Jesus versprach seinen Jüngern: «Siehe, ich sende auf euch, was mein Vater verheissen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe» (Lukas 24,49). Lukas wiederholt das Versprechen Jesu: «Und als er mit ihnen beim Mahl war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheissung des Vaters, die ihr – so sprach er – von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen» (Apostelgeschichte 1,4-5).
In der Apostelgeschichte erfahren wir, dass die Jünger das versprochene Geschenk am Pfingsttag erhalten haben, denn – sie wurden mit dem Heiligen Geist getauft, der sie mit der Kraft Gottes ausstattete. «Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab» (Apostelgeschichte 2,4).
Die Juden verbinden Pfingsten traditionell mit der Übergabe des Gesetzes und dem am Berg Sinai geschlossenen Bund mit dem Volk Israel. Dank dem Neuen Testament haben wir heute ein umfassenderes Verständnis. Wir verbinden Pfingsten mit dem Heiligen Geist und dem Bund, den Gott mit Menschen aus allen Nationen, die seiner Kirche angehören, geschlossen hat.
An Pfingsten erinnern wir uns, dass Gott uns als sein neues Volk berufen hat: «Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht» (1. Petrus 2,9).
Worin besteht der Zweck unserer Berufung? Warum bezeichnet uns Gott als ein Volk zum Eigentum? Um seine Wohltaten zu verkünden. Warum gibt er uns den Heiligen Geist? Um Zeugen Jesu Christi zu sein: «Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde» (Apostelgeschichte 1,8). Der Heilige Geist bevollmächtigt uns, das Evangelium zu predigen, die gute Nachricht zu verkünden, dass Menschen durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit und das, was Christus für uns getan hat, in Gottes Reich sind.
Gott hat einen Bund, eine Vereinbarung, mit uns geschlossen. Gott verspricht uns ewiges Leben, wobei der Heilige Geist eine unverfallbare Anwartschaft unseres Heils darstellt (das ist ein Recht, dessen Voraussetzung noch nicht erfüllt ist). Gottes Versprechen, das ist sein Anteil an der Vereinbarung. Sie zeichnet sich aus durch Gnade, Barmherzigkeit und den Heiligen Geist. Wir sind berufen und mit dem Heiligen Geist ausgerüstet – jetzt und hier beginnt unser Teil – damit wir Zeugen der Barmherzigkeit Gottes sein mögen, die uns in Jesus Christus, unserem Erretter, widerfahren ist. Das ist die Mission der Kirche, ihr Daseinszweck und der Zweck, zu dem jedes Mitglied in Gottes Kirche, der Leib Christi, berufen ist.
Die Kirche hat den Auftrag das Evangelium zu predigen und die Menschen über die Erlösung zu belehren, die durch das Opfer Christi für uns erkauft wurde: «So steht's geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Busse zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Von Jerusalem an seid ihr dafür Zeugen» (Lukas 24,46-48). Der Heilige Geist wurde den Aposteln und Gläubigen an Pfingsten gegeben, damit sie bevollmächtigte Zeugen Jesu Christi wurden.
Der Auftrag der Kirche ist Teil des Bildes, das uns durch den Pfingsttag verdeutlicht wird. Am Pfingsttag feiern wir den dramatischen Beginn der neutestamentlichen Kirche. Wir denken auch an unsere geistliche Aufnahme in die Familie Gottes und an die ständige Erneuerung sowie an die Kraft und den Mut, den Gott uns durch den Heiligen Geist schenkt. Pfingsten erinnert uns daran, dass der Heilige Geist die Kirche in der Wahrheit leitet und Gottes Volk führt, inspiriert und ausrüstet, damit wir «dem Bild seines Sohnes gleich werden, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern» (Römer 8,29) und dass er für uns am Thron Gottes eintritt (Vers 26). Ebenso mag uns Pfingsten daran erinnern, dass die Kirche aus all den Menschen besteht, in denen der Heilige Geist wohnt. Jedes Jahr erinnert uns Pfingsten daran, die Einheit im Geist durch das Band des Friedens zu bewahren (Epheser 4,3).
Christen begehen diesen Tag im Gedenken an den Heiligen Geist, den sie gemeinsam zu unterschiedlichen Zeiten erhalten haben. Die Gemeinde ist nicht einfach ein Ort, an dem Grundsätze eines gesunden und tugendhaften Lebens gelehrt werden; sie existiert zu dem Zweck, die Wohltaten Jesu Christi zu verkündigen und betont nochmals: «Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht» (1. Petrus 2,9).
Obwohl wir alle im Geiste veränderte Menschen werden wollen, ist das nicht das einzige Ziel, das wir haben. Christen haben eine Mission – eine Mission, die vom Heiligen Geist bevollmächtigt wird. Er inspiriert uns dazu, den Herrn Jesus Christus zu verkünden und die Botschaft der Versöhnung durch den Glauben in seinem Namen in die ganze Welt zu tragen.
Pfingsten stellt das Ergebnis eines vom Heiligen Geist geführten Lebens dar – ein Leben, das die Gerechtigkeit, die Macht und die Barmherzigkeit Jesu Christi bezeugt. Ein treues christliches Leben gibt Zeugnis für das Evangelium. Ein solches Leben liefert den Beweis, es offenbart die Wahrheit, dass Gott in uns wirkt. Es ist eine wandelndes, sprechendes Zeugnis für das Evangelium.
Pfingsten war ursprünglich ein Erntefest. Die Kirche ist auch heute an einer geistlichen Ernte beteiligt. Die Frucht oder das Ergebnis des Auftrags der Kirche ist die Verbreitung des Evangeliums und die Verkündigung der Rettung der Menschen durch Jesus. «Hebt eure Augen auf und seht auf die Felder: sie sind schon reif zur Ernte», sagte Jesus zu seinen Jüngern, als sie in Samaria waren. Schon hier sprach Jesus von einer geistlichen Ernte, bei der den Menschen das ewige Leben geschenkt wird: «Wer erntet, empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf dass sich miteinander freuen, der da sät und der da erntet» (Johannes 4,35-36).
Bei einer anderen Gelegenheit sah Jesus die Menschenmenge und sagte zu seinen Jüngern: «Die Ernte ist gross, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende» (Matthäus 9,37-38). Das ist es, wozu uns Pfingsten inspirieren soll. Wir sollen Gott danken, indem er uns hilft, die Menschen um uns herum zu sehen, die bereit für die geistliche Ernte sind. Wir sollen um mehr Arbeiter bitten, weil wir uns sehnlichst wünschen, dass mehr Menschen an Gottes geistlichem Segen teilhaben können. Wir wünschen uns, dass das Volk Gottes die Wohltaten dessen verkündet, der uns gerettet hat.
«Meine Speise», sagte Jesus, «ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk» (Johannes 4,34). Das war sein Leben, seine Nahrung, seine Energie. Er ist die Quelle unseres Lebens. Er ist unser Brot, das Brot des ewigen Lebens. Unsere geistliche Nahrung ist es, seinen Willen, sein Werk zu tun, welches das Evangelium ist. Wir sollen in Jesu Fussstapfen treten, seine Lebensweise zur Geltung bringen, während er in uns lebt. Wir sollen ihm erlauben, seine Ziele in unserem Leben zu verwirklichen und zu seiner Ehre zu leben.
Das Buch Apostelgeschichte ist voll von evangelistischen Reden. Die Botschaft wird immer wiederholt und konzentriert sich auf Jesus Christus als Retter, Herr, Richter und König. Selbst Kornelius, ein römischer Hauptmann kannte die Botschaft. Petrus sagte ihm: «Ihr kennt die rettende Botschaft, die Gott dem Volk Israel verkünden liess: Er hat durch Jesus Christus Frieden gebracht, und Christus ist ja der Herr über alle!» (Apostelgeschichte 10,36 Hoffnung für Alle). Petrus fasste die Botschaft zusammen, die schon so verbreitet war, dass auch Kornelius sie kannte: «Ihr wisst, was in ganz Judäa geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte, wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdischen Land und in Jerusalem» (Apostelgeschichte 10, 37-39).
Petrus fuhr fort, das Evangelium zu predigen, indem er Jesu Kreuzigung und Auferstehung erwähnte, und dann fasste er den Auftrag der Gemeinde zusammen: «Er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten. Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen» (Apostelgeschichte 10, 42-43).
Also predigen wir von der Erlösung, Gnade und Jesus Christus. Ja, gewiss! Er ist der grösste Segen, den wir je erfahren haben. Die Wahrheit über unsere Errettung ist aufregend, und wir wollen sie mit unseren Mitmenschen teilen, damit auch sie sich über denselben Segen freuen können! Als die Gemeinde wegen der Verkündigung der Botschaft von Jesus verfolgt wurde, betete sie um Freimut, damit sie sogar noch mehr predigen konnte! «Als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut ... mit grosser Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und grosse Gnade war bei ihnen allen» (Apostelgeschichte 4,31.33). Der Heilige Geist wurde ihnen gegeben, damit sie Christus verkündigen konnten.
Der Geist wurde nicht nur den Aposteln gegeben oder der neugegründeten Gemeinde als Ganzes. Jedem an Jesus gläubigen Christen ist der Heilige Geist gegeben. Jeder von uns soll ein lebendiges Zeugnis für Jesus Christus sein, weil seine Hoffnung auf Christus begründet ist, denn jeder von uns hat die Möglichkeit eine ermutigende Antwort für unsere Hoffnung zu geben. Nachdem Stephanus gesteinigt wurde, weil er von Jesus Christus gepredigt hatte, kam eine grosse Verfolgung mit einer noch grösseren Auswirkung über die Urgemeinde. Alle ausser den Aposteln flohen aus Jerusalem (Apostelgeschichte 8,1). Überall wohin sie sich zerstreuten, redeten sie das Wort und «predigten das Evangelium vom Herrn Jesus» (Apostelgeschichte 11,19-20).
Lukas malt ein Bild von vielen christlichen Männern und Frauen, die wegen ihres Glaubens an Jesus Christus aus Jerusalem flohen. Sie liessen sich nicht zum Schweigen bringen, selbst unter Bedrohung ihres Lebens! Es spielte keine Rolle, ob sie Älteste oder Laien waren – jeder von ihnen legte Zeugnis für Jesus Christus ab. Als sie umherzogen, wurden sie gefragt, warum sie Jerusalem verlassen haben. Ohne Zweifel sagten sie es allen, die danach fragten.
Das ist die Frucht des Heiligen Geistes; das ist die geistliche Ernte, die durch Pfingsten angefacht wurde. Diese Menschen waren bereit, eine Antwort zu geben! Es war eine aufregende Zeit und dieselbe Begeisterung soll auch heute in der Gemeinde herrschen. Derselbe Heilige Geist leitete damals die Jünger an und derselbe Geist führt die Gemeinde heute. Sie können um denselben Freimut bitten, ein Zeuge Jesu Christi zu sein!
von Joseph Tkach