Warum wurden Sie geboren?
Muttertag und Vatertag markieren besondere Momente, in denen Eltern für ihre aufopfernde Liebe gewürdigt werden. Trotz Geburtswehen, schlaflosen Nächten und Konflikten im Familienalltag entscheiden sich viele bewusst, ihr Familienleben durch weitere Kinder zu bereichern. Die Erfahrungen mit dem Erstgeborenen mindern den Wunsch nach einem grösseren Familienkreis keineswegs. Diese Beobachtung wirft die zentrale Frage auf: Warum wurden Sie geboren?
Eine einfache Antwort lautet: Sie sind das Ergebnis der Liebe Ihrer Eltern. Nicht alle haben dieses Glück erlebt, in liebevolle oder stabile Verhältnisse hineingeboren zu werden. Manche kennen ihre leiblichen Eltern nicht und werden von fremden Familien adoptiert. Solche Kinder werden aufgenommen, um Liebe, Leben und Besitz zu teilen. In manchen Fällen tritt ein erstaunliches Phänomen auf, wenn adoptierte Kinder sogar das gesamte Vermögen ihrer Adoptiveltern erben.
Unabhängig davon, wie Ihre Herkunft aussieht, ist Ihre Geburt in eine grössere Liebesgeschichte eingebettet, in die Familie Gottes. Gott ist die Liebe in ihrer reinsten Form: «Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe» (1. Johannes 4,7-8).
Gott ist der Ursprung und Inbegriff der Liebe. Die Frage erhebt sich, wie er Liebe leben kann, wenn niemand da wäre, an dem er sie ausüben könnte. Gott war nie allein, sondern er existierte von Ewigkeit her als Dreieinigkeit, also Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die frühe Kirche bezeichnete dieses Miteinander als Perichorese – ein gegenseitiges Innewohnen und Einssein, das zu einer dynamischen Beziehung voller Hingabe führt. Seit Ewigkeit pflegten diese drei eine innige, liebevolle Gemeinschaft, vergleichbar mit Eltern, die ihre Zuneigung teilen. Gott schuf den Menschen nach seinem Bild: «Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau» (1. Mose 1,27).
Die Frage, warum die Menschheit erschaffen wurde, wird von vielen Christen mit der Aussage beantwortet, dass der Mensch dazu zur Welt kam, Gott zu dienen und ihm Ehre zu erweisen. Eine solche Sichtweise würde bedeuten, dass wir nicht aus reiner Liebe, sondern zu einem bestimmten Zweck entstanden sind – eine Vorstellung, die nicht Gottes Absicht widerspiegelt. Gott schuf uns Menschen, um Teil seiner Familie zu werden. Da wir als Menschen nicht von Natur aus in die vollkommene Gemeinschaft eintreten konnten, die zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist besteht, entschied Gott bereits vor unserer Erschaffung, uns zu adoptieren und in diese liebevolle Gemeinschaft einzubeziehen. Jesus, der Sohn Gottes, wurde Mensch, damit wir durch sein Opfer unserer Sünde wegen mit Gott versöhnt werden konnten und als seine Kinder aufgenommen werden. Paulus bringt es folgendermassen zum Ausdruck: «Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe; er hat uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten» (Epheser 1,4-6).
Gottes Schöpfungsabsicht war es immer, Sie in seine Familie aufzunehmen und die innige Beziehung zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist mit Ihnen zu teilen. Er schuf Sie nicht, um sich selbst zu verherrlichen, sondern um seine Herrlichkeit mit Ihnen zu teilen – dies ist das Wesen wahrer Liebe.
Bereits vor der Schöpfung der Welt teilten Vater und Sohn (Jesus) eine übernatürliche Herrlichkeit. Jesus betet kurz vor seinem Leiden: «Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war» (Johannes 17,5).
Aufgrund dieser geteilten Herrlichkeit wurde der Sohn Gottes Mensch, damit wir Menschen uns bereitwillig in diese positive Gemeinschaft der Liebe anschliessen können: «Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst» (Johannes 17,22-23).
Gott der Vater machte es durch Jesus möglich, dass wir in das Einssein und in die Beziehung hineingeboren werden können. In Dankbarkeit für all das, was Jesus für uns getan hat, erwidern wir seine Liebe – nicht aus Verpflichtung, sondern als Antwort auf Gottes erste Zuwendung: «Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt» (1. Johannes 4,18-19).
Wir verherrlichen ihn, weil er uns zuerst verherrlicht hat. Dies gleicht dem Schicksal eines Säuglings, das von liebevollen Eltern adoptiert wird – ohne eigenes Zutun aufgenommen, geliebt und umsorgt. Später wird das Kind seine Dankbarkeit zeigen, indem es seine Eltern liebt und für sie sorgt. So erweist auch Gott uns seine Liebe: «Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Um wie viel mehr werden wir nun durch ihn gerettet werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind» (Römer 5,8-9).
Geliebtes Kind Gottes
Ihre Geburt erfolgte, um in die Familie Gottes aufgenommen zu werden. Gott zieht es vor, wenn Sie ihn als Vater ansprechen. Als die Jünger Jesu fragten, wie sie beten sollten, antwortete er: «Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt» (Matthäus 6,9).
Sie sollten nicht beten: Unser Gott im Himmel, weil wir einen Geist der Kindschaft empfangen haben: «Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!» (Römer 8,15).
Unabhängig von Ihrer Lebenslage sind Sie kein Knecht (Sklave) der Sünde mehr, sondern ein geliebtes Kind Gottes: «Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott» (Galater 4,6-7).
Falls Sie als Waise aufgewachsen sind, sind Sie nun keine Waise mehr. Falls Sie sich verlassen fühlen, sind Sie nicht länger ein zurückgelassenes Kind. Sie gehören zur Familie Gottes und sind durch Jesus Christus sogar sein Erbe: «Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus» (Kolosser 3,11). Wie ein kleines Kind wurden Sie ohne Ihr Wissen adoptiert.
«In ihm (Jesus) sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens, damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben, die wir zuvor auf Christus gehofft haben» (Epheser 1,11-12).
Ihre Geburt diente dazu, in Gottes Familie aufgenommen zu werden. Auch wenn Sie diese Adoption nicht immer bewusst wahrnehmen, bleibt sie Wirklichkeit: «Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit» (Kolosser 3,4).
Nehmen Sie sich immer wieder einen Augenblick Zeit, um Gott dem Vater dafür zu danken, dass Sie durch Gottes Gnade und Liebe als Sohn oder Tochter in die Familie Gottes aufgenommen wurden. Je mehr Dankbarkeit Sie empfinden, desto klarer tritt diese wichtige Wahrheit in Ihrem Leben hervor.
von Takalani Musekwa
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