Thanksgiving, einer der bedeutendsten Feiertage in den Vereinigten Staaten, wird am vierten Donnerstag im November gefeiert. Dieser Tag ist ein zentraler Bestandteil der amerikanischen Kultur und bringt Familien zusammen, um das Erntedankfest zu begehen. Die historischen Wurzeln von Thanksgiving reichen zurück bis ins Jahr 1620, als die Pilgerväter mit der «Mayflower», einem grossen Segelschiff in die heutigen USA übersiedelten. Diese Siedler durchlebten einen extrem harten ersten Winter, in dem ungefähr die Hälfte der Pilger starb. Die Überlebenden wurden von den benachbarten Wampanoag-Ureinwohnern unterstützt, die ihnen nicht nur Nahrungsmittel zur Verfügung stellten, sondern auch zeigten, wie man einheimische Pflanzen wie Mais anbaut. Diese Unterstützung führte im darauffolgenden Jahr zu einer reichen Ernte, wodurch das Überleben der Siedler gesichert war. Aus Dankbarkeit für diese Hilfe veranstalteten die Siedler das erste Thanksgiving-Fest, zu dem sie die Ureinwohner einluden.
Thanksgiving heisst wörtlich übersetzt: Erntedank. Das Erntedankfest ist heute in Europa ein vorwiegend kirchlich geprägtes Fest mit einem Gottesdienst, bei dem der Altar mit Früchten, Gemüse, Getreide, Kürbissen und Brot geschmückt wird. Mit Gesang und Gebeten dankt man Gott für seine Gaben und für die Ernte.
Für uns Christen ist der vorrangigste Grund zur Dankbarkeit das grösste Geschenk Gottes: Jesus Christus. Unsere Erkenntnis darüber, wer Jesus ist und welche Identität wir in ihm finden, sowie unsere Wertschätzung der Beziehungen, fördern unsere Dankbarkeit. Dies spiegelt sich in den Worten des britischen Baptistenpredigers Charles Spurgeon wider: «Ich glaube, es gibt etwas noch Wertvolleres als das Feiern von Thanksgiving. Wie setzen wir das um? Durch eine allgemeine Fröhlichkeit im Benehmen, durch Gehorsam gegenüber dem Befehl dessen, durch dessen Barmherzigkeit wir leben, durch anhaltende Freude am Herrn und durch die Unterordnung unserer Wünsche unter seinen Willen».
Aus Dankbarkeit für das Opfer Jesu Christi und unserer Versöhnung mit ihm nehmen wir an der christlichen Feier des Abendmahls teil. Diese Feier ist in einigen Kirchen als Eucharistie bekannt (εὐχαριστία heisst Danksagung). Durch die Einnahme von Brot und Wein, Symbole für Jesu Leib und Blut, drücken wir unsere Dankbarkeit aus und feiern so unser Leben in Christus. Diese Tradition hat ihren Ursprung im jüdischen Pessach, das an Gottes rettende Taten in Israels Geschichte erinnert. Ein wesentlicher Bestandteil der Pessachfeier ist das Singen der Hymne «Dayenu» (hebräisch für «es hätte gereicht»), die in fünfzehn Strophen Gottes Rettungswerke für Israel darstellt. Ähnlich wie Gott Israel durch das Teilen des Roten Meeres rettete, bietet Christus uns Rettung vor Sünde und Tod. Der jüdische Sabbat als Ruhetag spiegelt sich im Christentum in der Ruhe wider, die wir in Christus haben. Gottes einstige Präsenz im Tempel findet heute in den Gläubigen durch den Heiligen Geist statt.
Das Erntedankfest ist ein guter Zeitpunkt, um innezuhalten und über unsere eigene «Dayenu» nachzudenken: «Gott kann unendlich viel mehr an uns tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns ausdenken können. So mächtig ist die Kraft, mit der er in uns wirkt» (Epheser 3,20 Gute Nachricht Bibel).
Gott der Vater gab seinen Sohn, von dem er sagte: «Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe» (Matthäus 3,17).
Im Gehorsam gegenüber dem Vater liess Jesus sich ans Kreuz schlagen, er starb und wurde begraben. Durch die Macht des Vaters erhob sich Jesus aus dem Grab, wurde am dritten Tag auferweckt und besiegte den Tod. Anschliessend fuhr er zum Vater in den Himmel auf. Ich glaube, dass Gott, der all dies bewirkte und weiterhin in unserem Leben handelt, weit über alles hinaus, was wir uns vorstellen können. Obwohl es nützlich ist, über Gottes Wirken im alten Israel zu lesen, sollten wir heute oft über die Barmherzigkeit Jesu Christi in unserem Leben nachdenken.
Die wesentliche Wahrheit ist, dass der himmlische Vater uns liebt und für uns sorgt. Er ist der grosse Geber, der uns grenzenlos liebt. Wenn wir erkennen, dass wir die Empfänger solcher vollkommener Segnungen sind, sollten wir innehalten und unseren himmlischen Vater als die Quelle jeder guten und vollkommenen Gabe anerkennen: «Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel von Licht und Finsternis» (Jakobus 1,17).
Jesus Christus hat vollbracht, was wir niemals für uns selber hätten tun können. Unsere menschlichen Mittel werden nie in der Lage sein, uns von Sünde zu befreien. Während wir als Familie und Freunde zusammenkommen, wollen wir dieses jährliche Ereignis als Gelegenheit nutzen, um uns vor unserem Herrn und Heiland in Demut und Dankbarkeit zu verbeugen. Mögen wir Gott danken für das, was er getan hat, was er tut und was er tun wird. Mögen wir uns neu verpflichten, unsere Zeit, unsere Schätze und Talente dem Werk seines Reiches zur Verfügung zu stellen, damit es durch seine Gnade vollendet wird.
Jesus war ein dankbarer Mensch, der sich nicht über Dinge beschwerte, die er nicht hatte, sondern einfach das, was er hatte, zur Ehre Gottes nutzte. Er hatte nicht viel Silber und Gold, aber was er hatte, gab er weiter. Er schenkte Heilung, Reinigung, Freiheit, Vergebung, Mitgefühl und Liebe. Er gab sich selbst – im Leben wie im Tod. Jesus lebt weiterhin als unser Hohepriester, ermöglicht uns den Zugang zum Vater, schenkt uns die Gewissheit, dass Gott uns liebt, und er gibt uns Hoffnung auf seine Rückkehr und schenkt uns sich selbst.
von Joseph Tkach
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