Sind Sie sich der Gegenwart des Heiligen Geistes bewusst? In der Bibel können wir lesen, dass die frühen Christen Gottes lebendige Gegenwart intensiv erlebten. Doch wie steht es heute um die Präsenz des Heiligen Geistes in unserem Alltag? Spüren wir das Wohnen des Geistes in uns? Wenn ja, in welcher Form? Falls nicht, wie können wir diese geistliche Verbindung erreichen?
In seinem Buch «Gottes ermächtigende Gegenwart» zitiert Gordon D. Fee einen Studenten, der über den Heiligen Geist reflektiert: Gott der Vater ist mir klar, auch der Sohn ist für mich verständlich, aber der Heilige Geist erscheint mir verschwommen, wie von einem grauen Schleier umhüllt. Diese unsichtbare und dynamische Kraft eines persönlichen und mächtigen Gottes sollte nicht so wirken. Der Heilige Geist wird schwer wahrgenommen, da er Geist ist. Jesus sagte, er sei wie der Wind: Unsichtbar. Ein christlicher Gelehrter bemerkte: Der Heilige Geist hinterlässt keine Fussabdrücke im Sand. Aufgrund seiner Unsichtbarkeit für unsere Sinne wird er oft übersehen oder missverstanden. Im Gegensatz dazu steht unser Wissen über Jesus Christus auf festem Grund. Als menschliches Wesen lebte er unter uns und gab Gott Vater ein Gesicht: «Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen» (Johannes 14,7).
Sowohl der Vater als auch der Sohn sind heute durch den Heiligen Geist in den Gläubigen gegenwärtig. Es ist daher wichtig, den Heiligen Geist besser zu verstehen und persönlich zu erleben. Durch den Geist erfahren Gläubige Gottes Nähe und werden befähigt, seine Liebe im Alltag zu leben.
Für die Apostel, besonders Johannes, ist der Heilige Geist der Berater und Tröster, den man in Notlagen oder bei Bedarf ruft. Der Geist unterstützt uns in unserer Schwachheit: «Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen» (Römer 8,26).
Paulus erklärte, dass die vom Heiligen Geist Geleiteten Gottes Volk sind. Sie sind Söhne und Töchter Gottes und sollen ihn als Vater anrufen. Durch den Geist erfüllt, leben diese Menschen in geistiger Freiheit. Sie sind nicht länger durch ihre sündige Natur gefangen, sondern führen ein neues Leben der Inspiration und Einheit mit Gott. Diese radikale Veränderung bewirkt der Heilige Geist bei der Bekehrung. Ihre Wünsche und Gedanken richten sich von der Welt hin zu Gott. Paulus beschreibt diese Wandlung: «Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands, machte er uns selig – nicht um der Werke willen, die wir in Gerechtigkeit getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist» (Titus 3,5).
Die Gegenwart, das Innewohnen des Heiligen Geistes ist die entscheidende Realität der Bekehrung. Ohne den Geist gibt es keine Bekehrung, keine geistige Wiedergeburt. Deshalb sagte Paulus: «Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, da ja Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein» (Römer 8,9).
Da Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, ist der Geist Christi einfach eine andere Art, sich auf den Heiligen Geist zu beziehen. Wenn eine Person wirklich bekehrt ist, lebt Christus durch den Heiligen Geist in ihr. Solche Menschen gehören zu Gott, weil er sie durch seinen Geist zu den Seinen gemacht hat.
Die Kraft und Gegenwart des Heiligen Geistes in unserem Leben zu erfahren, ist das Ergebnis unserer Antwort auf Gottes Ruf. Dieser Ruf beinhaltet, die Gnade Gottes in Jesus Christus anzunehmen, alte Denkweisen, Vorstellung und falsches Wissen hinter sich zu lassen und nach dem Geist Gottes zu leben. Paulus ermutigte die Galater, und auch wir sollten ermutigt werden, vom Heiligen Geist geleitet zu leben: «Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln» (Galater 5,25). Wenn wir in diesem Geist wandeln, entsteht folgende Frucht des Geistes: «Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies steht kein Gesetz» (Galater 5,22-23).
Diese Eigenschaften sind mehr als nur grossartige Konzepte oder gute Gedanken. Sie spiegeln die wahre geistige Stärke wider, die der Heilige Geist den Gläubigen verleiht. Diese Stärke ist bereit, in jeder Lebenslage eingesetzt zu werden und beweist, dass der Heilige Geist in uns wirkt. Um vom Geist gestärkt zu werden, sollten wir Gott um die Gegenwart des Geistes bitten und uns von ihr leiten lassen. Während der Geist Gottes Volk führt, stärkt er auch das Leben der Kirche und ihre Institutionen. Nur so kann die Kirche als Struktur wirksam sein – durch einzelne Gläubige, die nach dem Geist leben. Es ist wichtig, dass wir sorgfältig darauf achten, Aspekte des Kirchenlebens – wie Programme, Zeremonien oder Glaubensüberzeugungen – nicht mit der dynamischen Wirksamkeit des Heiligen Geistes im Leben der Menschen zu verwechseln.
Das bedeutendste Zeichen der Wirksamkeit des Heiligen Geistes in den Gläubigen ist die Liebe. Diese Eigenschaft spiegelt das Wesen Gottes wider und charakterisiert Menschen, die vom Geist Gottes geleitet werden. Die Liebe stand im Mittelpunkt der Apostel, auch des Apostels Paulus und anderer Lehrer des Neuen Testaments. Sie wollten erkennen, ob das Leben einzelner Christen durch die Liebe des Heiligen Geistes gestärkt und verändert wurde.
Obwohl geistige Gaben, Kirchendienst und inspirierte Lehre eine wichtige Rolle in der Kirche spielen, war für Paulus die kraftvolle Wirkung der Liebe des Heiligen Geistes in den Gläubigen von weit grösserer Bedeutung. Paulus beschreibt die Merkmale der Liebe folgendermassen: «Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles» (1. Korinther 13,4-7). Nachdem Paulus die herausragende Bedeutung und Vollkommenheit der Liebe so eindrücklich beschrieben hat, hebt er auch ihre Beständigkeit hervor: «Die Liebe höret nimmer auf» (Vers 8).
Die lebendige Präsenz des Heiligen Geistes und unsere darauf folgende Reaktion sind von grosser Bedeutung für Gläubige. Paulus unterstreicht, dass wahre Christen diejenigen sind, die erneuert, wiedergeboren und verwandelt wurden, um Gottes Liebe in ihrem Leben widerzuspiegeln. Diese Veränderung kann nur durch ein Leben geschehen, das von der Liebe des in uns wohnenden Heiligen Geistes geleitet wird. Der Heilige Geist ist die persönliche Gegenwart Gottes in unseren Herzen und Gedanken.
von Paul Kroll
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