Gottes Geschenk der Gerechtigkeit

884 gottes geschenk der gerechtigkeitDie Heilige Schrift verwendet zahlreiche Begriffe, um Gottes Gnade uns Menschen gegenüber zu beschreiben. Dazu zählen Heil, Sühne, Versöhnung, Adoption, Heiligung, Erlösung, Zurechnung oder Rechtfertigung. Jeder dieser Ausdrücke hebt eine besondere Facette dessen hervor, was Gott in Christus für uns vollbracht hat. Im Folgenden möchten wir einige dieser Begriffe betrachten und gemeinsam über ihre Bedeutung nachdenken.

Rechtfertigung

Beginnen wir mit dem Begriff Rechtfertigung. In unserem täglichen Sprachgebrauch kommt er nur selten vor. Wenn wir uns rechtfertigen, nutzen wir verschiedene Formulierungen: Ich habe versucht, gegenüber dem Beamten des Finanzamtes jeden Sonderabzug zu rechtfertigen. Ein Angeklagter wird aufgefordert, seine Handlungen zu rechtfertigen. Er muss beweisen, dass sein Verhalten rechtmässig war. Auch in der Bibel finden wir diese Bedeutung des Wortes. Nachdem Hiob eine Reihe von Katastrophen erlitten hatte, wurde sein Freund Elihu, der Sohn Barachels des Busiters aus dem Geschlecht Ram, aufgebracht über Hiobs Verhalten: «Er ward zornig über Hiob, weil er sich selber für gerechter hielt als Gott» (Hiob 32,2).
Ein Schriftgelehrter wollte sich Jesus gegenüber hinsichtlich seines Gesetzesgehorsams rechtfertigen: «Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster?» (Lukas 10,29).

Das griechische Verb für «rechtfertigen» – «dikaioo» – ist eng mit den Begriffen «dikaios» (recht) und «dikaiosune» (Gerechtigkeit) verwandt, auch wenn das in deutschen Übersetzungen nicht immer sichtbar ist. Paulus schreibt im Römerbrief, dass die allgegenwärtige Sünde verhindert, dass irgendein Mensch am Jüngsten Tag vor Gott bestehen kann – niemand ohne Ausnahme.

Damit widerspricht Paulus der verbreiteten jüdischen Überzeugung, man könne sich durch die gewissenhafte Befolgung des göttlichen Gesetzes Gottes Gunst sichern. Viele glaubten, die Waagschalen des Gerichts würden sich zu ihren Gunsten neigen, sobald sie nur genügend gute Werke aufzuweisen hätten. Paulus hält dagegen: «Denn durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch vor ihm gerecht sein. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde» (Römer 3,20).

Stellen Sie sich die Reaktion der Juden jener Zeit vor. Die Bibel macht deutlich, dass wir – Juden wie Heiden – eines Tages vor unserem heiligen und vollkommenen Gott erscheinen und für unsere Taten Rechenschaft ablegen müssen: «Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse» (2. Korinther 5,10). Angesichts des Beweises unserer Sünden werden wir vor Gott unweigerlich schuldig gesprochen.

Freispruch

Vor diesem düsteren Hintergrund verkündet Paulus die gute Nachricht der Rechtfertigung: «Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist» (Römer 3,22–24).

Obwohl wir unfähig sind, uns selbst als gerecht darzustellen, spricht uns Gott von aller Schuld frei, wenn wir auf Jesus Christus vertrauen. Jesus hat die Strafe für unsere Sünde bereits mit seinem Blut bezahlt. Auf dieser Grundlage allein – nicht wegen irgendeiner guten Tat unsererseits und nicht, weil wir tatsächlich gerecht wären – wird Gott uns am Tag des Gerichts für «nicht schuldig» erklären. Die Rechtfertigung bezieht sich nicht allein auf die Zukunft. Gott spricht dieses Urteil «nicht schuldig» schon heute über uns aus durch die Gnade, die uns in Jesus Christus übertragen wird.

Neue Dimension

Gott ging noch weiter, als uns lediglich straffrei zu erklären: Er schenkt uns die Gerechtigkeit seines Sohnes und eröffnet damit eine neue Dimension des Werkes Christi. Er lebte ein vollkommen sündenloses Leben, etwas, das niemand sonst je vollbracht hat. Deshalb besitzt allein er das Recht, vor dem heiligen Gott zu stehen. Die Heilige Schrift sagt, dass Gott uns dieses gerechte Leben Christi zurechnet, als hätten wir selbst sündlos und heilig gelebt. Das ist die Gerechtigkeit Gottes, die jedem Glaubenden angerechnet wird: «Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner grossen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr gerettet. Er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus» (Epheser 2,4-7).

Man könnte es mit einer Person vergleichen, die tief verschuldet ist und kein Guthaben auf dem Konto hat. Gott begleicht nicht nur unsere Schulden, sondern überweist zusätzlich einen unermesslichen Betrag auf unser Konto. Theologen bezeichnen diese Gutschrift des sündlosen Lebens Christi zu unseren Gunsten als Zurechnung.

Zurechnung

Diese angerechnete Gerechtigkeit ist eine zentrale Botschaft des Römerbriefes, der folgendermassen schliesst: «Dass es ihm (Abraham) zugerechnet worden ist, ist aber nicht allein um seinetwillen geschrieben, sondern auch um unsertwillen, denen es zugerechnet werden soll, wenn wir glauben an den, der unsern Herrn Jesus auferweckt hat von den Toten, welcher ist um unsrer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt» (Römer 4,23–25).

Jesu Tod hat die Strafe für all unsere Sünden – vergangene, gegenwärtige und zukünftige – beglichen. Auch sein sündloses, gerechtes Leben kommt uns zugute. Wir werden für gerecht erklärt (Rechtfertigung) und empfangen Gerechtigkeit (Zurechnung). Rechtfertigung und Zurechnung gehören untrennbar zusammen.

Die Rolle des Glaubens

Wie erhalten wir nun diese Rechtfertigung? Es gibt nur einen Weg: Durch den Glauben. Der Apostel Paulus formuliert es klar: «Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch gerecht» (Galater 2,16).

Glaube ist kein Werk. Er wurzelt allein in Gottes Gnade und Liebe. Ohne ein vorangehendes göttliches Handeln könnten wir nicht glauben, denn unsere Herzen sind verhüllt: «Aber ihr Sinn wurde verstockt. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke über dem alten Bund, wenn daraus gelesen wird; sie wird nicht aufgedeckt, weil sie in Christus abgetan wird» (2. Korinther 3,14).

Der Glaube erkennt, dass wir rein gar nichts tun können, um uns Gottes Gunst zu verdienen. Er versteht, dass unsere einzige Hoffnung in Jesus Christus liegt und diese Hoffnung ist fest und unerschütterlich.

Vollkommene Sicherheit

Eine der grossen Segnungen der Rechtfertigung ist die Sicherheit (Zusicherung), die wir von Gott erhalten haben. Wir dürfen wissen, dass unsere Stellung vor Gott nicht von uns, sondern von Jesus Christus und seinem vollendeten Werk abhängt. Was für eine ausserordentliche Erleichterung! Nie wieder müssen wir uns fragen, ob wir an einem bestimmten Tag gut genug waren, um die Waagschalen zu unseren Gunsten zu bewegen. Nie wieder brauchen wir uns wegen unserer Sünden vor Gott zu verstecken. Er sieht uns in die gerechten Kleider seines Sohnes gehüllt und hält uns daher für würdig, vor ihn zu treten: «Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus» (Römer 5,1).

Darum können wir der Zukunft zuversichtlich entgegensehen. Wo wir einst von Gott entfremdet waren, haben wir jetzt Frieden mit ihm und dürfen seiner ewigen Freundschaft sicher sein.
Nehmen Sie sich daher die Zeit, über die Lehre der Rechtfertigung nachzudenken. Geniessen Sie die unglaubliche Gewissheit, die mit Gottes Urteil «nicht schuldig» einhergeht, und die vollkommene Gerechtigkeit, die Sie als Geschenk empfangen haben. Preisen Sie Gott für das, was er Ihnen durch Christus geschenkt hat.

von Clinton E. Arnold


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