Viele Christen sind sich nicht ganz sicher und machen sich Sorgen darüber, liebt Gott sie immer noch? Sie machen sich Sorgen, dass Gott sie verstossen könnte, und noch schlimmer, dass er sie bereits verstossen hat. Vielleicht haben Sie dieselbe Angst. Warum glauben Sie, machen sich Christen derartige Sorgen? Die Antwort ist einfach die, dass sie mit sich selber ehrlich sind. Sie wissen, dass sie Sünder sind. Sie sind sich ihres Versagens, ihrer Fehler, ihrer Verfehlungen – ihrer Sünden – schmerzlich bewusst. Ihnen wurde beigebracht, dass Gottes Liebe und sogar ihr Heil, davon abhängt, wie gut sie Gott gehorchen. So sagen sie Gott immer wieder, wie sehr es ihnen leid tut und sie betteln um Vergebung, in der Hoffnung, dass Gott ihnen vergeben und nicht den Rücken kehren wird, wenn sie irgendwie ein tiefes, inneres Gefühl der Sorge hervorbringen.
Es erinnert mich an Hamlet, ein Stück von Shakespeare. In dieser Geschichte hat Prinz Hamlet erfahren, dass sein Onkel Klaudius Hamlets Vater umgebracht und seine Mutter geheiratet hat, um den Thron an sich zu reissen. Daher plant Hamlet im Geheimen, seinen Onkel/Stiefvater in einem Racheakt umzubringen. Es ergibt sich die perfekte Gelegenheit, aber der König ist am Beten, daher schiebt Hamlet den Anschlag auf. Wenn ich ihn während seiner Beichte umbringe, so wird er in den Himmel kommen, schlussfolgert Hamlet. Wenn ich warte und ihn töte, nachdem er wieder gesündigt, aber bevor er es bekannt hat, dann wird er in die Hölle kommen. Viele Menschen teilen Hamlets Vorstellungen über Gott und menschliche Sünde.
Als sie zum Glauben kamen, wurde ihnen gesagt, dass, wenn und bis sie nicht bereuten und glaubten, wären sie völlig von Gott getrennt und das Blut Christi würde und könnte für sie nicht wirksam werden. Der Glaube an diesen Irrtum führte sie zu einem weiteren Irrtum: Jedes Mal, wenn sie in Sünde zurückfallen, würde ihnen Gott seine Gnade entziehen und das Blut Christi würde sie nicht mehr bedecken. Das ist der Grund, warum – wenn Menschen in Bezug auf ihre Sündigkeit ehrlich sind – sie sich während ihres ganzen christlichen Lebens fragen, ob Gott sie verstossen hat. Keines davon ist eine gute Nachricht. Aber das Evangelium ist eine gute Nachricht. Das Evangelium sagt uns nicht, dass wir von Gott getrennt sind, und dass wir etwas tun müssen, damit Gott uns seine Gnade gewährt. Das Evangelium sagt uns, dass Gott der Vater in Christus alle Dinge, einschliesslich Sie und mich, einschliesslich aller Menschen (Kolosser 1,19-20) versöhnt hat.
Es gibt keine Barriere, keine Trennung zwischen Mensch und Gott, weil Jesus sie niedergerissen hat, und weil er in seinem eigenen Wesen die Menschheit in die Liebe des Vaters hineingezogen hat (1. Johannes 2,1; Johannes 12,32). Die einzige Barriere ist eine eingebildete (Kolosser 1,21), die wir Menschen durch unsere eigene Selbstsucht, Angst und Unabhängigkeit aufgerichtet haben. Beim Evangelium geht es nicht darum, dass wir etwas tun oder etwas glauben, was Gott dazu bringt, unseren Status von ungeliebt auf geliebt zu verändern.
Gottes Liebe hängt nicht von irgendetwas ab, was wir tun oder nicht tun. Das Evangelium ist eine Erklärung was bereits wahr ist – eine Erklärung der unnachgiebigen Liebe des Vaters für die ganze Menschheit, die in Jesus Christus durch den Heiligen Geist offenbar wurde. Gott liebte Sie, bevor Sie je irgendetwas bereut oder geglaubt hatten, und nichts, was Sie oder jemand anders je tut, wird dies ändern (Römer 5,8; 8,31-39).
Beim Evangelium geht es um eine Beziehung, eine Beziehung mit Gott, die durch Gottes eigene Aktion in Christus für uns Realität wurde. Es geht weder um einen Satz von Anforderungen, noch geht es um eine blosse intellektuelle Annahme einer Reihe von religiösen oder biblischen Fakten. Jesus Christus stand nicht nur am Richterstuhl Gottes für uns ein; er zog uns in sich selbst hinein und machte uns mit ihm und in ihm durch den Heiligen Geist zu Gottes eigenen geliebten Kindern.
Es ist niemand anders als Jesus, unser Erlöser, der alle unsere Sünden auf sich nahm, der auch durch den Heiligen Geist in uns das Wollen und Vollbringen nach seinem Wohlgefallen wirkt (Philipper 4,13; Epheser 2,8-10). Wir können uns aus ganzem Herzen hingeben, um ihm nachzufolgen, im Wissen, dass er uns bereits vergeben hat, wenn wir versagen. Denken Sie darüber nach! Gott ist nicht eine Gottheit, die uns weit weg, dort draussen im Himmel beobachtet, sondern Vater, Sohn und Heiliger Geist, in dem Sie und alle anderen leben, weben und sind (Apostelgeschichte 17,28). Er liebt Sie so sehr, ohne Rücksicht darauf, wer Sie sind oder was Sie getan haben, dass er in Christus, dem Sohn Gottes, der ins menschliche Fleisch kam – und durch den Heiligen Geist in unser Fleisch kommt – Ihre Entfremdung, Ihre Ängste, Ihre Sünden wegnahm, und Sie durch seine rettende Gnade heilte. Er entfernte jede Barriere zwischen Ihnen und ihm.
Sie sind in Christus los von allem, was Sie jemals davon abhielt, direkt die Freude und die Ruhe zu erfahren, die aus einem Leben in inniger Gemeinschaft, Freundschaft und perfekter, liebender Vaterschaft mit ihm herrührt. Welch eine wunderbare Botschaft hat uns Gott gegeben, damit wir sie mit anderen teilen!
von Joseph Tkach