Dass die Gläubigen bei Christi Erscheinen zum unsterblichen Leben auferstehen, ist die Hoffnung aller Christen. Daher kann nicht überraschen, dass der Apostel Paulus, als ihm zu Ohren kam, dass einige Mitglieder der Kirche in Korinth die Auferstehung leugneten, ihr Unverständnis in seinem 1. Brief an die Korinther, Kapitel 15, energisch zurückwies. Als Erstes wiederholte Paulus die Botschaft des Evangeliums, zu der auch sie sich bekannten: Christus war auferstanden. Paulus erinnerte daran, wie der Leichnam des gekreuzigten Jesus in ein Grab gelegt und drei Tage später leibhaftig zur Herrlichkeit auferweckt worden war (Verse 3–4). Dann erläuterte er, dass Christus als unser Vorläufer aus dem Tod zum Leben auferstanden war – um uns den Weg zu unserer künftigen Auferstehung bei seinem Erscheinen zu weisen (Verse 4,20–23).
Um zu bekräftigen, dass die Auferstehung Christi wirklich wahr war, berief sich Paulus auf über 500 Zeugen, denen Jesus erschienen war, nachdem er zum Leben erweckt worden war. Die meisten Zeugen lebten noch, als er seinen Brief schrieb (Verse 5–7). Christus war auch den Aposteln und Paulus persönlich erschienen (Vers 8). Die Tatsache, dass so viele Leute Jesus nach der Grablegung leibhaftig gesehen hatten, bedeutete, dass er leibhaftig auferweckt wor- den war, obgleich Paulus im 15. Kapitel nicht ausdrücklich dazu Stellung nahm.
Wohl aber liess er die Korinther wissen, dass es unsinnig und für den christlichen Glauben mit absurden Folgen verbunden sei, wenn an der künftigen Auferstehung der Gläubigen gezweifelt würde – denn sie glaubten doch, dass Christus aus dem Grab auferstanden sei. Nicht an eine Auferstehung der Toten zu glauben, bedeutete logischerweise nichts anderes als zu leugnen, dass Christus selbst auferstanden war. Wenn aber Christus nicht auferstanden wäre, hät- ten die Gläubigen keine Hoffnung. Dass aber Christus auferstanden war, gebe den Gläubigen die Gewissheit, dass auch sie auferstehen werden, schrieb Paulus an die Korinther.
Die Botschaft des Paulus über die Auferstehung der Gläubigen ist zentral auf Christus ausgerichtet. Er erläutert, dass die Heilswirksamkeit Gottes durch Christus in seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferweckung zum Leben die künftige Auferstehung der Gläubigen – und damit den endgültigen Sieg Gottes über den Tod – ermöglicht (Verse 22–26, 54–57).
Paulus hatte diese gute Nachricht immer wieder gepredigt – dass Christus zum Leben erweckt worden war und dass die Gläubigen bei seinem Erscheinen ebenfalls auferstehen würden. In einem früheren Brief schrieb Paulus: „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auf- erstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen“ (1. Thessalonicher 4,14). Dieses Versprechen sei, schrieb Paulus, in Einklang „mit einem Wort des Herrn“ (Vers 15).
Die Kirche hat auf diese Hoffnung und Verheissung Jesu in der Schrift gesetzt und von Anbeginn an den Glauben an die Auferstehung gelehrt. Im Nizäischen Glaubensbekenntnis aus dem Jahr 381 n. Chr. heisst es: „Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommen- den Welt.“ Und im Apostolischen Glaubensbekenntnis von ca. 750 n. Chr. wird bestätigt: „Ich glaube an ... die ... Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“
Im 1. Korintherbrief 15 reagierte Paulus speziell auf den Unglauben und das Missverständnis der Korinther im Hinblick auf die leibliche Auferstehung: „Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen, und mit was für einem Leib werden sie kommen?“ (Vers 35). Hier geht es um die Frage, wie die Auferstehung erfolgen würde – und welchen Leib, wenn überhaupt, die Auferstandenen für das neue Leben erhalten würden. Die Korinther dachten fälschlicherweise, Paulus hätte von demselben sterblichen, sündigen Leib gesprochen, den sie in diesem Leben besassen.
Wozu brauchten sie bei der Auferstehung einen Leib, fragten sie sich, vor allem einen so korrupten Leib wie den jetzigen? Hatten sie nicht schon das Ziel der geistig-spirituellen Erlösung erreicht und mussten sie sich nicht vielmehr von ihrem Leib befreien? Dazu sagt der Theologe Gordon D. Fee: „Die Korinther sind überzeugt, sie hätten durch das Geschenk des Heiligen Geistes und insbesondere durch die Erscheinung der Zungen die verheissene spirituelle, „himmlische“ Existenz bereits angetreten. Nur der Leib, den es beim Tod abzulegen galt, trenne sie noch von ihrer ultimativen Spiritualität.“
Die Korinther hatten nicht verstanden, dass der Auferstehungsleib von höherer und anderer Art war als der jetzige physische Leib. Diesen neuen „geistlichen“ Leib würden sie für das Le- ben mit Gott im Himmelreich benötigen. Paulus führte ein Beispiel aus dem Ackerbau an, um die grössere Herrlichkeit des himmlischen Leibes im Vergleich zu unserem irdischen physischen Leib zu verdeutlichen: Er sprach von dem Unterschied zwischen einem Saatkorn und der Pflanze, die daraus erwächst. Das Saatkorn mag „sterben“ oder vergehen, aber der Leib – die daraus entstehende Pflanze – ist von sehr viel grösserer Herrlichkeit. „Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein blosses Korn, sei es von Weizen oder etwas ande- rem“, schrieb Paulus (Vers 37). Wir können nicht voraussagen, wie unser Auferstehungsleib im Vergleich zu den Merkmalen unseres gegenwärtigen physischen Leibes aussehen wird, aber wir wissen, dass der neue Leib viel, viel herrlicher sein wird – wie die Eiche im Vergleich zu ihrem Samen, der Eichel.
Wir können zuversichtlich sein, dass der Auferstehungsleib in seiner Herrlichkeit und Unendlichkeit unser ewiges Leben viel grossartiger machen wird als unser derzeitiges physisches Le- ben. Paulus schrieb: „So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft“ (Verse 42–43).
Der Auferstehungsleib werde keine Kopie, keine genaue Reproduktion unseres physischen Leibes sein, sagt Paulus. Auch werde der Leib, den wir bei der Auferstehung erhalten, nicht aus denselben Atomen bestehen wie der physische Leib in unserem irdischen Leben, der beim Tod verwese oder zerstört werde. (Abgesehen davon – welchen Leib würden wir denn erhalten: unseren Leib im Alter von 2, 20, 45 oder 75 Jahren?) Der himmlische Leib wird sich in seiner Qualität und Herrlichkeit vom irdischen Leib abheben – so wie ein wunderbarer Schmetterling, der seinen Kokon, zuvor Behausung einer niedrigen Raupe, zurücklässt.
Es macht keinen Sinn, Spekulationen darüber anzustellen, wie unser Auferstehungsleib und unser unsterbliches Leben genau aussehen werden. Doch wir können einige allgemeine Aus- sagen über den grossen Unterschied hinsichtlich der Beschaffenheit der beiden Leiber machen.
Unser derzeitiger Leib ist ein physischer Körper und damit Verwesung, Tod und Sünde unterworfen. Der Auferstehungsleib wird ein Leben in einer anderen Dimension bedeuten – ein unsterbliches, unvergängliches Leben. Paulus sagt: „Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib“ – kein „Geistleib“, sondern ein geistlicher Leib, dass er dem Leben, das da kommen soll, gerecht wird. Der neue Leib der Gläubigen bei der Auferstehung wird „geistlich“ sein – nicht immateriell, aber geistlich in dem Sinn, dass er von Gott geschaffen wurde, damit er dem verherrlichten Leib Christi ähnlich ist, verwandelt und „dem Leben des Heiligen Geistes in Ewigkeit angepasst“. Der neue Leib wird völlig real sein; die Gläubigen werden keine körperlosen Geister oder Gespenster sein. Paulus stellt Adam und Jesus einan- der gegenüber, um den Unterschied zwischen unserem jetzigen Leib und unserem Auferste- hungsleib hervorzuheben. „Wie der irdische ist, so sind auch die irdischen; und wie der himm- lische ist, so sind auch die himmlischen“ (Vers 48). Diejenigen, die in Christus sind, wenn er erscheint, werden einen Auferstehungsleib und ein Leben in Jesu Gestalt und Sein haben, nicht in Adams Gestalt und Sein. „Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen“ (Vers 49). Der Herr, sagt Paulus, „wird unsern nichtigen Leib verwandeln, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe“ (Philipper 3,21).
Dies bedeutet, dass unser Auferstehungsleib nicht aus vergänglichem Fleisch und Blut sein wird wie der Leib, den wir jetzt kennen – nicht mehr angewiesen auf Nahrung, Sauerstoff und Wasser, um leben zu können. Paulus erklärte nachdrücklich: „Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit“ (1. Korinther 15,50).
Beim Erscheinen des Herrn werden unsere sterblichen Leiber in unsterbliche Leiber verwandelt werden – zu ewigem Leben und nicht länger Tod und Verwesung unterworfen. Und dies sind die Worte des Paulus an die Korinther: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune [eine Metapher für das künftige Erscheinen Christi]. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden“ (Verse 51–52).
Unsere leibliche Auferstehung zu unsterblichem Leben ist Grund zur Freude und Nährkraft unserer christlichen Hoffnung. Paulus sagt: „Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: „Der Tod ist verschlungen vom Sieg“ (Vers 54).
von Paul Kroll