Jeremy wurde mit einem entstellten Körper, einem langsamen Verstand und einer chronischen, unheilbaren Krankheit geboren, die sein gesamtes junges Leben langsam getötet hatte. Trotzdem hatten seine Eltern versucht, ihm so weit es ging ein normales Leben zu ermöglichen und ihn deshalb auf eine Privatschule geschickt.
Im Alter von 12 Jahren war Jeremy erst in der zweiten Klasse. Seine Lehrerin, Doris Miller, war mit ihm öfters verzweifelt. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her, sabberte und gab grunzende Laute von sich. Manchmal sprach er wieder klar und deutlich, als ob ein helles Licht die Dunkelheit seines Gehirns durchdrungen hätte. Die meiste Zeit jedoch regte Jeremy seine Lehrerin auf. Eines Tages rief sie seine Eltern an und bat sie, zu einem Beratungsgespräch in die Schule zu kommen.
Als die Forresters ruhig in der leeren Schulklasse sassen, sagte Doris zu ihnen: „Jeremy gehört wirklich in eine Sonderschule. Es ist nicht fair für ihn, mit anderen Kindern zusammen zu sein, die keine Lernprobleme haben.“
Frau Forrester weinte leise vor sich hin, als ihr Ehemann sprach: „Frau Miller“, sagte er, „es wäre für Jeremy ein furchtbarer Schock, wenn wir ihn aus der Schule nehmen müssten. Wir wissen, dass er sehr gerne hier ist.“
Doris sass noch lange da, als die Eltern gegangen waren, sie starrte durch das Fenster auf den Schnee. Es war nicht fair, Jeremy in ihrer Klasse zu behalten. Sie musste 18 Kinder unterrichten und Jeremy war eine Störung. Plötzlich überfielen sie Schuldgefühle. „O Gott“, rief sie laut aus „hier bin ich am Jammern, obwohl meine Probleme nichts sind im Vergleich mit dieser armen Familie! Bitte hilf mir, mit Jeremy geduldiger zu sein!“
Der Frühling kam und die Kinder redeten aufgeregt über das bevorstehende Osterfest. Doris erzählte die Geschichte von Jesus und dann, um die Idee, dass neues Leben hervor spriesst, zu betonen, gab sie jedem Kind ein grosses Ei aus Plastik. „Nun“, sagte sie zu ihnen, „ich möchte, dass ihr dieses nach Hause nehmt und morgen mit etwas drinnen, was neues Leben zeigt, zurück¬bringt. Habt ihr verstanden?“
„Ja, Frau Miller!“ antworteten die Kinder enthusiastisch – alle ausser Jeremy. Er hörte einfach aufmerksam zu, seine Augen immer auf ihr Gesicht gerichtet. Sie fragte sich, ob er die Aufgabe verstanden hatte. Vielleicht könnte sie seine Eltern anrufen und ihnen das Projekt erklären.
Am nächsten Morgen kamen 19 Kinder zur Schule, sie lachten und erzählten, während sie ihre Eier in den grossen Weidenkorb auf dem Tisch von Frau Miller legten. Nachdem sie ihre Mathematik¬stunde hinter sich hatten, war es Zeit, die Eier zu öffnen.
Im ersten Ei fand Doris eine Blume. „O ja, eine Blume ist gewiss ein Zeichen von neuem Leben“, sagte sie. „Wenn Pflanzen aus dem Boden spriessen, wissen wir, dass der Frühling da ist.“ Ein kleines Mädchen in der ersten Reihe hob ihre Hände hoch. „Das ist mein Ei, Frau Miller“, rief sie aus.
Das nächste Ei enthielt einen Schmetterling aus Plastik, der sehr echt aussah. Doris hielt ihn hoch: „Wir alle wissen, dass sich eine Raupe verwandelt und zu einem schönen Schmetterling heran¬wächst. Ja, auch das ist neues Leben“. Die kleine Judy lächelte stolz und sagte: „Frau Miller, das ist mein Ei.“
Als nächstes fand Doris einen Stein mit Moos darauf. Sie erklärte, dass auch das Moos Leben darstellte. Billy meldete sich aus der letzten Reihe. „Mein Vater hat mir geholfen“, strahlte er. Dann öffnete Doris das vierte Ei. Es war leer! Es muss das von Jeremy sein, dachte sie. Er muss die Anweisungen nicht verstanden haben. Wenn sie nur nicht vergessen hätte, seine Eltern anzurufen. Da sie ihn nicht in Verlegenheit bringen wollte, legte sie das Ei still zur Seite und griff nach einem anderen.
Plötzlich meldete sich Jeremy zu Wort. „Frau Miller, wollen Sie nicht über mein Ei sprechen?“
Ganz aufgeregt antwortete Doris: „Aber Jeremy – dein Ei ist leer!“ Er schaute in ihre Augen und sagte sanft: „Aber das Grab Jesu war auch leer!“
Die Zeit stand still. Als sie sich wieder gefangen hatte, fragte Doris ihn: „Weisst du, warum das Grab leer war?“
„O Ja! Jesus wurde getötet und dort hineingelegt. Dann hat sein Vater ihn auferweckt!“ Die Pausenklingel ertönte. Während die Kinder hinaus in den Schulhof rannten, weinte Doris. Drei Monate später starb Jeremy. Jene, die ihm am Friedhof die letzte Ehre gaben, waren überrascht, 19 Eier auf seinem Sarg zu sehen, alle von ihnen leer.
Die gute Nachricht ist so einfach – Jesus ist auferstanden! Möge seine Liebe Sie in dieser Zeit der geistlichen Feier mit Freude erfüllen.
von Joseph Tkach