Der grosse Schriftsteller Mark Twain schrieb eine interessante Geschichte. Er erzählte, dass eines Tages, an dem der König und die Königin eines fernen Landes ihren neugeborenen kleinen Prinzen aus dem königlichen Krankenhaus nach Hause holten, ihre Kutsche mit dem Karren eines armen Bettlers zusammenstiess. In dem bescheidenen Gefährt brachte der arme Mann seine Frau und ihr neugeborenes Baby vom Haus der Hebamme in sein Heim. In dem Durcheinander des Geschehens vertauschten die beiden Paare aus Versehen die Babys und so gelangte der kleine Prinz in das Haus des Bettlers, um von ihm und seiner Frau aufgezogen zu werden.
Als das Baby zu einem Jungen herangewachsen war, wurde er gezwungen, auf die Strasse zu gehen und um Essen zu betteln. Ohne es zu wissen, waren es eigentlich seine eigenen Strassen, auf denen er bettelte, da sie seinem wirklichen Vater, dem König, gehörten. Tagein und tagaus ging er zum Schloss und schaute durch den eisernen Zaun auf den kleinen Jungen, der dort spielte, und sagte zu sich selbst: „Wenn ich doch nur ein Prinz wäre". Natürlich war er ein Prinz! Aber er war sich dieser Tatsache nicht bewusst. Der Junge lebte ein Leben in Armut, weil er nicht wusste, wer er wirklich war, eben weil er nicht wusste, wer sein Vater war.
Doch dies gilt auch für viele Christen! Es ist so einfach, ohne Kenntnis der eigenen Identität durchs Leben zu gehen. Einige von uns haben sich nie wirklich die Zeit genommen, um herauszufinden, „zu wem sie gehören“. Seit dem Tag, als wir geistlich [neu] geboren wurden, sind wir jetzt Söhne und Töchter des Königs der Könige und Herrn der Herren! Wir sind königliche Erben. Wie traurig, wenn man bedenkt, dass wir oft in selbst auferlegter geistlicher Armut leben und uns den Reichtum der wunderbaren Gnade Gottes vorenthalten. Dieser Reichtum ist da, ob wir ihn nun wissentlich geniessen oder nicht. Viele Gläubige sind gewissermassen „Ungläubige“, wenn es darum geht, Gott beim Wort zu nehmen, wenn er uns sagt, wer wir in Jesus sind.
In dem Moment, in dem wir zum Glauben kamen, hat Gott uns alles gegeben, was wir brauchen, um ein christliches Leben zu führen. Jesus versprach seinen Jüngern einen „Helfer“ zu senden. „Wenn aber der Tröster [Helfer] kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir. Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen“ (Johannes 15,26-27).
Jesus sprach zu seinen Jüngern über das Geheimnis eines bekehrten geistlichen Lebens: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5). Unser Bleiben in Christus, sein Bleiben in uns und das Kommen des Heiligen Geistes sind eng miteinander verbunden. Wir können nicht wirklich in Christus bleiben, ohne im Geist zu wandeln. Wenn es kein Wandeln gibt, gibt es auch kein Bleiben. Bleiben bedeutet, dass etwas ständig vorhanden ist. Unser christliches Leben begann mit einer ein für alle maligen Hingabe unseres Lebens an Christus. Diese Verpflichtung leben wir von Tag zu Tag.
Das Wort „Helfer“ (griech. Parakletos) bedeutet „zur Seite gestellt, um zu helfen“. Es bezieht sich auf jemanden, der vor Gericht zu Hilfe kommt. Sowohl Jesus als auch der Heilige Geist lehren die Wahrheit, bleiben in den Jüngern und geben Zeugnis. Der Helfer ist nicht nur wesensmässig wie Jesus, er agiert auch wie Jesus. Der Heilige Geist ist die ständige Gegenwart Jesu in uns Gläubigen.
Der Parakletos ist die unmittelbare Verbindung zwischen Jesus und seinen Jüngern in jeder Generation. Der Tröster, Ermutiger oder Helfer bleibt oder wohnt in allen Gläubigen. Er führt uns in die Wahrheit der Welt Gottes. Jesus sagte: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen“ (Johannes 16,13). Er weist uns immer auf Christus hin. „Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen“ (Johannes 16,14-15). Der Heilige Geist verherrlicht sich nie selbst. Er sucht nicht seine eigene Herrlichkeit. Er will nur Christus und Gott, den Vater, verherrlichen. Jede religiöse Bewegung, die den Geist anstelle von Christus verherrlicht, steht nicht im Einklang mit den Lehren Jesu über den Heiligen Geist.
Was der Heilige Geist lehrt, wird immer in voller Übereinstimmung mit Jesus sein. Er wird in keiner Weise dem widersprechen oder etwas austauschen, was unser Erlöser gelehrt hat. Der Heilige Geist ist immer christuszentrisch. Jesus und der Heilige Geist stimmen immer vollkommen überein.
Der Eintritt in das Reich Gottes gelingt nicht aufgrund unserer besten Anstrengungen, sondern erfordert ein völlig anderes Leben. Wir müssen geistlich geboren werden. Es ist ein Neuanfang, eine neue Geburt. Es ist frei vom alten Leben. Es ist das Werk des Heiligen Geistes in uns. Weder mittels eigener Kraft noch durch eigene Intelligenz können wir eine richtige Beziehung zu Gott aufnehmen. Wir treten in Gottes Familie ein, wenn der Geist Gottes uns grundlegend erneuert. Ohne das gibt es kein Christentum. Der Heilige Geist verhilft zum geistlichen Leben. Es beginnt nicht mit einem verzweifelten menschlichen Versuch, es selbst zu schaffen zu wollen. Es hat nichts mit eigenem Verdienst zu tun. Wir quälen uns nicht damit ab. Wir können uns Gottes Gunst nicht verdienen. Welch ein Privileg, das Evangelium Jesu Christi verkünden zu dürfen. Wir geben einfach kund, was Gott bereits in Christus getan hat. Der Heilige Geist ist der Geist der Wahrheit, und er ist gekommen, um Jesus als den Weg, die Wahrheit und das Leben zu offenbaren. Wir sind wunderbar gesegnet! Gott ist für uns, mit uns und wirkt durch uns.
von Santiago Lange