Die Weihnachtsgeschichte zeigt uns die unfassbar grosse Liebe von Gott. Sie zeigt uns, dass der Sohn des himmlischen Vaters selbst zu uns kam, um unter den Menschen zu wohnen. Unbegreiflich ist die Tatsache, dass wir Menschen Jesus abgewiesen haben. Im Evangelium ist an keiner Stelle von einer grösseren Menschenmenge die Rede, die in hilflosem Entsetzen mit ansah, wie Böswillige ihre Machtpolitik ausspielten und ihre grösste Bedrohung, Jesus aus dem Weg schafften. Die Führungsschicht wollte Jesus tot, eliminiert, von der Bildfläche verschwunden haben – und die Menge stand ihr darin in nichts nach. Aber die Rufe: «Kreuzige ihn, kreuzige ihn!» sagen viel mehr als nur: Wir wollen, dass dieser Mensch von der Bildfläche verschwindet. Aus diesen Worten spricht eine grosse Verbitterung aus Unverständnis.
Es ist erstaunlich, dass der Sohn des himmlischen Vaters einer von uns wurde; und es verwundert einen umso mehr, dass wir Menschen ihn abgewiesen, misshandelt und gekreuzigt haben. Es ist unfassbar, dass Jesus dies alles bereitwillig auf sich nahm und erduldete, wenn doch nur ein einziges Wort von ihm ganze Heerscharen von Engeln zu seiner Verteidigung herbeigerufen hätte? «Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen [das ist eine unzählig grosse Schar] Engel schicken?» (Matthäus 26,53).
Den Vater, Sohn und Heiligen Geist muss unser Hass auf Jesus wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen haben – oder es muss hier eine Erlösung verheissender Geist von unaussprechlicher Erhabenheit am Werk gewesen sein. Hatte der dreieinige Gott die Ablehnung durch die Juden und Römer nicht vorhergesehen? Traf es ihn unvorbereitet, dass wir seine Lösung torpedierten, indem wir seinen Sohn töteten? Oder war die schändliche Ablehnung des Sohnes des Allmächtigen durch die Menschheit von vornherein als kritische Grösse innerhalb unseres Erlösungsprozesses einbezogen? Könnte es sein, dass der Weg der Versöhnung, den die Dreieinigkeit geht, beinhaltet, unseren Hass zu akzeptieren?
Könnte der Schlüssel zur Aussöhnung nicht gerade im bereitwilligen Hinnehmen unserer von Satan verführten, geistigen Blindheit und ihrem daraus resultierenden Urteil liegen? Welche Sünde könnte verabscheuenswerter sein, als Gott zu hassen – und meuchlings zu ermorden? Wer hätte eine solche Kompetenz? Welche Versöhnung könnte erhabener, persönlicher und echter sein, als die unseres Herrn, der bereitwillig unseren Zorn hinnahm und ertrug und uns damit in unserer schändlichsten Verderbtheit begegnete?
Dem Vater, Sohn und Heiligen Geist ist es über alle Massen ernst mit ihrer Liebe zu uns, und sie wünschen sich nichts sehnlicher, als dass wir ebendiese Liebe mit allen Sinnen annehmen. Wie aber sind Menschen zu erreichen, die sich so in ihre Verwirrtheit verrannt haben, dass sie sich aus Angst vor dem dreieinigen Gott vor ihm verbergen? Wir können uns so daran gewöhnen, Jesus als Leidtragenden von Gottes Zorn wahrzunehmen, dass wir den doch viel offensichtlicheren Gesichtspunkt, den uns das Neue Testament offenbart, nicht erkennen, der uns deutlich macht, dass er unseren Zorn ertrug. Indem er das tat, während er unseren Hohn und Spott hinnahm, begegnete er uns im finstersten Winkel unseres Seins und brachte seine Beziehung zum Vater sowie seine eigene Salbung im Heiligen Geist in unsere Welt der verdorbenen menschlichen Natur.
Weihnachten erzählt uns nicht nur die liebliche Geschichte vom Christuskind; die Weihnachtsgeschichte handelt auch von der unfassbar grossen Liebe des dreieinigen Gottes – einer Liebe, die darauf abzielt, uns in unserem hilflosen, und gebrochenen Wesen zu begegnen. Er nahm Last und Leid auf sich, um zu uns zu gelangen, und wird sogar zum Sündenbock unserer Feindseligkeit, um uns in unserem Schmerz zu erreichen. Jesus, der Sohn unseres himmlischen Vaters, der im Heiligen Geist Gesalbte, ertrug unseren Spott, litt unter unserer Feindseligkeit und unserer Ablehnung, um für immer und ewig unserem wahren Ich sein Leben mit im Vater und Heiligem Geist zu schenken. Und das hat er von der Krippe bis über das Kreuz hinausgetan.
von C. Baxter Kruger