Warum musste Jesus sterben?
Jesu Wirken war erstaunlich fruchtbar. Er lehrte und heilte Tausende. Er zog grosse Zuhörermengen an und hätte noch weit grössere Breitenwirkung entfalten können. Er hätte noch weitere Tausende heilen können, wäre er noch zu den Juden und Nichtjuden gegangen, die in anderen Landstrichen wohnten. Doch Jesus liess zu, dass sein Wirken ein jähes Ende fand. Er hätte der Festnahme ausweichen können, aber er entschied sich dafür zu sterben, statt seine Verkündigung weiter hinauszutragen in die Welt. Zwar waren seine Lehren wichtig, aber er war nicht nur gekommen, um zu lehren, sondern auch, um zu sterben, und mit seinem Tod hat er mehr bewirkt als in seinem Leben. Der Tod war der wichtigste Teil des Werkes Jesu. Wenn wir an Jesus denken, denken wir an das Kreuz als Sinnbild des Christentums, an das Brot und den Wein des Abendmahls. Unser Erlöser ist ein Erlöser, der starb.
Zum Sterben geboren
Das Alte Testament sagt uns, dass Gott mehrmals in Menschengestalt erschienen ist. Hätte Jesus nur heilen und lehren wollen, hätte er einfach „erscheinen“ können. Aber er tat mehr: Er wurde Mensch. Weshalb? Damit er sterben konnte. Um Jesus zu verstehen, müssen wir seinen Tod verstehen. Sein Tod ist ein zentraler Teil der Heilsbotschaft und etwas, das alle Christen unmittelbar angeht.
Jesus hat gesagt, dass „der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe zur Erlösung [Menge-Bibel und Elberfelder Bibel: als Lösegeld] für viele“ Matth. 20,28). Er kam, um sein Leben zu opfern, um zu sterben; sein Tod sollte anderen das Heil „erkaufen“. Dies war der Hauptgrund, warum er zur Erde kam. Sein Blut wurde für andere vergossen.
Sein Leiden und Sterben hat Jesus den Jüngern angekündigt, aber sie haben ihm anscheinend nicht geglaubt. „Seit der Zeit fing Jesus an, seinen Jüngern zu zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fuhr ihn an und sprach: Gott bewahre dich, Herr! Das widerfahre dir nur nicht!“ (Matth. 16,21-22.)
Jesus wusste, dass er sterben musste, weil es so geschrieben stand. „ ...Und wie steht dann geschrieben von dem Menschensohn, dass er viel leiden und verachtet werden soll?“ (Mark. 9,12; 9,31; 10,33-34.) „Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war ... So steht’s geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage“ (Luk. 24,27 u. 46).
Alles geschah nach Gottes Plan: Herodes und Pilatus taten nur, was Gottes Hand und Ratschluss „zuvor bestimmt hatten, dass es geschehen solle“ (Apostelgeschichte 4,28). Im Garten Gethsemane flehte er im Gebet, ob es nicht einen anderen Weg gebe; es gab keinen (Luk. 22,42). Sein Tod war für uns heilsnotwendig.
Der leidende Knecht
Wo stand es geschrieben? Die klarste Prophezeiung findet sich in Jesaja 53. Jesus selbst hat Jesaja 53,12 zitiert: „Denn ich sage euch: Es muss das an mir vollendet werden, was geschrieben steht: ‚Er ist zu den Übeltätern gerechnet worden.‘ Denn was von mir geschrieben ist, das wird vollendet“ (Luk. 22,37). Jesus, sündenlos, sollte zu den Sündern gerechnet werden.
Was steht in Jesaja 53 noch geschrieben? „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat [Abfall, Abtrünnigkeit] willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn“ (Vers 4-6).
Er wurde „für die Missetat meines Volks geplagt ... wiewohl er niemand Unrecht getan hat ... So wollte ihn der Herr zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat ... trägt [er] ihre Sünden ... er [hat] die Sünde der Vielen getragen ... und für die Übeltäter gebeten“ (Vers 8-12). Jesaja schildert einen Menschen, der nicht um seiner eigenen, sondern der Sünden anderer willen leidet.
Dieser Mensch soll „aus dem Lande der Lebendigen weggerissen“ werden (Vers 8), doch damit soll die Geschichte nicht zu Ende sein. Er soll „das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen ... wird er Nachkommen haben und in die Länge leben“ (Vers 11 u. 10).
Was Jesaja schrieb, erfüllte Jesus. Er liess sein Leben für seine Schafe (Joh. 10, 15). Mit seinem Tod nahm er unsere Sünden auf sich und litt um unserer Übertretungen willen; er wurde bestraft, damit wir Frieden mit Gott erlangen können. Durch sein Leiden und Sterben wird die Krankheit unserer Seele geheilt; wir sind gerechtfertigt – unsere Sünden sind weggenommen. Diese Wahrheiten werden im Neuen Testament ausgebaut und vertieft.
Ein Tod in Schmach und Schande
Ein „Aufgehängter ist verflucht bei Gott“, heisst es in 5. Mose 21,23. Aufgrund dieses Verses sahen die Juden auf jedem Gekreuzigten den Fluch Gottes lasten, sahen ihn, wie Jesaja schreibt, als „von Gott geschlagen“ an. Wahrscheinlich dachten die jüdischen Priester, dies werde Jesu Jünger abschrecken und lähmen. Tatsächlich zerstörte die Kreuzigung ihre Hoffnungen. Niedergeschlagen bekannten sie: „Wir ... hofften, er sei es, der Israel erlösen werde“ (Luk. 24,21). Die Auferstehung stellte dann ihre Hoffnungen wieder her, und das Pfingstwunder erfüllte sie mit neuem Mut, als Heilsbringer gerade einen Helden zu verkünden, der nach gängiger Sicht ein absoluter Antiheld war: einen gekreuzigten Messias.
„Der Gott unsrer Väter“, verkündete Petrus vor dem Hohen Rat, „hat Jesus auferweckt, den ihr an das Holz gehängt und getötet habt“ (Apostelgeschichte 5,30). In „Holz“ lässt Petrus die ganze Schmach des Kreuzestodes anklingen. Die Schmach, so sagt er, liegt aber nicht auf Jesus – sie liegt auf denen, die ihn gekreuzigt haben. Gott hat ihn gesegnet, weil er den Fluch, den er erlitt, nicht verdient hat. Gott hat das Stigma umgekehrt.
Den nämlichen Fluch spricht Paulus in Galater 3,13 an: „Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er zum Fluch wurde für uns; denn es steht geschrieben: ,Verflucht ist jeder, der am Holz hängt‘ ...“ Jesus wurde an unserer statt zum Fluch, damit wir vom Fluch des Gesetzes befreit werden können. Er wurde etwas, das er nicht war, damit wir etwas werden können, das wir nicht sind. „Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt“ (2. Kor.
5,21).
Jesus wurde für uns zur Sünde, damit wir durch ihn für gerecht erklärt werden können. Weil er erlitt, was wir verdient haben, erlöste er uns vom Fluch – von der Strafe – des Gesetzes. „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.“ Weil er die Strafe abgebüsst hat, können wir uns des Friedens mit Gott erfreuen.
Das Wort vom Kreuz
Die Jünger haben die schmachvolle Art, wie Jesus starb, nie vergessen. Manchmal stand sie sogar im Mittelpunkt ihrer Verkündigung: „... wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit“ (1. Korinther 1,23). Paulus nennt das Evangelium gar „das Wort vom Kreuz“ (Vers 18). Den Galatern hält er vor, sie hätten das richtige Christusbild aus den Augen verloren: „Wer hat euch bezaubert, denen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war als der Gekreuzigte?“ (Gal. 3,1.) Darin sah er die Kernbotschaft des Evangeliums.
Warum ist das Kreuz „Evangelium“, gute Nachricht? Weil wir am Kreuz losgekauft worden sind und unsere Sünden dort die Strafe erhielten, die sie verdienen. Paulus stellt das Kreuz in den Mittelpunkt, weil es der Schlüssel zu unserer Heilserlangung durch Jesus ist.
Wir werden erst dann zur Herrlichkeit auferstehen, wenn unsere Sündenschuld getilgt ist, wenn wir in Christus so gerecht geworden sind, wie es „vor Gott gilt“. Erst dann können wir zu Jesus in die Herrlichkeit eingehen.
„Für uns“ sei Jesus gestorben, sagt Paulus (Röm. 5,6-8; 2. Korinther 5, 14; 1. Thess. 5,10); und „für unsre Sünden“ sei er gestorben (1. Korinther 15,3; Gal. 1,4). Er hat „unsre Sünde selbst hinaufgetragen ... an seinem Leibe auf das Holz“ (1. Petr. 2,24; 3,18). Weiter sagt Paulus, wir seien mit Christus gestorben (Röm. 6,3-8). Durch Glauben an ihn haben wir teil an seinem Tod.
Wenn wir Jesus Christus als unseren Heiland annehmen, zählt sein Tod als unserer; unsere Sünden zählen als seine, und sein Tod büsst die Strafe für diese Sünden ab. Es ist, als hingen wir am Kreuz, als empfingen wir den Fluch, den unsere Sünden uns eingetragen haben. Aber er hat es für uns getan, und weil er es getan hat, können wir gerechtfertigt werden, d. h. als gerecht gelten. Er nimmt unsere Sünde und unseren Tod; er gibt uns Gerechtigkeit und Leben. Der Prinz ist zum Bettelknaben geworden, damit wir Bettelknaben zu Prinzen werden.
Zwar wird in der Bibel gesagt, dass Jesus Lösegeld (im alten Sinn von Erlösung: auslösen, freikaufen) für uns entrichtet hat, aber das Lösegeld ist an keine konkrete Instanz entrichtet worden – es ist eine bildliche Wendung, die verdeutlichen will, dass es ihn einen unfasslich hohen Preis gekostet hat, uns zu befreien. „Ihr seid teuer erkauft“ umschreibt Paulus unsere Erlösung durch Jesus: auch dies eine bildliche Wendung. Jesus hat uns „erkauft“, aber niemanden „bezahlt“.
Manche haben gesagt, Jesus sei gestorben, um die Rechtsansprüche des Vaters zu befriedigen – aber man könnte auch sagen, dass es der Vater selbst gewesen ist, der den Preis entrichtet hat, indem er ja seinen einzigen Sohn dafür aussandte und hingab (Joh. 3,16; Röm. 5,8). In Christus hat Gott selbst die Strafe auf sich genommen – damit wir es nicht müssen; „denn durch Gottes Gnade sollte er für alle den Tod schmecken“ (Hebr. 2,9).
Dem Zorn Gottes entrinnen
Gott liebt Menschen – aber er hasst Sünde, weil Sünde Menschen schadet. Deshalb wird es einen „Tag des Zorns“ geben, wenn Gott die Welt richtet (Röm. 1,18; 2,5).
Wer die Wahrheit verwirft, wird bestraft werden (2, 8). Wer die Wahrheit der göttlichen Gnade verwirft, wird die Kehrseite Gottes kennenlernen, seinen Zorn. Gott will, dass jedermann bereut (2. Petr. 3,9), wer aber nicht bereut, wird die Folgen seiner Sünde zu spüren bekommen.
In Jesu Tod sind uns unsere Sünden vergeben, und durch seinen Tod entrinnen wir dem Gotteszorn, der Sündenstrafe. Das heisst aber nicht, dass ein liebender Jesus einen zornigen Gott beschwichtigt oder gewissermassen „stillgekauft“ habe. Jesus zürnt der Sünde genauso, wie es der Vater tut. Jesus ist nicht nur der Weltrichter, der Sünder so sehr liebt, dass er die Sündenstrafe für sie entrichtet, er ist auch der Weltrichter, der verurteilt (Matth. 25,31-46).
Wenn Gott uns vergibt, wäscht er nicht einfach die Sünde ab und tut so, als habe es sie nie gegeben. Im gesamten Neuen Testament lehrt er uns, dass Sünde bewältigt wird durch den Tod Jesu. Sünde hat ernste Folgen – Folgen, die wir am Kreuz Christi sehen können. Sie kostete Jesus Schmerz und Schmach und Tod. Er trug die Strafe, die wir verdient haben.
Das Evangelium offenbart, dass Gott gerecht handelt, wenn er uns vergibt (Röm. 1,17). Er ignoriert unsere Sünden nicht, sondern bewältigt sie in Jesus Christus. „Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit ...“ (Röm.3,25). Das Kreuz offenbart, dass Gott gerecht ist; es zeigt, dass Sünde zu ernst ist, um ignoriert zu werden. Es ist angemessen, dass Sünde bestraft wird, und Jesus hat freiwillig unsere Strafe auf sich genommen. Das Kreuz zeigt neben Gottes Gerechtigkeit auch Gottes Liebe (Röm. 5,8).
Wie Jesaja sagt: Wir haben Frieden mit Gott, weil Christus bestraft wurde. Wir waren einmal Gott fern, sind ihm durch Christus aber nun nahe gekommen (Eph. 2,13). Mit anderen Worten, wir sind mit Gott versöhnt durch das Kreuz (Vers 16). Es ist ein grundlegender christlicher Glaubenssatz, dass unsere Gottbeziehung abhängt vom Tod Jesu Christi.
Christentum: das ist kein Vorschriftenkatalog. Christentum ist Glaube, dass Christus alles getan hat, das wir brauchen, um mit Gott ins Reine zu kommen – und er hat es am Kreuz getan. Wir sind „mit Gott versöhnt worden ... durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren“ (Röm. 5,10). Durch Christus hat Gott das Universum versöhnt, „indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz“ (Kolosser 1,20). Sind wir durch ihn versöhnt, sind uns alle Sünden vergeben (Vers 22) – Versöhnung, Vergebung und Gerechtigkeit bedeuten alle ein und dasselbe: Frieden mit Gott.
Sieg!
Paulus gebraucht ein interessantes Bild für das Heil, wenn er schreibt, Jesus habe „die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus [a. Ü.: durch das Kreuz]“ (Kolosser 2,15). Er bedient sich des Bildes einer militärischen Parade: Der siegreiche Feldherr führt feindliche Gefangene in einem Triumphzug vor. Sie sind entwaffnet, gedemütigt, zur Schau gestellt. Was Paulus hier sagen will, ist, dass Jesus dies am Kreuz getan hat.
Was wie ein schmachvoller Tod aussah, war in Wahrheit ein krönender Triumph für Gottes Plan, weil Jesus erst durch das Kreuz den Sieg über feindliche Gewalten errang, über Satan, Sünde und Tod. Ihre Ansprüche an uns sind durch den Tod des unschuldigen Opfers voll befriedigt worden. Mehr, als bereits entrichtet worden ist, können sie nicht verlangen. Durch seinen Tod, wird uns gesagt, hat Jesus dem die Macht genommen, „der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel“ (Hebr. 2,14). „ ...Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre“ (1. Joh. 3,8). Der Sieg wurde am Kreuz errungen.
Opfer
Jesu Tod wird auch als Opfer beschrieben. Der Opfergedanke schöpft aus der reichen alttestamentlichen Opfertradition. Jesaja nennt unseren Schöpfer ein „Schuldopfer“ (53,10). Johannes der Täufer nennt ihn „Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ (Joh. 1,29). Paulus stellt ihn dar als Versöhnungsopfer, als Sündenopfer, als Passahlamm, als Räucheropfer (Röm. 3,25; 8,3; 1. Korinther 5,7; Eph. 5,2). Der Hebräerbrief nennt ihn Sündopfer (10,12). Johannes nennt ihn Versöhnungsopfer „für unsre Sünden“ (1. Joh. 2,2; 4,10).
Für das, was Jesus am Kreuz bewirkte, stehen mehrere Bezeichnungen. Die einzelnen neutestamentlichen Autoren gebrauchen dafür unterschiedliche Begrifflichkeiten und Bilder. Die genaue Wortwahl, der genaue Mechanismus sind nicht entscheidend. Das Ausschlaggebende ist, dass wir durch den Tod Jesu gerettet werden, dass nur sein Tod uns das Heil öffnet. „Durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Er starb, um uns zu befreien, unsere Sünden zu tilgen, unsere Strafe zu erleiden, unser Heil zu erkaufen. „Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben“ (1. Joh. 4,11).
Heilserlangung: Sieben Schlüsselbegriffe
Der Reichtum des Werkes Christi wird im Neuen Testament durch eine ganze Palette von Sprachbildern ausgedrückt. Wir können diese Bilder Gleichnisse, Muster, Metaphern nennen. Jedes malt einen Teil des Bildes:
- Lösegeld (in der Bedeutung fast deckungsgleich mit „Erlösung“): ein Preis, der gezahlt wird, um jemanden auszulösen, zu befreien. Im Mittelpunkt steht der Gedanke der Befreiung, nicht die Natur des Preises.
- Erlösung: im ursprünglichen Wortsinn ebenfalls auf dem „Loskaufen“ beruhend, auch z. B. dem Freikaufen von Sklaven.
- Rechtfertigung: vor Gott wieder schuldfrei dastehen, wie nach einem Freispruch vor Gericht.
- Rettung (Heil): Grundgedanke ist Befreiung oder Errettung aus einer gefährlichen Lage. Auch Heilmachen, Heilen, Rückkehr zur Ganzheit steckt darin.
- Versöhnung: Neubegründen einer gestörten Beziehung. Gott versöhnt uns mit sich. Er handelt, um eine Freundschaft wiederherzustellen, und wir gehen auf seine Initiative ein.
- Kindschaft: Wir werden zu rechtmässigen Kindern Gottes. Der Glaube bewirkt einen Wandel in unserem Familienstand: vom Aussenstehenden zum Familienmitglied.
- Vergebung: kann auf zweierlei Art gesehen werden. Rein rechtlich heisst Vergebung die Annullierung einer Schuld. Zwischenmenschlich heisst Vergebung, dass man eine persönliche Verletzung verzeiht.(Nach Alister McGrath, Understanding Jesus, S. 124-135).
von Michael Morrison