Momentanes Glück
Als ich diese wissenschaftliche Glücksformel in einem Artikel der Psychology Today sah, lachte ich laut auf:
Obwohl diese absurde Formel momentanes Glück hervorbrachte, brachte es keine anhaltende Freude hervor. Bitte, verstehen Sie das nicht falsch; gutes Lachen geniesse ich ebenso wie jeder andere. Deshalb weiss ich die Aussage von Karl Barth zu schätzen: „Lachen; ist das Naheliegenste gegenüber Gottes Gnade. “Obwohl uns beides, Glück und Freude, zum Lachen bringen kann, gibt es zwischen beiden einen bedeutsamen Unterschied. Einen Unterschied, den ich vor vielen Jahren erlebte, als mein Vater starb (hier rechts sind wir zusammen abgebildet). Natürlich war ich über das Ableben meines Vaters nicht glücklich, aber ich war durch die Freude beruhigt und ermutigt, zu wissen, dass er eine neue Gottesnähe in Ewigkeit erlebe. Der Gedanke dieser herrlichen Realität hielt an und gab mir Freude. Abhängig von der Übersetzung, benutzt die Bibel die Worte glücklich und Glück etwa 30-mal, während Freude und freuen mehr als 300-mal erscheinen. Im Alten Testament wird das hebräische Wort Sama (übersetzt freuen, Freude und erfreut) verwendet, um eine breite Palette von menschlichen Erfahrungen abzudecken, wie Sex, Heirat, die Geburt von Kindern, Ernte, Sieg und Wein trinken (Hohelied 1,4 ; Sprüche 05,18; Psalm 113,9; Jesaja 9,3 und Psalm 104,15). Im Neuen Testament wird das griechische Wort „chara“ in erster Linie dazu verwendet, um Freude in den erlösenden Taten Gottes zum Ausdruck zu bringen, der Ankunft seines Sohnes (Lukas 2,10) und der Auferstehung von Jesus (Lukas 24,41). So wie wir es im Neuen Testament lesen, verstehen wir, dass das Wort Freude mehr als ein Gefühl ist; es ist ein charakteristisches Merkmal eines Christen. Freude ist Teil, der durch das innere Wirken des Heiligen Geistes hervorgebrachten Frucht.
Wir sind mit der Freude wohl vertraut, die wir in den guten Taten der Gleichnisse vom verlorenen Schaf, der verlorenen Münze und dem verlorenen Sohn (Lukas 15,2-24) sehen. Durch die Wiederherstellung und Versöhnung von dem, was „verloren“ war, erkennen wir hier die Hauptgestalt, die Gott Vater als Freude verkörpert. Auch lehrt uns die Schrift, dass wahre Freude nicht durch äussere Umstände, wie Schmerzen, Qualen und Verlust beeinflusst wird. Freude kann die Folge von Leiden um Christi willen (Kolosser 1,24) sein. Selbst angesichts des schrecklichen Leidens und der Schande der Kreuzigung, erlebt Jesus grosse Freude (Hebräer 12,2).
Wissend um die Realität der Ewigkeit, empfanden viele von uns selbst dann wahre Freude, wenn wir von einem geliebten Menschen Abschied nehmen mussten. Dies ist wahr, weil es eine unzerbrechliche Beziehung zwischen Liebe und Freude gibt. Wir erkennen dies in Jesu Worten, als er seine Lehren für seine Jünger zusammenfasste: „Das alles sage ich euch, damit meine Freude euch ganz erfüllt und eure Freude dadurch vollkommen wird. Und so lautet mein Gebot: Ihr sollt einander so lieben, wie ich euch geliebt habe.“ (Johannes 15,11-12). Genauso wie wir in Gottes Liebe wachsen, so wächst auch unsere Freude. In der Tat wächst alle Frucht des Heiligen Geistes in uns, wie auch wir in der Liebe wachsen.
In seinem Brief an die Gemeinde in Philippi, den Paulus während seiner Haft in Rom schrieb, hilft er uns den Unterschied zwischen Glück und Freude zu verstehen. In diesem Schreiben benutzte er die Worte Freude, freuen und freudig 16-mal. Ich habe viele Gefängnisse und Haftanstalten besucht und typischerweise findet man dort keine glücklichen Menschen. Doch Paulus, im Gefängnis gefesselt, empfand Freude, ohne zu wissen, ob er leben oder sterben würde. Wegen seines Glaubens an Christus war Paulus bereit, seine Umstände durch die Augen des Glaubens in einem ganz anderen Licht zu sehen, als es die meisten Menschen sehen würden. Beachten Sie, was er in Philipper 1,12-14 schrieb:
„Meine lieben Brüder! Ihr sollt wissen, dass meine Untersuchungshaft die Ausbreitung des Evangeliums nicht hinderte. Im Gegenteil! Allen meinen Bewachern hier und auch den übrigen Prozessteilnehmern ist inzwischen klar geworden, dass ich nur deswegen eingesperrt bin, weil ich an Christus glaube. Ausserdem haben durch meine Gefangenschaft viele Christen neuen Mut und Zuversicht gewonnen. Furchtlos und ohne Scheu predigen sie jetzt Gottes Wort.“
Diese kraftvollen Worte kamen aus innerer Freude, die Paulus trotz seiner Umstände erfahren hat. Er wusste, wer er in Christus war und wer Christus in ihm war. In Philipper 4,11-13 schrieb er:
„Ich sage das nicht, um euch auf meine Not aufmerksam zu machen. Schliesslich habe ich gelernt, in allen Lebenslagen zurechtzukommen. Ob ich nun wenig oder viel habe, beides ist mir durchaus vertraut, und so kann ich mit beidem fertigwerden: Ich kann satt sein und hungern; ich kann Mangel leiden und Überfluss haben. Das alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt.“
Wir können den Unterschied zwischen Glück und Freude in vielerlei Hinsicht zusammenfassen.
- Glück ist vorübergehend, oft nur einen Augenblick dauernd oder das Ergebnis von kurzfristiger Zufriedenheit. Freude ist ewig und geistig, ein Schlüssel um zu erkennen, wer Gott ist und was er getan hat, was er tut und noch tun wird.
- Denn Glück ist von vielen Faktoren abhängig. Es ist flüchtig, noch vertieft oder reift es. Freude entwickelt sich ebenso, wie wir in unserer Beziehung zu Gott und zu jedem anderen wachsen.
- Glück kommt aus zeitlichen, äusserlichen Ereignissen, Beobachtungen und Handlungen. Freude liegt in dir und kommt aus dem Wirken des Heiligen Geistes.
Weil Gott uns zur Gemeinschaft mit sich selbst erschaffen hat, kann nichts anderes unsere Seele befriedigen und uns dauerhafte Freude bringen. Durch den Glauben, lebt Jesus in uns und wir in ihm. Weil wir nicht mehr für uns selber leben, können wir uns in allen Lebenslagen freuen, selbst in Leiden (Jakobus 1,2), wobei wir uns mit Jesus vereinen, der für uns gelitten hat. Trotz seiner grossen Leiden im Gefängnis, schrieb Paulus in Philipper 4,4: „Freut euch, dass ihr zu Jesus Christus gehört.Und noch einmal will ich es sagen: Freut euch!“
Jesus hat uns zu einem Leben der Selbsthingabe für andere gerufen. In diesem Leben gibt es eine scheinbar widersinnige Aussage: „Wer sein Leben um jeden Preis erhalten will, der wird es verlieren, aber wer sein Leben für mich einsetzt, der wird es für immer gewinnen.“ (Matthäus 16,25). Als Menschen machen wir uns oft Stunden oder Tage lang wenige Gedanken über Gottes Ehre, Liebe und Heiligkeit. Aber ich bin mir sicher, dass, wenn wir Christus in seiner ganzen Herrlichkeit sehen, wir uns an unsere Köpfe fassen und sagen werden: „Wie konnte ich anderen Dingen nur so viel Aufmerksamkeit schenken?“
Wir sehen Christus noch nicht so deutlich, wie wir möchten. Wir leben sozusagen in Slums und es fällt schwer, uns Orte vorzustellen, an denen wir noch nie gewesen sind. Wir sind zu sehr damit beschäftigt, zu versuchen, den Slum zu überleben, um in Gottes Herrlichkeit zu gelangen (siehe auch unseren Artikel „The Joy of Salvation“). Die Freude der Ewigkeit macht es möglich, die Leiden dieses Lebens als Gelegenheiten zu verstehen, um Gnade zu empfangen, Gott zu erkennen und ihm tiefer zu vertrauen. Wir lernen die Freuden der Ewigkeit noch mehr zu schätzen, nachdem wir uns mit den Fesseln der Sünde und all den Schwierigkeiten in diesem Leben abgemüht haben. Wir werden verherrlichte Körper noch mehr schätzen, nachdem wir die Schmerzen unserer physischen Körper erfahren. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum Karl Barth dazu sagte: „Freude ist die einfachste Form von Dankbarkeit.“ Wir können dankbar sein, dass die Freude vor Jesus festgesetzt wurde. Sie ermöglichte es Jesus, das Kreuz zu ertragen. Gleichermassen wurde die Freude auch vor uns gesetzt.
Joseph Tkach
Präsident GRACE COMMUNION INTERNATIONAL