Das Haupt der Kirche ist Jesus Christus. Er offenbart der Kirche den Willen des Vaters durch den Heiligen Geist. Durch die Schrift lehrt und befähigt der Heilige Geist die Kirche, den Bedürfnissen der Gemeinden zu dienen. Die Weltweite Kirche Gottes ist bestrebt, bei der Betreuung ihrer Gemeinden und auch bei der Ernennung von Ältesten, Diakonen, Diakoninnen und Leitern der Leitung des Heiligen Geistes zu folgen. (Kolosser 1,18; Epheser 1,15-23; Johannes 16,13-15; Epheser 4,11-16)
Da es zutrifft, dass jeder Christ den Heiligen Geist besitzt und der Heilige Geist jeden von uns belehrt, bedarf es da überhaupt einer Leitung in der Kirche? Kann es nicht christlicher sein, uns als eine Gruppe Gleichgestellter anzusehen, wo jeder für jede Rolle befähigt ist?
Verschiedene Bibelverse, wie z.B. 1. Johannes 2,27, scheinen diese Vorstellung zu bestätigen – jedoch nur, wenn sie aus dem Kontext gerissen werden. Als beispielsweise Johannes schrieb, die Christen bräuchten niemand, sie zu lehren, meinte er da, dass sie nicht von ihm zu unterrichten wären? Hatte er gesagt, schenkt dem, was ich schreibe, keinerlei Aufmerksamkeit, weil ihr mich oder jemand anders als Lehrer nicht braucht? Natürlich hat er das nicht gemeint.
Johannes hatte diesen Brief geschrieben, weil diese Menschen unterrichtet werden mussten. Er warnte seine Leser vor Gnostizismus, vor der Einstellung, dass Erlösung durch Geheimlehren erreichbar sei. Er sagte, die Wahrheiten des Christentums seien in der Kirche bereits bekannt gewesen. Die Gläubigen bräuchten keinerlei geheimes Wissen neben dem, was der Heilige Geist bereits der Gemeinde überbracht hatte. Johannes hatte nicht gesagt, die Christen könnten ohne Leiter und Lehrer auskommen.
Jeder Christ hat persönliche Verantwortungen. Jeder muss glauben, Entscheidungen treffen, wie er leben soll, entscheiden, was er glaubt. Das Neue Testament stellt aber klar, dass wir nicht bloss Individuen sind. Wir sind Teil einer Gemeinschaft. Die Kirche ist optional im selben Sinne wie Verantwortung optional ist. Gott lässt uns unser Tun auswählen. Das bedeutet aber nicht, dass jede Wahl für uns gleichermassen hilfreich ist oder dass alle nach Gottes Willen gleichgestellt sind.
Brauchen Christen Lehrer? Das ganze Neue Testament belegt, dass wir sie brauchen. Die Kirche von Antiochia besass Lehrer als einen ihrer Leitungsposten (Apostelgeschichte 13,1).
Lehrer sind eine der Gaben, die der Heilige Geist der Kirche schenkt (1. Korinther 12,28; Epheser 4,11). Paulus nannte sich selbst einen Lehrer (1. Timotheus 2,7; Titus 1,11). Sogar nach vielen Jahren des Glaubens bedürfen die Gläubigen der Lehrer (Hebräer 5,12). Jakobus warnte vor der Meinung, jeder sei ein Lehrer (Jakobus 3,1). Seinen Bemerkungen lässt sich entnehmen, dass die Kirche normalerweise Leute hatte, die lehrten.
Christen brauchen gesunde Lehre in den Wahrheiten des Glaubens. Gott weiss, dass wir unterschiedlich schnell wachsen und auf verschiedenen Gebieten unsere Stärken besitzen. Er weiss es, weil er an erster Stelle derjenige ist, der uns jene Stärken geschenkt hat. Er schenkt nicht jedem dieselben Gaben (1. Korinther 12). Viel mehr verteilt er sie, sodass wir zusammenarbeiten für das Gemeinwohl, uns gegenseitig helfend, statt dass man sich absondert und seine eigenen Angelegenheiten verfolgt (1. Korinther 12,7).
Die einen Christen sind grösserer Fähigkeit begabt, Barmherzigkeit zu zeigen, einige für geistliche Unterscheidung, einige dafür, physisch zu dienen, einige dafür, ermahnend, koordinierend oder lehrend zu wirken. Alle Christen haben den gleichen Wert, aber Gleichheit bedeutet nicht, identisch zu sein. Uns sind verschiedene Fähigkeiten geschenkt, und obwohl sie alle wichtig sind, sind nicht alle gleich. Als Kinder Gottes, als Erben der Erlösung, sind wir gleich. Wir haben aber nicht alle in der Kirche dieselbe Aufgabe. Gott setzt Menschen ein und verteilt seine Gaben so, wie er gewollt hat, nicht nach menschlichen Erwartungen.
Somit setzt Gott in der Kirche Lehrer ein, Personen, die in der Lage sind, anderen beim Lernen zu helfen. Ja, ich gebe zu, dass wir als irdische Organisation nicht immer die Begabtesten auswählen und ich gebe auch zu, dass den Lehrern zuweilen Fehler unterlaufen. Aber das entkräftet nicht das klare Zeugnis des Neuen Testamentes, dass Gottes Kirche tatsächlich Lehrer hat, dass dies eine Rolle ist, die wir in einer Gemeinschaft von Gläubigen erwarten können.
Obwohl wir kein eigenes Amt, das „Lehrer“ heisst, führen, erwarten wir, dass es in der Kirche Lehrer gibt, wir erwarten, dass unsere Pastoren zu unterrichten verstehen (1. Timotheus 3,2; 2 Tim 2,2). In Epheser 4,11 fasst Paulus Pastoren und Lehrer zu einer Gruppe zusammen, indem er sie grammatisch so nennt, als besässe diese Rolle zweifache Verantwortlichkeit: zu weiden und zu lehren.
Das neue Testament schreibt der Kirche keine besondere Leitungshierarchie vor. Die Jerusalemer Kirche hatte Apostel und Älteste. Die Kirche in Antiochia hatte Propheten und Lehrer (Apostelgeschichte 15,1; 13,1). Einige Passagen des Neuen Testamentes nennen die Leiter Älteste, andere nennen sie Haushalter oder Bischöfe, einige nennen sie Diakone (Apostelgeschichte 14,23; Titus 1,6-7; Philipper 1,1; 1. Timotheus 3,2; Hebräer 13,17). Das scheinen verschiedene Worte für dieselbe Aufgabe zu sein.
Das Neue Testament beschreibt keine ausführliche Hierarchie von Aposteln über Propheten über Evangelisten über Pastoren über Älteste über Diakone über Laienmitglieder. Das Wort „über“ wird sowieso nicht das Beste sein, denn das alles sind Dienstfunktionen, die geschaffen wurde, um der Kirche zu helfen. Das Neue Testament hält Menschen jedoch an, den Leitern der Kirche zu gehorchen, mit ihrer Führung zusammenzuarbeiten (Hebräer 13,17). Weder blinder Gehorsam ist angemessen noch extreme Skepsis oder Widerstand.
Paulus beschreibt eine einfache Hierarchie, als er Timotheus sagt, er solle in den Kirchen Älteste ernennen. Als Apostel, Kirchengründer und Mentor war Paulus über Timotheus gestellt und Timotheus seinerseits hatte die Autorität zu entscheiden, wer Ältester oder Diakon sein solle. Das aber ist eine Beschreibung von Ephesus, nicht eine Vorschrift für alle zukünftigen Kirchenorganisationen. Wir sehen keinerlei Bestreben, jede Gemeinde an Jerusalem oder an Antiochia oder Rom zu binden. Das wäre im ersten Jahrhundert ohnehin unpraktisch gewesen.
Was lässt sich somit zur heutigen Kirche sagen? Wir können sagen, Gott erwarte von der Kirche, dass sie Leiter hat, aber er legt nicht fest, wie diese Leiter genannt oder wie sie strukturiert werden sollten. Er hat diese Einzelheiten offen gelassen, damit sie in den sich wandelnden Umständen, in denen sich die Kirche befindet, geregelt werden sollen. Wir sollen Leiter in den örtlichen Gemeinden haben. Es spielt aber keine grosse Rolle, wie sie genannt werden: Pastor Pierce, Ältester Ed, Pfarrer Matson oder Kirchendiener Sam mögen gleichermassen akzeptabel sein.
In der Weltweiten Kirche Gottes verwenden wir wegen der Umstände, die wir vorfinden, ein Modell, das als „episkopales“ Leitungsmodell bezeichnet werden kann (das Wort episkopal stammt vom griechischen Wort für Aufseher Episkopos, das manchmal als Bischof übersetzt wird). Wir halten das für den besten Weg für unsere Gemeinden, um gesunde Lehre und Stabilität zu haben. Unser episkopales Leitungsmodell hat seine Probleme wie aber andere Modelle auch, denn auch die Menschen, auf die sie alle sich stützen, sind fehlbar. Wir glauben, dass unter unseren historischen und geografischen Verhältnissen unser Organisationsstil unseren Mitgliedern besser dienen kann als ein kongegrationalistisches oder presbyterianisches Leitungsmodell.
(Man bedenke dabei, dass alle Modelle einer Kirchenleitung, seien sie nun kongegrationalistisch, presbyterianisch oder episkopal, verschiedene Formen annehmen können. Unsere Form des episkopalen Leitungsmodelles unterscheidet sich drastisch von dem der Orthodoxen Ostkirche, der Anglikaner, der Episkopalkirche, der Römisch-Katholischen oder Lutherischen Kirchen).
Das Oberhaupt der Kirche ist Jesus Christus und alle Leiter in der Kirche sollen bestrebt sein, in allen Dingen, in ihrem persönlichen Leben wie auch im Leben der Gemeinden seinen Willen zu suchen. Die Leiter sollen in ihrer Tätigkeit christusähnlich auftreten, das heisst, sie müssen bestrebt sein, anderen zu helfen, nicht sich selbst zu begünstigen. Die örtliche Gemeinde stellt keine Arbeitsgruppe dar, die dem Pastor hilft, seine Arbeit zu erledigen. Stattdessen tritt der Pastor als Förderer auf, der den Mitgliedern bei ihrer Arbeit hilft – dem Werk des Evangeliums, dem Werk, das sie nach Jesu willen tun sollten.
Paulus vergleicht die Kirche mit einem Leib, der viele verschiedene Glieder hat. Seine Einheit besteht nicht in Gleichartigkeit, sondern im Zusammenwirken für einen gemeinsamen Gott und für einen gemeinsamen Zweck. Verschiedene Mitglieder haben verschiedene Stärken und wir sollen sie zum Nutzen aller einsetzen (1. Korinther 12,7).
Die Weltweite Kirche Gottes ernennt durch Ordination männliche und weibliche Älteste, um als pastorale Leiter zu dienen. Sie ernennt auch durch Bevollmächtigung [Einsetzung] männliche und weibliche Leiter (die auch als Diakone und Diakoninnen bezeichnet werden können).
Was ist der Unterschied zwischen „Ordination“ und „Bevollmächtigung“? Im Allgemeinen ist eine Ordination öffentlicher und dauerhafter. Eine Bevollmächtigung kann privat sowie auch öffentlich erfolgen und lässt sich leicht widerrufen. Bevollmächtigungen sind weniger förmlich, und sind nicht automatisch erneuerbar oder übertragbar. Auch eine Ordination kann widerrufen werden, aber dies geschieht nur in Ausnahmefällen.
In der Weltweiten Kirche Gottes haben wir keine standardisierte erschöpfende Beschreibung von jeder kirchlichen Führungsrolle. Älteste dienen in Gemeinden oft als Pastoren (hauptverantwortlicher Pastor oder Assistent). Die meisten predigen und lehren, aber nicht alle. Einige spezialisieren sich in der Administration. Jeder dient unter der Aufsicht des hauptverantwortlichen Pastors (dem Aufseher oder episkopos der Gemeinde) entsprechend seinen Fähigkeiten.
Leiter von kirchlichen Dienstbereichen widerspiegeln noch grössere Vielfalt, wobei jeder (so hoffen wir) nach seiner Fähigkeit, nach den Bedürfnissen der Gemeinde dient. Der hauptverantwortliche Pastor kann diese Leiter für vorübergehende Aufgaben oder auf unbestimmte Zeit bevollmächtigen.
Die Pastoren wirken etwas ähnlich wie Dirigenten eines Orchesters. Sie können niemand zwingen, nach dem Taktstock zu spielen, jedoch können sie anleitend und koordinierend wirken. Die Gruppe als Ganzes wird wesentlich bessere Arbeit leisten, wenn die Spieler die Zeichen zum Einsatz aufnehmen, die ihnen gegeben werden. In unserer Glaubensgemeinschaft können die Mitglieder ihren Pastor nicht feuern. Die Pastoren werden auf der Regionalebene ausgewählt und entlassen, die in den USA die Kirchenverwaltung, in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gemeindeältesten einschliesst.
Wie verhält es sich, wenn ein Mitglied meint, ein Pastor sei inkompetent oder er führe die Schafe in die Irre? Hier kommt unsere episkopale Leitungsstruktur ins Spiel. Probleme mit der Lehre oder dem Führungsstil sollten zuerst mit dem Pastor besprochen werden, danach mit einem pastoralen Leiter (dem Aufseher oder Episkopos des Pastors in dem Bezirk).
Ebenso wie die Gemeinden örtliche Leiter und Lehrer brauchen, so brauchen auch die Pastoren Leiter und Lehrer. Deshalb glauben wir, dass die Zentrale der Weltweiten Kirche Gottes im Dienst an unseren Gemeinden eine wichtige Rolle spielt. Wir streben danach, als Quelle für Ausbildung, Ideen, Ermutigungen, Aufsicht und Koordination zu dienen. Sicherlich sind wir nicht perfekt, doch sehen wir darin die uns erteilte Berufung. Es ist genau das, was wir anstreben.
Unsere Augen müssen auf Jesus gerichtet sein. Er hat für uns Arbeit und viel Arbeit wird bereits geleistet. Loben wir ihn für seine Geduld, für seine Gaben und für die Arbeit, die zu unserem Wachstum beiträgt.
Joseph Tkach