„Warum erhört Gott mein Gebet nicht?“, einen guten Grund muss es dafür ja geben, sag ich mir immer. Vielleicht habe ich nicht nach seinem Willen gebetet, was eine biblische Voraussetzung für erhörte Gebete ist. Vielleicht habe ich noch Sünden in meinem Leben, die ich nicht bereut habe. Ich weiss, dass meine Gebete wahrscheinlich eher erhört werden würden, wenn ich ständig in Christus und in seinem Wort bleibe. Vielleicht sind es Glaubenszweifel. Beim Beten passiert es mir machmal, dass ich um etwas bitte, aber daran zweifle, ob mein Gebet es überhaupt wert ist, erhört zu werden. Gott beantwortet keine Gebete, die nicht im Glauben verankert sind. Ich glaube, aber manchmal geht es mir wie der Vater in Markus 9,24, der verzweifelt rief: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Aber vielleicht ist eine der wesentlichsten Ursachen für die unerhörten Gebete darin begründet, dass ich ihn tief erkennen lernen soll.
Als Lazarus im Sterben lag, benachrichtigten seine Schwestern Marta und Maria Jesus, dass Lazarus sehr krank sei. Jesus erklärte daraufhin seinen Jüngern, dass diese Krankheit nicht zum Tode führen würde, sondern der Verherrlichung Gottes diene. Er wartete zwei weitere Tage, bis er sich schliesslich auf den Weg nach Bethanien machte. Während dessen war Lazarus aber bereits verstorben. Die Hilferufe von Marta und Maria waren augenscheinlich nicht erhört worden. Jesus war sich dessen bewusst, dass gerade dadurch Marta und Maria sowie auch die Jünger etwas sehr Wichtiges lernen und entdecken würden! Als Marta ihn dann auf sein, aus ihrer Sicht verspätetes Kommen ansprach, sagte er ihr, dass Lazarus auferstehen würde. Sie hatte bereits verstanden, dass es am „Jüngsten Tag“ eine Auferstehung geben würde. Was sie allerdings noch nicht begriffen hatte, war, dass Jesus selbst die Auferstehung und das Leben ist! Und dass jeder, der an ihn glaubt, leben würde, auch wenn er gestorben ist. Wir lesen von diesem Gespräch in Johannes 11, 23-27: „Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta spricht zu ihm: Ich weiss wohl, dass er auferstehen wird – bei der Auferstehung am Jüngsten Tage. Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“Kurz bevor Jesus dann Lazarus aus dem Grabe rief, sprach er ein Gebet in Anwesenheit der trauernden Menschen, damit sie ihm glaubten, dass er der von Gott gesandte Messias war: „Ich weiss, dass du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das umhersteht, sage ich’s, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.
“Wenn Jesus die Bitte von Marta und Maria sofort erhört hätte, nachdem sie an ihn herangetragen worden war, hätten viele Menschen diese wichtige Lektion versäumt. Ebenso können wir uns fragen, was in unserem Leben und mit unserem geistigen Wachstum geschehen würde, wenn alle unsere Gebete umgehend erhört würden? Sicherlich würden wir Gottes Genialität bewundern; ihn aber nie wirklich kennenlernen.
Gottes Gedanken reichen weit über die unseren hinaus. Er weiss, was, wann und wieviel jemand braucht. Er kalkuliert alle persönlichen Bedürfnisse mit ein. Wenn er mir eine Bitte erfüllt, heisst das noch lange nicht, dass die Erfüllung auch für einen anderen Menschen gut wäre, der ihn um das Gleiche gebeten hat.
Wenn wir also das nächste Mal das Gefühl haben, Gott lässt uns mit unerhörten Gebeten im Stich, dann sollten wir weit über unsere Erwartungen und die Erwartungen unserer Mitmenschen hinaus sehen. Rufen wir auch wie Marta unseren Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, laut hinaus, und warten wir auf den, der weiss, was das Beste für uns ist.
von Tammy Tkach