Tausende von Jahren haben gottesfürchtige Frauen zu der edelmütigen, tugendhaften Frau, wie sie im Buch der Sprüche Salomos im Kapitel 31,10-31 beschrieben ist, als Ideal aufgeschaut. Maria, der Mutter Jesu Christi, war die Rolle der tugendhaften Frau wohl schon von frühester Kindheit an ins Gedächtnis geschrieben. Wie aber steht es mit der Frau von heute? Welchen Wert kann dieses alte Gedicht in Hinblick auf den so unterschiedlichen, komplexen Lebensstil moderner Frauen haben? Auf den der verheirateten Frauen, der alleinstehenden, der jungen, der alten, jener Frauen, die ausserhalb des Hauses arbeiten, ebenso wie Hausfrauen, der Frauen mit Kindern ebenso wie der kinderlosen? Wenn wir das alte biblische Idealbild der Frau näher betrachten, stossen wir nicht auf das klischeehafte Beispiel einer Hausfrau, auch nicht auf eine knallharte, überambitionierte Karrierefrau, die ihre Familie sich selbst überlässt. Wir stossen vielmehr auf eine starke, würdevolle, vielseitige und liebevolle Frau, die für sich selbst steht. Schauen wir uns die Charakteristika dieser bemerkenswerten Frau an – ein Vorbild für moderne Christinnen.
«Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die köstlichsten Perlen» (Vers 10). Diese Beschreibung des Idealbilds einer Frau stimmt nicht mit den Vorstellungen jener überein, die Weiblichkeit mit Schwäche und Passivität gleichsetzen.
«Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen, und Nahrung wird ihm nicht mangeln» (Vers 11). Ihr Mann kann auf ihre Loyalität, Treue und Zuverlässigkeit zählen. Ihr angewandtes Wissen und ihr Fleiss steigern die Einkünfte der Familie.
«Sie tut ihm Liebes und kein Leid ihr Leben lang» (Vers 12). Diese Frau handelt nicht nur recht, wenn es genehm und profitabel ist. Sie hat einen festen Charakter, ist vertrauenswürdig und verlässlich.
«Sie geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit ihren Händen» (Vers 13). Sie hat so viel Freude an der Arbeit, dass sie vorausschauend plant, was sie braucht, um dann ihren Verpflichtungen mit Liebe nachzukommen.
«Sie ist wie ein Kaufmannsschiff; ihre Nahrung bringt sie von ferne» (Vers 14). Sie gibt sich nicht mit Mittelmass zufrieden und scheut sich um der Qualität willen, keine Wege.
«Sie steht vor Tage auf und gibt Speise ihrem Hause und den Mägden ihr Teil» (Vers 15). Obwohl die hier beschriebene Frau über Personal verfügt, das ihr viele Verpflichtungen im Haushalt abnimmt, erfüllt sie auch selbst die Massstäbe und sorgt verantwortungsvoll für ihre Untergebenen.
«Sie trachtet nach einem Acker und kauft ihn und pflanzt einen Weinberg vom Ertrag ihrer Hände» (Vers 16). Sie benützt ihren Verstand und handelt nicht aus einer Laune heraus, sondern analysiert eine Situation unter logischen Gesichtspunkten, bevor sie eine Entscheidung fällt und sie umsetzt.
«Sie gürtet ihre Lenden mit Kraft und macht ihre Arme stark» (Vers 17). Diese Frau geht beherzt und engagiert ihren Pflichten nach. Sie hält sich gesund und bei Kräften, sie ernährt sich gesund und bewegt sich, sorgt für angemessene Ruhe; denn viele Menschen sind auf sie angewiesen.
«Sie merkt, wie ihr Handel Gewinn bringt; ihr Licht verlischt des Nachts nicht» (Vers 18). Sie weiss um die Güte der von ihren angebotenen Produkte. Ob früh oder spät, keiner braucht sich darum zu sorgen, dass sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommt.
«Sie streckt ihre Hand nach dem Garn, und ihre Finger fassen die Spindel» (Vers 19). Das von ihr gegebene Beispiel zeugt von Fertigkeit und Fleiss. Sie macht das Beste aus ihren Gaben und baut ihre Fähigkeiten aus, indem sie sich bildet und die erworbenen Kenntnisse gewissenhaft und fachkundig umsetzt.
«Sie breitet ihre Hände aus zu dem Armen und reicht ihre Hand dem Bedürftigen» (Vers 20). Die hier beschriebene Frau zeigt persönliche Anteilnahme. Sie besucht die Kranken, tröstet die Einsamen und Niedergeschlagenen und gibt den Bedürftigen Speise.
«Sie fürchtet für die Ihren nicht den Schnee; denn ihr ganzes Haus hat wollene Kleider» (Vers 21). Zu ihren Aufgaben gehört es, ihre Familie mit Kleidung zu versorgen. Sie tut dies mit Bedacht und plant voraus.
«Sie macht sich selbst Decken; feine Leinwand und Purpur ist ihr Kleid» (Vers 22). Sie stellt hohe Ansprüche und kleidet sich dem jeweiligen Anlass entsprechend.
«Ihr Mann ist bekannt in den Toren, wenn er sitzt bei den Ältesten des Landes» (Vers 23). Ihr Mann muss nicht die Hälfte seiner Zeit darauf verwenden, häusliche Probleme zu lösen, und sein Erfolg innerhalb der Gesellschaft beruht auch auf ihrer Unterstützung – wie umgekehrt ihr Erfolg auch seiner Unterstützung zu verdanken ist.
«Sie macht einen Rock und verkauft ihn, einen Gürtel gibt sie dem Händler» (Vers 24). Die hier dargestellte Frau betreibt von zu Hause aus ihr eigenes Geschäft. Mit ihren Anstrengungen und ihrem Fleiss steigert sie das Familieneinkommen.
«Kraft und Würde sind ihr Gewand, und sie lacht des kommenden Tages» (Vers 25). Sie profitiert nicht allein jeden Tag von ihrem klugen und gewissenhaften Handeln; auch langfristiger, lebenslanger Nutzen und Lohn sind ihr gewiss.
«Sie tut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist gütige Weisung» (Vers 26). Sie ist kundig und belesen. Sie weiss, wovon sie spricht. Sei es in beruflicher Hinsicht, seien es ihre persönlichen Wertschätzungen oder ihre Meinung zum Weltgeschehen.
«Sie schaut, wie es in ihrem Hause zugeht, und isst ihr Brot nicht mit Faulheit» (Vers 27). Gut organisiert und tatkräftig, wie sie ist, widmet sie sich ihren Verpflichtungen.
«Ihre Söhne stehen auf und preisen sie, ihr Mann lobt sie» (Vers 28). Sie wird zu Hause geachtet. Sie ist keine kritiklos alles hinnehmende Frau, die sklavisch bemüht ist, ihrer Familie alles recht zu machen, wie überzogen ihre Forderungen auch sein mögen.
«Es sind wohl viele tüchtige Töchter, du aber übertriffst sie alle» (Vers 29). Ein hohes Lob für diese aussergewöhnliche Frau. Sie ist dadurch ein allzeit gültiges weibliches Vorbild.
«Lieblich und schön sein ist nichts; eine Frau, die den Herrn fürchtet, soll man loben» (Vers 30). Hierin liegt der Schlüssel zum Erfolg dieser Frau. Ihre Prioritäten sind nach Gottes Willen bestimmt, nicht nach ihrem eigenen. Ihr geht es darum, im Sinne Gottes zu handeln; was andere denken mögen, steht dagegen nicht an erster Stelle. Körperliche Schönheit und Konversationskompetenz sind sicher bewundernswerte Qualitäten. Was aber, wenn Schönheit und Anmut die ganzen Vorzüge einer Frau ausmachen im Bewusstsein, dass sowohl die Zeit als auch die Prüfungen des Lebens ihren Tribut fordern?
«Gebt ihr von den Früchten ihrer Hände, und ihre Werke sollen sie loben in den Toren!» (Vers 31). Diese Frau lässt Werke sprechen und nicht allein Worte. Sie rühmt sich weder ihrer zukünftigen Pläne noch der Erfolge, auf die sie verweisen kann.
Die Stärken mancher Frauen liegen in der Musik oder den bildenden Künsten. Andere mögen in der Mathematik, dem Lehrerberuf oder im Geschäftsleben zu Hause sein. Einige sind bessere Managerinnen und Planerinnen als andere. Zeichnen sich manche durch ihren Ideenreichtum aus, so mögen andere eher dazu befähigt sein, etwas hervorzubringen, was auf der Grundlage schon erbrachter Erkenntnis beruht. Keiner zeichnet sich auf allen Gebieten gleichermassen aus.
Im Kern dieser Darstellung steht die Beziehung der Frau zu Gott, nicht ihre besonderen Fähigkeiten oder ihr ehelicher Status. Die porträtierte Frau erkennt, dass sie ihre Stärke, unabhängig von ihren natürlichen Gaben oder durch ihre erworbenen Fähigkeiten mit ihren vollbrachten Leistungen, von Gott bezieht.
Die Frau, die in Sprüche 31 gepriesen wird, stellt keinen unmöglichen Anspruch dar; sie stellt einen göttlichen Massstab dar – den wir heute «christusähnlich» nennen würden. Diese Verse sollten uns dazu inspirieren, ihre Hingabe, das Vertrauen ihres Mannes wertzuschätzen und ihre Arbeitsmoral, ihre Stärke und Freundlichkeit hochzuhalten. Ihr Herz, ihr Verstand und ihr Körper werden durch ihre Hingabe an Gott für ihre Familie und die Aufgaben, die er ihr anvertraut hat, gestärkt. Die kulturellen Rahmenbedingungen ändern sich, aber das vom Geist Gottes erfüllte Wesen dieser Frau hat über die Jahrhunderte hinweg nichts von seinem Glanz eingebüsst. Wenn Sie lieber Leser, ihrem Beispiel folgen, und der Art von Leben, die aus ihrem Glauben entspringt, bleiben Sie reichlich gesegnet und sind ein Segen für andere.
von Sheila Graham
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