Unser Herz - Ein Brief Christi

723 ein verwandelter briefWann haben Sie zuletzt einen Brief per Post erhalten? In der Neuzeit von E-Mail, Twitter und Facebook erhalten die meisten von uns immer weniger Briefe als früher. Aber in der Zeit vor dem elektronischen Nachrichtenaustausch wurde über grössere Distanzen fast alles per Brief erledigt. Es war und ist immer noch ganz einfach; ein Blatt Papier, ein Stift zum Schreiben, ein Umschlag und eine Briefmarke, das ist alles, was man benötigt.

In der Zeit des Apostel Paulus hingegen war das Briefschreiben längst nicht so einfach. Zum Schreiben benötigte man Papyrus, das teuer und für die meisten Menschen nicht erhältlich war. Da Papyrus haltbar ist, sogar unendlich lange, wenn es trocken aufbewahrt wird, ist es für das Verfassen wichtiger Briefe und Dokumente hervorragend geeignet.

Archäologen haben Berge von Müll aus der Zeit des Altertums durchsucht, die hunderte Dokumente aus Papyrus enthielten; viele wurden vor rund 2000 Jahren geschrieben, datieren also in die Zeit des Apostel Paulus und anderer Autoren des Neuen Testaments. Darunter befanden sich viele private Briefe. Der Schreibstil dieser Briefe stimmt exakt mit dem überein, wie ihn auch Paulus in seinen Schreiben verwendet hatte. Die Briefe jener Zeit begannen stets mit einem Gruss, gefolgt von einem Gebet für die Gesundheit der Empfänger und danach einer Danksagung an die Götter. Dann folgte der eigentliche Inhalt des Briefes mit den Mitteilungen und Unterweisungen. Beendet wurde er mit einem Abschiedsgruss und persönlichen Grüssen an Einzelpersonen.

Wenn Sie sich die Paulus-Briefe ansehen, werden Sie genau dieses Muster wiederfinden. Was ist hier wichtig? Paulus beabsichtigte nicht, seine Briefe als theologische Abhandlungen oder wissenschaftliche Aufsätze zu verfassen. Paulus schrieb Briefe so, wie es unter Freunden üblich war. Meistens ging es in seinen Briefen um dringende Probleme in den Empfänger-Gemeinden. Auch hatte er kein schönes ruhiges Büro oder Arbeitszimmer, wo er in einem Sessel sitzend jedes Wort abwägen konnte, um alles richtig zu formulieren. Wenn Paulus von einer Krise in einer Gemeinde hörte, dann schrieb oder diktierte er einen Brief, um auf das Problem einzugehen. Er dachte beim Schreiben nicht an uns oder unsere Probleme, sondern befasste sich mit den unmittelbaren Problemen und Fragen seiner Brief-Empfänger. Er versuchte nicht, als grosser Verfasser der Theologie in die Geschichte einzugehen. Es ging ihm einfach darum, den Menschen zu helfen, die er liebte und um die er sich sorgte. Paulus kam es nie in den Sinn, dass die Menschen eines Tages seine Briefe als Heilige Schrift betrachten würden. Doch Gott nahm diese so menschlichen Briefe des Paulus und bewahrte sie, um sie als Botschaften an die Christen überall und jetzt auch an uns zu nutzen und dieselben Nöte und Krisen zu behandeln, die der Kirche seit Jahrhunderten begegnen.

Sehen Sie, Gott nahm gewöhnliche Hirten-Briefe und nutzte sie auf wunderbare Weise zur Verkündigung der guten Nachricht des Evangeliums in der Kirche wie auch in der Welt. «Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, erkannt und gelesen von allen Menschen! Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid durch unsern Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln der Herzen» (2. Korinther 3,2-3). Ebenso kann Gott gewöhnliche Leute wie Sie und mich auf wunderbare Weise dazu einsetzen, dass sie in der Kraft Christi und des Heiligen Geistes lebendige Zeugnisse ihres Herrn, Heilandes und Erlösers sind.

von Joseph Tkach