Zwei meiner Kollegen waren in sehr unterschiedlichen Kirchengemeinden aufgewachsen. Ich weiss nicht mehr, wie es angefangen hat, aber ich merkte schnell, dass sie im Büro über Religion sprachen. Wieder einmal stand das Christentum im Vordergrund – mit deutlicher Kritik. Es drängte mich, ihnen zu sagen, dass ich in die Kirche gehe, bat sie jedoch, weiterzureden, da ich es wirklich interessant fand. Was steckte hinter ihren ablehnenden Kommentaren?
Beide waren völlig desillusioniert aufgrund der unbotmässigen Verhaltensweisen einiger Kirchenoberen und Gemeindemitglieder. Sie waren aus der Kirche ausgetreten, standen aber weiterhin unter dem Eindruck der schlimmen Handlungsweisen. All dies erinnerte mich an einige von meinen Verwandten, die nichts mehr mit der Kirche zu tun haben wollen, da sie vor Jahren sehr unangenehme Erfahrungen gemacht hatten. So gibt es viele ehemalige Kirchgänger, die wegen gedankenloser und selbstsüchtiger Handlungen von Christen sehr verärgert und tief gekränkt sind.
Ich kann nachempfinden, dass diese Betroffenen nicht mehr dazu gehören wollen; ihre Erfahrungen machen es ihnen schwer, das Evangelium anzunehmen. Gibt es einen Ausweg? Ich glaube, die Geschichte von Thomas, ein Jünger Jesu, enthält eine ermutigende Ansage. Thomas war überzeugt, dass die anderen Jünger sich irrten – was für ein Blödsinn war es zu behaupten, dass Jesus von den Toten auferstanden sei! Thomas hatte genaueste Kenntnisse vom Geschehen um den Tod Jesu, wahrscheinlich hat er die Kreuzigung selbst beobachtet. Seine Erlebnisse sagten ihm, dass alles, was man ihm berichtete, falsch sein muss. Dann kam es zu einem Wiedersehen mit Jesus. Jesus spricht zu Thomas: «Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!» (Johannes 20,27). Nun wurde ihm alles klar. Thomas konnte nur einen kurzen Satz herausbringen: «Mein Herr und mein Gott!» (Vers 28).
Ich bete darum, dass meine Verwandten und Kollegen irgendwann Jesus begegnen werden und er alle Hindernisse aus dem Weg räumen möge, damit sie an ihn glauben können. Bei den meisten, für die ich gebetet habe, konnte ich noch keine Veränderung erkennen. Aber bei einigen frage ich mich, ob Gott hinter der Bühne am Werk ist. Gegenüber einigen Themen zeigen sich offensichtlich kleine Veränderungen in der Einstellung. Zwar sind es keine Durchbrüche, aber doch genügend Anhaltspunkte, um mich dazu zu bewegen, weiterhin für sie zu beten!
Jesus bewirkt durch den Heiligen Geist eine Sinnesänderung bei denen, die Probleme damit haben, zum Glauben zu kommen. Es kann durchaus sein, dass er mich bei der Berufung neuer Jünger einsetzt, indem ich mit ihnen über meinen Glauben spreche. Wie immer ich auch beteiligt bin, so ist mir deutlich bewusst, dass es allein Jesus ist, der Widerstand in Glauben verwandelt. Also bete ich weiter, dass andere Jesus begegnen mögen. Dann werden auch sie, wie Thomas, Jesus in ganz neuem Licht sehen.
von Ian Woodley