Immer wieder „argumentiert Paulus im Römerbrief, dass wir es Christus zu verdanken haben, dass Gott uns als gerechtfertigt betrachtet. Obwohl wir manchmal sündigen, werden diese Sünden gegen das alte Ich angerechnet, das mit Christus gekreuzigt wurde; unsere Sünden zählen nicht gegen das, was wir in Christus sind. Wir haben die Pflicht, die Sünde zu bekämpfen – nicht, um gerettet zu werden, sondern weil wir bereits Kinder Gottes sind. Im letzten Teil von Kapitel 8 richtet Paulus seine Aufmerksamkeit auf unsere glorreiche Zukunft.
Das christliche Leben ist nicht einfach. Der Kampf gegen die Sünde ist nicht einfach. Anhaltende Verfolgung ist nicht einfach. Die Bewältigung des Alltagslebens in einer gefallenen Welt, mit korrumpierbaren Menschen, macht uns das Leben schwer. Dennoch sagt Paulus: „dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Vers 18). So wie es für Jesus war, so ist auch für uns die Freude da – eine Zukunft, die so wunderbar ist, dass unsere gegenwärtigen Prüfungen unbedeutend erscheinen werden.
Aber wir sind nicht die Einzigen, die davon profitieren werden. Paulus sagt, dass es eine kosmische Tragweite für Gottes Plan gibt, der in uns ausgearbeitet wird: „Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden“ (Vers 19). Die Schöpfung will uns nicht nur in Herrlichkeit sehen, sondern die Schöpfung selbst wird auch mit Veränderung gesegnet sein, wenn der Plan Gottes zur Vollendung gebracht wird, wie Paulus in den nächsten Versen sagt: „Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit ... doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ (Verse 20-21).
Die Schöpfung unterliegt jetzt dem Verfall, aber das ist nicht so, wie es eigentlich sein sollte. Bei der Auferstehung, wenn uns die Herrlichkeit gegeben wird, die zu Recht den Kindern Gottes gehört, wird das Universum auch irgendwie von seiner Knechtschaft befreit werden. Das gesamte Universum ist durch das Werk Jesu Christi erlöst worden (Kolosser 1,19-20).
Obwohl der Preis bereits bezahlt ist, sehen wir noch nicht alles so, wie Gott es vollenden wird. „Die gesamte Schöpfung seufzt jetzt unter ihrem Zustand, als würde sie in Geburtswehen liegen“ (Römer 8,22 Neue Genfer Übersetzung). Die Schöpfung leidet als würde sie in Geburtswehen liegen, da sie den Schoss bildet, in dem wir geboren werden. Nicht nur das, „sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, seufzen innerlich noch und warten auf die Adoption als Söhne und die Erlösung unseres Leibes“ (Vers 23 Neue Genfer Übersetzung). Auch wenn uns der Heilige Geist als Unterpfand für die Rettung gegeben wurde, kämpfen auch wir, denn unsere Rettung ist noch nicht vollendet. Wir kämpfen mit der Sünde, wir kämpfen mit körperlichen Einschränkungen, Schmerz und Leid – sogar während wir uns darüber freuen, was Christus für uns getan hat.
Errettung bedeutet, dass unsere Körper dann nicht mehr der Verweslichkeit unterworfen sind (1. Korinther 15,53), neu gemacht und in Herrlichkeit verwandelt sein werden. Die physische Welt ist kein Abfall, der entsorgt werden muss – Gott hat sie gut gemacht, und er wird sie wieder neu machen. Wir wissen nicht, wie Körper auferstehen, noch kennen wir die Physik des erneuerten Universums, aber wir können dem Schöpfer vertrauen, dass er sein Werk vollenden wird.
Noch sehen wir keine perfekte Schöpfung, weder im Universum noch auf der Erde, noch in unseren Körpern, jedoch sind wir zuversichtlich, dass alles umgewandelt wird. Wie Paulus gesagt hat: „Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld“ (Römer 8,24-25).
Wir warten mit Geduld und Eifer auf die Auferstehung unserer Körper, sobald unsere Adoption vollendet ist. Wir leben in der Situation von „bereits, aber noch nicht“: bereits erlöst, aber noch nicht vollständig erlöst. Wir sind bereits von der Verurteilung befreit, aber noch nicht vollständig von der Sünde. Wir sind bereits im Königreich, aber es besteht noch nicht in seiner Fülle. Wir leben mit Aspekten des kommenden Zeitalters, während wir noch mit Aspekten dieses Zeitalters zu kämpfen haben. „Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst ver- tritt uns mit unaussprechlichem Seufzen“ (Vers 26). Gott kennt unsere Grenzen und Frustrationen. Er weiss, unser Fleisch ist schwach. Auch wenn unser Geist willig ist, tritt Gottes Geist für uns ein, auch für Bedürfnisse, die nicht in Worte gefasst werden können. Gottes Geist beseitigt nicht unsere Schwäche, sondern hilft uns in unserer Schwäche. Er schlägt die Brücke zwischen Alt und Neu, zwischen dem, was wir sehen und dem, was er uns erklärt hat. Zum Beispiel sündigen wir, obwohl wir das Gute tun wollen (7,14-25). Wir sehen Sünde in unserem Leben, aber Gott erklärt uns für gerecht, weil Gott das Endergebnis sieht, selbst wenn der Prozess gerade erst begonnen hat.
Trotz der Diskrepanz zwischen dem, was wir sehen und dem, was wir wollen, können wir darauf vertrauen, dass der Heilige Geist das tut, was wir nicht tun können. Er wird uns durchbringen. „Der aber die Herzen erforscht, der weiss, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt“ (8,27). Der Heilige Geist ist auf unserer Seite und hilft uns, damit wir zuversichtlich sein können!
Nach seinem Ratschluss berufen Trotz unserer Prüfungen, unserer Schwäche und unserer Sünden „wissen wir aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind“ (Vers 28). Gott verursacht nicht alle Dinge, sondern er lässt sie zu und arbeitet mit ihnen gemäss seinem Ratschluss. Er hat einen Plan für uns, und wir können sicher sein, dass er sein Werk in uns vollenden wird (Philipper 1,6).
Gott plante im Voraus, dass wir seinem Sohn Jesus Christus ähnlich werden sollen. So berief er uns durch das Evangelium, rechtfertigte uns durch seinen Sohn und vereinte uns mit ihm in seiner Herrlichkeit: „Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht“ (Römer 8,29-30).
Die Bedeutung von Erwählung und Prädestination wird heftig diskutiert, doch diese Verse führen nicht zu einer Klärung der Debatte, denn Paulus konzentriert sich hier nicht auf diese Be- griffe (und auch nicht anderswo). Paulus kommentiert zum Beispiel nicht, ob Gott es den Menschen erlaubt, die Verherrlichung, die er für sie geplant hat, abzulehnen. Paulus will hier, während er sich dem Höhepunkt seiner Verkündigung des Evangeliums nähert, den Lesern versichern, dass sie sich um ihr Heil keine Sorgen machen müssen. Wenn sie es annehmen, wird es ihnen auch zuteil. Und zur rhetorischen Verdeutlichung spricht Paulus sogar davon, dass Gott sie bereits verherrlicht hat, indem er die Vergangenheitsform ver- wendet. Es ist so gut wie geschehen. Auch wenn wir in diesem Leben zu kämpfen haben, dürfen wir im nächsten Leben mit der Verherrlichung rechnen.
„Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ (Verse 31-32). Da Gott so weit gegangen ist, für uns seinen Sohn hinzugeben, als wir noch Sünder waren, können wir sicher sein, dass er uns geben wird, was immer wir brauchen, um es zu schaffen. Wir können sicher sein, dass er nicht zornig auf uns sein wird und sein Geschenk wegnimmt. „Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht“ (Vers 33). Am Tag des Gerichts kann uns niemand beschuldigen, denn Gott hat uns für unschuldig erklärt. Niemand kann uns verurteilen, denn Christus, unser Erlöser, tritt für uns ein: „Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt“ (Vers 34). Wir haben nicht nur ein Opfer für unsere Sünden, sondern auch einen lebendigen Erlöser, der uns ständig auf unserem Weg zur Herrlichkeit beisteht.
Paulus’ rhetorisches Geschick zeigt sich im bewegenden Höhepunkt des Kapitels: „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blösse oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht (Psalm 44,23): »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe«“ (Verse 35-36). Können Umstände uns von Gott trennen? Wenn wir für den Glauben getötet werden, haben wir dann den Kampf verloren? Auf keinen Fall, sagt Paulus: „In diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns so sehr geliebt hat“ (Vers 37 Elberfelder). Auch in Schmerz und Leid sind wir keine Verlierer – wir sind besser als Überwinder, weil wir am Sieg Jesu Christi teilhaben. Unser Siegespreis – unser Erbe – ist die ewige Herrlichkeit Gottes! Dieser Preis ist unendlich grösser als die Kosten.
„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“ (Verse 38-39). Nichts kann Gott von dem Plan abhalten, den er für uns hat. Absolut nichts kann uns von seiner Liebe trennen! Wir können auf das Heil vertrauen, das er uns gegeben hat.
von Michael Morrison