Steine in Gottes Hand
Mein Vater hatte eine Leidenschaft fürs Bauen. Er gestaltete nicht nur drei Zimmer in unserem Haus neu, sondern baute auch einen Wunschbrunnen und eine Höhle in unserem Garten. Ich erinnere mich daran, ihm als kleiner Junge beim Bau einer hohen Steinmauer zugeschaut zu haben. Wussten Sie, dass auch unser himmlischer Vater ein Baumeister ist, der an einem wunderbaren Gebäude arbeitet? Der Apostel Paulus schrieb, dass wahre Christen «erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist» (Epheser 2,20–22).
Der Apostel Petrus beschrieb die Christen als lebendige Steine: «Auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus» (1. Petrus 2,5). Worum geht es hierbei? Ist Ihnen bewusst, dass jedem von uns bei seiner Bekehrung durch Gott, ähnlich einem Stein, ein bestimmter Platz in den Mauern seines Bauwerks zugewiesen wird? Dieses Bild bietet zahlreiche geistlich inspirierende Analogien, denen wir uns im Folgenden widmen möchten.
Das Fundament unseres Glaubens
Das Fundament eines Bauwerks besitzt entscheidende Bedeutung. Ist es nicht stabil und belastbar, riskiert das gesamte Gebäude einzustürzen. Analog dazu bildet eine spezielle Gruppe von Menschen das Fundament von Gottes Bauwerk. Ihre Lehren sind von zentraler Bedeutung und bilden die Basis unseres Glaubens: «Erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten» (Epheser 2,20). Hiermit sind die Apostel und Propheten des Neuen Testaments gemeint. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie selbst die Grundsteine der Gemeinde darstellten. Tatsächlich ist Christus die Grundlage: «Einen andern Grund kann niemand legen ausser dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus» (1. Korinther 3,11). In der Offenbarung 21,14 werden die Apostel mit den zwölf Grundsteinen des heiligen Jerusalem in Verbindung gebracht.
So wie ein Bauexperte sicherstellt, dass der Aufbau zu seinem Fundament passt, sollten auch unsere Glaubensüberzeugungen mit dem Fundament unserer Vorväter übereinstimmen. Würden die Apostel und Propheten heute zu uns kommen, müssten unsere christlichen Glaubensinhalte mit den ihren übereinstimmend sein. Basiert Ihr Glaube tatsächlich auf den Inhalten der Bibel? Richten Sie Ihre Überzeugungen und Werte nach den biblischen Aussagen oder lassen Sie sich von Theorien und Meinungen Dritter beeinflussen? Die Kirche sollte sich nicht auf modernes Denken stützen, sondern auf das geistliche Erbe, das uns von den ersten Aposteln und Propheten hinterlassen wurde.
Mit dem Eckstein verbunden
Der Eckstein ist der wichtigste Teil eines Fundaments. Er verleiht einem Bauwerk Stabilität und Zusammenhalt. Jesus wird als dieser Eckstein beschrieben. Er ist ein auserwählter und zugleich kostbarer Stein, absolut verlässlich. Wer ihm vertraut, wird nicht enttäuscht: «Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden. Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar. Für die aber, die nicht glauben, ist er der Stein, den die Bauleute verworfen haben; der ist zum Eckstein geworden und ein Stein des Anstosses und ein Fels des Ärgernisses. Sie stossen sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben, wozu sie auch bestimmt sind» (1. Petrus 2,6-8).
Petrus zitiert in diesem Zusammenhang Jesaja 28,16 und verdeutlicht damit, dass Christi Rolle als Eckstein in der Schrift vorhergesagt wurde. Er weist darauf hin, welchen Plan Gott mit Christus hat: , Ihm diese einzigartige Stellung zu geben. Wie steht es um Sie? Hat Jesus in Ihrem Leben diese besondere Stellung? Ist er die Nummer eins in Ihrem Leben und bildet er den Kern davon?
Gemeinschaft untereinander
Steine stehen selten alleine. Sie verbinden sich mit dem Eckstein, dem Fundament, dem Dach und anderen Mauern. Sie sind untereinander verbunden und bilden gemeinsam die beeindruckende Mauer: «Wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau … und in ihm [in Jesus] werdet auch ihr mit aufgebaut» (Epheser 2,20–22 Eberfelder Bibel).
Würde man eine Vielzahl von Steinen aus einem Gebäude entfernen, würde es einstürzen. Die Beziehung zwischen Christen sollte ebenso fest und innig sein wie die der Steine in einem Bauwerk. Ein einzelner Stein kann weder ein ganzes Gebäude noch eine Wand formen. Es liegt in unserer Natur, nicht isoliert, sondern in Gemeinschaft zu leben. Engagieren Sie sich in der Zusammenarbeit mit anderen Christen, um gemeinsam eine prächtige Behausung für Gott zu erschaffen? Mutter Theresa drückte es treffend aus: «Du kannst tun, was ich nicht tun kann. Ich kann tun, was du nicht tun kannst. Zusammen können wir Grosses vollbringen». Herzliche Beziehungen untereinander sind genauso heilig und unerlässlich wie unsere Gemeinschaft mit Gott. Unser geistiges Leben hängt davon ab, und der einzige Weg, Menschen unsere Liebe zu Gott und die tatsächliche Liebe Gottes zu uns zu zeigen, ist durch unsere Liebe untereinander, wie Andrew Murray betonte.
Die Einzigartigkeit jedes Christen
Heutzutage werden Ziegelsteine industriell hergestellt und sehen alle gleich aus. Dagegen haben Natursteinmauern einzelne Steine von unterschiedlichen Grössen und Formen: Einige sind gross, andere klein, und manche von mittlerer Grösse. Auch Christen wurden nicht erschaffen, um einander zu gleichen. Es ist nicht Gottes Absicht, dass wir alle gleich aussehen, denken und handeln. Vielmehr repräsentieren wir ein Bild der Vielfalt in Harmonie. Alle gehören wir zur selben Mauer, und doch sind wir einzigartig. Ebenso hat ein Körper verschiedene Glieder: «Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus» (1. Korinther 12,12).
Einige Menschen sind zurückhaltend, andere gesellig oder kontaktfreudig. Manche Kirchenmitglieder sind aufgabenorientiert, andere beziehungsorientiert. Wir sollten bestrebt sein, Christus nachzufolgen, im Glauben und in der Erkenntnis zu wachsen. Aber so wie unsere DNA einzigartig ist, gibt es niemanden, der genau wie wir ist. Jeder von uns hat eine besondere Mission. Einige sind berufen, anderen Mut zuzusprechen. Andere Christen sind eine grosse Stütze, indem sie einfühlsam zuhören und so anderen ermöglichen, ihre Last zu teilen. Ein grosser Stein mag viel Gewicht tragen, doch ein kleiner Stein ist ebenso wichtig, da er eine Lücke füllt, die sonst offenbliebe. Fühlen Sie sich jemals unbedeutend? Bedenken Sie, dass Gott Sie gezielt auserwählt hat, um ein unverzichtbarer Stein in seinem Bauwerk zu sein.
Unser idealer Platz
Wenn mein Vater baute, prüfte er sorgfältig jeden Stein, der vor ihm lag. Er suchte nach dem perfekten Stein, um ihn neben oder auf einen anderen zu setzen. Falls dieser nicht genau passte, suchte er weiter. Mal wählte er einen grossen, quadratischen Stein, mal einen kleinen, runden. Manchmal formte er einen Stein mit Hammer und Meissel, bis er perfekt passte. Diese Vorgehensweise erinnert an die Worte: «Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat» (1. Korinther 12,18).
Nachdem er einen Stein gesetzt hatte, trat mein Vater zurück, um sein Werk zu betrachten. War er zufrieden, verankerte er den Stein fest im Mauerwerk, ehe er den nächsten wählte. So wurde der ausgewählte Stein zu einem Teil des Ganzen: «Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ein Glied» (1. Korinther 12,27).
Beim Bau von Salomos Tempel in Jerusalem wurden die Steine in Steinbrüchen abgebaut und zum Tempelplatz gebracht: «Als das Haus gebaut wurde, waren die Steine bereits ganz zugerichtet, sodass weder Hammer noch Beil noch irgendein eisernes Werkzeug beim Bau des Hauses zu hören war» (1. Könige 6,7). Die Steine wurden im Steinbruch bereits in die gewünschte Form gebracht und dann zum Bauplatz des Tempels transportiert, sodass vor Ort kein zusätzliches Formen oder Anpassen der Steine notwendig war.
Ebenso schuf Gott jeden Christen einzigartig. Gott wählte für uns individuell einen Platz in seinem Bauwerk. Jeder Christ, gleich ob «gering» oder «erhaben», hat vor Gott denselben Wert. Er weiss genau, wo unser idealer Platz ist. Welch eine Ehre, Teil von Gottes Bauvorhaben zu sein! Es geht dabei nicht um irgendein Gebäude, sondern um einen heiligen Tempel: «Er wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn» (Epheser 2,21). Er ist heilig, weil Gott in ihm wohnt: «Durch ihn (Jesus) werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist» (Vers 22).
Im Alten Testament residierte Gott in der Stiftshütte und später im Tempel. Heutzutage wohnt er in den Herzen jener Menschen, die Jesus als ihren Erlöser und Heiland anerkannt haben. Jeder von uns ist ein Tempel des Heiligen Geistes; gemeinsam bilden wir die Gemeinde Gottes und vertreten Ihn auf Erden. Als der erhabene Baumeister übernimmt Gott die vollständige Verantwortung für unseren geistlichen Aufbau. Genauso wie mein Vater jeden Stein sorgsam auswählt, so wählt auch Gott jeden von uns für seinen göttlichen Plan aus. Können unsere Mitmenschen die göttliche Heiligkeit in uns erkennen? Das grosse Ganze ist nicht allein das Werk eines Einzelnen, sondern das aller, die sich von Gott, dem Vater, und Seinem Sohn Jesus Christus formen und leiten lassen.
von Gordon Green
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