Das Reich Gottes
Das Reich Gottes, im weitesten Sinne, ist Gottes Oberhoheit. Gottes Herrschaft ist jetzt schon offenkundig in der Kirche und im Leben eines jeden Gläubigen, der sich seinem Willen unterwirft. Vollends als Weltordnung errichtet wird das Reich Gottes nach Christi Wiederkunft, wenn ihm alle Dinge unterworfen sein werden. (Psalm 2,6-9; 93,1-2; Lukas 17,20-21; Daniel 2,44; Markus 1,14-15; 1. Korinther 15,24-28; Offenbarung 11,15; 21.3.22-27; 22,1-5)
Das gegenwärtige und zukünftige Reich Gottes
Tut Busse, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Johannes der Täufer und Jesus verkündeten die Nähe des Reiches Gottes (Matthäus 3,2; 4,17; Markus 1,15). Die lang erwartete Herr-schaft Gottes war nahe. Diese Botschaft wurde Evangelium genannt, die gute Nachricht. Tausende waren begierig, diese Botschaft von Johannes und Jesus zu hören und darauf zu reagieren.
Aber denken Sie einmal einen Augenblick darüber nach, wie die Reaktion gewesen wäre, wenn sie gepredigt hätten: „Das Reich Gottes ist noch 2000 Jahre entfernt.“ Die Botschaft wäre enttäuschend und die öffentliche Reaktion wäre auch enttäuschend gewesen. Jesus wäre vielleicht nicht populär, die religiösen Führer wären vielleicht nicht eifersüchtig und Jesus wäre eventuell nicht gekreuzigt worden. „Das Reich Gottes ist weit weg“ wäre weder eine neue Nachricht noch gut gewesen.
Johannes und Jesus predigten das bald kommende Reich Gottes, etwas was für ihre Zuhörer zeitlich nahe war. Die Botschaft sagte etwas darüber aus, was Menschen jetzt tun sollten; es hatte unmittelbare Relevanz und Dringlichkeit. Es erweckte Interesse – und Eifersucht. Durch die Verkündigung, dass Veränderungen in Regierung und in religiösen Lehren notwendig waren, forderte die Botschaft den Status quo heraus.
Jüdische Erwartungen im ersten Jahrhundert
Viele Juden, die im ersten Jahrhundert lebten, kannten den Begriff „Reich Gottes“. Sie begehrten sehnsüchtig, dass Gott ihnen einen Führer sandte, der die römische Herrschaft abwerfen und Judäa wieder zu einer unabhängigen Nation machen würde – eine Nation von Gerechtigkeit, Herrlichkeit und von Segnungen, eine Nation, zu der sich alle hingezogen fühlen würden.
In dieses Klima hinein – eifrige aber vage Erwartungen einer von Gott bestimmten Intervention – predigten Jesus und Johannes die Nähe von Gottes Reich. „Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen“ sagte Jesus seinen Jüngern, nachdem sie die Kranken gesund gemacht hatten (Matthäus 10,7; Lukas 19,9.11).
Aber das erhoffte Reich erfüllte sich nicht. Die jüdische Nation wurde nicht wieder hergestellt. Sogar noch schlimmer, der Tempel wurde zerstört und die Juden zerstreut. Die jüdischen Hoffnungen sind noch immer unerfüllt. Lag Jesus mit seiner Aussage falsch oder sagte er kein nationales Königreich voraus?
Jesu Königreich glich nicht der populären Erwartung – wie wir aus der Tatsache erraten können, dass viele Juden ihn gerne tot sahen. Sein Reich war nicht von dieser Welt (Johannes 18,36). Als er über das
„Reich Gottes“ sprach, benutzte er Ausdrücke, die Menschen gut verstanden, aber er gab ihnen neue Bedeutung. Er sagte Nikodemus, dass Gottes Reich für die meisten Menschen unsichtbar war (Johannes 3,3) – um es zu verstehen oder zu erfahren, muss jemand durch Gottes Heiligen Geist erneuert werden (V. 6). Das Reich Gottes war ein geistliches Reich, keine physische Organisation.
Der gegenwärtige Zustand des Reiches
In der Ölbergprophezeiung kündigte Jesus an, dass das Reich Gottes nach gewissen Zeichen und prophetischen Ereignissen kommen würde. Aber einige von Jesu Lehren und Gleichnissen erklären, dass das Reich Gottes nicht auf dramatische Weise kommen würde. Der Same wächst still (Markus 4,26-29); das Reich beginnt so klein wie ein Senfkorn (V. 30-32) und ist verborgen wie Sauerteig (Matthäus 13,33). Diese Gleichnisse legen nahe, dass das Reich Gottes Realität ist, bevor es in einer machtvollen und dramatischen Weise kommt. Neben der Tatsache, dass es eine künftige Realität ist, ist es jetzt schon Wirklichkeit.
Betrachten wir einige Verse, die zeigen, dass das Reich Gottes bereits funktioniert. Im Markus 1,15 verkündete Jesus: „Die Zeit ist erfüllt… das Reich Gottes ist herbeigekommen.“ Beide Zeitwörter stehen in der Vergangenheitsform, was darauf hinweist, dass etwas geschehen ist, und dass dessen Folgen andauern. Die Zeit war nicht bloss gekommen für die Ankündigung, sondern auch für das Reich Gottes selber.
Nachdem Jesus Dämonen ausgetrieben hatte, sagte er: „Wenn ich aber die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen“ (Matthäus 12,2; Lukas 11,20). Das Reich ist hier, sagte er, und der Beweis liegt in der Austreibung der bösen Geister. Dieser Beweis setzt sich in der heutigen Kirche fort, weil die Kirche sogar noch grössere Werke tut als Jesus sie tat (Johannes 14,12). Wir können auch sagen: „Wenn wir die bösen Geister durch den Geist Gottes austreiben, dann wirkt das Reich Gottes hier und heute.“ Durch den Geist Gottes demonstriert das Reich Gottes weiterhin seine gebieterische Macht über das Reich Satans.
Satan übt immer noch einen Einfluss aus, aber er wurde besiegt und verurteilt (Johannes 16,11). Er wurde teilweise eingeschränkt (Markus 3,27). Jesus überwand die Welt Satans (Johannes 16,33) und mit Gottes Hilfe können auch wir sie überwinden (1. Johannes 5,4). Aber nicht jeder überwindet sie. In diesem Zeitalter enthält das Reich Gottes sowohl Gute als auch Böse (Matthäus 13,24-30. 36-43. 47-50; 24,45-51; 25,1-12. 14-30). Satan ist immer noch einflussreich. Wir erwarten immer noch die herrliche Zukunft des Reiches Gottes.
Das Reich Gottes, lebhaft in den Lehren
„Das Himmelreich leidet bis heute Gewalt und die Gewalttätigen reissen es an sich“ (Matthäus 11,12). Diese Zeitwörter stehen in der Gegenwartsform – das Reich Gottes existierte zurzeit Jesu. Eine Parallelstelle, Lukas 16,16, benutzt ebenfalls Verben in der Gegenwartsform: „…und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein“. Wir müssen nicht herausfinden, wer diese Gewalttätigen sind oder weshalb sie Gewalt anwenden – wichtig ist hier, dass diese Verse vom Reich Gottes als eine gegenwärtige Realität sprechen.
Lukas 16,16 ersetzt den ersten Teil des Verses mit „…wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt“. Diese Variation legt nahe, dass das Voranschreiten des Reiches in diesem Zeitalter in praktischer Hinsicht annähernd gleichbedeutend mit seiner Verkündigung ist. Das Reich Gottes ist – es existiert bereits – und es schreitet durch seine Verkündigung voran.
In Markus 10,15 weist Jesus darauf hin, dass das Reich Gottes etwas ist, das wir irgendwie empfangen müssen, offensichtlich in diesem Leben. Auf welche Weise ist das Reich Gottes gegenwärtig? Die Details sind noch nicht klar, aber die Verse, die wir uns angeschaut haben, sagen aus, dass es gegenwärtig ist.
Das Reich Gottes ist unter uns
Einige Pharisäer fragten Jesus, wann das Reich Gottes kommen würde (Lukas 17,20). Ihr könnt es nicht sehen, erwiderte Jesus. Aber Jesus sagte auch: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch [a. Ü. mitten unter euch]“ (Lukas 17,21). Jesus war der König, und weil er lehrte und Wunder unter ihnen wirkte, war das Königreich unter den Pharisäern. Jesus ist auch heute in uns, und genauso wie das Reich Gottes im Wirken Jesus gegenwärtig war, so ist es im Dienst seiner Kirche gegenwärtig. Der König ist unter uns; seine geistliche Kraft ist in uns, auch wenn das Reich Gottes noch nicht in seiner ganzen Macht operiert.
Wir sind bereits in Gottes Reich versetzt worden (Kolosser 1,13). Wir empfangen bereits ein Königreich und unsere richtige Antwort darauf ist Verehrung und Ehrfurcht (Hebräer 12,28). Christus „hat uns [Vergangenheitsform] zu einem Königreich von Priestern gemacht“ (Offenbarung 1,6). Wir sind ein heiliges Volk – bereits jetzt und gegenwärtig – aber es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Gott hat uns von der Herrschaft der Sünde befreit und uns in sein Reich versetzt, unter seine regierende Autorität.
Das Reich Gottes ist hier, sagte Jesus. Seine Zuhörer brauchten nicht auf einen erobernden Messias zu warten – Gott regiert bereits und wir sollten jetzt auf seine Weise leben. Wir besitzen noch kein Territorium, aber wir kommen unter die Herrschaft Gottes.
Das Reich Gottes ist noch zukünftig
Das Verständnis, dass das Reich Gottes bereits existiert, hilft uns, dem Dienst an anderen Menschen in unserem Umfeld mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Aber wir vergessen nicht, dass die Vollendung des Reiches Gottes noch in der Zukunft liegt. Wenn unsere Hoffnung allein in diesem Zeitalter liegt, haben wir nicht viel Hoffnung (1. Korinther 15,19). Wir hegen nicht die Illusion, das Reich Gottes mit men-
schlichen Anstrengungen herbeizuführen. Wenn wir Rückschläge und Verfolgungen erleiden, wenn wir sehen, dass die meisten Menschen das Evangelium zurückweisen, schöpfen wir Stärke aus der Erkenntnis, dass die Fülle des Reiches in einem künftigen Zeitalter ist.
Egal wie sehr wir versuchen, auf eine Weise zu leben, die Gott und sein Reich reflektiert, können wir diese Welt nicht in Gottes Reich verwandeln. Dies muss durch eine dramatische Intervention kommen. Apokalyptische Ereignisse sind notwendig, um das neue Zeitalter einzuleiten.
Zahlreiche Verse sagen uns, dass das Reich Gottes eine herrliche künftige Realität sein wird. Wir wissen, dass Christus ein König ist, und wir sehnen uns nach dem Tag, an dem er seine Macht auf grosse und dramatische Weise einsetzen wird, um menschliches Leid zu beenden. Das Buch Daniel sagt ein Reich Gottes voraus, das über die ganze Erde regieren wird (Daniel 2,44; 7,13-14. 22). Das neutestamentliche Buch der Offenbarung beschreibt seine Ankunft (Offenbarung 11,15; 19,11-16).
Wir beten, dass das Reich kommen möge (Lukas 11,2). Die Armen im Geiste und die Verfolgten erwarten ihre künftige „Belohnung im Himmel“ (Matthäus 5,3.10.12). Menschen kommen an einem künftigen „Tag“ des Gerichts in das Reich Gottes (Matthäus 7,21-23; Lukas 13,22-30). Jesus erzählte ein Gleichnis, weil einige glaubten, dass das Reich Gottes gleich in Macht kommen würde (Lukas 19,11).
In der Ölbergprophezeiung beschrieb Jesus dramatische Ereignisse, die vor seiner Rückkehr in Macht und Herrlichkeit geschehen würden. Kurz vor seiner Kreuzigung sah Jesus erwartungsvoll auf ein zukünftiges Reich voraus (Matthäus 26,29).
Paulus spricht mehrmals vom „Ererben des Reiches“ als zukünftige Erfahrung (1. Korinther 6,9-10;
15,50; Galater 5,21; Epheser 5,5) und weist andererseits durch seine Sprache darauf hin, dass er das
Reich Gottes als etwas betrachtet, das erst am Ende des Zeitalters realisiert wird (2. Thessalonicher 2,12; 2Th
1,5; Kolosser 4,11; 2. Timotheus 4,1.18). Wenn Paulus sich auf die gegenwärtige Manifestation des Reiches konzentriert, tendiert er entweder dazu, den Begriff „Gerechtigkeit“ zusammen mit dem „Reich Gottes“ einzuführen (Römer 14,17) oder an dessen Statt zu verwenden (Römer 1,17). Siehe Matthäus 6,33 in Bezug auf die enge Beziehung des Reiches Gottes mit der Gerechtigkeit Gottes. Oder Paulus tendiert (alternativ) dazu, das Reich mit Christus statt mit Gott, dem Vater, in Verbindung zu bringen (Kolosser 1,13). (J. Ramsey Michaels, „The Kingdom of God and the Historical Jesus“, Kapitel 8, The Kingdom of God in 20th-Century Interpretation, bearbeitet von Wendell Willis [Hendrickson, 1987], Seite 112).
Viele „Reich Gottes“-Schriftstellen könnten sich genauso auf das gegenwärtige Reich Gottes wie auf die zukünftige Erfüllung beziehen. Gesetzesbrecher werden im Himmelreich als die Geringsten bezeichnet werden (Matthäus 5,19-20). Wir verlassen Familien um des Reiches Gottes willen (Lukas 18,29). Wir gehen durch Trübsale in das Reich Gottes ein (Apostelgeschichte 14,22). Das Wichtigste in diesem Artikel ist, dass einige Verse klar in der Gegenwartsform sind, und einige sind klar in der Zukunftsform geschrieben.
Nach Jesu Auferstehung fragten ihn die Jünger: „Herr wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?“ (Apostelgeschichte 1,6). Wie sollte Jesus eine solche Frage beantworten? Was die Jünger mit „Reich“ meinten war nicht das, was Jesus gelehrt hatte. Die Jünger dachten immer noch in Begriffen eines nationalen Königreiches, statt als ein sich langsam entwickelndes Volk, das aus allen ethnischen Gruppen besteht. Sie brauchten noch Jahre, um zu erkennen, dass Heiden im neuen Königreich willkommen waren. Christi Königreich war immer noch nicht von dieser Welt, aber sollte in diesem Zeitalter aktiv sein. Daher sagte Jesus nicht ja oder nein – er sagte ihnen einfach, dass es Arbeit für sie gibt und Kraft, diese Arbeit zu tun (V. 7-8).
Das Reich Gottes in der Vergangenheit
Matthäus 25,34 sagt uns, dass das Reich Gottes seit Grundlegung der Welt in Vorbereitung ist. Es war die ganze Zeit über existent, wenngleich in unterschiedlichen Formen. Gott war für Adam und Eva ein König; er gab ihnen Herrschaft und Autorität, um zu regieren; sie waren seine Vize-Regenten im Garten Eden. Obwohl das Wort „Königreich“ nicht verwendet wird, waren Adam und Eva in einem Reich Gottes – unter seiner Herrschaft und sein Eigentum.
Als Gott Abraham die Verheissung gab, dass seine Nachkommen zu grossen Völkern werden und dass Könige von ihnen kommen würden (1. Mose 17,5-6), verhiess er ihnen ein Reich Gottes. Aber es begann klein, wie Sauerteig in einer Teigmasse und es brauchte Hunderte von Jahren, um die Verheissung zu sehen.
Als Gott die Israeliten aus Ägypten führte und einen Bund mit ihnen machte, wurden sie ein Königreich von Priestern (2. Mose 19,6), ein Reich, das Gott gehörte und ein Reich Gottes genannt werden konnte. Der Bund, den er mit ihnen schloss, war den Verträgen ähnlich, die mächtige Könige mit kleineren Nationen machten. Er hatte sie errettet und die Israeliten reagierten darauf – sie stimmten zu, sein Volk zu sein. Gott war ihr König (1. Samuel 12,12; 8,7). David und Salomo sassen auf dem Thron Gottes und regierten in seinem Namen (1Chr 29,23). Israel war ein Reich Gottes.
Aber das Volk gehorchte ihrem Gott nicht. Gott sandte sie weg, aber er verhiess, die Nation mit einem neuen Herzen wiederherzustellen (Jeremia 31,31-33), eine Prophezeiung, die in der Kirche heute erfüllt wurde, die Anteil am neuen Bund hat. Wir, denen der Heilige Geist gegeben wurde, sind die königliche Priesterschaft und heilige Nation, was das alte Israel nicht vermochte (1. Petrus 2,9; 2. Mose 19,6). Wir sind im Reich Gottes, aber es gibt jetzt Unkraut, das zwischen dem Getreide wächst. Am Ende des Zeitalters wird der Messias in Macht und Herrlichkeit zurückkehren, und das Reich Gottes wird erneut im Aussehen verwandelt werden. Das Reich, das dem Millennium folgt, in dem jeder perfekt und geistlich ist, wird sich vom Millennium drastisch unterscheiden.
Da das Königreich historische Kontinuität hat, ist es korrekt, davon in der Zeitform der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu sprechen. In seiner historischen Entwicklung hatte es und wird es auch weiterhin grössere Meilensteine haben, während neue Phasen eingeläutet werden. Das Reich wurde am Berge Sinai aufgerichtet; es wurde in und durch Jesu Wirken aufgerichtet; es wird bei seiner Wiederkunft, nach dem Gericht, aufgerichtet werden. In jeder Phase wird Gottes Volk sich daran freuen, was sie haben und sie werden sich noch mehr freuen, auf das was noch kommen wird. Während wir jetzt einige begrenzte Aspekte des Reiches Gottes erfahren, gewinnen wir Zuversicht, dass auch das künftige Reich Gottes eine Realität sein wird. Der Heilige Geist ist unsere Garantie von grösseren Segnungen (2. Korinther 5,5; Epheser 1,14).
Das Reich Gottes und das Evangelium
Wenn wir das Wort Reich oder Königreich hören, werden wir an die Reiche dieser Welt erinnert. In dieser Welt wird Königreich mit Autorität und Macht assoziiert, aber nicht mit Harmonie und Liebe. Königreich kann die Autorität beschreiben, die Gott in seiner Familie hat, aber es beschreibt nicht all die Segnungen, die Gott für uns bereithält. Das ist der Grund, warum auch andere Bilder verwendet werden, wie der Familienbegriff Kinder, was die Liebe und Autorität Gottes betont.
Jeder Begriff ist akkurat, aber unvollständig. Wenn irgendein Begriff das Heil perfekt beschreiben könnte, würde die Bibel diesen Begriff durchweg benutzen. Aber es sind alles Bilder, jedes beschreibt einen bestimmten Aspekt des Heils – aber keiner dieser Begriffe beschreibt das ganze Bild. Als Gott der Kirche den Auftrag gab, das Evangelium zu predigen, hat er uns nicht beschränkt, nur die Bezeichnung „Reich Gottes“ zu benutzen. Die Apostel übersetzten Jesu Reden aus dem Aramäischen ins Griechische, und sie übersetzten sie in andere Bilder, besonders Metaphern, die für eine nicht-jüdische Zuhörerschaft Bedeutung hatten. Matthäus, Markus und Lukas benutzen den Begriff „das Reich“ oft. Johannes und die apostolischen Briefe beschreiben auch unsere Zukunft, aber sie ziehen andere Bilder heran, um dies darzustellen.
Erlösung [Heil] ist ein eher allgemeiner Begriff. Paulus sagte, dass wir gerettet [selig] wurden (Epheser 2,8), wir werden gerettet (2. Korinther 2,15) und wir werden gerettet werden (Römer 5,9). Gott hat uns die Erlösung geschenkt und er erwartet von uns, dass wir im Glauben auf ihn reagieren. Johannes schrieb über die Erlösung und das ewige Leben als eine gegenwärtige Realität, ein Besitz (1. Johannes 5,11-12) und ein künftiger Segen.
Metaphern wie Erlösung und Familie Gottes – genauso sowie das Reich Gottes – sind legitim, obwohl es nur Teilbeschreibungen von Gottes Plan für uns sind. Christi Evangelium kann als Evangelium vom Reich, Evangelium des Heils [der Erlösung], Evangelium der Gnade, Evangelium Gottes, Evangelium des ewigen Lebens usw. bezeichnet werden. Das Evangelium ist eine Ankündigung, dass wir auf ewig mit Gott leben können, und es schliesst Information darüber ein, dass dies durch Jesus Christus, unseren Erlöser, möglich ist.
Als Jesus über das Reich Gottes sprach, betonte er nicht seine physischen Segnungen und er verdeutlichte auch nicht seine Chronologie. Er konzentrierte sich stattdessen darauf, was Menschen tun sollten, um einen Anteil daran zu haben. Zöllner und Prostituierte kommen ins Reich Gottes, sagte Jesus (Matthäus 21,31), und sie tun dies, indem sie an das Evangelium glauben (V. 32) und den Willen des Vaters tun (V. 28-31). Wir treten in das Reich Gottes ein, wenn wir Gott im Glauben und in Treue antworten.
In Markus 10 wollte ein Mensch ewiges Leben ererben, und Jesus sagte, er sollte die Gebote halten (Markus 10,17-19). Jesus fügte ein weiteres Gebot hinzu: Er befahl ihm, all seine Besitztümer für den Schatz im Himmel aufzugeben (V. 21). Jesus bemerkte gegenüber den Jüngern: „Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!“ (V. 23). Die Jünger fragten: „Wer kann dann gerettet werden?“ (V. 26). In diesem Abschnitt und in der Parallelstelle in Lukas 18,18-30, werden mehrere Begriffe benutzt, die auf dasselbe hinweisen: Empfangt das Reich, ererbt das ewige Leben, sammelt euch Schätze im Himmel, geht ein ins Reich Gottes, seid gerettet. Als Jesus sagte: „Folge mir nach“ (V. 22), benutze er einen anderen Ausdruck, um dasselbe anzuzeigen: Wir treten ins Reich Gottes ein, indem wir unser Leben auf Jesus ausrichten.
In Lukas 12,31-34 weist Jesus darauf hin, dass mehrere Ausdrücke ähnlich sind: Nach dem Reich Gottes trachten, ein Reich empfangen, einen Schatz im Himmel haben, das Vertrauen in physische Besitztümer aufgeben. Wir trachten nach Gottes Reich, indem wir auf Jesu Lehre reagieren. In Lukas 21,28 und 30 wird das Reich Gottes mit der Erlösung gleichgestellt. In Apostelgeschichte 20,22. 24-25. 32 lernen wir, dass Paulus das Evangelium vom Reich gepredigt hat, und er predigte das Evangelium von Gottes Gnade und des Glaubens. Das Reich ist eng mit der Erlösung verbunden – das Königreich wäre nicht wert gepredigt zu werden, wenn wir keinen Teil daran haben könnten, und wir können nur durch Glauben, Reue und Gnade eintreten, daher sind diese ein Teil jeder Botschaft über das Reich Gottes. Das Heil ist eine gegenwärtige Realität sowie eine Verheissung von zukünftigen Segnungen.
In Korinth predigte Paulus nichts anderes als Christus und seine Kreuzigung (1. Korinther 2,2). In Apostelgeschichte 28,23.29.31 sagt uns Lukas, dass Paulus in Rom sowohl das Reich Gottes als auch über Jesus und die Erlösung gepredigt hat. Dies sind unterschiedliche Aspekte derselben christlichen Botschaft.
Das Reich Gottes ist nicht nur relevant, weil es unsere zukünftige Belohnung ist, sondern auch, weil es Auswirkungen darauf hat, wie wir in diesem Zeitalter leben und denken. Wir bereiten uns für das künftige Reich Gottes vor, indem wir jetzt in ihm leben, in Übereinstimmung mit den Lehren unseres Königs. Während wir im Glauben leben, erkennen wir Gottes Herrschaft als gegenwärtige Realität in unserer eigenen Erfahrung an, und wir hoffen weiterhin im Glauben auf eine künftige Zeit, wenn das Königreich zur Erfüllung kommen wird, wenn die Erde voll von der Erkenntnis des Herrn sein wird.
Michael Morrison