Während der vergangenen fünfzehn Jahre hat der Heilige Geist die Weltweite Kirche Gottes mit beispiellosem Wachstum in doktrinärem Verständnis und Sensibilität gegenüber der Welt um uns herum, besonders gegenüber anderen Christen, gesegnet. Doch das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Veränderungen seit dem Tode unseres Gründers Herbert W. Armstrong hat sowohl Anhänger als auch Gegner verblüfft. Es lohnt sich innezuhalten und uns vor Augen zu führen, was wir verloren, und was wir gewonnen haben.
Unsere Glaubenssätze und Praktiken wurden unter Leitung unseres Pastor Generals Joseph W. Tkach (meinem Vater), der Herrn Armstrong im Amt nachfolgte, einem kontinuierlichen Prozess der Überprüfung unterworfen. Bevor mein Vater starb, hat er mich zu seinem Nachfolger bestimmt.
Ich bin dankbar für den teamorientierten Führungsstil, den mein Vater eingeführt hat. Ich bin auch für die Einheit unter jenen dankbar, die ihm zur Seite standen und die fortfahren, mich zu unterstützen, während wir uns der Autorität der Heiligen Schrift und dem Werk des Heiligen Geistes unterstellen.
Vorbei ist unsere Zwangsvorstellung von einer legalistischen Auslegung des Alten Testaments, unser Glaube, dass Grossbritanien und die USA Nachfahren des Volkes Israel sind «British-Israelismus», und unser Beharren, dass unsere Glaubensgemeinschaft eine ausschließliche Beziehung mit Gott hat. Vorbei ist es mit unserer Verurteilung der medizinischen Wissenschaft, dem Gebrauch von Kosmetik und der traditionellen christlichen Feiertage wie Ostern und Weihnachten. Verworfen wurde unsere lange aufrechterhaltende Sicht, dass Gott eine Familie von unzähligen Geistwesen ist, in die Menschen hineingeboren werden können, ersetzt durch eine biblisch akkurate Sicht von einem Gott, der seit Ewigkeit in drei Personen existiert, dem Vater, dem Sohn und dem Heilige Geist.
Wir umarmen und verfechten jetzt das zentrale Thema des Neues Testamentes: Das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Jesu erlösendes Werk für die Menschheit ist jetzt der Mittelpunkt unserer Hauptpublikation «The Plain Truth», statt prophetischer Endzeitspekulation. Wir verkünden die volle Genügsamkeit des stellvertretenden Opfers unseres Herrn, um uns von der Todesstrafe für Sünde zu erretten. Wir lehren das Heil durch Gnade, basierend allein auf Glauben, ohne Zuflucht zu Werken irgendwelcher Art. Wir verstehen, dass unsere christlichen Werke unsere inspirierte, dankbare Antwort auf Gottes Werk für uns bilden - «Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat» (1. Johannes 4,19) und durch diese Werke «qualifizieren» wir uns nicht für irgendetwas, noch zwingen wir Gott damit, für uns einzutreten. Wie William Barclay es ausdrückte: Wir werden zu guten Werken gerettet, nicht durch gute Werke.
Mein Vater artikulierte gegenüber der Kirche die auf der Schrift beruhende Lehre, dass Christen unter dem Neuen Bund sind, nicht dem Alten. Diese Lehre führte dazu, dass wir frühere Erfordernisse aufgaben - dass Christen den Sabbat am siebten Tag als heilige Zeit halten, dass Christen verpflichtet sind, die jährlichen, dem Volk in 3. und 5. Mose befohlenen jährlichen Festtage zu halten, dass Christen verpflichtet sind, einen dreifachen Zehnten zu geben, und dass Christen Speisen nicht essen dürfen, die unter dem Alten Bund als unrein galten.
All diese Änderungen in einem Zeitraum von nur zehn Jahren? Viele setzen uns jetzt in Kenntnis, dass tief greifende Kurskorrekturen dieser Grössenordnung ohne historische Parallele sind, zumindest seit den Tagen der neutestamentlichen Kirche.
Die Führerschaft und treuen Mitglieder der Weltweiten Kirche Gottes sind zutiefst dankbar für Gottes Gnade, durch die wir ins Licht geführt wurden. Doch unser Fortschritt war nicht ohne Kosten. Das Einkommen ist drastisch zurückgegangen, wir verloren Millionen von Dollars und waren gezwungen, Hunderte von langjährigen Angestellten zu entlassen. Die Anzahl der Mitglieder ging zurück. Mehrere Splittergruppen gingen von uns, um zu der einen oder anderen früheren doktrinären oder kulturellen Position zurückzukehren. In der Folge haben sich Familien getrennt und Freundschaften wurden aufgegeben, manchmal mit zornigen, verletzten Gefühlen und Anschuldigungen. Wir sind darüber zutiefst traurig und beten, dass Gott Heilung und Versöhnung schenken möge.
Von den Mitgliedern wurde weder ein persönliches Glaubensbekenntnis zu unseren neuen Glaubenssätzen verlangt, noch wurde von Mitgliedern erwartet, dass sie automatisch unsere neuen Glaubenssätze annahmen. Wir haben die Notwendigkeit für persönlichen Glauben an Jesus Christus betont, und wir haben unsere Pastoren angewiesen, mit Mitgliedern geduldig zu sein, und ihre Schwierigkeiten zu verstehen, die doktrinären und administrativen Änderungen zu begreifen und anzunehmen.
Trotz der materiellen Verluste haben wir viel gewonnen. Wie Paulus schrieb, was immer in dem, was wir früher vertraten, für uns ein Gewinn war, das erachten wir jetzt für Schaden um Christi willen. Wir finden Ermutigung und Trost indem wir Christus und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden erkennen, und so seinem Tode gleichgestaltet werden und zur Auferstehung von den Toten gelangen (Philipper 3,7-11).
Wir sind dankbar für jene Mitchristen - Hank Hanegraaff, Ruth Tucker, David Neff, William G. Brafford, und Freunde an der Pazusa Pacific University, Fuller Theological Seminary, Regent College, und andere - die uns die Hand der Gemeinschaft ausgestreckt haben, während wir aufrichtig danach streben, Jesus Christus im Glauben nachzufolgen. Wir begrüssen den Segen, dass wir Teil nicht nur einer kleinen, exklusiven phyisischen Organisation sind, sondern des Leibes Christi, der Gemeinschaft, welche die Kirche Gottes ist, und dass wir alles in unserer Macht Stehende tun können, um mitzuhelfen, das Evangelium Jesu Christi mit der ganzen Welt zu teilen.
Mein Vater Joseph W. Tkach hat sich selbst der Wahrheit der Heiligen Schrift unterstellt. Im Angesicht von Opposition hat er darauf bestanden, dass Jesus Christus der Herr ist. Er war ein demütiger und treuer Diener Jesu Christi, der Gott erlaubte, ihn und die Weltweite Kirche Gottes zu den Reichtümern seiner Gnade zu führen. Indem wir uns auf Gott im Glauben und inbrünstigem Gebet verlassen, beabsichtigen wir voll und ganz den Kurs beizubehalten, auf den Jesus Christus uns gesetzt hat.
von Joseph Tkack