Einer unserer Ältesten sagte mir vor kurzem, dass der Hauptgrund, warum er vor 20 Jahren getauft wurde der ist, dass er die Kraft des Heiligen Geistes empfangen wollte, sodass er all seine Sünden überwinden könnte. Seine Absichten waren gut, aber sein Verständnis war etwas fehlerhaft (natürlich hat niemand perfektes Verständnis, wir werden durch Gottes Gnade, trotz unserer Missverständnisse gerettet).
Der Heilige Geist ist nicht etwas, das wir einfach „einschalten“ können, um unsere „Überwinderziele“ zu erreichen, gleichsam einer Art von Superaufladegerät für unsere Willenskraft. Der Heilige Geist ist Gott, er ist mit uns und in uns, er gibt uns die Liebe, Gewissheit und enge Gemeinschaft, die der Vater für uns in Christus ermöglicht. Durch Christus hat der Vater uns zu seinen eigenen Kindern gemacht und der Heilige Geist gibt uns das geistliche Gespür, dies zu erkennen (Römer 8,16). Der Heilige Geist gibt uns durch Christus enge Gemeinschaft mit Gott, aber er hebt unsere Fähigkeit zu sündigen, nicht auf. Wir werden immer noch falsche Begierden haben, falsche Motive, falsche Gedanken, falsche Worte und Taten.
Auch wenn ein wir eine bestimmte Gewohnheit aufgeben wollen, stellen wir fest, dass wir immer noch nicht dazu in der Lage sind. Wir wissen, dass es Gottes Wille für uns ist, von diesem Problem befreit zu werden, aber aus irgendeinem Grunde scheinen wir immer noch machtlos zu sein, dessen Einfluss über uns abzuschütteln.
Können wir glauben, dass der Heilige Geist in unserem Leben wirklich am Wirken ist – besonders wenn es so aussieht, als ob in Wirklichkeit nichts geschieht, weil wir nicht sehr „gute“ Christen sind? Wenn wir immer wieder mit der Sünde kämpfen, wenn es so aussieht, dass wir überhaupt nicht viel verändern, treffen wir dann die Schlussfolgerung, dass wir so kaputt sind, dass nicht einmal Gott das Problem lösen kann?
Wenn wir im Glauben zu Christus kommen, werden wir durch Christus neu geboren, neu geschaffen. Wir sind neue Kreaturen, neue Menschen, Babys in Christus. Babys haben keine Kraft, sie haben keine Fertigkeiten, sie machen sich nicht selber sauber.
Während sie heranwachsen, erwerben sie einige Fertigkeiten, und beginnen auch festzustellen, dass es eine Menge gibt, was sie nicht tun können, was manchmal zu Frustration führt. Sie fummeln mit den Buntstiften und Scheren herum, und machen sich Sorgen, dass sie es nicht so gut können wie ein Erwachsener. Aber die Anfälle von Frustration helfen nicht – nur Zeit und Übung werden weiter helfen.
Das gilt auch für unser geistliches Leben. Manchmal erhalten junge Christen dramatische Kraft, mit einer Drogensucht oder einem hitzigen Temperament zu brechen. Manchmal sind junge Christen sofort ein „Schatz“ für die Kirche. After viel öfter, so scheint es, kämpfen Christen mit den selben Sünden wie zuvor, sie haben die gleiche Persönlichkeit, die gleichen Ängste und Frustrationen. Sie sind keine geistlichen Riesen.
Jesus überwand die Sünde, so wird uns gesagt, aber es scheint ganz so, als ob die Sünde uns noch in ihrer Gewalt hat. Die Sündennatur in uns wurde besiegt, aber sie behandelt uns immer noch so, als ob wir seine Gefangene wären. O welch elende Menschen sind wir doch! Wer wird uns erretten von Sünde und Tod? Jesus natürlich (Römer 7,24-25). Er hat bereits den Sieg errungen – und er hat diesen Sieg auch zu unserem Sieg gemacht.
Aber wir sehen noch nicht den vollständigen Sieg. Wir sehen noch nicht seine Macht über den Tod, auch nicht das vollständige Ende der Sünde in unserem Leben. Wie Hebräer 2,8 sagt, sehen wir noch nicht alle Dinge unter unsere Füße getan. Was wir tun – wir vertrauen Jesus. Wir vertrauen seinem Wort dass er den Sieg errungen hat, und wir vertrauen seinem Wort, dass wir in ihm auch siegreich sind.
Auch wenn wir wissen, dass wir in Christus sauber und rein sind, würden wir gerne Fortschritt beim Überwinden unserer persönlichen Sünden sehen. Dieser Prozess mag manchmal fürchterlich langsam scheinen, aber wir können Gott vertrauen, das er tun wird, was er versprochen hat – in uns sowie auch in anderen. Schließlich ist es sein, nicht unser Werk. Es ist seine Agenda, nicht unsere. Wenn wir uns Gott unterstellen, müssen wir willens sein, auf ihn zu warten. Wir müssen willens sein, ihm zu vertrauen, dass er sein Werk in uns auf die Weise und in der Geschwindigkeit tut, wie er das für richtig hält.
Heranwachsende meinen oft, dass sie mehr wissen als ihr Vater. Sie meinen, dass sie wissen, worum es im Leben geht, und dass sie alles ganz gut aus eigener Kraft bewerkstelligen können (natürlich sind nicht alle Heranwachsenden so, aber das Stereotyp basiert auf einigen Beweisen).
Wir Christen können manchmal auf eine Weise denken, die den Heranwachsenden ähnelt. Wir mögen anfangen zu denken, dass das geistliche „Erwachsenwerden“ auf richtigem Verhalten basiert, was uns zur Denkweise verleitet, dass unsere Stellung vor Gott davon abhängt, wie gut wir uns benehmen. Wenn wir uns gut benehmen, können wir die Tendenz zeigen, auf andere Menschen, die nicht so gut drauf sind wie wir, herabzusehen. Wenn wir uns nicht so gut benehmen, können wir in Verzweiflung und Depression fallen und glauben, dass Gott uns verlassen hat.
Aber Gott bittet uns nicht, uns selber vor ihm gerecht zu machen; er bittet uns ihm zu vertrauen, dem Einen, der den Gottlosen rechtfertigt (Römer 4,5), der uns liebt und uns um Christi willen rettet.
Während wir in Christus zur Reife gelangen, ruhen wir fester in Gottes Liebe, die sich für uns in der höchsten Weise in Christus zeigt (1. Johannes 4,9). Während wir in ihm ruhen, freuen wir uns auf den Tag, der in Offenbarung 21,4 beschrieben ist: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“
Wenn dieser Tag kommt, so Paulus, werden wir in einem Augenblick verwandelt werden. Wir werden unsterblich, unvergänglich, unverweslich gemacht werden (1. Korinther 15,52-53). Gott erlöst den inneren Menschen, nicht nur den äußeren. Er ändert unser Innerstes, von Schwachheit und Vergänglichkeit hin zur Herrlichkeit und, was am wichtigsten ist, Sündenlosigkeit. Beim Schall der letzten Posaune werden wir im Nu verwandelt werden. Unsere Leiber werden erlöst (Römer 8,23), aber noch mehr, wir werden uns schließlich selber sehen wie Gott uns in Christus gemacht hat (1. Johannes 3,2). Wir werden dann in aller Klarheit die noch unsichtbare Realität sehen, die Gott in Christus Wirklichkeit werden liess.
Durch Christus wurde unsere alte Sündennatur besiegt und vernichtet. In der Tat, sie ist tot. „Denn ihr seid gestorben“, sagt Paulus, „und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott “ (Kolosser 3,3). Die Sünde, die uns „so leicht umstrickt“ und die wir „abzulegen versuchen“ (Hebräer 12,1) ist kein Teil des neuen Menschen, der wir nach Gottes Willen in Christus sind. In Christus haben wir neues Leben. Beim Kommen Christi werden wir uns schließlich so sehen, wie der Vater uns in Christus gemacht hat. Wir werden uns selber sehen, wie wir wirklich sind, als vollkommen in Christus, der unser wahres Leben ist (Kolosser 3,3-4). Aus diesem Grunde, weil wir bereits gestorben und mit Christus auferstanden sind, „töten“ wir (Vers 5), was in uns an Irdischem ist.
Wir überwinden Satan und Sünde und Tod nur auf eine einzige Weise – durch das Blut des Lammes (Offenbarung 12,11). Es geschieht durch den Sieg Jesu Christi, der am Kreuz gewonnen wurde, dass wir den Sieg über die Sünde und Tod haben, nicht durch unsere Kämpfe gegen die Sünde. Unsere Kämpfe gegen die Sünde sind ein Ausdruck der Tatsache, dass wir in Christus sind, dass wir nicht länger Feinde Gottes sind, sondern seine Freunde, durch den Heiligen Geist in Gemeinschaft mit ihm, der in uns beides wirkt, das Wollen als auch das Vollbringen zu Gottes Wohlgefallen (Philipper 2,13).
Unser Kampf gegen die Sünde ist nicht der Grund für unsere Gerechtigkeit in Christus. Er bringt keine Heiligkeit hervor. Gottes eigene Liebe und Güte gegen uns in Christus ist der Grund, der einzige Grund, für unsere Gerechtigkeit. Wir werden gerechtfertigt, von Gott durch Christus von allen Sünden und aller Gottlosigkeit erlöst, weil Gott voll Liebe und Gnade ist – und aus keinem anderen Grund. Unser Kampf gegen die Sünde ist das Produkt des neuen und gerechten Ichs, das uns durch Christus verliehen wurde, nicht die Ursache davon. Christus starb für uns, als wir noch Sünder waren (Römer 5,8).
Wir hassen Sünde, wir kämpfen gegen Sünde, wir möchten den Schmerz und das Leid, das Sünde bewirkt, für uns und für andere vermeiden, weil Gott uns in Christus lebendig gemacht hat und der Heilige Geist wirkt in uns. Weil wir in Christus sind, kämpfen wir gegen die Sünde, die „uns so leicht umstrickt“ (Hebr. 12,1). Aber wir erringen den Sieg nicht durch unsere eigenen Bemühungen, nicht einmal durch unsere eigenen, durch den Heiligen Geist befähigten Anstrengungen. Wir erringen den Sieg durch das Blut Christi, durch seinen Tod und seine Auferstehung als fleischgewordener Sohn Gottes, Gott im Fleisch um unsertwillen.
Gott hat in Christus bereits alles getan, was für unser Heil notwendig ist und er hat uns bereits alles gegeben, was wir zum Leben und zur Frömmigkeit benötigen, einfach indem er uns berief, um ihn in Christus zu erkennen. Er tat das einfach weil er so unglaublich gut ist (2. Petrus 1, 2-3).
Das Buch der Offenbarung sagt uns, dass eine Zeit kommen wird, wenn es kein Geschrei und keine Tränen, kein Leid und keinen Schmerz mehr geben wird – und das heißt, dass es keine Sünde mehr geben wird, denn es ist die Sünde, die Leid verursacht. Plötzlich, in einem kurzen Augenblick, wird die Finsternis enden und die Sünde wird nicht mehr in der Lage sein, uns zum Denken zu verführen, dass wir immer noch seine Gefangenen sind. Unsere wahre Freiheit, unser neues Leben in Christus, wird auf ewig mit ihm in all seiner Herrlichkeit strahlen. In der Zwischenzeit vertrauen wir dem Wort seiner Verheißung – und das ist etwas, worüber es sich wirklich nachzudenken lohnt.
von Joseph Tkach