Haben Sie schon einmal in Ihrer Speisekammer ein Glas mit Lebensmitteln ohne Etikett gefunden? Die einzige Möglichkeit, herauszufinden, was drin ist, besteht darin, das Glas zu öffnen. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Realität nach dem Öffnen des nicht beschrifteten Einmachglases tatsächlich Ihren Erwartungen entspricht? Wahrscheinlich ziemlich gering. Aus diesem Grund sind Etiketten im Lebensmittelgeschäft so wichtig. Sie können uns einen Eindruck davon vermitteln, was uns im Inneren der Verpackung erwartet. Oft ist auf dem Etikett sogar ein Bild des Produkts abgebildet, damit Sie sicher sein können, dass Sie das erhalten, was Sie kaufen möchten.
Etiketten sind für das Geschäft eines Lebensmittelladens unerlässlich, aber wenn wir Menschen im Alltag begegnen, packen wir sie sinngemäss in eine säuberlich beschriftete Schublade, in der haufenweise vorgefertigte Meinungen herumliegen. An diesen Schubladen unserer gedanklichen Kommoden kleben Labels und Etiketten mit Vermutungen wie «arrogant» oder «gefährlich». In diese Schubladen schieben wir Menschen und Situationen, die nach unserer Meinung reinzupassen scheinen. Ob eine Person arrogant oder eine Situation gefährlich ist, können wir natürlich nicht wirklich im Vorhinein wissen. Manchmal sind wir schnell dabei, jemanden abzustempeln, ohne genau zu wissen, wer er wirklich ist. Vielleicht haben wir nur ihre Hautfarbe gesehen, ihre Stellung an der Arbeit und im Leben oder ihren politischen Aufkleber oder etwas anderes, das eine wertende Reaktion ausgelöst hat.
Vor einigen Jahren habe ich in einer Zeitschrift gelesen, dass unser Gehirn so verdrahtet ist, dass es diese Art von vorschnellen Urteilen als Mittel des Selbstschutzes und der Entscheidungsfindung trifft. Es mag stimmen, aber ich weiss, dass solche vorschnellen Urteile eine grosse Gefahr für zwischenmenschliche Beziehungen darstellen, vor allem, wenn wir unsere Vorurteile nicht überprüfen.
Die Kirche in Korinth mag eine vielfältige Gemeinde gewesen sein, aber es fehlte ihr an gegenseitiger Akzeptanz und Annahme. Sie vertraten immer noch eine weltliche Sichtweise, indem sie sich gegenseitig diskriminierende Etiketten verpassten. Deshalb gab es Menschen, die sich nach ihren Vorurteilen in ihre eigenen Gruppen aufteilten, sei es nach Rasse, Wohlstand, Status oder Kultur. Ihr Urteilsdenken störte nicht nur ihre Gemeinschaft, sondern war auch ein schlechtes Zeugnis für die Menschen ausserhalb der Gemeinde.
Paulus gibt uns im Korintherbrief eine andere Perspektive: «Darum kennen wir von nun an niemanden mehr nach dem Fleisch; und auch wenn wir Christus gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt so nicht mehr. Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden» (2. Korinther 5,16-17).
Was die Gemeinde in Korinth nicht erkannte, war, dass wir durch Christus unsere wahre Identität erhalten und dass alle anderen Bezeichnungen, ob Geschlecht, Rasse, sozialer Status, oder politische Ideologie, im Vergleich dazu verblassen. Unsere wahre Identität, in Christus, bringt uns in die Ganzheit und ist die Fülle dessen, was wir sind. Sie ist nicht nur ein Bild, sondern die Substanz dessen, was wir sind. Wir sind die gesegneten, freien und hochgelobten Kinder Gottes. Welches Etikett möchten Sie tragen wollen? Werden Sie sich dem hingeben, was die Welt über Sie zu sagen hat oder werden Sie der einzigen Einschätzung zustimmen, die Gott, der Vater über Sie offenbart? Tragen Sie das Etikett, eine neue Schöpfung in Christus Jesus zu sein, im Wissen vom Vater angenommen und geliebt zu sein? Dieses Etikett kann nicht abfallen und kennzeichnet Sie, wer Sie wirklich sind!
von Jeff Broadnax