Christliches Verhalten
Grundlage des christlichen Verhaltens ist Vertrauen und liebevolle Treue zu unserem Erlöser, der uns geliebt und sich für uns hingegeben hat. Vertrauen zu Jesus Christus drückt sich aus in Glauben an das Evangelium und in Werken der Liebe. Durch den Heiligen Geist verwandelt Christus die Herzen seiner Gläubigen und lässt sie Frucht tragen: Liebe, Freude, Frieden, Treue, Geduld, Freundlichkeit, Sanftmut, Selbstbeherrschung, Gerechtigkeit und Wahrheit. (1. Johannes 3,23-24; 4,20-21; 2. Korinther 5,15; Galater 5,6.22-23; Epheser 5,9)
Verhaltensmassstäbe im Christentum
Christen sind nicht unter dem Gesetz des Mose und wir können nicht durch irgendein Gesetz gerettet werden, auch nicht durch die Gebote des Neuen Testaments. Aber das Christentum hat dennoch Verhaltensmassstäbe. Es beinhaltet Änderungen in der Art, in der wir leben. Es stellt Forderungen an unser Leben. Wir sollen für Christus leben, nicht für uns selbst (2. Korinther 5,15). Gott ist unser Gott, unsere Priorität in allem, und er hat etwas über die Art und Weise, wie wir leben, zu sagen.
Eines der letzten Dinge, die Jesus seinen Jüngern auftrug, war, die Menschen zu lehren „alles zu halten, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28,20). Jesus gab Gebote und als seine Jünger müssen wir auch Gebote und Gehorsam predigen. Wir predigen und gehorchen diesen Geboten nicht als ein Mittel der Erlösung, nicht als eine Norm der Verdammnis, sondern als Anweisungen des Sohnes Gottes. Menschen sollen seinen Worten gehorchen, nicht aus Angst vor Strafe, sondern einfach, weil ihr Erlöser es sagt.
Perfekter Gehorsam ist nicht das Ziel des christlichen Lebens; das Ziel christlichen Lebens ist es, Gott zu gehören. Wir gehören Gott, wenn Christus in uns lebt, und Christus lebt in uns, wenn wir unser Vertrauen auf ihn setzen. Christus in uns führt uns durch den Heiligen Geist zum Gehorsam.
Gott verwandelt uns in das Ebenbild Christi. Durch Gottes Macht und Gnade werden wir zunehmend wie Christus. Seine Gebote betreffen nicht nur äusserliches Benehmen, sondern auch die Gedanken und Beweggründe unseres Herzens. Diese Gedanken und Beweggründe unseres Herzen bedürfen der verwandelnden Macht des Heiligen Geistes; wir können sie nicht einfach durch unsere eigene Willenskraft verändern. Ein Teil des Glaubens ist es daher, auf Gott zu vertrauen, dass er sein Werk der Verwandlung in uns vollbringt.
Das grösste Gebot – die Liebe zu Gott – ist also der grösste Beweggrund für Gehorsam. Wir gehorchen ihm, weil wir ihn lieben, und wir lieben ihn, weil er uns aus Gnade in sein eigenes Haus geholt hat. Es ist Gott, der in uns wirkt, um sowohl das Wollen als auch das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen zu bewirken (Philipper 2,13).
Was tun wir, wenn wir das Ziel nicht erreichen? Natürlich bereuen wir und bitten um Vergebung, in der vollen Zuversicht, dass diese für uns verfügbar ist. Wir wollen dies nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber wir sollten sie stets in Anspruch nehmen.
Was tun wir, wenn andere versagen? Sie verdammen und darauf bestehen, dass sie gute Werke tun, um ihre Aufrichtigkeit zu beweisen? Dies scheint die menschliche Tendenz zu sein, aber es ist genau das, was wir nach Christi Worten nicht tun sollten (Lukas 17,3).
Neutestamentliche Gebote
Wie sieht das christliche Leben aus? Es gibt mehrere hundert Gebote im Neuen Testament. Es fehlt uns nicht an Anleitung, wie ein Leben, das sich auf Glauben gründet, in der realen Welt funktioniert. Es gibt Gebote, wie die Reichen die Armen behandeln sollten, Gebote, wie Ehemänner ihre Ehefrauen behandeln sollten, Gebote darüber, wie wir als Kirche zusammen arbeiten sollten.
1. Thessalonicher 5,21-22 enthält eine einfache Liste:
- Haltet Frieden untereinander...
- Weist die Unordentlichen zurecht,
- tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann.
- Seht zu, dass keiner dem anderen Böses mit Bösem vergelte...
- jagt allezeit dem Guten nach...
- Seid allezeit fröhlich;
- betet ohne Unterlass;
- seid dankbar in allen Dingen...
- Den Geist dämpft nicht;
- prophetische Rede verachtet nicht.
- Prüft aber alles.
- Das Gute behaltet.
- Meidet das Böse in jeder Gestalt.
Paulus wusste, dass die Christen in Thessalonich den Heiligen Geist hatten, der sie führen und lehren konnte. Er wusste auch, dass sie einige elementare Ermahnungen und Erinnerungen in Bezug auf das christliche Leben brauchten. Der Heilige Geist entschied, sie durch Paulus selbst zu lehren und zu leiten. Paulus drohte nicht, sie aus der Kirche zu werfen, wenn sie die Anforderungen nicht erreichten – er gab ihnen einfach Gebote, die sie anleiteten, auf den Pfaden der Treue zu wandeln.
Warnung vor Ungehorsam
Paulus hatte hohe Massstäbe. Obwohl Vergebung der Sünde verfügbar ist, zieht doch die Sünde in diesem Leben Strafen nach sich – und diese beinhalten manchmal gesellschaftliche Strafen. „Ihr soll nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt und ist ein Unzüchtiger oder ein Geiziger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit so einem sollt ihr auch nicht essen“ (1. Korinther 5,11).
Paulus wollte nicht, dass die Kirche ein sicherer Hafen für offensichtliche, widerspenstige Sünder würde. Dir Kirche ist eine Art Krankenhaus für Besserung, aber keine „sichere Zone“ für gesellschaftliche Parasiten. Paulus wies die Christen in Korinth an, einen Menschen, der Inzucht begangen hatte, zu züchtigen (1. Korinther 5,5-8) und er ermutigte sie auch, ihm zu vergeben, nachdem er bereut hatte (2. Korinther 2,5-8).
Das Neue Testament hat viel über Sünden zu sagen und es gibt uns viele Gebote. Schauen wir nur einmal kurz den Galaterbrief an. In diesem Manifest der christlichen Freiheit vom Gesetz gibt uns Paulus auch einige kühne Gebote. Christen stehen nicht unter dem Gesetz, aber sie sind auch nicht gesetzlos. Er warnt, „Lasst euch nicht beschneiden oder ihr werdet aus der Gnade fallen!“ Das ist ein ziemlich ernstes Gebot (Galater 5,2-4). Lasst euch nicht durch ein überholtes Gebot versklaven!
Paulus warnt die Galater vor Menschen, die versuchen würden sie „davon abzuhalten, der Wahrheit zu gehorchen“ (V. 7). Paulus drehte das Blatt gegen die Judaisierer. Sie behaupteten, Gott zu gehorchen, aber Paulus sagte, dass dem nicht so war. Wir sind Gott ungehorsam, wenn wir versuchen, etwas zu befehlen, was nun veraltet ist.
Paulus nimmt in Vers 9 eine andere Wende: „Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.“ In diesem Fall ist der sündige Sauerteig eine auf dem Gesetz beruhende Einstellung zur Religion. Dieser Irrtum kann sich ausbreiten, wenn die Wahrheit der Gnade nicht gepredigt wird. Es gibt immer Menschen, die bereit sind, auf Gesetze zu schauen als Massstab dessen, wie religiös sie sind. Sogar restriktive Vorschriften finden bei Menschen, die es gut meinen, Anklang (Kolosser 2,23).
Christen sind zur Freiheit berufen – „Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; sondern durch die Liebe diene einer dem anderen“ (Galater 5,13). Mit der Freiheit kommen Verpflichtungen, sonst würde die „Freiheit“ einer Person die des anderen beeinträchtigen. Niemand sollte die Freiheit haben, andere Menschen durch die Predigt in die Sklaverei zu führen oder dazu, eine Gefolgschaft für sich selber zu gewinnen oder aus Gottes Volk eine Ware zu machen. Solch trennendes und unchristliches Verhalten ist nicht erlaubt.
Unsere Verantwortung
„Das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt“, sagt Paulus in Vers 14: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Dies fasst unsere Verantwortung füreinander zusammen. Der gegenteilige Ansatz, für den eigenen Vorteil zu kämpfen, ist in der Tat selbstzerstörerisch (V. 15)
„Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen“ (V. 16). Der Geist wird uns hin zur Liebe führen, nicht zur Ichbezogenheit. Egoistische Gedanken kommen vom Fleisch, aber der Geist Gottes erzeugt bessere Gedanken. „Denn das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander ...“ (V. 17). Wegen dieses Konfliktes zwischen dem Geist und dem Fleisch sündigen wir manchmal, obwohl wir es nicht wollen.
Was ist also die Lösung, für die Sünden, die uns so leicht befallen? Das Gesetz zurückzubringen? Nein!
„Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz“ (V. 18). Unser Ansatz zum Leben ist anders. Wir schauen zum Geist und der Geist wird in uns den Wunsch und die Kraft entwickeln, nach den Geboten Christi zu leben. Wir spannen das Pferd vor den Karren.
Wir schauen zuerst auf Jesus und wir sehen seine Gebote im Kontext unserer persönlichen Treue zu ihm, nicht als Regeln, „die eingehalten werden müssen, sonst werden wir bestraft“.
In Galater 5 listet Paulus eine Vielfalt von Sünden auf: „Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung; Götzendienst und Zauberei; Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen und Neid; Saufen, Fressen und dergleichen“ (V. 19-21). Einige davon sind Verhaltensweisen, andere sind Einstellungen, aber alle sind ichbezogen und stammen aus dem sündigen Herzen.
Paulus warnt uns ernst: „... die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben“ (V. 21). Dies ist nicht Gottes Weg; dies ist nicht wie wir sein wollen; dies ist nicht, wie wir die Kirche haben wollen…
Vergebung ist für all diese Sünden verfügbar (1. Korinther 6,9-11). Bedeutet dies, dass die Kirche die Augen vor der Sünde verschliessen sollte? Nein, die Kirche ist keine Decke oder ein sicheres Asyl für solche Sünden. Die Kirche soll ein Ort sein, wo Gnade und Vergebung ausgedrückt und gewährt werden, nicht ein Ort, wo man der Sünde die Erlaubnis gibt, sich unkontrolliert auszubreiten.
„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit“ (Galater 5,22-23). Dies ist das Ergebnis eines Herzens, das Gott ergeben ist. „Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden“ (V. 24). Mit dem Geist, der in uns wirkt, wachsen wir im Willen und der Macht, die Werke des Fleisches zurückzuweisen. Wir tragen die Früchte von Gottes Wirken in uns.
Die Botschaft des Paulus ist klar: Wir sind nicht unter dem Gesetz – aber wir sind nicht gesetzlos. Wir sind unter der Autorität Christi, unter seinem Gesetz, unter der Führung des Heiligen Geistes. Unser Leben beruht auf dem Glauben, durch Liebe motiviert, gekennzeichnet durch Freude, Friede und Wachstum. „Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln“ (V. 25).
Joseph Tkach