Ich habe mich nie als jemand betrachtet, der die Augen vor der Realität verschliesst. Doch ich gebe zu, dass ich auf einen Kanal über –Tierdokumentationen umschalte, wenn die Nachrichten unerträglich oder Spielfilme zu banal sind, um sich dafür zu interessieren. Es hat etwas wirklich Wohltuendes an sich, den Wildhütern zuzusehen, wie sie wilde Tiere, falls es erforderlich ist, einfangen, manchmal medizinisch behandeln und sogar ganze Herden in eine andere Gegend umsiedeln, wo die Umwelt ihnen bessere Lebensbedingungen bietet. Dabei riskieren die Wildhüter oft ihr Leben, wenn Löwen, Nilpferde oder Nashörner betäubt werden müssen. Selbstverständlich arbeiten sie in Teams und jeder Schritt ist geplant und wird mit der notwendigen Ausrüstung ausgeführt. Aber manchmal steht es auf des Messers Schneide, ob eine Behandlung gut ausgeht.
Ich erinnere mich an eine Aktion, die besonders gut geplant war und erfolgreich verlief. Ein Team von Experten baute eine „Falle“ für eine Elenantilopen-Herde auf, die in ein anderes Gebiet umgesiedelt werden musste. Dort sollte sie besseres Weideland vorfinden und sich zur Verbesserung ihrer Genetik mit einer anderen Herde vermischen. Was mich wirklich gefesselt hat, war, zu sehen, wie es gelang, eine Herde von starken, wilden, schnell rennenden Tieren dazu zu bewegen, in die bereitstehenden Transporter hineinzugehen. Dies gelang, indem man Stoff-Barrieren errichtete, die durch Stangen gehalten wurden. Langsam schloss man die Tiere immer mehr ein, so dass sie behutsam in die bereitstehenden Transporter gedrängt werden konnten.
Einige erwiesen sich als schwer einzufangen. Die Männer gaben jedoch nicht nach, bis alle Tiere sicher in den Transportern untergebracht waren. Es lohnte sich dann zu sehen, wie die Tiere in ihr neues Zuhause entlassen wurden, wo sie frei und besser leben konnten, obwohl ihnen das nicht einmal bewusst war.
Ich konnte erkennen, dass eine Ähnlichkeit besteht zwischen den Männern, die diese Tiere retten und unserem Schöpfer, der uns liebevoll auf den Weg zu seiner vollkommenen ewigen Errettung führt. Anders als die Eland-Antilopen im Wildreservat sind wir uns der Segnungen Gottes sowohl in diesem Leben als auch der Verheissung ewigen Lebens bewusst.
Im ersten Kapitel seines Buches klagt der Prophet Jesaja über die Ignoranz des Volkes Gottes. Der Ochse, so schreibt er, kennt seinen Herrn und der Esel die Krippe seines Herrn; aber Gottes eigenes Volk kennt’s nicht und versteht’s nicht (Jesaja 1,3). Vielleicht ist dies der Grund, warum die Bibel uns oft als Schafe bezeichnet, und es scheint, dass Schafe nicht zu den intelligentesten Tieren zählen. Sie gehen oft eigene Wege, um besseres Futter zu finden, während der Hirte, der sich am besten auskennt, sie zum besten Weideland führt. Einige Schafe mögen es, es sich auf weichem Untergrund bequem zu machen und den Boden in eine Senke zu verwandeln. Das führt dazu, dass sie feststecken und nicht mehr aufstehen können. So ist es kein Wunder, dass derselbe Prophet in Kapitel 53,6 schreibt: „Sie gingen alle in die Irre wie Schafe“.
Genau das, was wir brauchen Jesus bezeichnet sich als den „guten Hirten“ in Johannes 10,11 und 14. Im Gleichnis vom verlorenen Schaf (Lukas 15) malt er das Bild vom Hirten, der heimkommt mit dem verlorenen Schaf auf seinen Schultern voller Freude über das Wiederfinden. Unser gute Hirte schlägt uns nicht, wenn wir wie Schafe in die Irre gehen. Durch klare und behutsame Eingebungen des Heiligen Geistes führt er uns wieder auf den rechten Weg.
Wie barmherzig war doch Jesus gegenüber Petrus, der ihn dreimal verleugnete! Er spricht zu ihm: „Weide meine Lämmer“ und „Weide meine Schafe“. Den zweifelnden Thomas lud er ein: „Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, ... sei nicht ungläubig, sondern gläubig“. Keine scharfen Worte oder Beschimpfungen, sondern einfach eine Geste der Vergebung, verbunden mit unwiderlegbaren Beweisen seiner Auferstehung. Das war genau das, was Thomas brauchte.
Derselbe gute Hirte weiss genau, was wir brauchen, um auf seiner guten Weide zu bleiben und er vergibt uns immer wieder, wenn wir dieselben dummen Fehler machen. Er liebt uns, egal wohin wir uns auch verirren. Er erlaubt uns, die Lektionen zu lernen, die wir so nötig haben. Manchmal sind die Lektionen schmerzhaft, aber er gibt uns niemals auf.
Am Anfang der Schöpfung beabsichtigte Gott, dass die Menschen über alle Tiere auf diesem Planeten herrschen sollen (1. Mose 1,26). Wie wir wissen, haben sich unsere Ur-Eltern entschlossen, ihre eigenen Wege zu gehen, so dass wir jetzt noch nicht sehen können, dass den Menschen alles untertan ist (Hebräer 2,8).
Wenn Jesus wiederkehrt, um alle Dinge wiederherzustellen, dann werden die Menschen die Herrschaft erhalten, die Gott ihnen am Anfang zugedacht hatte.
Die Wildhüter, die in der TV-Sendung bei Ihrer Arbeit gezeigt wurden, hatten ein echtes Interesse daran, dort das Leben der wilden Tiere zu verbessern. Es bedarf eines grossen Masses an Findigkeit, die Tiere einzukreisen, ohne sie zu verletzen. Die offensichtliche Freude und Befriedigung, die sie durch die gelungene Aktion erfuhren, zeigte sich in den strahlenden Gesichtern und durch das gegenseitige Händeschütteln.
Aber kann man das mit der Freude und dem wahren Glück vergleichen, das sein wird, wenn Jesus, der gute Hirte, die „Rettungsaktion“ in seinem Königreich vollendet? Kann man die Umsiedlung von ein paar Elenantilopen, denen es dann einige Jahre gut geht, überhaupt vergleichen mit der Errettung von vielen Milliarden Menschen für alle Ewigkeit? Auf gar keinen Fall!
von Hilary Jacobs