Jeden Tag neu von Gott umarmt
Die Schwalben hocken auf dem Dachfirst und warten auf den Augenblick, in dem die Sonne den Horizont übersteigt. Sie erwarten, dass Gott den Himmel erneut in leuchtenden Tönen gestaltet, damit sie hoch hinaufsteigen und den Tag beginnen können. Die Art, wie der Schöpfer sein Firmament koloriert, fesselt mich immer wieder: zartes Blau, wattige Wolken, die unaufhörlich ihre Form wechseln. So erwacht der Himmel zum Leben.
Dieses atmende Gemälde belebt die ganze Schöpfung. Sonnenaufgänge sind vergänglich. Sie erscheinen und verschwinden so rasch, wie sie gekommen sind. Offensichtlich liebt Gott Farben und Wandel, denn täglich lässt er die Sonne aufgehen und bei Nacht den Mond aufsteigen. Aus seiner Liebe heraus beschenkt er uns mit all diesen Gaben. Wir sind seine Leidenschaft, und er freut sich über uns: «Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist gross» (Klagelieder 3,22-23).
Häufig richten wir unseren Blick auf mögliche Strafe – vielleicht aus eigenem Schuldgefühl, obwohl Gott reich an Barmherzigkeit ist. Seine Liebe selbst ist nicht neu, denn sein ganzes Wesen ist Liebe; gleichwohl erneuert sich täglich die Weise, wie er sie zeigt: «Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat: Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm» (1. Johannes 4,16).
Gottes Plan für uns ist ebenso gut, wie er selbst gut ist. Um diese Liebe zu bezeugen, ertrug Jesus grosses Leid. Sein Vorhaben wird nicht scheitern. Wir können ihn weder hindern noch durch unser Beten enttäuschen, denn sein Werk in uns erreicht gewiss sein Ziel: «Ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu» (Philipper 1,6).
Unsere Aufgabe lautet, Gott zu lieben und ebenso unsere Mitmenschen: «Er antwortete und sprach: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst» (Lukas 10,27).
Wie wunderbar wäre eine Welt, in der wir uns am Vater und aneinander mit ungetrübter Freude freuen. Dieses Ziel scheint nicht unerreichbar, und dennoch verfehlen wir es trotz Jesu Liebe und Vorbild. Darum bitten wir, dass unser Mitgefühl sich täglich erneuere, so wie Gott es jeden Morgen für uns tut. Möge seine Liebe uns vollständig durchdringen und zu unseren Nächsten überfliessen. Spüren Sie seine Gegenwart überall um sich herum und empfinden Sie Barmherzigkeit für die Menschen, wie er es für Sie tut. Geniessen Sie das Leben und die Schönheit, die Sie umgibt.
von Anne Gillam
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