Die Hauptstreitfrage zwischen Juden und Samariter zurzeit Jesu war, an welchem Ort Gott angebetet werden sollte. Da die Samaritaner keinen Anteil mehr am Tempel in Jerusalem hatten, vertraten sie die Ansicht, dass der Berg Garizim der richtige Ort für die Verehrung Gottes sei und nicht Jerusalem. Beim Tempelbau hatten einige Samariter den Juden angeboten, ihnen beim Wiederaufbau ihres Tempels zu helfen und Serubbabel hatte sie schroff abgewiesen. Die Samariter reagierten darauf, indem sie sich beim König Persiens beklagten und stellten die Arbeit ein (Esra[space]]4). Als die Juden die Stadtmauern Jerusalems wiederaufbauten, drohte der Gouverneur Samarias damit, militärisch gegen die Juden vorzugehen. Schliesslich bauten die Samariter auf dem Berg Garizim ihren eigenen Tempel, den die Juden im Jahre 128 v. Chr. zerstörten. Obwohl das Fndament Ihrer beiden Religionen das Gesetz des Mose war, waren sie erbitterte Feinde.
Die meisten Juden mieden Samaria, trotzdem begab sich Jesus in Begleitung seiner Jünger in dieses Land. Er war müde, setzte sich deshalb an einem Brunnen nahe der Stadt Sychar nieder und schickte seine Jünger in die Stadt, um dort Essen zu kaufen (Johannes 4,3-8). Eine Frau aus Samaria kam vorbei und Jesus sprach sie an. Sie war überrascht, dass er mit einer Samariterin redete, seine Jünger wiederum darüber, dass er mit einer Frau sprach (V. 9 und 27). Jesus war durstig, hatte jedoch nichts bei sich, um das Wasser schöpfen zu können – sie aber sehr wohl. Die Frau war berührt davon, dass ein Jude tatsächlich aus dem Wasserbehälter einer Samariterin zu trinken beabsichtigte. Die meisten Juden betrachteten ein solches Gefäss ihren Riten gemäss als unrein. «Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser» (Johannes 4,10).
Jesus bediente sich eines Wortspiels. Der Ausdruck «lebendiges Wasser» stand gewöhnlich für bewegtes, fliessendes Wasser. Die Frau wusste sehr wohl, dass das einzige Wasser im Orte Sychar das im Brunnen war und dass sich darüber hinaus kein fliessendes Gewässer in der Nähe befand. Also fragte sie Jesus, worüber er sprach. «Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt» (Johannes 4,13-14).
War die Frau bereit, die geistliche Wahrheit von einem Glaubensfeind anzunehmen? Würde sie jüdisches Wasser trinken? Sie konnte verstehen, dass sie mit einer solchen Quelle in sich nie mehr dürsten würde und nicht mehr so hart arbeiten müsste. Da sie die Wahrheit, von der er gesprochen hatte, nicht begreifen konnte, wandte sich Jesus dem Grundproblem der Frau zu. Er schlug ihr vor, ihren Mann zu rufen und mit ihm zusammen wieder herzukommen. Zwar wusste er bereits, dass sie keinen Mann hatte, fragte sie aber dennoch, möglicherweise zum Zeichen seiner geistlichen Autorität.
Nachdem sie nun erfahren hatte, dass Jesus ein Prophet war, brachte die Samariterin die uralte Kontroverse zwischen den Samaritern und den Juden zur Sprache, welches der rechte Ort zur Anbetung Gottes sei. «Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll» (Johannes 4,20).
«Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir aber wissen, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten» (Johannes 4,21-24).
Hat Jesus plötzlich das Thema gewechselt? Nein, nicht unbedingt. Das Evangelium von Johannes gibt uns weitere Hinweise: «Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben» (Johannes 6,63). «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben» (Johannes 14,6). Jesus offenbarte dieser fremden Samariterin eine grosse geistliche Wahrheit.
Die Frau aber war nicht ganz sicher, was sie davon zu halten hatte und sagte: «Ich weiss, dass der Messias kommt, der da Christus heisst. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet» (V. 25-26).
Seine Selbstoffenbarung «Ich bin’s» (der Messias) - war sehr ungewöhnlich. Jesus fühlte sich sichtlich wohl und konnte offen darüber sprechen, um damit zu bestärken, dass das, was er ihr sagte, richtig ist. Die Frau liess ihren Wasserkrug zurück und ging heim in die Stadt, um jedermann von Jesus zu berichten; und sie überzeugte die Menschen, dies selbst zu überprüfen, und viele von ihnen kamen zum Glauben. «Es glaubten aber an ihn viele der Samariter aus dieser Stadt um des Wortes der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, dass er bei ihnen bleibe; und er blieb dort zwei Tage. Und noch viel mehr glaubten um seines Wortes willen» (V. 39-41).
Gott ist Geist, und unsere Beziehung zu ihm ist geistlicher Natur. Im Mittelpunkt unserer Anbetung steht vielmehr Jesus und unsere Beziehung zu ihm. Er ist die Quelle lebendigen Wassers, die wir für unser ewiges Leben brauchen. Es bedarf unser Einverständnis, dass wir ihrer bedürfen und ihn bitten, unseren Durst zu stillen. Um es mit anderen Worten in der Metaphorik der Offenbarung auszudrücken, wir müssen eingestehen, dass wir arm, blind und nackt sind und Jesus deshalb um geistlichen Reichtum, Sehvermögen und Kleidung bitten.
Sie beten im Geist und in der Wahrheit, wenn Sie bei Jesus suchen, wessen Sie bedürfen. Wahre Andacht und Anbetung Gottes zeichnet sich nicht durch Äusserlichkeiten aus, sondern durch Ihre Haltung Jesus Christus gegenüber und es bedeutet, die Worte Jesu zu hören und durch ihn zu Ihrem geistigen Vater zu kommen.
von Joseph Tkach