Das Museum des Neuanfangs

das museum des neuanfangsWillkommen im Museum des Neuanfangs. In dieser Galerie sind die Porträts der Menschen ausgestellt, die einen Neuanfang machen durften. Sie ist ein Gebäude wiedergewonnener Hoffnungen. Eine Sammlung neuer Träume. Eine Ausstellung zweiter Chancen. Wäre es nicht fantastisch, tatsächlich einmal eine solche Ausstellung besuchen zu können? Wäre es nicht grossartig, durch eine solche Sammlung schlendern zu können? Wie wäre es, eine lange Reihe von Gemälden zu betrachten, auf denen dargestellt wird, wie Gott Menschen an ihrem Tiefpunkt begegnet und ihnen hilft, von vorn anzufangen? Nicht nur biblische Gestalten, sondern Menschen aus der heutigen Zeit, Menschen wie Sie selbst. Menschen aus Ihrer Generation, aus Ihrer Welt? Und was wäre, wenn diese Galerie nicht nur die Geschichten jener Menschen enthielte, sondern auch Ihre und meine? Wie wäre es, wenn es einen Ort gäbe, an dem wir unsere Erfahrungsbilder von Vorher und Nachher ausstellen könnten? Vielleicht gibt es ja tatsächlich einen solchen Ort. Ich habe da eine Idee, wie man eine solche Galerie gestalten könnte. Es mag vielleicht ein bisschen weit hergeholt erscheinen, aber ich glaube, die Idee ist nicht schlecht.

Doch bevor ich davon erzähle, müssen wir noch eine letzte Frage klären. Eine entscheidende Frage. Die Bibel ist voller Berichte darüber, wie Gott Menschen in verzweifelten Situationen begegnet. Können Sie mir sagen, warum diese Berichte in der Bibel stehen? Warum enthalten die Evangelien viele Erlebnisse von solchen Personen? Warum ist sie voll von hoffnungslosen Menschen? Auch wenn ihre jeweilige Situation unterschiedlich aussieht, der innere Zustand ist doch immer derselbe: Sie sitzen in der Klemme. Sie sind einsam. Sie werden abgelehnt. Sie wissen nicht, wohin sie sich wenden sollen. Auf ihren Lippen ein verzweifeltes Gebet. In ihrem Herzen zerbrochene Träume. Sie wissen nicht weiter.

Und noch einmal stelle ich die Frage: Warum finden wir diese Porträts in der Bibel? Warum gibt es diese Galerie? Warum hat Gott uns reihenweise Geschichten von wiedergewonnener Hoffnung und neuen Träumen hinterlassen? Damit wir für die Vergangenheit dankbar sind? Damit wir staunend auf das zurückblicken können, was Jesus getan hat? Nein. Nein und noch mal nein. Der Sinn dieser Geschichten besteht nicht darin, uns zu berichten, was Jesus getan hat. Ihr Sinn besteht darin, uns zu berichten, was Jesus tut. «Dies wurde vor langer Zeit aufgeschrieben, damit wir daraus lernen, erklärte Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom. Es soll uns Hoffnung geben und ermutigen, sodass wir geduldig auf das warten, was Gott in der Schrift versprochen hat» (Römer 15,4 Neues Leben Bibel).

Die Berichte in der Bibel sind nicht nur schöne Geschichten für die Sonntagsschule. Es sind keine romantischen Märchen und keine Fantasien von Luftschlössern. Es sind historische Ereignisse, in denen ein realer Gott realem Leid abgeholfen hat, damit wir eine Antwort auf die Frage haben: Wo ist Gott, wenn ich leide?

Wie reagiert Gott auf zerschlagene Hoffnungen? Lesen Sie die Geschichte von Jairus. Was empfindet der Vater, wenn er Kranke sieht? Gehen Sie mit ihm an den Teich von Bethesda. Sehnen Sie sich danach, dass Gott in Ihre zerbrochenen Träume hineinspricht? Dann lauschen Sie dem, was er zu den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus sagt. Was sagt Gott zu denen, die sich schämen? Schauen Sie ihm zu, wenn er im Vorhof des Jerusalemer Tempels mit dem Finger in den Sand schreibt. Er hat das nicht nur für diese Menschen getan. Er tut es auch für mich. Und er tut es auch für Sie.

Und das führt uns zu einer noch leeren Wand in unserer Ausstellungshalle - einer Wand, die für Ihre Bilder reserviert ist. Eines Tages werden Sie Ihre Reise beendet haben. Stellen Sie sich vor, wie Sie dann den Pinsel in die Hand nehmen, vor den Leinwänden stehen, auf denen Ihr Name steht, und Ihre Bilder malen. Es muss aber auch nicht unbedingt mit Ölfarbe auf einer Leinwand sein. Es könnte auch mit Bleistift auf einem Blatt Papier sein, mit Worten auf einem Computer, in eine Skulptur aus Ton oder in einem Lied. Es ist unwichtig, auf welchem Weg Sie es machen, aber ich möchte Sie einladen, es in irgendeiner Form zu tun. Halten Sie das Schauspiel Ihres Lebens fest. Erzählen Sie Ihre Geschichte. Zeichnen Sie Ihre Lebensreise nach. Fangen Sie mit dem Vorher an. Wie war es damals vor Ihrem Neuanfang? Können Sie sich noch daran erinnern? Vielleicht liegt es ja schon Jahrzehnte zurück. Vielleicht war es aber auch erst gestern. Vielleicht kannten Sie Jesus damals ja schon. Vielleicht waren Sie ihm aber auch noch nie begegnet. Darauf kommt es nicht an. Wichtig ist allein, dass Sie nie vergessen, wie Ihr Leben vor Ihrem Neuanfang war.

Sich daran zu erinnern, kann schmerzhaft sei. An manche Aspekte unserer Vergangenheit denken wir nicht gern zurück. Aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern. «Erinnert euch, liebe Brüder, dass nur wenige von euch in den Augen der Welt weise oder mächtig oder angesehen waren, als Gott euch berief», ermahnt Paulus die Christen in Korinth (1. Korinther 1,26 Neues Leben Bibel).

Wir, die Adoptierten, dürfen nicht vergessen, wie das Leben als Waisen war. Wir, die Befreiten, sollten noch einmal das Gefängnis besuchen. Wir, die Gefundenen, dürfen nicht vergessen, wie verzweifelt wir waren, als wir verloren waren. Gedächtnisschwund fördert Arroganz. Deshalb können wir es uns nicht leisten zu vergessen. Wir müssen uns erinnern.

Und wir sollten unsere Geschichte unbedingt weitererzählen. Nicht unbedingt jedem, aber doch manchen Personen. Irgendwo gibt es jemanden, dem es genauso geht, wie es Ihnen gegangen ist. Und der Betreffende muss einfach erfahren, dass Gott ihm helfen kann, von vorn anzufangen, und dass er uns bei unseren Problemen zur Seite steht. Wenn Sie ein ehrliches Bild Ihrer Vergangenheit malen, könnte das einem anderen Menschen Mut für die Zukunft machen.

Aber berichten Sie nicht nur von Ihrer Vergangenheit; erzählen Sie auch von der Gegenwart. Beschreiben Sie, wie Gott in Ihr Leben eingreift. Erzählen Sie, was sich durch ihn verändert hat. Auch diese Aufgabe hat ihre Herausforderungen. Das Vorher darzustellen, kann schmerzlich sein, und das Jetzt zu beschreiben kann ein wenig unpräzise oder vage sein. Er ist mit Ihnen ja noch nicht fertig! Halten Sie einfach fest, was Jesus Christus in Ihrem Leben getan hat. Wenn er Ihnen Frieden geschenkt hat, dann zeichnen Sie doch eine Taube. Wenn es Freude ist, dann pinseln Sie einfach einen Regenbogen an die Wand. Wenn er Ihnen Mut gemacht hat, dann singen Sie ein Lied über die Menschen, die Berge versetzen können. Und wenn Sie mit Ihrem Bild fertig sind, dann verstecken Sie es nicht. Hängen Sie Ihr Kunstwerk so auf, dass Sie es sehen können. Stellen Sie es so auf, dass es Sie täglich an die Macht Ihres himmlischen Vaters erinnert.

Und wenn wir dann alle einmal nach Hause kommen, werden wir eine Kunstgalerie eröffnen! Das ist meine Idee. Ich weiss, das klingt verrückt, aber was wäre, wenn wir es wirklich täten? Ich weiss nicht, ob so etwas erlaubt ist. Aber irgendetwas sagt mir, dass unser himmlischer Vater nichts dagegen haben wird. Schliesslich gibt es in unserem zukünftigen Zuhause jede Menge Platz und wir werden sehr viel Zeit haben.
Und was für eine gute Methode wäre das, um das Eis zu brechen und neue Freunde zu finden! Können Sie sich das vorstellen? Wir werden Jona und einen lebensgrossen Wal treffen. Mose steht vor einem brennenden Busch. David bringt uns bei, mit der Steinschleuder umzugehen. Wir dürfen Gideons Vlies (Schafwolle) berühren - das Vlies - und Abraham zeigt uns ein Gemälde mit dem Titel: Die Nacht der tausend Sterne.

Sie können sich auch zu Zachäus in seinen Baum setzen. Ein Junge zeigt Ihnen einen Korb mit fünf Broten und zwei Fischen darin. Martha heisst Sie in ihrer Küche willkommen. Und der römische Hauptmann fragt Sie, ob Sie mal das Kreuz berühren möchten.

Martin Luther ist mit dem Römerbrief da. Susanna Wesley erzählt uns, wie sie für ihre Söhne gebetet hat - Charles und John. Dwight L. Moody berichtet davon, wie er eines Tages dem Schuhgeschäft den Rücken kehrte, um zu predigen. Und John Newton singt uns «Amazing Grace» vor und wird dabei von einem Engelschor begleitet.

Einige der Menschen, denen wir einmal im Himmel begegnen, sind berühmt, die meisten jedoch nicht, aber alle sind sie Helden. Ein Soldat zeigt Ihnen einen Schützengraben, den er jenem Graben nachgebildet hat, in dem er Jesus begegnete. Eine Hausfrau zeigt Ihnen ihr Neues Testament, das von den vielen Tränen lauter Flecke hat. Neben einem Nigerianer steht der Missionar, der ihn unterrichtete. Und hinter einem Brasilianer sieht man auf einem Gemälde den Fluss, in dem er getauft wurde.

Und irgendwo mitten in dieser Galerie der Hoffnung hängt die Darstellung Ihrer Geschichte. Einer nach dem anderen schaut sie sich an. Alle lauschen Ihnen aufmerksam, als hätten sie alle Zeit der Welt. (Haben sie ja auch!) Man begegnet Ihnen, als wären Sie königlicher Abstammung. (Sie sind ja auch ein Königskind!) Salomo stellt Ihnen Fragen. Hiob lobt Ihr Durchhaltevermögen. Josua preist Ihren Mut. Und wenn alle Beifall klatschen, klatschen Sie mit. Denn im Himmel weiss jeder, dass alles Lob nur einem Einzigen gebührt.

Bitte vergessen Sie nicht, dass das Ziel dieser Geschichten nicht darin liegt, voller Staunen zurückzuschauen, sondern im Glauben nach vorn zu blicken. Der Gott, der früher gesprochen hat, spricht auch heute noch. Der Gott, der früher vergeben hat, vergibt auch jetzt noch. Der Gott, der früher zu uns gekommen ist, kommt noch immer. Er kommt in diese Welt. Er kommt in Ihre Welt. Er kommt, um das zu tun, was Sie nicht tun können. Er kommt, um Ihnen zu helfen, neu anzufangen - damit Sie eine zweite Chance haben, ihm immer ähnlicher zu werden, während Sie in sein herrliches Bild verwandelt werden.

von Max Lucado

Dieser Text wurde aus dem Buch «Hör nie auf, neu anzufangen» von Max Lucado entnommen, das von Gerth Medien ©2022 herausgegeben wurde. Max Lucado ist langjähriger Pastor der «Oak Hills Church» in San Antonio, Texas. Verwendung mit Genehmigung.


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