Mittelpunkt der Hoffnung auf ewiges Heil im Reich Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, durch den wir erlöst wurden.
In Vers 21 bis 23 fährt Paulus fort, "Auch euch, die ihr einst fremd und feindlich gesinnt wart in bösen Werken, hat er nun versöhnt durch den Tod seines sterblichen Leibes, damit er euch heilig und untadelig und makellos vor sein Angesicht stelle; wenn ihr nur bleibt im Glauben, gegründet und fest, und nicht weicht von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt und das gepredigt ist allen Geschöpfen unter dem Himmel. Sein Diener bin ich, Paulus, geworden."
In den Versen 25 bis 29 geht Paulus weiter auf das Evangelium ein, i11 dessen Dienst er gestellt war, und auf sein Ziel, es zu verkünden. Er schrieb: "Ihr [der Gemeinde) Diener bin ich geworden durch das Amt, das Gott mir gegeben hat, dass ich euch sein Wort reichlich predigen soll, nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen, denen Gott kundtun wollte, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, damit wir einen jeden Menschen in Christus vollkommen machen. Dafür mühe ich mich auch ab und ringe in der Kraft dessen, der in mir kräftig wirkt."
Das ganze Evangelium handelt von Jesus Christus. Es handelt von seiner Identität und seinem Wirken als Sohn Gottes (Joh. 3,18), als Richter der Lebenden und Toten (2. Timotheus 4,1), als Christus (Apostelgeschichte 17,3), als Heiland (2. Tim. 1, 10), als Hoherpriester (Hebräer 4,14), als Fürsprecher (1. Johannes 2,1), als König aller Könige und Herr aller Herren (Offenbarung 17, 14), als Erstgeborener unter vielen Brüdern (Römer 8,29), als Freund (Johannes 15,14-15).
Es handelt von ihm als Hirten unserer Seelen (1. Petr. 2,25), als Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt (Joh. 1,29), als für uns geopfertes Passalamm (1. Korinther 5,7), als das Ebenbild des unsichtbaren Gottes und als Erstgeborener vor aller Schöpfung (Kol.1,15), als Haupt der Gemeinde und als Anfang sowie als Erstgeborener von den Toten (Vers 18), als Abglanz der Herrlichkeit Gottes und Ebenbild seines Wesens (Hebr. 1,3), als Offenbarer des Vaters (Matth. 11,27), als Weg, Wahrheit und Leben (Johannes 14,6), als Tür (Joh10,7).
Das Evangelium handelt von Christus als dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens (Hebräer 12,2), als Herrscher über die Schöpfung Gottes (Offenbarung 3,14), als dem Ersten und Letzten, Anfang und Ende (Offenbarung 22,13), als Spross (Jer. 23,5), als dem Eckstein (1. Petrus 2,6), als Gottes Kraft und Gottes Weisheit (1. Korinther 1,24), als dem Erwünschten aller Nationen (Haggai 2,7).
Es handelt von Christus, dem treuen und wahrhaften Zeugen (Offenbarung 3,14), dem Erben von allem (Hebr. 1,2), dem Horn des Heils (Luk 1,69), dem Licht der Welt (Johannes 8,12), dem lebendigen Brot (Joh. 6,51), der Wurzel Isais (Jes. 11,10), unserem Heil (Luk. 2,30), der Sonne der Gerechtigkeit (Mal. 3,20), dem Wort des Lebens (1. Johannes 1, 1), dem in Kraft eingesetzten Sohn Gottes durch seine Auferstehung von den Toten (Röm. 1,4) — und so weiter.
Paulus schrieb, "Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus" (1. Korinther 3,11). Jesus Christus ist der Dreh- und Angelpunkt, das zentrale Thema, die Grundlage des Evangeliums. Wie könnten wir irgend etwas anderes predigen, ohne der Bibel zu widersprechen?
Jesus sagte seinerzeit zu den Führern der Juden, "Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeugt; aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet" (Johannes 5,39-40).
Die Botschaft, die Christen zu verkünden berufen sind, handelt vom Heil, das heisst vom ewigen Leben im Reich Gottes. Zum ewigen Heil bzw. zum Reich Gottes gelangt man nur durch die eine wahre Tür, den einzig wahren Weg — Jesus Christus. Er ist der König jenes Reiches.
Johannes schrieb: "Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater" (1. Johannes 2,23). Der Apostel Paulus schrieb an Timotheus: "Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, dass dies zu seiner Zeit gepredigt werde" (1. Timotheus 2:5- 6).
In Hebräer 2,3 werden wir gewarnt: "...wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein so grosses Heil nicht achten, das seinen Anfang nahm mit der Predigt des Herrn und bei uns bekräftigt wurde durch die, die es gehört haben?" Die Heilsbotschaft wurde von Jesus selbst zuerst verkündet- es war Jesu eigene Botschaft vom Vater.
Johannes schrieb auf, was Gott selbst über seinen Sohn bezeugt: "Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht" (1. Johannes 5,11-12).
In Johannes 5,22 bis 23 streicht Johannes nochmals das dem Sohn zukommende Gewicht heraus: "Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben, damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat." Deshalb predigt die Kirche so beständig über Jesus Christus! Jesaja prophezeite: "Darum spricht Gott, der Ren: Siehe, ich lege in Zion einen Stein, einen bewährten Stein, einen kostbaren, grundlegenden Eckstein. Wer glaubt, wird nicht zuschanden" (Jesaja 28,16 Zürcher Bibel).
Während wir im neuen Leben, zu dem wir in Jesus Christus berufen sind, wandeln und auf ihn als unseren sicheren Grund vertrauen sowie täglich auf seine Wiederkunft in Ruhm und Macht hoffen, können wir uns in Hoffnung und Zuversicht auf unser ewiges Erbe freuen.
Nachdem aber Johannes gefangen genommen war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Busse [Bereut] und glaubt an das Evangelium!" (Mark 1:14-15).
Dieses Evangelium, das Jesus brachte, ist die "gute Nachricht" — eine machtvolle Botschaft, die das Leben verändert und verwandelt. Das Evangelium überführt und bekehrt nicht nur, sondern wird am Ende alle bestürzt machen, die ihm ablehnend gegenüberstehen.
Das Evangelium ist "eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben" (Röm. 1:16). Das Evangelium ist Gottes Einladung an uns, ein Leben auf einer ganz anderen Ebene zu führen. Es ist die gute Nachricht, dass auf uns ein Erbe wartet, das ganz in unseren Besitz gelangen wird, wenn Christus wiederkommt. Es ist auch eine Einladung zu einer belebenden geistlichen Realität, die uns schon jetzt gehören kann.
Paulus nennt das Evangelium "Evangelium von Christus" (1. Korinther 9:12), "Evangelium Gottes" (Röm. 15:16) und "Evangelium des Friedens" (Epheser 6:15). Ausgehend von Jesus, beginnt er, die jüdische Meinung vom Reich Gottes neu zu definieren, und stellt dabei die universale Bedeutung des ersten Kommens Christi in den Mittelpunkt.
Der Jesus, der über die staubigen Strassen von Judäa und Galiläa wanderte, ist, so lehrt Paulus, nun der auferstandene Christus, der zur Rechten Gottes sitzt und "das Haupt aller Mächte und Gewalten" ist (Ko. 2:10).
Tod und Auferstehung Jesu Christi kommen Paulus zufolge "als erstes" im Evangelium; sie sind die Schlüsselereignisse in Gottes Plan (1. Korinther 15:1-11). Das Evangelium ist die frohe Botschaft für die Armen und Unterdrückten. Die Geschichte hat ein Ziel. Am Ende wird das Recht triumphieren, nicht die Macht.
Die durchbohrte Hand hat über die gepanzerte Faust gesiegt. Das Reich des Bösen weicht dem Reich Jesu Christi, einer Ordnung der Dinge, die Christen zum Teil schon erleben.
Paulus unterstrich diesen Aspekt des Evangeliums gegenüber den Kolossern: "Mit Freuden sagt Dank dem Vater, der euch tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden" (Kolosser 1,12-14).
Für alle Christen ist und war das Evangelium gegenwärtige Realität und zukünftige Hoffnung. Der auferstandene Christus, der Herr ist über Zeit, Raum und alles, was hier unten geschieht, ist der Streiter für die Christen. Der, der in den Himmel erhoben wurde, ist die allgegenwärtige Quelle der Kraft (Epheser 3,20-21).
Die frohe Botschaft ist, dass Jesus Christus in seinem irdischen Leben jedes Hindernis überwunden hat. Der Weg des Kreuzes ist ein harter, aber siegreicher Weg in das Reich Gottes. Deshalb kann Paulus das Evangelium auf die knappe Formel bringen, "Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten" (1. Korinther 2,2).
Als Jesus in Galiläa auftrat und mit Ernst das Evangelium predigte, erwartete er eine Antwort. Er erwartet auch von uns heute eine Antwort.
Doch Jesu Einladung zum Eintritt ins Reich war nicht in einem Vakuum gehalten. Jesu Aufruf für das Reich Gottes war mit beeindruckenden Zeichen und Wundern begleitet, die ein Land, das unter der römischen Herrschaft litt, aufhorchen liess.
Das ist ein Grund, warum Jesus klarstellen musste, was er mit dem Königreich Gottes meinte. Die Juden zur Zeit Jesu warteten auf einen Führer, der ihrer Nation die Herrlichkeit der Zeit von David und Salomo wiederbringen würde. Doch die Botschaft Jesu war "doppelt revolutionär", wie der Oxford-Gelehrte N.T. Wright schreibt. Erstens nahm er die gängige Erwartung, dass ein jüdischer Superstaat das römische Joch abwerfen würde, und verwandelte sie in etwas völlig anderes. Er machte aus der verbreiteten Hoffnung auf politische Befreiung eine Botschaft geistlicher Erlösung: das Evangelium!
"Das Reich Gottes ist herbeigekommen, schien er zu sagen, aber es ist nicht so, wie ihr es euch vorgestellt habt" (N.T. Wright, Who Was Jesus?, S. 98).
Jesus schockierte die Menschen mit den Konsequenzen seiner guten Nachricht. "Aber viele, die die Ersten sind, werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein" (Matthäus 19,30).
"Da wird Heulen und Zähneklappern sein", sagte er zu seinen jüdischen Landsleuten, "wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestossen" (Luk 13:28).
Das grosse Abendmahl war für alle da (Luk. 14,16-24). Auch die Heiden waren eingeladen in das Reich Gottes. Und ein Zweites war nicht weniger revolutionär.
Dieser Prophet aus Nazareth schien eine Menge Zeit für die Rechtlosen zu haben — von den Aussätzigen und Krüppeln bis zu geldgierigen Steuereinnehmern — und manchmal sogar für die verhassten römischen Unterdrücker.
Die gute Nachricht, die Jesus brachte, widersprach allen Erwartungen, selbst denen seiner treuen Jünger (Luk. 9,51-56). Immer wieder sagte Jesus, das Reich, das sie in der Zukunft erwarteten, sei in seinem Wirken bereits dynamisch gegenwärtig. Nach einer besonders dramatischen Episode sagte er: "Wenn ich aber durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen" (Luk. 11,20). Mit anderen Worten: Die Menschen, die das Wirken Jesu sahen, erlebten die Gegenwart der Zukunft. In mindestens dreifacher Hinsicht stellte Jesus die gängigen Erwartungen auf den Kopf:
So besass die gute Nachricht Jesu eine dynamische Spannung zwischen dem "Schon jetzt" und dem "Noch nicht". Das Evangelium vom Reich bezog sich auf die Herrschaft Gottes, die jetzt schon bestand — "Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt" (Matth. 11,5). Doch das Reich war "noch nicht" da in dem Sinn, als seine volle Erfüllung noch bevorstand. Das Evangelium verstehen heisst, diesen zweifachen Aspekt begreifen: einerseits die verheissene Gegenwart des Königs, der schon jetzt in seinem Volk lebt, und andererseits seine dramatische Wiederkunft.
Der Missionar Paulus trug dazu bei, die zweite grosse Bewegung des Evangeliums auszulösen — seine Verbreitung vom winzigen Judäa in die hochkultivierte griechisch-römische Welt der Mitte des ersten Jahrhunderts. Paulus, der bekehrte Christenverfolger, lenkt das blendende Licht des Evangeliums durch das Prisma des Alltagslebens. Während er den verherrlichten Christus preist, geht es ihm auch um die praktischen Konsequenzen des Evangeliums.
Dem fanatischen Widerstand zum Trotz vermittelt Paulus den anderen Christen die atemberaubende Bedeutung von Jesu Leben, Tod und Auferstehung:
"Auch euch, die ihr einst fremd und feindlich gesinnt wart in bösen Werken, hat er nun versöhnt durch den Tod seines sterblichen Leibes, damit er euch heilig und untadelig und makellos vor sein Angesicht stelle; wenn ihr nur bleibt im Glauben, gegründet und fest, und nicht weicht von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt und das gepredigt ist allen Geschöpfen unter dem Himmel. Sein Diener bin ich, Paulus, geworden" (Kolosser 1,21-23).
Versöhnt. Makellos. Gnade. Erlösung. Vergebung. Und nicht nur in der Zukunft, sondern hier und jetzt. Das ist das Evangelium des Paulus.
Die Auferstehung, der Höhepunkt, auf den die Synoptiker und Johannes ihre Leser hinfuhren (Johannes 20,31), setzt die innere Kraft des Evangeliums frei für das tägliche Leben des Christen. Die Auferstehung Christi bestätigt das Evangelium. Deshalb, so lehrt Paulus, geben jene Ereignisse im fernen Judäa allen Menschen Hoffnung:
„...ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben... " (Römer 1,16-17).
Der Apostel Johannes bereichert das Evangelium um eine weitere Dimension. Es stellt Jesus dar, wie sich der "Jünger, den er lieb hatte" (Joh.19,26), an ihn erinnert, ein Mann mit dem Herzen eines Hirten, ein Kirchenführer mit einer tiefen Liebe für die Menschen mit ihren Sorgen und Ängsten.
"Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen" (Johannes 20,30-31).
Die Darstellung des Evangeliums seitens Johannes' hat ihren Kern in der bemerkenswerten Aussage: "...damit ihr durch den Glauben das Leben habt."
Johannes vermittelt auf wunderbare Weise einen weiteren Aspekt des Evangeliums: Jesus Christus in Momenten grösster persönlicher Nähe. Johannes gibt einen lebendigen Bericht von der persönlichen, dienenden Gegenwart des Messias.
Im Johannesevangelium begegnen wir einem Christus, ein machtvoller öffentlicher Prediger war (Johannes 7,37-46). Wir sehen Jesus warm und gastfreundlich. Von seiner einladenden Aufforderung "Kommt und seht!" (Joh. 1,39) bis zur Herausforderung an den zweifelnden Thomas, seinen Finger in die Wundmale an seinen Händen zu legen (Johannes 20,27), wird hier auf unvergessliche Weise der porträtiert, der Fleisch ward und unter uns wohnte (Johannes 1,14).
Die Menschen fühlten sich bei Jesus so willkommen und wohl, dass sie einen regen Austausch mit ihm hatten (Joh. 6,5-8). Sie lagen beim Essen neben ihm und assen von demselben Teller (Johannes 13,23-26).
Sie liebten ihn so innig, dass sie ans Ufer schwammen, sobald sie ihn erblickten, um gemeinsam Fische zu essen, die er selber gebraten hatte (Joh. 21,7-14).
Das Johannesevangelium erinnert uns daran, wie sehr das Evangelium sich um Jesus Christus dreht, sein Beispiel und das ewige Leben, das wir durch ihn empfangen (Johannes 10,10). Es erinnert uns, dass es nicht genügt, das Evangelium zu predigen. Wir müssen es auch leben. Der Apostel Johannes macht uns Mut: Andere könnten durch unser Beispiel dafür gewonnen werden, die gute Nachricht vom Reich Gottes mit uns zu teilen. So erging es der Samariterin, die Jesus Christus am Brunnen traf (Johannes 4,27-30), und Maria von Mandala (Johannes 20,10-18).
Der, der am Grab des Lazarus weinte, der demütige Knecht, der seinen Jüngern die Füsse wusch, lebt auch heute. Er schenkt uns seine Gegenwart durch das Innewohnen des Heiligen Geistes: "Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen ... Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht" (Johannes 14,23, 27). Jesus führt sein Volk heute aktiv durch den Heiligen Geist. Seine Einladung ist so persönlich und ermutigend wie eh und je: "Kommt und seht!" (Joh. 1,39).
Broschüre der Weltweiten Kirche Gottes