Gerechtigkeit: Die rostfreie Hoffnung
Kennen Sie die Redewendung «Rost schläft nie!»? Sie dient als Metapher dafür, dass Verfalls- und Zersetzungsprozesse ununterbrochen wirken, genauso wie Korrosion unvermeidlich jedes Metall angreift und zerfrisst. Dieses Bild steht im Gegensatz zum Sprichwort «Wer rastet, der rostet», das hervorhebt, wie wichtig Bewegung und Aktivität sind, um die Abnutzung aufzuhalten.
Der Prozess des Verrostens erinnert mich an Martin Luther. Als promovierter Doktor der Theologie übernahm er die Bibelprofessur an der Wittenberger Universität. Er schilderte das christliche Leben als unablässigen Kampf gegen den «geistlichen Rost». Im Rahmen der spätmittelalterlichen Frömmigkeit wurde ihm vermittelt, man könne Gott durch eigene Anstrengung verpflichten, den Sünder am Ende mit Gnade zu entlohnen. Darum stellte er sich sein inneres Leben wie ein silbernes Gefäss vor, das er durch strenge Askese, eigene Anstrengungen und Rituale blank polieren müsse.
Wir können uns vorstellen, wie erschöpft er von seinen selbstauferlegten religiösen Leistungen war und wie sehr er sich seiner Unwürdigkeit bewusst war. Genauso wenig wie man irdischen Rost endgültig stoppt, konnte Luther die Tiefe seiner eigenen Sünde aus eigener Kraft überwinden. Diese Erkenntnis führte ihn zu der alles entscheidenden Frage am Ende jeder auf Werken basierenden religiösen Herangehensweise: Was passiert, wenn nichts, was ich tue, mich meiner ewigen Erlösung näherbringt?
Die Antwort veränderte Luthers Denken radikal und führte dazu, dass er die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg nagelte – ein Akt, der die Reformation entfachte. Paulus fasst diese Antwort prägnant zusammen: «Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt» (2. Korinther 5,19-21).
Die schlichte, zugleich wunderbare Wahrheit der Gnade lautet: Wenn Gott uns ansieht, erblickt er nicht unseren Rost, sondern Christus – die Gerechtigkeit Gottes. Diese Gerechtigkeit, die uns in der Beziehung zum dreieinigen Gott geschenkt wird, rostet nie. Sie bleibt unangreifbar – ungeachtet der Zeit, ungeachtet unserer moralischen Fehltritte. Der Rost mag zwar nie schlafen, aber er besteht nicht in alle Ewigkeit. In Christus ist uns eine ewige Zukunft verheissen, in der weder Motte noch Rost etwas zerstören können: «Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz» (Matthäus 6,19-21).
Lassen Sie sich heute von der rostfreien Gerechtigkeit Christi umhüllen. Sie schenkt Ihnen bereits jetzt Hoffnung und trägt Sie gewiss in eine unvergängliche Zukunft.
von Greg Williams
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