Das Seufzen unserer Herzen
Besondere Momente in unserem Leben übersteigen unsere Empfindungen, um sie in Worte zu fassen. Die Geburt eines Kindes beschert uns eine so überwältigende Freude, dass selbst die treffendsten Beschreibungen unvollständig bleiben. Der Abschied von einem nahestehenden Menschen hinterlässt eine so tiefe Trauer, dass Worte versagen. Die Schönheit und Erhabenheit der Schöpfung kann uns derart berühren, dass wir nur andächtiges Schweigen empfinden.
Diese Erfahrung findet sich ebenso in unserer Beziehung zu Gott wieder. Wir suchen nach Formulierungen, um zu erklären, wie dringend wir ihn brauchen und wie aufrichtig wir ihn lieben. Häufig fehlen uns die richtigen Worte, wenn wir uns im Gebet an ihn wenden. Im Römerbrief beschreibt Paulus dies folgendermassen: «Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes» (Römer 8,22-23).
Die Sehnsucht nach Gott ist so tief, dass sie sich in einem inneren Seufzen offenbart. Worte reichen nicht aus, um unsere Not nach Erlösung vollständig wiederzugeben – eine Rettung, die allein in Jesus Christus zu finden ist. Genau hier wirkt der Heilige Geist, der unsere Schwächen ausgleicht: «Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie es sich gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiss, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er tritt für die Heiligen ein, wie Gott es will» (Römer 8,26-27).
Einer der Gründe, weshalb wir Pfingsten feiern, liegt darin, dass an diesem Tag der Heilige Geist die Jünger Jesu mit göttlicher Kraft erfüllte, die Kirche gründete und ihre weltweite Sendung einleitete. Mit beeindruckenden Zeichen und Wundern zeigte Gott, dass er in den Herzen der Menschen wohnen möchte. Damit dieses Wunder geschieht, schenken uns Jesus Christus und der Heilige Geist Heilung und Erneuerung.
Es ist tröstlich zu wissen, dass Gottes Geist unser stummes Seufzen versteht. Er nimmt jene Gebete auf, die wir nicht in Worte fassen können, und bringt sie vor den Vater. Der Heilige Geist teilt unser Schweigen und vermittelt genau das, was wir selbst nicht formulieren können. Selbst wenn wir unsicher sind, wie wir beten sollen, erkennt er, was wir benötigen, und setzt sich für uns ein. Weil Gott uns in der Menschwerdung Jesu Christi bis ins Innerste kennt, nutzt der Geist dieses Wissen, um uns zu vertreten. Wenn wir uns an Gott wenden, treffen wir auf unseren Vater, der unsere Bedürfnisse bereits kennt. Wir vertrauen zudem auf Jesus Christus, unseren treuen Bruder, der uns in unserem Menschsein vollkommen nahe ist.
Wann immer Ihre Sprache an Grenzen stösst und Sie im Gebet ringen, bleibt die Gewissheit, dass Gott sich niemals von Ihnen abwendet, sondern Sie stets versteht. Er ist immer Ihnen sehr nah und erkennt das Seufzen Ihres Herzens.
von Greg Williams
Weitere Artikel über dieses Thema: