Als Reaktion auf die Behauptung der römisch-katholischen Kirche, die einzig wahre apostolische Kirche zu sein und als solche die einzig gültige Autorität zu besitzen, haben die Reformatoren ihre theologischen Prinzipien in 5 Mottos zusammengefasst:
1. Sola Fide (allein der Glaube)
2. Sola Scriptura (allein die Schrift)
3. Solus Christus (allein Christus)
4. Sola Gratia (allein die Gnade)
5. Soli Deo Gloria (Gott allein gehört die Ehre)
Dieses Motto nennt man das materielle oder Grundprinzip der Reformation. Martin Luther sagte davon: es ist der Glaubensartikel mit dem die Kirche steht oder fällt. Auf diesem Artikel ruht die ganze Rechtfertigungslehre. Die römisch-katholische Kirche betonte ausdrücklich, dass Glaube allein nicht ausreicht, um gerettet zu werden. Dazu sind nach Jakobus 2,14 auch gute Werke nötig. Dagegen argumentierten die Reformatoren, dass gute Werke niemals zu unserem Heil beitragen können, weil das Gesetz Gottes von dem Sünder eine absolute Vollkommenheit verlangt. Wir werden gerettet, in dem wir durch Glauben auf die Gerechtigkeit schauen, die Jesus für uns am Kreuz erlangt hat. Dieser Glaube ist auch kein toter Glaube, sondern ein durch den Heiligen Geist bewirkter Glaube, der anschließend gute Werke produziert.
Römer 3,28 «So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben»
Nur durch Glauben, nicht aus Werken, können wir in Christus gerechtfertigt werden.
Galater 3,6-11 «So war es mit Abraham: Er hat Gott geglaubt und es ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden. Erkennt also: die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder. Die Schrift aber hat es vorausgesehen, dass Gott die Heiden durch den Glauben gerecht macht. Darum verkündigte sie dem Abraham: In dir sollen alle Heiden gesegnet werden. So werden nun die, die aus dem Glauben sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham. Denn die aus den Werken des Gesetzes leben, die sind unter dem Fluch. Denn es steht geschrieben: Verflucht sei jeder, der nicht bleibt bei alledem, was geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, dass er’s tue! Dass aber durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar; denn der Gerechte wird aus Glauben leben»
Dieses Motto ist das sogenannte formelles Prinzip der Reformation, weil das die Quelle und Norm für der Sola Fide darstellt. Die römische Kirche hielt sich für die einzige Autorität bei Glaubensfragen. In anderen Worten, das Lehramt der Kirche (mit dem Papst und den Bischöfen) steht über der Heiligen Schrift und bestimmt, wie die Schrift zu interpretieren ist. Die Heilige Schrift genügt dem Glauben zwar, aber sie ist nicht deutlich genug. Dagegen argumentierten die Reformatoren, dass die Bibel doch verständlich genug ist und sich selbst interpretieren lässt.
Psalm 119,130 «Wenn dein Wort offenbar wird, so erleuchtet es und macht klug die Unverständigen»
Das bedeutet keineswegs, dass jeder sie vollkommen verstehen kann (dazu brauchen wir doch Ämter) aber diese Lehrämter sind fehlbar und müssen ständig unter der Autorität des Wortes Gottes stehen. Die Bibel ist norma normans (sie normiert alles andere) und das Glaubensbekenntnis der Kirche bleibt nur norma normata (eine von der Schrift normierte Norm).
2. Timotheus 3,16-17 «Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt»
Die römisch-katholische Kirche lehrte damals (und heute), dass der Mensch trotz seiner Schwachheit bei seiner Erlösung mitwirken kann. Gott schenkt ihm seine Gnade (zuvorkommend!) und der Mensch antwortet mit Glauben. Die Reformatoren verwarfen diese Idee und betonten, dass die Erlösung ein reines Geschenk Gottes ist. Der Mensch ist geistlich tot und er muss deshalb wiedegeboren werden; sein Verstand, sein Herz und sein Wille müssen komplett erneuert werden, bevor er sich entscheiden kann.
Epheser 2,4-10 «Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr selig geworden -; und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen»
Es war die Lehre der römisch-katholischen Kirche, dass der Mensch nicht nur Christus sondern auch andere Mittler braucht, um die Gnade Gottes zu empfangen. Das sind die Jungfrau Maria und die Heiligen, die für ihn durch ihre Gebete ein gutes Wort bei Gott einlegen können. Für die Reformatoren hilft nur das, was Jesus Christus am Kreuz vollzogen hat. Es reicht vollkommen, um die Fülle der Gnade Gottes zu empfangen.
«Denn es ist „ein“ Gott und „ein“ Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, dass dies zu seiner Zeit gepredigt werde» (1. Timotheus 2, 5-6).
Die Reformatoren wehrten sich mit aller Kraft gegen die Idee, dass neben Gott und Jesus Christus die Heiligen irgendwelche Ehre empfangen könnten. Weil Gott allein unsere Erlösung bewirkt, gehört die ganze Ehre nur Ihm allein.
Römer 11,36 «Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen»
Der Glaube und die Standhaftigkeit der Reformatoren stehen uns noch heute zur Verfügung, denn die Reformation ist noch nicht zu Ende. Die Reformatoren rufen uns auf, die Reformation weiter zu führen und die fünf „Solas“ zeigen uns den Weg. Die Bibel ist unser Fundament, die Gnade Gottes ein Geschenk, der Glaube die höchste Tugend und Jesus der Erlöser und einziger Weg. Ist Gott die Ehre zu geben, auch unsere Leidenschaft? Wenn dem so ist, dann ist eine Reformation heute noch möglich.
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