Toleriert die Gnade Sünde?
Leben in der Gnade bedeutet, die Sünde abzulehnen, sie nicht zu tolerieren oder zu akzeptieren. Gott ist gegen die Sünde - er hasst sie. Er weigerte sich, uns in unserem sündigen Zustand zu belassen und sandte seinen Sohn, um uns von ihr und ihrer Auswirkung zu erlösen.
Als Jesus eine Frau ansprach, die Ehebruch beging, sagte er zu ihr: «Ich verurteile dich auch nicht, entgegnete ihr Jesus. Du kannst gehen, aber sündige nun nicht mehr!» (Johannes 8,11 Hoffnung für Alle). Jesu Aussage zeigt seine Verachtung gegen die Sünde und vermittelt eine Gnade, die Sünde mit erlösender Liebe konfrontiert. Es wäre ein tragischer Fehler, Jesu Bereitschaft, unser Erretter zu werden, als Toleranz gegenüber der Sünde zu sehen. Der Sohn Gottes wurde einer von uns, gerade weil er der täuschenden und zerstörerischen Macht der Sünde gegenüber völlig intolerant war. Anstatt unsere Sünde zu akzeptieren, hat er sie auf sich genommen und sie dem Gericht Gottes unterworfen. Durch sein Selbstopfer wurde die Strafe, der Tod, den Sünde über uns bringt, getilgt.
Wenn wir uns in der gefallenen Welt, in der wir leben, umsehen und wenn wir in unser eigenes Leben schauen, ist es offensichtlich, dass Gott Sünde erlaubt. Die Bibel sagt jedoch klar, dass Gott die Sünde hasst. Warum? Wegen des Schadens, der uns zugefügt wird. Sünde verletzt uns - sie verletzt unsere Beziehung zu Gott und zu Mitmenschen; sie hält uns davon ab, in der Wahrheit und der Fülle dessen zu leben, wer wir sind, seine Geliebten. Im Umgang mit unserer Sünde, die in und durch Jesus entfernt wurde, befreit uns Gott nicht sofort von allen versklavenden Folgen der Sünde. Das bedeutet aber nicht, dass seine Gnade uns erlaubt, weiter zu sündigen. Gottes Gnade ist nicht seine passive Toleranz gegenüber der Sünde.
Als Christen leben wir unter der Gnade - befreit von den ultimativen Strafen der Sünde wegen Jesu Opfer. Als Arbeiter mit Christus lehren und preisen wir die Gnade auf eine Weise, die den Menschen Hoffnung und ein klares Bild von Gott als ihrem liebenden, vergebenden Vater gibt. Aber diese Botschaft kommt mit einer Warnung - erinnert euch an die Frage des Apostels Paulus: «Ist euch Gottes unendlich reiche Güte, Geduld und Treue denn so wenig wert? Seht ihr denn nicht, dass gerade diese Güte euch zur Umkehr bewegen will?» (Römer 2,4 Hoffnung für Alle). Er sagte auch: «Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde? Das sei ferne! Wir sind doch der Sünde gestorben. Wie können wir noch in ihr leben?» (Römer 6,1-2).
Die Wahrheit der Liebe Gottes soll uns niemals dazu ermutigen, in unserer Sünde bleiben zu wollen. Gnade ist Gottes Vorsorge in Jesus, uns nicht nur von der Schuld und Schande der Sünde zu befreien, sondern auch von ihrer verzerrenden, versklavenden Kraft. Wie Jesus sagte: «Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht» (Johannes 8,34). Paulus warnte: «Wisst ihr nicht? Wem ihr euch zu Knechten macht, um ihm zu gehorchen, dessen Knechte seid ihr und dem gehorcht ihr – entweder als Knechte der Sünde zum Tode oder als Knechte des Gehorsams zur Gerechtigkeit» (Römer 6,16). Sünde ist eine ernste Angelegenheit, denn sie versklavt uns dem Einfluss des Bösen.
Dieses Verständnis der Sünde und ihrer Folgen führt uns nicht dazu, Worte der Verurteilung auf Menschen zu häufen. Stattdessen sollen unsere Worte, wie Paulus bemerkte, «Redet mit jedem Menschen freundlich; alles, was ihr sagt, soll gut und hilfreich sein. Bemüht euch darum, für jeden die richtigen Worte zu finden» (Kolosser 4,6 Hoffnung für Alle). Unsere Worte sollten Hoffnung vermitteln und sowohl die Vergebung der Sünden in Christus durch Gott als auch seinen Sieg über alles Böse erzählen. Nur von dem einen, ohne über das andere zu sprechen, ist eine Verzerrung der Gnadenmitteilung. Wie Paulus bemerkt, wird Gott in seiner Gnade uns niemals dem Bösen versklavt lassen: «Gott sei aber gedankt: Ihr seid Knechte der Sünde gewesen, aber nun von Herzen gehorsam geworden der Gestalt der Lehre, an die ihr übergeben wurdet» (Römer 6,17).
Wenn wir im Verständnis der Wahrheit der Gnade Gottes wachsen, verstehen wir mehr und mehr, warum Gott die Sünde verabscheut. Sie schädigt und verletzt seine Schöpfung. Sie zerstört die richtigen Beziehungen zu anderen und verleumdet den Charakter Gottes mit Lügen über Gott, die ihn und eine vertrauensvolle Beziehung zu Gott untergraben. Was machen wir dann, wenn wir einen geliebten Menschen sündigen sehen? Wir verurteilen ihn nicht, aber wir hassen das sündige Verhalten, das ihm und vielleicht anderen schadet. Wir hoffen und beten, dass Jesus, unseren Geliebten von seiner Sünde befreit durch sein Leben, das er für ihn geopfert hat.
Steinigung von Stephanus
Paulus ist ein kraftvolles Beispiel dafür, was Gottes Liebe im Leben eines Menschen bewirkt. Vor seiner Bekehrung verfolgte Paulus Christen heftig. Er stand daneben, als Stephanus gemartert wurde (Apostelgeschichte 7,54-60). Die Bibel beschreibt seine Einstellung: «Saulus aber hatte Gefallen an seinem Tode» (Apostelgeschichte 8,1). Weil er sich der enormen Gnade bewusst war, die er für die schrecklichen Sünden seiner Vergangenheit empfing, blieb die Gnade ein grosses Thema im Leben von Paulus. Er erfüllte seine Berufung, Jesus zu dienen: «Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes» (Apostelgeschichte 20,24).
In den Schriften des Paulus finden wir eine Verflechtung von Gnade und Wahrheit in dem, was er unter der Inspiration des Heiligen Geistes lehrte. Wir sehen auch, dass Gott Paulus radikal von einem übellaunigen Legalisten, der Christen verfolgte, zu einem demütigen Diener Jesu verwandelte. Er war sich seiner eigenen Sünde und der Barmherzigkeit Gottes bewusst, als er ihn als sein Kind angenommen hatte. Paulus umarmte die Gnade Gottes und widmete sich sein ganzes Leben lang der Verkündigung, ungeachtet der Kosten.
Dem Beispiel des Paulus folgend, sollten unsere Gespräche mit Mitmenschen in Gottes erstaunlicher Gnade für alle Sünder begründet sein. Unsere Worte sollen davon zeugen, dass wir in Gottes fester Lehre, ein von der Sünde unabhängiges Leben führen. «Wer aus Gott geboren ist, der tut keine Sünde; denn Gottes Kinder bleiben in ihm, und können nicht sündigen; denn sie sind von Gott geboren» (1. Johannes 3,9).
Wenn Sie Menschen begegnen, die im Gegensatz zu Gottes Güte leben, anstatt sie zu verurteilen, sollen Sie mit ihnen sanftmütig umgehen: «Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streitsüchtig sein, sondern freundlich gegen jedermann, im Lehren geschickt, einer, der Böses ertragen kann und mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweist. Vielleicht hilft ihnen Gott zur Umkehr, die Wahrheit zu erkennen» (2. Tim. 2,24-25).
Wie Paulus brauchen Ihre Mitmenschen eine wirkliche Begegnung mit Jesus. Sie können einer solchen Begegnung dienlich sein, in dem Ihr Verhalten dem Wesen Jesus Christus entspricht.
von Joseph Tkach