In Apostelgeschichte 1,9 wird uns gesagt: „Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.“ Ich möchte an dieser Stelle eine einfache Frage stellen: Warum? Warum wurde Jesus auf diese Art weggenommen? Aber bevor wir dazu kommen, lesen wir die nächsten drei Verse: „Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weissen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der heisst Ölberg und liegt nahe bei Jerusalem, einen Sabbatweg entfernt.“
Diese Passage beschreibt zwei Dinge: dass Jesus in den Himmel aufgefahren ist und dass er wieder kommen wird. Beide Tatsachen sind für den christlichen Glauben wichtig und deshalb z.B. auch im Apostolischen Glaubensbekenntnis verankert. Zuerst fuhr Jesus in den Himmel auf. Himmelfahrt wird jedes Jahr 40 Tage nach Ostern, immer an einem Donnerstag, gefeiert.
Den zweiten Punkt, den diese Passage beschreibt, ist, dass Jesus wieder kommen wird und zwar auf die gleiche Art und Weise, wie er aufgefahren ist. Deshalb, so glaube ich, ist Jesus auch auf eine sichtbare Weise von dieser Welt gegangen.
Es wäre sehr einfach für Jesus gewesen, seinen Jüngern Bescheid zu geben, dass er zu seinem Vater geht und er wieder kommen würde. Im Anschluss daran wäre er einfach verschwunden, wie er es schon zuvor mehrmals getan hatte. Nur dass er dieses Mal nicht wieder gesehen werden würde. Mir fällt keine theologische Begründung dafür ein, dass Jesus die Erde so sichtbar verlassen hat, aber er tat es, um seinen Jüngern und somit auch uns, etwas zu lehren.
Indem er sichtbar in die Luft entschwand, verdeutlichte Jesus, dass er nicht nur verschwinden würde, sondern, dass er in den Himmel auffährt, um dort an der rechten Seite des Vaters für uns als ewiger Hohepriester zu vermitteln und ein gutes Wort einzulegen. Wie ein Autor sagte: „Er ist unser Vertreter im Himmel“. Wir haben jemanden im Himmel, der versteht, wer wir sind, unsere Schwächen nachvollziehen kann und unsere Bedürfnisse kennt, weil er selbst ein Mensch ist. Selbst im Himmel ist er beides: ganz Mensch und ganz Gott.
Sogar nach der Himmelfahrt wird er in der Bibel als Mensch bezeichnet. Als Paulus zu den Bewohnern Athens auf dem Areopag predigte, sagte er, dass Gott die Welt durch einen Menschen richten wird, den er bestimmt habe und dass dieser Mensch Jesus Christus ist. Als er an Timotheus schrieb, nannte er ihn den Menschen Christus Jesus. Er ist auch jetzt noch einMensch und hat auch jetzt noch einen Körper. Sein Körper stand von den Toten auf und fuhr mit ihm in den Himmel.
Dieses führt zu der Frage, wo sein Körper wohl jetzt ist? Wie kann Gott, der allgegenwärtig und deshalb nicht an Raum, Materie und Zeit gebunden ist, auch einen Körper haben, der an einem bestimmten Platz ist? Befindet sich der Körper von Jesus Christus irgendwo im Weltall? Ich weiss es nicht. Ich weiss nicht, wie Jesus hinter verschlossenen Türen auftauchen und auch nicht, wie er in den Himmel auffahren konnte, ungeachtet der Erdanziehungskraft. Scheinbar treffen die physischen Gesetzmässigkeiten nicht auf den Körper Jesu Christi zu. Es ist immer noch ein Körper, aber er hat nicht die Begrenzungen, die wir einem Körper zuschreiben würden.
Das beantwortet immer noch nicht die Frage, wo sich jetzt sein Körper befindet. Es ist auch nicht das Wichtigste, worüber wir uns Gedanken machen müssten! Wir müssen wissen, dassJesus im Himmel ist, aber nicht, wo der Himmel ist. Es ist viel wichtiger für uns folgendes über den geistlichen Körper von Jesus zu wissen – die Art und Weise, wie Jesus hier und jetzt auf der Erde unter uns wirkt, tut er durch den Heiligen Geist.
Als Jesus mit seinem Körper in den Himmel aufstieg, machte er damit deutlich, dass er auch weiterhin Mensch und Gott sein wird. Dies versichert uns darin, dass er der Hohepriester ist, der mit unseren Schwächen vertraut ist, wie es im Hebräerbrief geschrieben steht. Durch sein sichtbares Aufsteigen in den Himmel wird uns noch einmal versichert, dass er nicht einfach verschwunden ist, sondern, auch weiterhin als unser Hohepriester, unser Vermittler und Mediator tätig ist.
Meiner Meinung nach gibt es einen weiteren Grund dafür, weshalb Jesus sichtbar von uns gegangen ist. Er sagte seinen Jüngern in Johannes 16,7 folgendes: „Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.“
Ich weiss nicht genau warum, aber es scheint, als ob Jesus in den Himmel aufsteigen musste, bevor Pfingsten stattfinden konnte. Als die Jünger sahen, wie Jesus aufstieg, hatten sie das Versprechen, den Empfang des Heiligen Geistes, erhalten.Es gab also keine Traurigkeit, zumindest wird keine in der Apostelgeschichte beschrieben. Es gab keine Traurigkeit, dass die gute alte Zeit mit Jesus aus Fleisch und Blut vorüber war. Die Vergangenheit wurde nicht beschönigt, sondern die Zukunft in freudiger Erwartung in den Blick genommen. Es herrschte eine Freude für die noch grösseren Dinge, die Jesus ankündigte und versprach.
Wenn wir in der Apostelgeschichte weiterlesen, finden wir eine angeregte Stimmung unter den 120 Nachfolgern. Sie traten zusammen, beteten und planten die Arbeit, die zu tun war. Sie wussten, dass sie einen Auftrag hatten und wählten deshalb einen neuen Apostel, um die Stelle von Judas Iskariot neu zu besetzen. Sie wussten auch,dass sie zwölf Männer brauchten, um das neue Israel, das Gott zu bauen plante, zu repräsentieren. Sie hatten eine geschäftliche Besprechung, weil sie Geschäfte zu tun hatten. Jesus hatte ihnen bereits die Aufgabe gegeben, als seine Zeugen in die Welt zugehen. Sie mussten nur, wie er es ihnen sagte, in Jerusalem warten, bis sie mit der Kraft von oben erfüllt waren und den versprochenen Tröster erhalten hatten.
Die Himmelfahrt Jesus war ein Moment der Spannung: die Jünger warteten auf den nächsten Schritt, damit sie ihre Tätigkeit ausweiten konnten, denn Jesus hatte ihnen versprochen, dass sie mit dem Heiligen Geist noch grössere Dinge tun würden, als Jesus selbst. Die sichtbare Himmelfahrt von Jesus war daher das Versprechen von noch grösseren Dingen.
Jesus nannte den Heiligen Geist „einen anderen Tröster“. Im Griechischen gibt es für „einen anderen“ zwei Wörter. Einer bedeutet „etwas Gleiches“ und der andere bedeutet „etwas Unterschiedliches“. Jesus verwendete den Ausdruck „etwas Gleiches“. Der Heilige Geist ist Jesus gleich. Der Geist ist eine persönliche Gegenwart Gottes und nicht nur eine übernatürliche Kraft.
Der Heilige Geist lebt und lehrt und spricht und trifft Entscheidungen. Der Heilige Geist ist eine Person, eine göttliche Person und Teil von Gott.Der Heilige Geist ist Jesus so ähnlich, dass wir auch davon sprechen können, dass Jesus in uns und in der Kirche lebt. Jesus sagte, dass er bei dem bleibt, der glaubt und in dem lebt und genau das tut er in der Person des Heiligen Geistes. Jesus ging zwar fort, aber er liess uns nicht allein. Er kam zurück durch den Heiligen Geist, der in uns lebt.Aber er wird auch auf eine körperliche und sichtbare Weise wiederkommen und ich glaube, dass das genau der Hauptgrund für seine sichtbare Himmelfahrt ist. So kommen wir nicht auf die Idee zu sagen, dass Jesus bereits in der Gestalt des Heiligen Geistes hier sei und wir sollten nicht mehr von ihm erwarten, als das, was wir bereits haben.
Nein, Jesus macht ganz deutlich, dass seine Wiederkehr nicht eine unsichtbare und geheime Mission sein wird. Sie wird klar und deutlich geschehen. So sichtbar wie das Tageslicht und das Aufgehen der Sonne. Sie wird für jeden sichtbar sein, genauso wie die Himmelfahrt für jeden vor fast 2000Jahren am Ölberg sichtbar war.Diese Tatsache gibt uns die Hoffnung, dass wir mehr erwarten können, als das, was wir jetzt vor uns haben. Jetzt sehen wir viel Schwachheit. Schwachheit in uns, in unserer Kirche und in der Christenheit als Ganzes. Wir hoffen darauf, dass sich Dinge zum Guten ändern und wir haben das Versprechen von Christus, dass er auf dramatische Weise zurückkehren und dasReich Gottes grösser und stärker einläuten werde, als wir es uns vorstellen können. Er wird die Dinge nicht so lassen, wie sie jetzt sind.
Er wird auf die gleiche Art und Weise, wie er in den Himmel aufgefahren ist, wiederkehren: sichtbar und physisch. Sogar Details, die ich nicht für sonderlich wichtig erachte, werden da sein: die Wolken. Genauso wie er in Wolken aufgefahren ist, wird er auch in Wolken wiederkehren. Ich weiss nicht, was die Wolken bedeuten; es scheint, als symbolisierten die Wolken Engel, die mit Christus gehen, aber es können auch physische Wolken gewesen sein. Dies erwähne ich nur am Rande. Das Wichtigste ist, dass Christus auf eine dramatische Art und Weise wiederkehren wird. Es wird Lichtblitze, laute Geräusche, phänomenale Zeichen an Sonne und Mond geben und jeder wird es sehen. Es wird zweifellos erkennbar sein und niemand wird sagen können, dass dies woanders passiere. Das steht ausser Frage, diese Ereignisse werden überall gleichzeitig geschehen Wenn dies geschieht, so sagt uns Paulus im 1. Thessalonicherbrief, werden wir auffahren, um Christus auf den Wolken in der Luft zu begegnen. Dieses Vorgehen ist als Entrückung bekannt und wird nicht im Verborgenen stattfinden. Es wird eine öffentliche Entrückung sein, weil jeder sehen kann, wie Christus auf die Erde wiederkehrt. Wir werden also Teil der Himmelfahrt Jesu, so wie wir auch Teil seiner Kreuzigung, seines Begräbnisses und seiner Auferstehung sind.Auch wir werden in den Himmel auffahren, um den Herrn zu treffen, wenn er wiederkommt und gemeinsam mit ihm werden wir auf die Erde zurückkehren.
Wir wissen nicht, wann all das geschehen wird. Macht es daher einen Unterschied in unserem Leben? Das sollte es. Im 1. Korinther und 1. Johannes wird uns davon berichtet. Lasst uns 1. Johannes 3,2-3 ansehen: „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen wie er ist. Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist.“
Johannes führt dann weiter aus, dass Gläubige auf Gott hören und sie kein sündhaftes Leben führen wollen. Das ist eine praktische Auswirkung dessen, woran wir glauben. Jesus wird wiederkommen und wir werden ihm gleich sein. Das bedeutet nicht, dass unsere Bemühungen uns erretten oder unsere Schuld uns untergehen lässt, sondern wir entsprechen Gottes Willen nicht sündigen zu wollen.
Der zweite biblische Rückschluss steht im ersten Korintherbrief. Nach den Erläuterungen über die Wiederkunft Christi und unsere Auferstehung in die Unsterblichkeit schreibt Paulus in folgendes: „Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn“ (1. Korintherbrief 15,58).
Es gibt Arbeit für uns zu erfüllen, wie damals die ersten Jünger Arbeit zu verrichten hatten. Den Auftrag, den Jesus ihnen gab, gibt er auch uns. Wir haben den Auftrag, die gute Nachricht zu predigen und weiterzugeben. Dazu haben wir den Heiligen Geist erhalten, damit wir genau das tun können.Wir stehen nicht herum, blicken in den Himmel und warten auf Christus. Wir müssen auch nicht die Bibel nach einem genauen Zeitpunkt. Die Schrift sagt uns, dass wir die Wiederkunft Jesu nicht wissen sollen. Stattdessen haben wir das Versprechen, dassJesus wiederkehren wird und das soll für uns ausreichen. Es gibt Arbeit zu tun. Wir sind mit unserem ganzen Sein für diese Arbeit gefordert. Deshalb sollen wir uns ihr zuwenden, weil das Arbeiten für den Herrn nicht vergeblich ist.
von Michael Morrison