Wenn wir die Frage, was ist die Kirche an Passanten stellen würden, wäre die typische historische Antwort, dass es der Ort ist, an den man an einem bestimmten Tag in der Woche geht, um Gott anzubeten, Gemeinschaft zu haben und an kirchlichen Programmen teilzunehmen. Wenn wir eine Strassenumfrage durchführten und fragten, wo ist die Kirche, würden viele vermutlich an bekannte Kirchengemeinschaften wie die katholische, evangelische, orthodoxe oder baptistische Kirche denken und diese mit einem bestimmten Ort oder Gebäude in Verbindung bringen.
Wenn wir das Wesen der Kirche verstehen wollen, können wir nicht die Frage nach dem Was und dem Wo stellen. Wir müssen die Frage nach dem Wer stellen. Wer ist die Kirche? Die Antwort finden wir im Epheserbrief: «Und alles hat er unter seine [Jesus] Füsse getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt» (Epheser 1,22-23). Wir sind die Kirche, der Leib Christi, dessen Haupt Jesus Christus selbst ist. Wenn wir glauben, dass wir die Kirche sind, anstatt dass die Kirche ein Ort ist, an den wir hingehen, ändern sich unsere Perspektive und unsere Realität.
Nach Jesu Auferstehung lud Jesus die elf Jünger auf einen Berg in Galiläa ein, den er zuvor bestimmt hatte. Jesus redete mit ihnen und gab ihnen den Auftrag: «Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende» (Matthäus 28,18-20).
Alles, was der Körper tut, ist eine gemeinsame Anstrengung aller seiner Glieder: «Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele» (1. Korinther 12,12-14).
Ein gesunder Körper funktioniert als Einheit. Was auch immer das Haupt zu tun beschliesst, der ganze Körper reagiert in Harmonie, um es zu vollenden: «Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ein Glied» (1. Korinther 12,27).
Als einzelne Glieder des geistlichen Leibes Christi sind wir die Kirche. Es ist sehr wichtig, dass wir uns selbst in diesem Licht sehen. Dies ist eine persönliche Einladung, an dem mitzuwirken, was Jesus vollbringt. Wenn wir unterwegs sind, sind wir aufgerufen, Jünger zu gewinnen. Als Teil eines grösseren Ganzen spiegeln wir Jesus in unserem Alltag wider und nehmen an seinem Erlösungswerk teil. Oftmals fühlen wir uns unzulänglich und denken, wir wären nicht gut genug. Mit solchen Gedanken unterschätzen wir, wer Jesus wirklich ist und dass er stets an unserer Seite steht. Dabei ist es essentiell, die Bedeutung des Heiligen Geistes zu erkennen. Kurz vor seiner Verhaftung versicherte Jesus seinen Jüngern, dass er sie nicht verwaist zurücklassen würde: «Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein» (Johannes 14,16-17).
Die Präsenz Jesu in unserem Leben manifestiert sich heute durch das Innewohnen des Heiligen Geistes. Wo der Geist präsent ist, dort ist auch die Kirche. Unsere Persönlichkeiten, Lebenserfahrungen und Leidenschaften prägen uns und stellen Gaben des Geistes dar. Paulus hebt die Freuden und Leiden seines Dienstes an der Kirche hervor. Er bezieht sich auf die geheimnisvolle Botschaft Gottes, die nun den Gläubigen geoffenbart wurde: «Denen wollte Gott kundtun, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Völkern ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. Dafür mühe ich mich auch ab und ringe in seiner Kraft, die mächtig in mir wirkt» (Kolosser 1,27).
Jeder von uns wird dazu ausgerüstet, das Werk Gottes, das Werk Jesu in uns zu vollenden, das er durch sein Leben in uns vollbringt. Jesus hat uns nicht als Einzelne in die Isolation gerufen; wir brauchen andere Menschen. Die Kirche, als der Leib Christi, besteht aus vielen verschiedenen Mitgliedern. Jesus hat uns berufen, in Beziehung mit anderen Christen zu treten. Wie sieht das in der Praxis aus?
Wir sind die Kirche, wenn wir uns mit anderen Christen treffen. Jesus sagte: «Wenn zwei unter euch einig werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen» (Matthäus 18,19-20).
Wenn wir uns mit anderen gleichgesinnten Christen zusammentun, die wie wir glauben und darin übereinstimmen, dass Jesus der Herr ist und dass er uns aufruft, einander zu lieben, dann arbeiten wir gemeinsam für das Wohl guter Beziehungen innerhalb des Leibes Christi.
Wir sind Kirche, wenn wir uns in Liebe ausstrecken und dienen: «Ihr seid berufen, liebe Freunde, in Freiheit zu leben – nicht in der Freiheit, euren sündigen Neigungen nachzugeben, sondern in der Freiheit, einander in Liebe zu dienen» (Galater 5,13 Neues Leben Bibel).
Wir sind von Gott dazu berufen, Beziehungen zu Menschen aufzubauen. Jesus wünscht, dass wir stabile Beziehungen etablieren und neue Freunde gewinnen. Wir lernen neue Menschen kennen und genauso lernen diese uns kennen – es handelt sich darum, miteinander eine gegenseitige gute Beziehung zu pflegen. Wenn wir uns von Gottes Liebe leiten lassen, profitieren alle davon. Denn der Geist wirkt in uns und bringt die Frucht des Geistes hervor (Galater 5,22-23).
Im Hebräerbrief erfahren wir von einer unsichtbaren geistlichen Versammlung, zu der jeder Christ berufen ist: «Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zur Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut» (Hebräer 12,22-24).
In der Kirche geschieht weit mehr, als es auf den ersten Blick erscheint. Wenn sich die Gemeinde versammelt, dann ist sie nicht nur eine Ansammlung netter Menschen. Sie besteht aus erlösten Menschen, die durch den Tod und die Auferstehung des Sohnes Gottes erneuert wurden. Die ganze Schöpfung feiert die wunderbare Offenbarung von Gottes erlösender Kraft und Gnade, die in dieser vielfältigen Gruppe sichtbar wird. Es ist ein Privileg für uns, an Jesu stetigem Werk der Erlösung seiner Schöpfung teilzuhaben.
Sie sind herzlich eingeladen, eine unserer Gemeinden zu besuchen. Wir freuen uns darauf, Sie kennenzulernen!
von Sam Butler
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