Wir verherrlichen Gott mit unserer Anbetung, weil wir ihm damit antworten, wie es rechtens ist. Ihm gebührt das Lob, nicht nur wegen seiner Macht, sondern auch wegen seiner Güte. Gott ist Liebe und alles, was er tut, geschieht aus Liebe. Das ist voll des Lobes wert. Wir preisen doch sogar menschliche Liebe! Wir loben Menschen, die ihr Leben widmen, um anderen zu helfen. Sie hatten nicht genügend Kraft, um sich selbst zu retten, aber setzten sie ein, um anderen zu helfen – das ist lobenswert. Im Gegensatz dazu kritisieren wir Menschen, die die Fähigkeit hatten, anderen zu helfen, sich jedoch weigerten, es zu tun. Güte verdient mehr Lob als Macht. Gott hat beides, denn er ist gütig und mächtig.
Lobpreis vertieft das Band der Liebe zwischen uns und Gott. Gottes Liebe uns gegenüber lässt niemals nach, unsere Liebe ihm gegenüber wird jedoch oft schwach. Im Lobpreis lassen wir seine Liebe zu uns erklingen und entfachen tatsächlich das Feuer der Liebe zu ihm, die der Heilige Geist in uns angelegt hat. Es tut uns gut, sich daran zu erinnern und zu wiederholen, wie wunderbar Gott ist, denn es stärkt uns in Christus und erhöht unseren Wunsch, ihm in seiner Güte ähnlich zu werden, was auch unsere Freude vergrössert.
Wir sind dazu geschaffen, Gottes Wohltaten zu verkünden (1. Petrus 2,9), ihn zu rühmen und zu ehren – und je besser wir mit Gottes Ziel für unser Leben übereinstimmen, desto grösser wird unsere Freude sein. Das Leben ist erfüllter, wenn wir tun, wozu wir geschaffen sind: Gott zu ehren. Wir tun dies nicht nur in unseren Gottesdiensten, sondern auch durch unsere Lebensweise.
Gott zu dienen ist eine Lebensweise. Wir bringen uns mit Leib und Sinnen als Opfer dar (Römer 12,1-2). Wir dienen Gott, wenn wir das Evangelium verkündigen (Römer 15,16). Wir dienen Gott, wenn wir Spenden geben (Philipper 4,18). Wir dienen Gott, wenn wir anderen Menschen helfen (Hebräer 13,16). Wir erklären, dass ihm unsere Zeit, Aufmerksamkeit und Treue zusteht. Wir preisen seine Herrlichkeit und seine Demut, einer von uns geworden zu sein um unseretwillen. Wir loben seine Gerechtigkeit und seine Barmherzigkeit. Wir preisen ihn, dass er ist, wie er ist.
Denn dazu sind wir geschaffen, seinen Ruhm zu verkünden. Es ist rechtens, dass wir den Einen preisen, der uns geschaffen hat, der für uns starb und auferstand, um uns zu erretten und ewiges Leben zu geben, der jetzt arbeitet, um uns zu helfen, ihm ähnlich zu werden. Wir schulden ihm unsere Treue und unsere Liebe.
Wir sind geschaffen, um Gott zu loben, und werden es immer tun. Der Apostel Johannes empfing eine Vision über unsere Zukunft: „Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Offenbarung 5,13). Dies ist die angemessene Antwort: Ehrfurcht gegenüber dem, dem Ehrfurcht gebührt, Ehre dem, dem Ehre gebührt und Treue dem, dem die Treue gebührt.
Psalm 33,13 fordert uns auf: „Freuet euch des Herrn, ihr Gerechten; die Frommen sollen ihn recht preisen. Danket dem Herrn mit Harfen; lobsinget ihm zum Psalter von zehn Saiten! Singet ihm ein neues Lied; spielt schön auf den Saiten mit fröhlichem Schall!“ Die Schrift weist uns an, zu singen und vor Freude zu jubeln, Harfen, Flöten, Tamburine, Posaunen und Zimbeln zu benutzen – ja ihn sogar tanzend anzubeten (Psalm 149-150). Das Bild ist eines von Überschwang, von unbändiger Freude und von Glück, das ohne Zurückhaltung ausgedrückt wird.
Die Bibel zeigt uns Beispiele spontaner Anbetung. Ebenso enthält sie Beispiele von sehr formellen Anbetungsweisen, mit fest eingefahrenen Routinen, die jahrhundertelang befolgt wurden. Beide Formen der Anbetung können ihre Berechtigung haben; keine kann für sich beanspruchen, die einzig authentisch richtige zu sein, um Gott zu preisen. Ich möchte nachfolgend einige der grundlegenden Prinzipien aufzeigen, die bei der Anbetung wichtig sind.
Gott möchte, dass wir ihn anbeten. Dies ist eine Konstante, die wir vom Anfang bis zum Ende der Bibel nachlesen können (1. Mose 4,4; Johannes 4,23; Offenbarung 22,9). Die Anbetung Gottes ist einer der Gründe, warum wir berufen sind: seinen Ruhm [seine Wohltaten] zu verkünden (1. Petrus 2,9). Gottes Volk liebt und gehorcht ihm nicht nur, sondern führt auch Handlungen der Anbetung aus. Es opfert, es singt Lobpreislieder, es betet.
Wir sehen in der Bibel eine grosse Vielfalt von Möglichkeiten, wie Anbetung geschehen kann. Im Gesetz des Mose wurden viele Details aufgeführt. Bestimmte Personen waren damit betraut, vorgeschriebene Handlungen zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten vorzunehmen. Im Gegensatz dazu sehen wir im 1. Buch Mose, dass die Patriarchen nur wenige Regeln bei der Anbetung zu bedenken hatten. Sie hatten keine eingesetzte Priesterschaft, waren örtlich ungebunden und kannten nur wenige Anweisungen darüber, was und wann geopfert werden sollte.
Im Neuen Testament wird ebenfalls wenig darauf eingegangen, wie und wann Anbetung geschehen sollte. Gottesdiensthandlungen sind nicht auf eine bestimmte Personengruppe oder eine bestimmte Örtlichkeit eingeschränkt. Christus hat die mosaischen Anforderungen abgeschafft. Alle Gläubigen sind Priester und bringen sich fortwährend als lebendige Opfer dar.
Obwohl es eine grosse Vielfalt an Anbetungsformen gibt, sehen wir eine einfache Konstante, die sich durch die ganze Schrift hindurchzieht: Nur Gott darf angebetet werden. Anbetung ist nur akzeptabel, wenn sie exklusiv ist. Gott verlangt all unsere Liebe – unsere ganze Treue. Wir können nicht zwei Göttern dienen. Obgleich wir ihn auf unterschiedliche Weise anbeten können, beruht unsere Einheit auf der Tatsache, dass er derjenige ist, den wir anbeten.
Im alten Israel wurde oft Baal, eine kanaanitische Gottheit, in Konkurrenz zu Gott verehrt. Zu Jesu Zeiten waren es religiöse Traditionen, Selbstgerechtigkeit und Heuchelei. Alles, was sich zwischen uns und Gott stellt – alles, was uns davon abhält, ihm gehorsam zu sein – ist ein falscher Gott, ein Götze. Für einige ist es das Geld; für andere ist es der Sex. Manche haben ein grosses Problem mit Stolz oder mit der Sorge um ihr Ansehen bei anderen. Der Apostel Johannes hat einige der üblichen falschen Götter in einem seiner Briefe beschrieben:
Liebt nicht die Welt! Hängt euer Herz nicht an das, was zur Welt gehört! Wenn jemand die Welt liebt, hat die Liebe zum Vater keinen Raum in seinem Leben. Denn nichts von dem, was diese Welt kennzeichnet, kommt vom Vater. Ob es die Gier des selbstsüchtigen Menschen ist, seine begehrlichen Blicke oder sein Prahlen mit Macht und Besitz – all das hat seinen Ursprung in dieser Welt. Und die Welt mit ihren Begierden vergeht; doch wer so handelt, wie Gott es will, wird für immer leben. (1. Johannes 2,15-17 Neue Genfer Übersetzung).
Es spielt keine Rolle, worin unsere Schwäche besteht, wir müssen sie kreuzigen, töten, alle falschen Götter entfernen. Wenn irgendetwas uns davon abhält, Gott zu gehorchen, müssen wir es loswerden. Gott möchte Menschen, die nur ihn anbeten, die ihn als Zentrum ihres Lebens haben.
Die dritte Konstante in Bezug auf Anbetung, die uns die Bibel aufzeigt, besteht darin, dass unsere Anbetung aufrichtig sein muss. Es hat keinen Wert, wenn wir es nur der Form halber tun, die richtigen Lieder singen, uns an den richtigen Tagen versammeln und die richtigen Worte aussprechen, aber Gott nicht von Herzen lieben. Jesus hat diejenigen kritisiert, die Gott mit ihren Lippen ehrten, deren Anbetung jedoch vergeblich war, da ihre Herzen fern von Gott waren. Ihre Traditionen ursprünglich erdacht, um Liebe und Anbetung auszudrücken,) erwiesen sich als Hindernisse zu wahrer Liebe und Anbetung.
Jesus betont auch die Notwendigkeit zur Aufrichtigkeit, wenn er sagt, dass Gott im Geist und in der Wahrheit angebetet werden müsse (Johannes 4,24). Wenn wir behaupten, Gott zu lieben, doch seine Gebote zurückweisen, sind wir Heuchler. Wenn wir unsere Freiheit höher schätzen als seine Autorität, können wir ihn nicht in Wahrheit anbeten. Wir können nicht seinen Bund in den Mund nehmen und seine Worte hinter uns werfen (Psalm 50,16-17). Wir können ihn nicht Herr nennen und seine Weisungen ignorieren.
Überall in der Bibel ist deutlich, dass wahre Anbetung und Gehorsam zusammengehören. Dies betrifft insbesondere Gottes Wort in Bezug auf die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. Wir können Gott nicht ehren, wenn wir seine Kinder geringschätzten. „Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht“ (1. Johannes 4,20-21). Eine ähnliche Situation beschreibt Jesaja mit beissender Kritik über Leute, die Anbetungsrituale befolgen und gleichzeitig soziale Ungerechtigkeit praktizieren:
Bringt nicht mehr dar so vergebliche Speisopfer! Das Räucherwerk ist mir ein Gräuel! Neumonde und Sabbate, wenn ihr zusammenkommt, Frevel und Festversammlung mag ich nicht! Meine Seele ist Feind euren Neumonden und Jahresfesten; sie sind mir eine Last, ich bin's müde, sie zu tragen. Und wenn ihr auch eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; und wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht (Jesaja 1,11-15).
Soweit wir sagen können, war nichts falsch bezüglich der Tage, die die Menschen gehalten haben oder an der Art des Räucherwerkes oder an den Tieren, die sie geopfert haben. Das Problem lag an ihrer Lebensweise in der übrigen Zeit. „Eure Hände sind voll Blut!“ sprach er (Vers 15) – und es ging bei dem Problem nicht nur um wirkliche Mörder.
Er forderte eine umfassende Lösung: „Lasst ab vom Bösen! Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache!“ (Verse 16-17). Sie mussten ihre zwischenmenschlichen Beziehungen in Ordnung bringen. Sie mussten rassistische Vorurteile, Klischees über Gesellschaftsklassen und unfaire Wirtschaftspraktiken ablegen.
Anbetung sollte sich in der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, alle sieben Tage in der Woche auswirken. Wir sehen dieses Prinzip überall in der Bibel. Wie sollen wir anbeten? Der Prophet Micha hat diese Frage gestellt und auch die Antwort niederschrieben:
Womit soll ich mich dem Herrn nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern? Wird wohl der Herr Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde? Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott (Micha 6,6-8).
Auch der Prophet Hosea betonte, dass Beziehungen wichtiger sind, als die Systematik der Anbetung: „Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer“ (Hosea 6,6). Wir sind nicht nur dazu berufen, Gott zu preisen, sondern auch gute Werke zu tun (Epheser 2,10). Unsere Vorstellung von Anbetung muss weit über Musik, Tage und Rituale hinausgehen. Diese Details sind nicht so wichtig wie die Art und Weise, wie wir mit unseren Nächsten umgehen. Es ist heuchlerisch, Jesus unseren Herrn zu nennen, wenn wir nicht auch nach seiner Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und seinem Mitgefühl trachten.
Anbetung ist weit mehr als äusseres Handeln – sie beinhaltet eine Verhaltensänderung, die wiederum von einer Änderung der Herzenshaltung herrührt, die der Heiligen Geist in uns bewirkt. Massgebend bei diesem Wandel ist unsere Bereitschaft, Zeit mit Gott im Gebet, Studium und anderen geistlichen Disziplinen zu verbringen. Diese grundlegende Veränderung geschieht nicht auf magische Weise – sie vollzieht sich aufgrund der Zeit, die wir in Gemeinschaft mit Gott verbringen.
Anbetung umfasst unser ganzes Leben. Wir lesen dies in den Briefen des Paulus. Er verwendet die Begriffe Opfer und Anbetung (Gottesdienst) auf folgende Weise: „Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst“ (Römer 12,1). Unser ganzes Leben soll Gottesdienst sein, nicht nur ein paar Stunden pro Woche. Wenn unser ganzes Leben der Anbetung gewidmet ist, wird dies sicherlich jede Woche auch etwas Zeit mit anderen Christen mit einschliessen!
Paulus verwendet weitere Umschreibungen für Opfer und Anbetung in Römer 15,16. Er spricht von der Gnade, die Gott ihm gab, um ein Diener Christi Jesu unter den Heiden zu sein., Einer der das Evangelium Gottes priesterlich ausrichtet, damit die Heiden ein Opfer würden, das Gott wohlgefällig sei, geheiligt durch den Heiligen Geist. Die Verkündigung des Evangeliums stellt eine Form der Anbetung und des Gottesdienstes dar.
Da wir alle Priester sind, haben wir die priesterliche Pflicht, die Wohltaten und den Ruhm dessen zu verkündigen, der uns berufen hat (1. Petrus 2,9) – ein Dienst der Anbetung, den jeder Gläubige tun oder an dem er sich beteiligen kann, indem er anderen hilft, das Evangelium zu verkündigen. Als Paulus den Philippern für die Überbringung der finanziellen Unterstützung dankte, benutzte er Begriffe der Anbetung: „Ich habe durch Epaphroditus empfangen, was von euch gekommen ist: ein lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig“ (Philipper 4,18).
Finanzielle Hilfe zur Unterstützung anderer Christen kann eine Form der Anbetung sein. Anbetung wird im Hebräerbrief als etwas beschrieben, das sich in Worten und Taten manifestiert: „So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott“ (Hebräer 13,15-6).
Wir sind berufen, Gott anzubeten, zu feiern und zu verehren. Es ist uns eine Freude, daran teilzuhaben, seine Wohltaten zu verkünden – die gute Nachricht von dem, was er für uns in und durch unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus getan hat.
von Joseph Tkach