Wenn man in der Bibel das Wort Brot sucht, ist es in 269 Versen zu finden. Das ist keine Überraschung, weil Brot der Hauptbestandteil der täglichen Mahlzeiten im Mittelmeerraum und die Grundnahrung der einfachen Leute ist. Getreide liefert für den Menschen die meisten Proteine und Kohlenhydrate über Jahrhunderte und sogar Jahrtausende. Jesus benutzte das Brot symbolisch als Lebensspender und sagte: «Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt» (Johannes 6,51).
Jesus sprach zu einer Menschenmenge, welche einige Tage zuvor auf wundersame Weise mit fünf Gerstenbroten und zwei Fischen ernährt wurden. Diese Leute waren ihm gefolgt und hofften, er würde ihnen wieder zu Essen geben. Das Brot, das Jesus den Menschen am Tag zuvor auf wundersame Weise gegeben hatte, nährte sie einige Stunden, aber nachher hatten sie wieder Hunger. Jesus erinnert sie an das Manna, eine weitere spezielle Nahrungsquelle, die auch ihre Vorfahren nur vorübergehend am Leben hielt. Er nutzte ihren physischen Hunger, um ihnen eine geistliche Lektion zu erteilen:
«Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe» (Johannes 6,48-49).
Jesus ist das Brot des Lebens, das lebendige Brot und er vergleicht sich mit der aussergewöhnlichen Speisung der Israeliten und das wundersame Brot, das sie selbst gegessen hatten. Jesus sagte: Sie sollten ihn suchen, an ihn glauben und durch ihn ewiges Leben erhalten, anstatt ihm zu folgen, in der Hoffnung, eine wundersame Mahlzeit zu erhalten.
Jesus predigte in der Synagoge in Kapernaum. Einige in der Menge kannten Joseph und Maria persönlich. Hier war ein Mann, den sie kannten, dessen Eltern sie kannten, der von sich behauptete, persönliches Wissen und Autorität von Gott zu haben. Sie lehnten sich gegen Jesus auf uns sprachen: «Ist dieser nicht Jesus, Josefs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel gekommen?» (Johannes 6,42-43).
Sie nahmen die Aussagen Jesu wörtlich und verstanden die geistlichen Analogien, die er machte, nicht. Die Symbolik von Brot und Fleisch waren für sie nicht neu. Über die Jahrtausende waren unzählige Tiere für die Sünden der Menschen geopfert worden. Das Fleisch dieser Tiere wurde gebraten und gegessen.
Brot wurde als besonderes Opfer im Tempel verwendet. Die Schaubrote, die im Heiligtum des Tempels jede Woche neu platziert, und dann von den Priestern gegessen wurden, erinnerte sie daran, dass Gott ihr Versorger und Erhalter war und sie ständig in seiner Gegenwart lebten (3. Mose 24,5-9).
Sie hörten von Jesus, dass das Essen seines Fleisches und das Trinken seines Blutes der Schlüssel zum ewigen Leben sei: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht esst das Fleisch des Menschensohns und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm» (Johannes 6,53 und 56).
Das Trinken von Blut war besonders empörend für Menschen, die lange gelehrt worden waren, dass dies eine Sünde sei. Jesus Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, war auch für seine eigenen Schüler schwierig zu begreifen. Viele wandten sich ab von Jesus und folgten ihm zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Als Jesus die 12 Jünger fragte, ob sie ihn auch verlassen würden, fragte Petrus kühn: «Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes» (Johannes 6,68-69). Wahrscheinlich waren seine Jünger genauso verwirrt wie die anderen, dennoch glaubten sie an Jesus und vertrauten ihm ihr Leben an. Vielleicht erinnerten sie sich später an Jesu Worte über das Essen seines Fleisches und das Trinken seines Blutes, als sie beim letzten Abendmahl zum Essen des Passalammes zusammen gekommen waren: «Als sie aber assen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach‘s und gab‘s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden» (Matthäus 26,26-28).
Henri Nouwen, christlicher Autor, Professor und Priester, hat oft über das geweihte Brot und den Wein, der bei der Heiligen Kommunion angeboten wurde, nachgedacht und schrieb darüber folgenden Text: «Die im Dienst der Gemeinschaft ausgesprochenen Worte, genommen, gesegnet, gebrochen und gegeben, fassen mein Leben als Priester zusammen. Denn jeden Tag, wenn ich mit Mitgliedern meiner Gemeinde am Tisch zusammenkomme, nehme ich Brot, segne es, breche es und gebe es ihnen. Diese Worte fassen auch mein Leben als Christ zusammen, weil ich als Christ berufen bin, Brot für die Welt zu sein, Brot, das genommen, gesegnet, gebrochen und gegeben wird. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Worte mein Leben als Mensch zusammenfassen, weil in jedem Moment meines Lebens das Leben des Geliebten zu sehen ist.»
Das Essen des Brotes und das Trinken des Weins beim Abendmahl macht uns eins mit Christus und verbindet uns Christen untereinander. Wir sind in Christus und Christus ist in uns. Wir sind wirklich der Leib Christi.
Beim Studium des Johannesbriefes stelle ich mir die Frage, wie esse ich Jesu Fleisch und trinke ich Jesu Blut? Ist die Erfüllung Jesu Fleisch zu essen und Jesu Blut zu trinken in der Abendmahlsfeier dargestellt? Ich glaube nicht! Nur durch den Heiligen Geist können wir verstehen, was Jesus für uns getan hat. Jesus sagte, dass er sein Leben (sein Fleisch) geben wird, für das Leben der Welt: «Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt» (Johannes 6,48-51).
Aus dem Zusammenhang verstehen wir, dass «essen und trinken (hungern und dürsten)» die geistliche Bedeutung von «kommen und glauben» ist, denn Jesus sagte: «Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten» (Johannes 6,35). Alle, die zu Jesus kommen und glauben, treten damit in eine einzigartige Gemeinschaft mit ihm: «Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm» (Johannes 6,56).
Diese enge Beziehung wurde erst nach der Auferstehung Jesu Christi möglich, durch den verheissenen Heiligen Geist. «Der Geist ist‘s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben» (Johannes 6,63).
Jesus nimmt seine persönliche Lebenssituation als Mensch zum Vorbild: «Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm» (Johannes 6,56). Wie Jesus durch den Vater lebte, so sollen wir durch ihn leben. Wie lebte Jesus durch den Vater? «Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir aus tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich» (Johannes 8,28). Wir begegnen dem Herrn Jesus Christus hier als einem Menschen, der in vollkommener, bedingungsloser Abhängigkeit von Gott dem Vater lebt. Als Christen schauen wir auf Jesus, der dies sagt: «Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt» (Johannes 6,51).
Die Schlussfolgerung ist, dass wir, genau wie die 12 Jünger, zu Jesus kommen und an ihn glauben und seine Vergebung und Liebe annehmen. Mit Dankbarkeit umarmen und feiern wir das Geschenk unserer Erlösung. Beim Empfangen erfahren wir die Freiheit von Sünde, Schuld und Scham, die uns in Christus gehört. Das ist der Grund, weshalb Jesus am Kreuz starb. Das Ziel ist, dass Sie mit der gleichen Abhängigkeit von Jesus, sein Leben in dieser Welt leben!
von Sheila Graham