Der dreieinige Gott
Nach dem Zeugnis der Schrift ist Gott ein göttliches Wesen in drei ewigen, wesensgleichen, jedoch unterschiedlichen Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er ist der einzig wahre Gott, ewig, unveränderlich, allmächtig, allwissend, allgegenwärtig. Er ist der Schöpfer des Himmels und der Erde, Erhalter des Universums und Heilsquell für den Menschen. Obschon transzendent, handelt Gott unmittelbar und persönlich am Menschen. Gott ist Liebe und unendliche Güte. (Markus 12,29; 1. Timotheus 1,17; Epheser 4,6; Matthäus 28,19; 1. Johannes 4,8; 5,20; Titus 2,11; Johannes 16,27; 2. Korinther 13,13; 1. Korinther 8,4-6)
Es geht einfach nicht auf
Der Vater ist Gott und der Sohn ist Gott, aber es gibt nur ein Gottwesen. Dies ist keine Familie oder Komitee von göttlichen Wesen – eine Gruppe kann nicht sagen: „Es gibt keinen wie mich“ (Jesaja 43,10; 44,6; 45,5). Gott ist nur ein göttliches Wesen – mehr als eine Person, aber nur ein Gott. Die ersten Christen bezogen diese Vorstellung nicht aus dem Heidentum oder aus der Philosophie – sie wurden dazu von der Heiligen Schrift quasi gezwungen.
Genauso wie die Heilige Schrift lehrt, dass Christus göttlich ist, lehrt sie auch, dass der Heilige Geist göttlich und persönlich ist. Was immer der Heilige Geist tut, tut Gott. Der Heilige Geist ist Gott, wie der Sohn und der Vater es sind – drei Personen die perfekt in einem Gott vereint sind: der Dreieinigkeit.
Warum Theologie studieren?
Sprechen Sie mit mir nicht über Theologie. Lehren Sie mich einfach die Bibel.“ Für den Durchschnittschristen mag Theologie wie etwas hoffnungslos Kompliziertes, frustrierend Verwirren des und durch und durch Irrelevantes klingen. Jeder kann die Bibel lesen. Warum brauchen wir also hochtrabende Theologen mit ihren langen Sätzen und seltsamen Ausdrücken?
Glaube, der Verständnis sucht
Theologie wurde „Glaube, der Verständnis sucht“ genannt. Mit anderen Worten, als Christen vertrauen wir Gott, aber Gott schuf uns mit dem Verlangen, zu verstehen, wem wir vertrauen und warum wir ihm vertrauen. Hier kommt Theologie ins Spiel. Das Wort „Theologie“ kommt von einer Kombination zweier griechischer Wörter, theos, was Gott, und logia, was Erkenntnis oder Studium bedeutet – das Studium Gottes.
Richtig benutzt kann Theologie der Kirche dienen, indem sie Häresien oder falsche Lehren bekämpft. D.h. weil die meisten Irrlehren von einem falschen Verständnis, wer Gott ist, herrühren, von Auffassungen, die nicht mit der Art und Weise, wie Gott sich selber in der Bibel offenbart hat, übereinstimmen. Die Verkündigung des Evangeliums durch die Kirche muss natürlich auf dem festen Fundament von Gottes Selbstoffenbarung beruhen.
Offenbarung
Wissen oder Erkenntnis über Gott ist etwas, was wir Menschen uns nicht selber ausdenken können. Der einzige Weg, wie wir etwas Wahres über Gott herausfinden können, besteht darin, zu hören, was Gott uns über sich selbst sagt. Der wichtigste Weg, den Gott gewählt hat, sich uns zu offenbaren, ist durch die Bibel, eine Sammlung von Schriften, die unter der Aufsicht des Heiligen Geistes über viele, viele Jahrhunderte zusammengestellt worden ist. Aber sogar ein fleissiges Studium der Bibel kann uns das richtige Verständnis dessen, wer Gott ist, nicht vermitteln.
Wir brauchen mehr als blosses Studium – wir brauchen den Heiligen Geist, um unseren Verstand zum Verständnis zu befähigen, was Gott in der Bibel über sich selber offenbart. Im Endeffekt kann wahre Erkenntnis über Gott nur von Gott kommen, nicht bloss durch menschliches Studium, Argumentation und Erfahrung.
Die Kirche hat die fortwährende Verantwortung, ihre Glaubenssätze und Praktiken im Lichte von Gottes Offenbarung kritisch zu überprüfen. Theologie ist das kontinuierliche Streben der christlichen Glaubensgemeinschaft nach Wahrheit, während sie demütig Gottes Weisheit sucht und der Leitung des Heiligen Geistes in alle Wahrheit folgt. Bis Christus in Herrlichkeit zurückkehrt kann die Kirche nicht davon ausgehen, dass sie ihr Ziel erreicht hat.
Das ist der Grund, warum Theologie niemals nur eine blosse Neuformulierung des Credos und der Doktrinen der Kirche werden soll, sondern sie soll vielmehr ein nie endender Prozess der Selbstprüfung sein. Nur wenn wir im göttlichen Licht von Gottes Geheimnis stehen, finden wir die wahre Erkenntnis Gottes.
Paulus nannte das göttliche Geheimnis „Christus in euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit“ (Kolosser 1,27), das Geheimnis, dass es Gott wohlgefiel, durch Christus „alles mit sich zu versöhnen, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz“ (Kolosser 1,20).
Die Verkündigung und Praxis der christlichen Kirche bedurfte immer der Prüfung und Feinabstimmung, manchmal sogar grösserer Reformen, während sie in der Gnade und Erkenntnis des Herrn Jesus Christus wuchs.
Dynamische Theologie
Das Wort dynamisch ist ein gutes Wort, um dieses beständige Bemühen der christlichen Kirche zu beschreiben, sich selbst und die Welt im Lichte von Gottes Selbstoffenbarung zu betrachten und dann dem Heiligen Geist zu erlauben, sich entsprechend anzupassen, um ein Volk zu sein, das wieder spiegelt und verkündigt, was Gott wirklich ist. Wir sehen diese dynamische Qualität in der Theologie in der ganzen Kirchengeschichte. Die Apostel interpretierten die Heilige Schrift neu, als sie Jesus als den Messias verkündigten.
Gottes neuer Akt der Selbstoffenbarung in Jesus Christus stellte die Bibel in neuem Licht dar, ein Licht, das die Apostel sehen konnten, weil der Heilige Geist ihre Augen öffnete. Im vierten Jahrhundert benutzte Athanasius, Bischof von Alexandria, erläuternde Worte in den Credos, die nicht in der Bibel waren, um es den Heiden zu erleichtern, die Bedeutung der biblischen Offenbarung Gottes zu verstehen. Im 16. Jahrhundert kämpften Johannes Calvin und Martin Luther für die Erneuerung der Kirche im Lichte der Forderung der biblischen Wahrheit, dass das Heil nur aus Gnade durch den Glauben an Jesus Christus kommt.
Im 18. Jahrhundert versuchte John McLeod Campbell die enge Sicht der Kirche von Schottland über
das Wesen von Jesu Versöhnung [Sühneopfer] für die Menschheit zu erweitern und wurde dann wegen seiner Bemühungen hinausgeworfen.
In der Moderne war niemand so effektiv, die Kirche zu einer dynamischen Theologie, die in aktivem Glauben gründet, aufzurufen, wie Karl Barth, der „Europa die Bibel zurückgab“, nachdem die liberale protestantische Theologie die Kirche beinahe verschluckt hatte, indem sie den Humanismus der Aufklärung annahm und dementsprechend die Theologie der Kirche in Deutschland prägte.
Auf Gott hören
Wann immer die Kirche versagt, die Stimme Gottes zu hören und stattdessen ihren Vermutungen und Annahmen nachgibt, wird sie schwach und ineffektiv. Sie verliert in den Augen derer, die sie mit dem Evangelium zu erreichen versucht, Relevanz. Dasselbe trifft auf jeden Teil des Leibes Christi zu, wenn er sich in seinen eigenen voreigenommenen Ideen und Traditionen einwickelt. Er verzettelt sich, ist festgefahren oder statisch, das Gegenteil von dynamisch, und verliert seine Effektivität bei der Verkündigung des Evangeliums.
Wenn das geschieht, beginnt die Kirche zu fragmentieren oder auseinanderzubrechen, Christen entfremden sich untereinander und Jesu Gebot, einander zu lieben, tritt in den Hintergrund. Dann wird die Verkündigung des Evangeliums bloss ein Satz von Worten, ein Angebot und eine Aussage, der Menschen lediglich zustimmen. Die dahinter stehende Kraft, Heilung für die sündige Gesinnung anzubieten, verliert ihre Wirkung. Beziehungen werden äusserlich und nur oberflächlich und verfehlen die tiefe Verbindung und Einheit mit Jesus und miteinander, wo echte Heilung, Friede und Freude echte Möglichkeiten werden. Statische Religion ist eine Barriere, die Gläubige davon abhalten kann, jene echten Menschen zu werden, die sie nach Gottes Absicht in Jesus Christus sein sollten.
„Doppelte Vorherbestimmung“
Die Lehre von der Auserwählung oder doppelten Vorherbestimmung war lange eine charakteristische oder identifizierende Doktrin in der reformierten theologischen Tradition (die Tradition steht im Schatten von Johannes Calvin). Diese Doktrin wurde häufig missverstanden, verzerrt und war die Ursache von endlosen Kontroversen und Leid. Calvin selber kämpfte mit dieser Frage und seine Lehre darüber wurde von vielen mit den Worten interpretiert: „Von Ewigkeit her hat Gott einige zum Heil und einige zur Verdammnis vorherbestimmt.“
Diese zuletzt genannte Auslegung der Doktrin der Auserwählung wird gewöhnlich als „hyper-calvinistisch“ beschrieben. Sie fördert eine fatalistische Sicht Gottes als einem willkürlichen Tyrannen und einem Feind menschlicher Freiheit. Eine solche Betrachtungsweise dieser Doktrin macht sie zu alles anderem als zu einer guten Nachricht, die in Gottes Selbstoffenbarung in Jesus Christus verkündigt wird. Das biblische Zeugnis beschreibt die auserwählende Gnade Gottes als erstaunlich, aber nicht grausam! Gott, der in Freiheit liebt, bietet seine Gnade allen frei an, die sie empfangen wollen.
Karl Barth
Um den Hyper-Calvinismus zu korrigieren, hat der hervorstechende reformierte Theologe der modernen Kirche, Karl Barth, die reformierte Doktrin der Auserwählung umgestaltet, indem er Ablehnung und Auserwählung in Jesus Christus ins Zentrum stellte. In Band II seiner Kirchendogmatik legte er die volle biblische Lehre von der Auserwählung in einer Weise dar, die mit dem ganzen Plan von Gottes Selbstoffenbarung in Einklang steht. Barth bewies mit Nachdruck, dass die Doktrin der Auserwählung in einem trinitarischen Kontext einen zentralen Zweck hat: Sie erklärt, dass Gottes Werke in der Schöpfung, Versöhnung und Erlösung in der freien Gnade Gottes, die in Jesus Christus offenbart ist, voll verwirklicht sind. Sie bekräftigt, dass der dreieinige Gott, der seit Ewigkeit in liebender Gemeinschaft lebt, aus Gnade heraus andere in diese Gemeinschaft einschliessen möchte. Der Schöpfer und Erlöser sehnt sich stark nach einer Beziehung mit seiner Schöpfung. Und Beziehungen sind von Natur aus dynamisch, nicht statisch, nicht eingefroren und unveränderlich.
In seiner Dogmatik, in der Barth die Doktrin der Auserwählung in einem trinitarischen Schöpfer-Erlöser-Kontext neu überdachte, nannte er sie „die Summe des Evangeliums“. In Christus erwählte Gott die gesamte Menschheit in einer Bundesbeziehung, um an seinem Leben der Gemeinschaft teilzuhaben, indem er freiwillig und aus Gnade die Entscheidung traf, der Gott zu sein, der für die Menschheit ist.
Jesus Christus ist um unseretwillen beides, sowohl der Auserwählte als auch der Abgelehnte, und die individuelle Auserwählung und Ablehnung kann nur in ihm als real verstanden werden. Mit anderen Worten, der Sohn Gottes ist der Auserwählte für uns. Als der universale, auserwählte Mensch, ist seine ersatzweise, stellvertretende Auserwählung gleichzeitig sowohl zur Verdammung des Todes (dem Kreuz) an unserer Statt und zum ewigen Leben (der Auferstehung) an unserer Statt. Dieses versöhnende Werk Jesu Christi in der Menschwerdung war für die Erlösung der gefallenen Menschheit vollständig.
Wir müssen daher zu Gottes Ja für uns in Christus Jesus Ja sagen und annehmen und anfangen, in der Freude und im Licht dessen, was bereits für uns gesichert wurde, zu leben – Einheit, Gemeinschaft und Teilhabe mit ihm an einer neuen Schöpfung.
Neue Schöpfung
In seinem wichtigen Beitrag zur Doktrin der Auserwählung, schreibt Barth:
„Denn in Gottes Einheit [Vereinigung] mit diesem einen Menschen, Jesus Christus, hat er seine Liebe und seine Solidarität mit allen gezeigt. In diesem Einen hat er die Sünde und Schuld aller auf sich genommen und sie daher alle durch höheres Recht vom Gericht gerettet, das sie zu Recht auf sich gezogen hatten, sodass er wirklich der wahre Trost aller Menschen ist.“
Am Kreuz hat sich alles verändert. Die ganze Schöpfung, ob sie es weiss oder nicht, wurde, wird gerade und wird [in der Zukunft] erlöst, verwandelt und in Jesus Christus neu gemacht. In ihm werden wir eine neue Schöpfung.
Thomas F. Torrance, Topstudent und Ausleger von Karl Barth, fungierte als Redakteur, als Barths Kirchendogmatik ins Englische übersetzt wurde. Torrrance glaubte, dass Band II eines der feinsten theologischen Werke war, die je geschrieben wurden. Er stimmte mit Barth überein, dass die gesamte Menschheit in Christus erlöst und errettet wurde. In seinem Buch The Mediation of Christ legt Professor Torrance die biblische Offenbarung so dar, dass Jesus durch sein stellvertretendes Leben, seinen Tod und seine Auferstehung nicht nur unser sühnender Versöhner war, sondern auch als perfekte Antwort auf die Gnade Gottes dient.
Jesus nahm unsere Gebrochenheit und unser Gericht auf sich selbst, er übernahm die Sünde, den Tod und das Böse, um die Schöpfung auf allen Ebenen zu erlösen, und alles, was gegen uns stand in eine neue Schöpfung zu verwandeln. Wir wurden von unserer verdorbenen und rebellischen Natur zu einer innerlichen Beziehung mit dem Einen befreit, der uns rechtfertigt und heiligt.
Torrance fährt fort und erklärt, dass „derjenige, der die nicht annimmt, der nicht Geheilte ist“. Was Christus nicht auf sich selbst genommen hat, wurde nicht gerettet. Jesus nahm unsere entfremdete Gesinnung auf sich selber, er wurde zu dem, was wir sind, um uns mit Gott zu versöhnen. Dabei reinigte, heilte und heiligte er die sündige Menschheit in der Tiefe ihres Seins durch seinen stellvertretenden liebevollen Akt der Menschwerdung für uns.
Statt zu sündigen wie alle anderen Menschen, verurteilte Jesus die Sünde in unserem Fleisch, indem er ein Leben von vollkommener Heiligkeit innerhalb unseres Fleisches führte, und durch seine gehorsame Sohnschaft bekehrte er unsere feindselige und ungehorsame Menschlichkeit in eine echte, liebende Beziehung mit dem Vater.
In dem Sohn nahm der dreieinige Gott unsere menschliche Natur in sein Wesen auf und verwandelte dadurch unsere Natur. Er erlöste und versöhnte uns. Indem er unsere sündige Natur zu seiner eigenen machte und sie heilte, wurde Jesus Christus der Mittler zwischen Gott und einer gefallenen Menschheit.
Unsere Auserwählung in dem einen Menschen Jesus Christus erfüllt Gottes Zweck für die Schöpfung und definiert Gott als den Gott, der in Freiheit liebt. Torrance erklärt, dass „die ganze Gnade “ nicht „nichts von der Menschheit“ bedeutet, sondern, die ganze Gnade bedeutet die ganze Menschheit. Das heisst, wir können nicht einmal ein Prozent von uns selber festhalten.
Aus Gnade durch den Glauben haben wir auf eine Art und Weise Anteil an Gottes Liebe für die Schöpfung, die vorher nicht möglich war. Das bedeutet, dass wir andere lieben, so wie Gott uns liebt, weil Christus durch Gnade in uns und wir in ihm sind. Dies kann nur innerhalb des Wunders einer neuen Schöpfung passieren. Gottes Offenbarung an die Menschheit kommt vom Vater durch den Sohn im Heiligen Geist, und eine erlöste Menschheit antwortet [reagiert] jetzt durch Glauben in dem Geist durch den Sohn zum Vater. Wir sind zur Heiligkeit in Christus berufen worden. In ihm erfreuen wir uns der Freiheit von der Sünde, dem Tod, dem Bösen, der Not und dem Gericht, das gegen uns stand. Wir erwidern Gottes Liebe für uns mit Dankbarkeit, Anbetung und Dienst in der Gemeinschaft des Glaubens. In all seinen heilenden und seiner rettenden Beziehung mit uns ist Jesus Christus beteiligt, um uns individuell umzugestalten und uns menschlich zu machen – d.h. heisst, uns zu wahren Menschen in ihm zu machen. In all unseren Beziehungen mit ihm macht er uns wirklich und ganz menschlich in unserer persönlichen Antwort des Glaubens. Dies findet durch die schöpferische Kraft des Heiligen Geistes in uns statt, während er uns mit der perfekten Menschlichkeit des Herrn Jesus Christus vereint.
Die ganze Gnade bedeutet wirklich [dass] die ganze Menschheit [daran teilhat]. Die Gnade Jesu Christi, der gekreuzigt wurde und auferstanden ist, setzt die Menschheit, die zu retten er kam, nicht herab. Gottes unvorstellbare Gnade bringt alles ans Licht, was wir sind und tun. Sogar in unserer Reue und unserem Glauben können wir uns nicht auf unsere eigene Antwort [Reaktion] verlassen, sondern wir verlassen uns auf die Antwort, die Christus an unserer Statt und für uns dem Vater angeboten hat! In seiner Menschlichkeit wurde Jesus unsere stellvertretende Antwort an Gott in allen Dingen, einschliesslich Glauben, Bekehrung, Anbetung, die Feier der Sakramente und Evangelisation.
Ignoriert
Leider wurde Karl Barth im Allgemeinen von den amerikanischen Evangelikalen ignoriert oder falsch interpretiert, und Thomas Torrance wird oft als zu schwer verständlich dargestellt. Aber das Versagen, die dynamische Natur der Theologie wertzuschätzen, die in Barths Nachbearbeitung der Doktrin der Auserwählung entfaltet wird, bewirkt, dass viele Evangelikale und auch reformierte Christen in der Verhaltensfalle bleiben, indem sie sich schwertun zu verstehen, wo Gott die Linie zwischen menschlichem Verhalten und dem Heil zieht.
Das grosse reformatorische Prinzip der fortwährenden Reformation sollte uns von allen alten Weltanschauungen und verhaltensbasierten Theologien befreien, die das Wachstum behindern, Stagnation fördern und ökumenische Zusammenarbeit mit dem Leib Christi verhindern. Doch findet sich die Kirche heute nicht oft selber der Freude des Heils beraubt, während sie mit all ihren verschiedenen Formen von Legalismus ein „Schattenboxen“ veranstaltet? Aus diesem Grunde wird die Kirche nicht selten als Bastion von Richtgeist und Exklusivität, statt als ein Testament für Gnade charakterisiert.
Wir haben alle eine Theologie – eine Art und Weise, wie wir über Gott denken und ihn verstehen – ob wir es wissen oder nicht. Unsere Theologie hat Auswirkungen darauf, wie wir über Gottes Gnade und Heil denken und es verstehen.
Wenn unsere Theologie dynamisch und beziehungsorientiert ist, werden wir offen sein für Gottes stets gegenwärtiges Wort des Heils, das er uns reichlich in seiner Gnade allein durch Jesus Christus schenkt.
Andererseits, wenn unsere Theologie statisch ist, werden wir in eine Religion des Legalismus, des
Richtgeistes und der geistlichen Stagnation verkümmern.
Statt Jesus auf eine aktive und reale Weise zu kennen, die all unsere Beziehungen mit Barmherzigkeit, Geduld, Freundlichkeit und Frieden würzt, werden wir von denen, die es nicht schaffen, unsere sorgfältig definierten Massstäbe der Frömmigkeit zu erreichen, Richtgeist, Exklusivität und Verdammung erfahren.
Eine neue Schöpfung in Freiheit
Theologie macht einen Unterschied aus. Wie wir Gott verstehen, hat Einfluss auf die Art und Weise, wie wir das Heil verstehen und wie wir das christliche Leben führen. Gott ist kein Gefangener einer statischen, menschlich durchdachten Vorstellung davon, wie er sein muss oder sein soll.
Menschen sind nicht in der Lage, sich logisch auszudenken, wer Gott ist und wie er sein soll. Gott sagt uns, wer er ist und wem er gleicht, und er ist frei, genau der zu sein, der er sein möchte, und er hat sich uns selber in Jesus Christus als Gott offenbart, der uns liebt, der für uns ist, und der sich entschieden hat, die Sache der Menschheit – einschliesslich Ihrer und meiner Sache – zu seiner eigenen zu machen.
In Jesus Christus sind wir frei von unserem sündigen Verstand, von unserem Rühmen und unserer Verzweiflung, und wir wurden aus Gnade erneuert, um Gottes Shalom-Frieden in seiner liebenden Gemeinschaft zu erfahren.
Terry Akers and Michael Feazell