Der Thron Gottes
Wenn wir durch schwierige Zeiten gehen und unser Glaube ins Wanken gerät, suchen wir nach einem Ort oder einem Menschen, der uns Hoffnung und Halt gibt. Viele Menschen haben sogenannte «Kraftorte», sei es eine alte Eiche im Wald oder ein stiller Ort an einem Fluss oder See. Auch wir Christen sehnen uns nach einem Ort der Zuflucht, an dem wir Kraft und Zuversicht empfangen. Dieser Ort ist kein gewöhnlicher Platz, sondern der Thron Gottes. Wir betrachten heute in der Predigt vier zentrale Aspekte über den Thron Gottes.
Der unzugängliche Thron Gottes
Der erste Teil beleuchtet die Tatsache, dass der Thron Gottes für den Menschen bis zur Menschwerdung Jesu Christi unzugänglich war. Seit dem Sündenfall klafft eine tiefe Kluft zwischen Gott und den Menschen, verursacht durch die Schuld der Menschheit. Nach dem Ungehorsam von Adam und Eva verhinderte Gott den Zugang zum Baum des Lebens:
1. Mose 3,24 «Er trieb den Menschen hinaus und liess lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens»
Warum bewachen Engel den Zugang zum Baum des Lebens? Unsere Verschuldungen und Sünden trennen uns von Gott. Jesaja fasst dies so zusammen:
Jesaja 59,1-2 «Siehe, des Herrn Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht taub geworden, sodass er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass ihr nicht gehört werdet»
Bereits im Alten Testament sehen wir dieses Bild eindrücklich. Das Volk Israel hatte keinen Zugang zum Allerheiligsten, an dem Ort, an dem sich Gottes Gegenwart offenbarte. Nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester hinter den Vorhang der Stiftshütte ins Allerheiligste. Gott ist vollkommen, gerecht und heilig, sodass kein Sterblicher ihn in seiner vollendeten Herrlichkeit sehen und überleben kann:
1. Timotheus 6,16 «Der König aller Könige und Herr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Dem sei Ehre und ewige Macht! Amen»
Aus eigener Kraft ist es für uns Menschen unmöglich, Zugang zu diesem heiligen Thron zu haben. Jesus hing sechs Stunden am Kreuz, er schrie, starb und der Vorhang im Tempel riss von oben bis unten entzwei. Wenn Gott nicht von sich aus einen Zugang geschaffen hätte, durch Jesus Christus, dann wären wir verloren.
Der Thron der Gnade
Im zweiten Teil dieser Predigt geht es um unseren Zugang zum Thron der Gnade durch Jesus Christus. Das Opfer Jesu ist entscheidend für unsere Sünden. Warum brauchen wir keinen irdischen Tempel mehr und keinen Hohepriester, der hinter den Vorhang ins Allerheiligste geht, um Sühne für das Volk zu erwirken? Die Antwort finden wir im Hebräerbrief:
Hebräer 4,14–16 «Weil wir denn einen grossen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht mitleiden könnte mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit»
Diese Schriftstelle bildet den Kern der Predigt. Wir lesen, dass Jesus Christus unser grosser Hohepriester ist. Er ist der Mittler, durch den wir Zugang zu Gott haben. Gott hat alle Glaubenden mit Jesus Christus, seinem geliebten Sohn, eins gemacht. Jesus trug die Strafe, die die göttliche Gerechtigkeit forderte. Dadurch nahm er alle Verurteilung für unsere Sünden auf sich, sodass wir in Christus unsere Strafe bereits empfangen haben. Wir können nicht erneut verurteilt werden, sondern sind frei.
Wir kommen zum Thron der Gnade nicht mit vollen Händen oder eigenen Werken. Wir kommen mit leeren Händen und einem Herzen, das sich Gottes Gnade und Barmherzigkeit öffnet und ihn als gütigen Vater anerkennt. Genau zu diesem Thron ruft uns auch der Prophet Jesaja:
Jesaja 55,1-2 «Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und euren sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben»
Wir kaufen ohne Geld, weil eine andere Person bereits für uns bezahlt hat. Jesus Christus hat uns mit seinem Leben und seinem kostbaren Blut freigekauft. Sein einmaliges Opfer im wahren Heiligtum hat uns den Weg zu unserem himmlischen Vater geöffnet. Jesus Christus, unser Erlöser und Heiland, hat die Tür zum Thronsaal Gottes weit aufgestossen. Er ist unser Hohepriester, durch den wir jetzt hinter den Vorhang gehen und mit Zuversicht vor den Gnadenthron treten dürfen, um Gott zu loben und ihm unsere Bitten und Gebete mit Dank vorzutragen. Wie sollen wir uns in Bezug auf den Thron der Gnade verhalten? Die Antwort gibt uns unser Text:
Hebräer 4,16 «Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade»
Jetzt dürfen wir ohne Furcht direkt zu Gott kommen. Wir brauchen keine Vermittler, denn Jesus sitzt selbst auf dem Thron. Er vertritt uns beim Vater. Gott ist Jesus wohlgesonnen, und weil Jesus die Glaubenden repräsentiert, gilt dieses Wohlgefallen auch uns. Ein Christ, der die Rechtfertigungslehre verstanden hatte, wurde einmal gefragt, warum er nicht zu Heiligen betet. Schliesslich brauche man zum Präsidenten auch einflussreiche Minister, die den Zugang vermitteln. Er antwortete: Stellen Sie sich vor, ich wäre der Sohn des Präsidenten. Wieviel Einfluss bräuchte ich dann noch, um mit meinem Vater zu sprechen? Warum also sollen wir mit Zuversicht zum Thron der Gnade kommen?
Hebräer 4,16 «Auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit»
Am Thron der Gnade erhalten wir Kraft zur Umkehr und für ein christliches Leben. Dort finden wir auch Kraft für unsere Aufgaben in Ehe und Familie, im Dienst für Gott, in Zeiten des Leidens und der Verfolgung sowie in Krankheit und Tod, kurz: Für unser ganzes Leben.
Der Thron der Gerechtigkeit
Im dritten Teil dieser Predigt geht es um Gottes Thron der Gerechtigkeit. Gott lenkt das Universum mit göttlicher Majestät und absoluter Souveränität. Sein Thron ruht auf den festen Grundlagen von Gerechtigkeit und Recht:
Psalm 89,15 «Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Stütze, Gnade und Treue treten vor dein Angesicht»
Da Gottes Herrschaft auf Gerechtigkeit und Recht basiert, können wir darauf vertrauen, dass seine Entscheidungen nie willkürlich sind. Gott ist Liebe und überwindet das Böse mit Gutem:
Hebräer 9,26-28 «Nun aber, am Ende der Zeiten, ist er ein für alle Mal erschienen, um durch sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben. Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht: so ist auch Christus einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal erscheint er nicht der Sünde wegen, sondern zur Rettung derer, die ihn erwarten»
Wer Gottes Thron begegnet, erfährt eine unbestechliche Gerechtigkeit. Diese Gerechtigkeit macht uns unsere eigene Unzulänglichkeit und Schuld bewusst. Ohne Gottes Gerechtigkeit stehen wir hoffnungslos da. Gott hat aber einen Ausweg bereitet:
Römer 8,3-4 «Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, damit die Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, in uns erfüllt werde, die wir nun nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist»
Kein Mensch ist von Natur aus gerecht – nur einer, Jesus! Selbstgerechtigkeit zählt nicht vor Gott. Wenn wir Jesus als unseren Erlöser annehmen, erklärt er uns aufgrund seines stellvertretenden Opfers für gerecht. Es gibt nur eine Gerechtigkeit die vor Gott gilt. Die Gerechtigkeit Gottes, die da kommt durch den Glauben Jesu Christi:
Philipper 3,9 «Damit ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christus kommt (das ist der Glauben Jesu Christi), nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott kommt durch den Glauben»
Dieser Glaube ist weder ein Werk unserer eigenen Kraft noch etwas, das wir uns erarbeiten können. Durch Jesus Christus hat Gott einen Weg eröffnet, der allen Menschen den Zugang zu seiner Gerechtigkeit ermöglicht, auch jenen, die bereits verstorben sind.
Hebräer 4,16 «Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit»
Im letzten Gericht wird Gottes Thron nicht zum Ort der Verurteilung, sondern zur Quelle von Hoffnung, neuem Leben und Hilfe zur rechten Zeit. Sein Thron der Gnade garantiert, dass auch die, die in einer Auferstehung von den Toten vor Gott treten, Erlösung erfahren können. Gottes Herrschaft ermutigt uns, nicht in Angst, sondern in Vertrauen auf ihn zu leben. Denn der König, der auf Gerechtigkeit und Recht basiert, regiert mit Gnade, Liebe und Treue.
Ein Thron der Herrschaft der Gnade
Im vierten und letzten Teil der Predigt geht es um die Gnade, die auf dem Thron Gottes regiert. Diese Gnade verleiht Autorität und bestimmt unser Leben. In Christus wird sie lebendig, wirkt durch Gerechtigkeit und verändert uns nachhaltig. Die Gnade steht als König auf dem Thron und lenkt unser Dasein – sie ist der Grund, weshalb wir in ihrer Kraft leben dürfen:
Römer 5,19-21 «Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten. Das Gesetz aber ist hinzugekommen, auf dass die Sünde mächtiger würde. Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat durch den Tod, so auch die Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn»
Dieser Vers zeigt, dass die Gnade stärker ist als die Sünde. Wir empfangen Vergebung durch den Reichtum der göttlichen Gnade. Gnade führt uns zu einem heiligen Leben. Paulus erinnert uns:
Titus 2,11-12 «Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und erzieht uns, dass wir absagen dem gottlosen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben»
Ohne die Gnade Gottes können wir keine Christen sein und nicht bis ans Ende standhaft bleiben. Ihre Macht der Liebe übertrifft alles. Ein anschauliches Beispiel liefert die Geschichte eines Studenten.
Eine betende Mutter legte ihrem ungläubigen Sohn heimlich eine Bibel in den Koffer, als er in eine fremde Stadt zum Studium zog. Er interessierte sich nicht für den Glauben und forderte seine Mutter wiederholt auf, mit dem Beten aufzuhören. Auf seiner Studentenbude entdeckte er die Bibel und ärgerte sich. Er benutzte die Seiten, um den Schaum seines Rasiermessers zu entfernen. Nach vielen Tagen, als die Bibel schon ziemlich dünn geworden war, fiel sein Auge auf die Bibelstelle in Jeremia:
Jeremia 2,22 «Wenn du dich auch mit Lauge wüschest und nähmest viel Seife dazu, so bleibt doch der Schmutz deiner Schuld vor mir, spricht Gott der Herr»
Dieses Wort änderte sein Herz. Anstatt in seinen Spiegel zu blicken, schaute er in den Spiegel der Bibel, der sein Leben reflektierte. Er erkannte seinen Irrweg und bekehrte sich zu Gott.
Die Gnade siegt, denn sie sitzt auf dem Thron und hält das Zepter in der Hand. Sie bestimmt unser Leben und lässt sich nicht bezwingen. Deshalb wollen wir Gott für seine überwältigende Gnade danken. Wir preisen Gott für seine Gnade, die in unser Leben wirkt.
Abschliessend richten wir unseren Blick in die Zukunft und auf den Thron Gottes sowie des Lammes:
Offenbarung 22,1-5 «Er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes, mitten auf ihrer Strasse und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker. Und es wird nichts Verfluchtes mehr sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt sein, und seine Knechte werden ihm dienen und sein Angesicht sehen, und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Und es wird keine Nacht mehr sein, und sie bedürfen nicht des Lichts einer Lampe und nicht des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird über ihnen leuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit» In Jesu Namen, Amen!
von Pablo Nauer
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