Im Hebräerbrief 4,16 steht „Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.“ Vor vielen Jahren hatte ich einmal eine Predigt zu diesem Vers gehört. Der Prediger war kein Vertreter des Wohlstandsevangeliums, aber er betonte ausdrücklich, dass wir Gott für die Dinge, die wir möchten, mit Zuversicht und mit erhobenem Haupt bitten sollten. Wenn sie für uns und die Menschen um uns herum gut sind, dann wird Gott auch dafür Sorge tragen, dass sie geschehen.
Nun, genau das habe ich getan und wissen Sie was? Gott hat mir nicht die Dinge gegeben, um die ich ihn gebeten hatte. Stellen Sie sich nur meine Enttäuschung vor! Mein Glaube wurde dadurch ein wenig angekratzt, weil es sich so anfühlte, als ob ich Gott einen riesigen Vertrauensvorschuss gab, indem ich ihn mit erhobenem Haupt um etwas bat. Ich hatte gleichzeitig das Gefühl, dass mein Misstrauen in das Ganze mich davon abhielt, das zu bekommen, worum ich Gott gebeten hatte. Fängt unser Glaubensgerüst an, einzustürzen, wenn Gott uns nicht das gibt, was wir möchten, obwohl wir doch sicher wissen, dass es für uns und alle anderen das Beste wäre? Wissen wir wirklich, was das Beste für uns und alle anderen ist? Vielleicht denken wir das, aber in Wirklichkeit wissen wir es nicht. Gott sieht alles und er weiss alles. Nur er weiss, was das Beste für jeden von uns ist! Ist es wirklich unser Misstrauen, das Gottes Handeln verhindert? Was heisst es eigentlich mit Zuversicht vor dem Gnadenthron Gottes zu stehen?
In dieser Passage geht es nicht darum, mit der Art Autorität vor Gott zu stehen, die wir kennen – einer Autorität die mutig, bestimmt und dreist ist. In dem Vers wird vielmehr ein Bild davon gezeichnet, wie unsere innige Beziehung zu unserem Hohepriester, Jesus Christus, aussehen soll. Wir können Christus direkt ansprechen und benötigen dafür keine andere Person als Vermittler – keinen Priester, Geistlichen, Guru, Hellseher oder Engel. Dieser direkte Kontakt ist etwas ganz Besonderes. Er war für die Menschen vor dem Tod Christi nicht möglich. Während der Zeit des Alten Bundes war der Hohepriester der Vermittler zwischen Gott und den Menschen. Nur er hatte Zugang zur heiligsten Stätte (Hebräer 9,7). Dieser aussergewöhnliche Ort in der Stiftshütte war besonders. Man glaubte, an diesem Ort befinde sich die Gegenwart Gottes auf Erden. Ein Tuch oder Vorhang trennte ihn vom Rest des Tempels ab, wo die Menschen verweilen durften.
Als Christus für unsere Sünden starb, riss der Vorhang entzwei (Matthäus 27,50). Gott verweilt nicht länger im Tempel, der von Menschen geschaffen wurde (Apostelgeschichte 17,24). Nicht mehr der Tempel ist der Weg zu Gott dem Vater, sondern es und mutig zu sein. Wir können Jesus sagen, wie wir uns fühlen. Es geht nicht darum, mutige Nachfragen und Bitten zu äussern, die wir gern erfüllt haben möchten. Es geht darum, ehrlich und ohne Furcht zu sein. Es geht darum, unser Herz vor dem auszuschütten, der uns versteht und das Vertrauen zu haben, dass er das Beste für uns tun wird. Wir kommen mit Zuversicht und erhobenen Haupt vor ihn, damit wir Gnade und Güte finden, die uns in schwierigen Zeiten hilft. (Hebräer 4,16) Stellen Sie sich vor: Wir müssen uns nicht mehr darüber sorgen, dass wir möglicherweise mit den falschen Worten, zur falschen Zeit oder mit der falschen Haltung beten. Wir haben einen Hohepriester, der nur unser Herz ansieht. Gott bestraft uns nicht. Er möchte, dass wir verstehen, wie sehr er uns liebt! Es ist nicht unser Glaube oder dessen Abwesenheit, sondern Gottes Treue, die unseren Gebeten Bedeutung gibt.
Sprechen Sie den ganzen Tag mit Gott. Sagen Sie ihm ehrlich, wie es Ihnen geht. Wenn Sie glücklich sind, sagen Sie: „Gott ich bin so glücklich. Danke für die guten Dinge in meinem Leben.“. Wenn Sie traurig sind, sagen Sie: „Gott, ich bin so traurig. Bitte tröste mich.“. Wenn Sie unsicher sind und nicht weiter wissen, sagen Sie: „Gott, ich weiss nicht weiter. Bitte hilf mir deinen Willen in all dem zu sehen, was vor mir liegt.“. Wenn Sie wütend sind, sagen Sie: „Herr, ich bin so wütend. Bitte hilf mir, dass ich nicht etwas sage, was ich später bereue.“ Bitten Sie Gott, Ihnen zu helfen und ihm zu vertrauen. Beten Sie dafür, dass Gottes Wille geschehe und nicht der ihre. In Jakobus 4,3 steht „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr’s für eure Gelüste vergeuden könnt.“ Wenn Sie Gutes empfangen möchten, sollten Sie nach Gutem fragen. Wiederholen Sie Bibelverse oder Lieder während des Tages.
von Barbara Dahlgren