Nur Worte
Manchmal geniesse ich es, eine musikalische Reise in die Vergangenheit zu machen. Ein alter Hit von den Bee Gees aus den 1960ern brachte mich auf mein heutiges Thema, als ich mir die Wiedergabe des Titels „Words“ (Worte) anhörte. „Es sind nur Worte, und Worte sind alles, was ich habe, um dein Herz zu erobern.“
Was wären Lieder ohne Worte? Die Komponisten Schubert und Mendelssohn haben eine grössere Anzahl von „Liedern ohne Worte“ geschrieben, aber ich kann mich an keines von ihnen besonders erinnern. Was wären unsere Gottesdienste ohne Worte? Wenn wir neue Lieder singen, schenken wir den Worten grosse Aufmerksamkeit, auch wenn die Melodie nicht so eingängig ist. Berühmte Reden, bewegende Predigten, grosse Literatur, inspirierende Poesie, sogar Reiseführer, Detektivgeschichten und Märchen haben alle eines gemeinsam: Worte. Jesus, der wunderbare Retter der ganzen Menschheit, trägt den Titel „Logos“ oder „Das Wort“. Christen bezeichnen die Bibel als das Wort Gottes.
Bei der Erschaffung wurde uns Menschen auch die Sprache gegeben. Gott redete direkt mit Adam und Eva, und zweifellos haben sie auch miteinander gesprochen. Satan benutzte sehr verlockende Worte, um Evas Herz zu beeinflussen, und sie wiederholte es in einer leicht abgewandelten Version gegenüber Adam. Das Ergebnis war, gelinde gesagt, katastrophal.
Nach der Sintflut sprachen alle Menschen dieselbe Sprache. Die mündliche Verständigung war für die Planung des Turmes, der „bis an die Himmel reichen“ sollte, von entscheidender Bedeutung. Aber dieses Unterfangen stand in direktem Widerspruch zu Gottes Gebot, sich zu mehren und die Erde zu bevölkern, und so beschloss er, dem „Fortschritt“ ein Ende zu setzen. Wie hat er das gemacht? Er verwirrte ihre Sprache, wodurch es ihnen nicht mehr möglich war, die Worte des anderen zu verstehen.
Doch mit dem Neuen Bund kam ein neuer Anfang. Viele Menschengruppen aus verschiedenen Ländern kamen nach Jerusalem und versammelten sich am Pfingsttag, um das Fest zu feiern. Das Fest fand kurz nach Jesu Kreuzigung und Auferstehung statt. Alle, die an jenem Tag die Ansprache des Petrus hörten, waren zutiefst erstaunt, als sie ihn das Evangelium in ihrer eigenen Landessprache predigen hörten! Ob das Wunder im Hören oder im Sprechen bestand, die Sprachbarriere war aufgehoben. Dreitausend Menschen verstanden genug, um Reue und Vergebung zu erfahren. An diesem Tag nahm die Kirche ihren Anfang.
Beherrschung der Zunge
Worte können verletzen oder heilen, betrüben oder beeindrucken. Als Jesus seinen Dienst begann, waren die Menschen begeistert von den gütigen Worten, die aus seinem Munde kamen. Später, als sich einige Jünger abwandten, fragte Jesus die Zwölf: „Wollt ihr auch weggehen?“ Da antwortete ihm Simon Petrus, dem es selten an Worten mangelte: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Johannes 6,67-68).
Der Brief des Jakobus hat einiges zum Gebrauch der Zunge zu sagen. Jakobus vergleicht sie mit einem Funken, der genügt, um einen ganzen Wald in Brand zu setzen. Hier in Südafrika kennen wir das zu Genüge! Ein paar gehässige Worte in den sozialen Medien können einen Krieg der Worte auslösen, der Hass, Gewalt und Feindschaft hervorruft.
Wie also sollten wir Christen mit unseren Worten umgehen? Solange wir aus Fleisch und Blut bestehen, werden wir das nicht perfekt können. Jakobus schreibt: „Wer sich aber im Wort nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann“ (Jakobus 3,2). Es hat nur einen Menschen gegeben, der perfekt war; keinem von uns gelingt es. Jesus wusste genau, wann er etwas sagen musste und wann es besser war, zu schweigen. Die Pharisäer und Gesetzeslehrer versuchten wiederholt, ihn „in seinen Worten zu fangen“, doch es gelang ihnen nicht.
Wir können im Gebet darum bitten, dass wir die Wahrheit in Liebe weitergeben. Liebe kann manchmal „harte Liebe“ sein, wenn es notwendig ist, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ebenso kann es bedeuten, die Wirkung auf andere zu bedenken und die richtigen Worte zu finden.
Ich kann mich sehr gut daran erinnern, als ich noch Kind war, und mein Vater zu mir sagte: „Ich habe ein Wörtchen mit Dir zu reden.“ Das konnte nur bedeuten, dass ein Tadel folgen würde, aber wenn er ausrief „Hast Du noch Worte!“, dann bedeutete es normalerweise etwas Gutes.
Jesus versichert uns: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Mat 24,35). Meine Lieblingsbibelstelle befindet sich am Ende der Offenbarung des Johannes, wo es heisst, dass Gott alles neu machen wird, einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo der Tod nicht mehr sein wird, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz. Jesus hat Johannes beauftragt: „Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!“ (Off 21,4-5). Jesus Worte, als auch der uns innewohnende Heilige Geist, sind alles, was wir haben und was wir brauchen, um in Gottes glorreiches Königreich einzugehen.
von Hilary Jacobs