Warum der Messias sterben musste
Viele Juden im ersten Jahrhundert warteten sehnsüchtig auf den Messias, weil sie von den römischen Besatzungstruppen unterdrückt wurden. Sie riefen zu Gott und baten ihn, einen Anführer zu senden, der die Römer besiegen und sie zu einer wohlhabenden und unabhängigen Nation machen würde. Das Volk Israel hoffte zur Zeit Jesu, dass der Messias sie aus der Herrschaft des Römischen Reiches befreien würde.
Die hebräischen Propheten hatten ein Nachkomme von König David angekündigt, der diese Rolle erfüllen sollte: «Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit» (Jeremia 23,5-6).
Als die Menschen Jesus hörten und seine Wunder miterlebten, keimte die Hoffnung auf, dass er der verheissene Befreier sein könnte. Seine göttliche Autorität war spürbar: Er war ein Lehrer der Gerechtigkeit, setzte sich für die Armen ein und verkündete Befreiung für die Unterdrückten. Im Frühling, als er feierlich in Jerusalem einzog, jubelten ihm die Menschen zu und warfen Palmwedel auf seinen Weg, während sie ihn als prophezeiten Sohn Davids feierten.
Nur wenige Tage später wurde dieser ersehnte Messias verurteilt und getötet. Von seinem eigenen Volk abgelehnt und von den Römern ans Kreuz genagelt, schien alles verloren. Die Hoffnungen seiner Anhänger zerschlugen sich. Am dritten Tag aber wurde Jesus von den Toten auferweckt. Hunderte von Zeugen sahen ihn lebend, was belegte, dass er wirklich der verheissene Messias ist – der Gesalbte, der Gerechte, der Heilige Israels, der Sohn Gottes.
Dennoch blieb eine Frage: Warum musste der Messias sterben? Hatte Gott tatsächlich zugelassen, dass sein Gesandter verleumdet, verspottet und unschuldig hingerichtet wird? Was war der Sinn seines Kommens, wenn er am Ende starb und nicht mehr unter den Menschen blieb?
Gerechtigkeit kann nicht durch das Gesetz erlangt werden. Jede Zeremonie oder Gesetzestreue kann nicht ungeschehen machen, dass wir das Gesetz bereits gebrochen haben und die Strafe dafür tragen müssten. Jesaja schrieb ungefähr 700 Jahre vor Christus in erstaunlich genauer Weise über das Leiden und Sterben Jesu: «Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt» (Jesaja 53,3–5).
Auch wenn die Propheten den Tod des Messias voraussagten, hatten viele seinerzeit einen politischen Befreier im Sinn und erwarteten nicht, dass der Gesalbte leiden würde. Der Kreuzestod Jesu war Teil von Gottes Heilsplan und schenkt den Christinnen und Christen Hoffnung: Durch sein Opfer werden wir mit Gott versöhnt und heil gemacht. Gott wusste, dass die eigentlichen Feinde nicht die Römer waren, sondern der Tod, der aus der Sünde entsteht. Sünde und Tod lassen sich nicht mit Schwertern bekämpfen, sondern nur durch das Opfer des Schöpfers selbst. Allein Jesu Sühnetod am Kreuz ermöglicht Vergebung und ewiges Leben.
Er brachte Segen für die ganze Welt und nicht nur für eine Nation im Oströmischen Reich. Durch ihn empfangen wir Gerechtigkeit und Unsterblichkeit. Deshalb musste der Messias sterben. Der Apostel Paulus formulierte es so: «Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes; denn wenn durch das Gesetz die Gerechtigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben» (Galater 2,21).
Jesus war ein Lehrer der Gerechtigkeit, er rettete sein Volk nicht allein durch seine vollkommenen Lehren. Die Rettung aller Nationen vollbrachte er durch seinen Tod und seine Auferstehung. Weil wir Menschen aus uns heraus nicht in der Lage sind, das Gesetz vollkommen zu halten, wurde Jesus nach jüdischem und römischem Gesetz verurteilt. Alle, die an ihn glauben, schenkt er die vollkommene Gerechtigkeit und ewiges Leben.
Die römischen Legionen sind längst Geschichte. Eines Tages werden auch unsere Prüfungen und Leiden enden. Wer über die unmittelbare Gegenwart hinausschaut, erkennt, dass Sünde und Tod unsere grössten Feinde sind. Wir brauchen den Messias, der diese Feinde besiegt hat und uns Anteil an seinem Sieg gibt, damit wir jetzt und für alle Ewigkeit in engster Gemeinschaft und inniger Liebe mit Jesus und unserem Vater leben können.
von Joseph Tkach
Weitere Artikel über Jesus, der Messias: