„Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer … einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, der wird den Lohn eines Gerechten empfangen (Matthäus 10, 40-41 Schlachter Übersetzung).
Die Glaubensgemeinschaft, der ich vorstehe, (das ist für mich ein Vorrecht) und auch ich selbst haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten umfassende Veränderungen im Glauben und in der Umsetzung dieses Glaubens durchgemacht. Unsere Kirche war durch Gesetzlichkeit gebunden und das Evangelium der Gnade anzunehmen war dringend. Mir wurde klar, nicht alle konnten diese Änderungen annehmen und einige würden sich sehr darüber ärgern.
Unerwartet aber war das Mass des Hasses, der gegen mich persönlich gerichtet war. Leute, die sich als Christen bezeichnen, haben nicht viel Christlichkeit gezeigt. Einige haben mir tatsächlich geschrieben, dass sie für meinen sofortigen Tod beten würden. Andere teilten mir mit, sie möchten sich an meiner Hinrichtung beteiligen. Das gab mir ein tieferes Verständnis darüber, als Jesus sagte, dass jeder, der euch töten will, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen (Johannes 16,2).
Ich versuchte alles, damit mich dieser Schwall von Hass nicht ergreifen möchte, aber natürlich tat er das. Unausweichlich. Worte schmerzen, besonders wenn sie von einstigen Freunden und Kollegen kommen.
Mit den Jahren haben mich die fortdauernden zornigen Worte und die Hassmails nicht mehr so tief getroffen, wie die ersten. Es ist nicht so, dass ich zäher, dickhäutiger oder gleichgültig gegen solche persönlichen Angriffe geworden bin, aber ich kann sehen, wie sich diese Leute mit ihren Minderwertigkeitsgefühlen, Sorgen und ihrer Schuld abquälen. Das sind Auswirkungen der Gesetzlichkeit auf uns. Die strenge Befolgung des Gesetzes wirkt als Sicherheitsdecke, eine unzulänglich zwar, die in der Angst verwurzelt ist.
Wenn wir der echten Sicherheit des Evangeliums der Gnade gegenüberstehen, dann werfen einige voll Freude diese alte Decke weg, andere aber halten sich verzweifelt daran fest und wickeln sich darin sogar noch fester ein. Sie sehen jeden, der sie ihnen wegnehmen will, als einen Feind. Das ist der Grund weshalb die Pharisäer und andere religiöse Führer zur Zeit Jesu ihn als Bedrohung ihrer Sicherheit sahen und ihn deswegen in ihrer Verzweiflung umbringen wollten.
Jesus hasste die Pharisäer nicht, er liebte sie und wollte ihnen helfen, weil er erkannte, dass sie ihre eigenen schlimmsten Feinde waren. Heute ist es ebenso, nur dass Hass und Drohungen von angeblichen Nachfolgern Jesu kommen.
Die Bibel berichtet uns, „Furcht nicht in der Liebe ist“. Im Gegenteil, „vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“ (1. Johannes 4,18). Es steht nicht, dass vollkommene Furcht die Liebe austreibt. Wenn ich das alles in Erinnerung rufe, dann plagen mich die persönlichen Angriffe nicht mehr so heftig. Ich kann diejenigen, die mich hassen, lieben, weil Jesus sie liebt, auch wenn sie der Dynamik seiner Liebe nicht voll bewusst sind. Es hilft mir alles etwas lockerer zu nehmen.
Barmherziger Vater, wir erbitten deine Barmherzigkeit für alle, die noch mit ihren Gefühlen ringen, die der Liebe für andere, entgegen stehen. Demütig bitten wir dich: Segne sie, Vater, mit dem Geschenk der Reue und der Erneuerung, die du uns gegeben hast. In Jesu Namen bitten wir das, Amen
von Joseph Tkach