Was ist die Kirche?

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Die Kirche, der Leib Christi, ist die Gemeinschaft aller, die an Jesus Christus glauben und in denen der Heilige Geist wohnt. Die Kirche hat den Auftrag, das Evangelium zu predigen, alles zu lehren, was Christus geboten hat, zu taufen und die Herde zu weiden. In Erfüllung dieses Auftrags nimmt die Kirche, geleitet vom Heiligen Geist, die Bibel als Richtschnur und orientiert sich ständig an Jesus Christus, ihrem lebendigen Haupt (1. Korinther 12,13; Römer 8,9; Matthäus 28,19-20; Kolosser 1,18; Epheser 1,22).

Die Kirche als eine heilige Versammlung

„…die Kirche wird nicht durch eine Zusammenkunft von Menschen, welche dieselben Meinungen teilen, sondern durch eine göttliche Einberufung [Versammlung] geschaffen…“ (Barth, 1958:136). Nach einer modernen Sichtweise spricht man von Kirche, wenn sich Menschen mit ähnlichen Glaubensauffassungen zum Gottesdienst und zur Unterweisung treffen. Dies ist jedoch strikt gesehen keine biblische Perspektive.

Christus sagte, dass er seine Kirche bauen würde und dass die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen würden (Matthäus 16,16-18). Es ist nicht die Kirche der Menschen, sondern es ist die Kirche Christi, „die Gemeinde des lebendigen Gottes“ (1. Timotheus 3,15) und örtliche Gemeinden sind „Gemeinden Christi“ (Römer 16,16).

Daher erfüllt die Kirche einen göttlichen Zweck. Es ist Gottes Wille, dass wir „unsere Versammlungen nicht verlassen sollen, wie einige zu tun pflegen“ (Hebräer 10,25). Die Kirche ist nicht optional, wie einige meinen mögen; es ist Gottes Wunsch, dass Christen sich versammeln.

Der griechische Begriff für Kirche, der auch den hebräischen Bezeichnungen für Versammlung entspricht, ist ekklesia, und verweist auf eine Gruppe von Menschen, die für einen Zweck herausgerufen wurde. Gott war immer involviert, um Gemeinschaften von Gläubigen zu schaffen. Es ist Gott, der Menschen in der Kirche versammelt.

Im Neuen Testament werden die Wörter Gemeinde [Kirche] oder Gemeinden benutzt, um Hausgemeinden [Hauskirchen] wie wir sie heute nennen würden (Römer 16,5; 1. Korinther 16,19; Philipper 2), städtische Gemeinden (Römer 16,23; 2. Korinther 1,1; 2. Thessalonicher 1,1), Gemeinden, die sich über ein ganzen Gebiet erstrecken (Apostelgeschichte 9,31; 1. Korinther 16,19; Galater 1,2), und auch die gesamte Gemeinschaft von Gläubigen in der bekannten Welt zu beschreiben.Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit

Kirche bedeutet Beteiligung an der Gemeinschaft des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Christen sind zur Gemeinschaft seines Sohnes (1. Korinther 1,9), des Heiligen Geistes (Philipper 2,1) mit dem Vater (1. Johannes 1,3) berufen, damit wir, während wir im Licht Christi wandeln, „untereinander Gemeinschaft haben“ (1. Johannes 1,7). 

Diejenigen, die Christus annehmen, sind darauf bedacht, „die Einigkeit im Geist zu wahren durch das Band des Friedens“ (Epheser 4,3). Obwohl es unter den Gläubigen Vielfalt gibt, ist ihre Zusammengehörigkeit stärker als irgendwelche Unterschiede. Diese Botschaft wird durch eine der wichtigsten Metaphern, die für die Kirche verwendet werden, betont: Dass die Kirche der „Leib Christi“ ist (Römer 12,5; 1. Korinther 10,16; 12,17; Epheser 3,6; 5,30; Kolosser 1,18).

Die ursprünglichen Jünger kamen von verschiedenen Hintergründen und fühlten sich wahrscheinlich nicht von Natur aus zur Gemeinschaft miteinander hingezogen. Gott ruft Gläubige aus allen Gesellschaftsschichten zur geistlichen Zusammengehörigkeit.

Gläubige sind innerhalb der weltweiten oder universellen Gemeinschaft der Kirche „untereinander Glieder“ (1. Korinther 12,27; Römer 12,5), und diese Individualität braucht unsere Einheit nicht zu bedrohen, denn „wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft“ (1. Korinther 12,13).

Gehorsame Gläubige verursachen jedoch keine Spaltung, indem sie zanken und eigensinnig auf ihrem Standpunkt beharren; vielmehr zollen sie jedem Mitglied Ehre, damit „keine Spaltung im Leib“ sei, sondern die „Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen“ (1. Korinther 12,25).

„Die Kirche ist… ein Organismus, der dasselbe Leben – das Leben Christi – teilt (Jinkins 2001:219).
Paulus vergleicht die Kirche auch mit „einer Wohnung Gottes im Geist“. Er sagt, dass Gläubige in einem Bau „ineinandergefügt“ sind, der „wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn“ (Epheser 2,19-22). Er verweist in 1. Korinther 3,16 und 2. Korinther 6,16 auch auf die Vorstellung, dass die Kirche der Tempel Gottes ist. Auf ähnliche Weise vergleicht Petrus die Kirche mit einem „geistlichen Haus“, in dem Gläubige eine „königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk“ bilden (1. Petrus 2,5.9).Die Familie als Metapher für die Kirche

Von Anbeginn wurde die Kirche öfters als eine Art von geistlicher Familie bezeichnet und funktionierte als solche. Gläubige werden als „Brüder“ und „Schwestern“ bezeichnet (Römer 16,1; 1. Korinther 7,15; 1. Timotheus 5,1-2; Jakobus 2,15).

Durch die Sünde werden wir von Gottes Zweck für uns getrennt, und jeder von uns wird, geistlich gesprochen, einsam und vaterlos. Gottes Verlangen ist es, „die Ein¬samen nach Hause zu bringen“ (Psalm 68,7), diejenigen, die geistlicht entfremdet sind, in die Gemeinschaft der Kirche zu bringen, die der „Haushalt Gottes“ ist (Epheser 2,19).
In diesem „Haushalt [Familie] des Glaubens (Galater 6,10), können Gläubige in sicherem Umfeld ernährt und in das Bild Christi verwandelt werden, weil die Kirche, die auch mit Jerusalem (Stadt des Friedens), das droben ist (siehe auch Offenbarung 21,10) verglichen wird, „unser aller Mutter ist“ (Galater 4,26).

Die Braut Christi

Ein schönes biblisches Bild spricht von der Kirche als die Braut Christi. Durch Symbolik in verschiedenen Schriftstellen, einschliesslich des Hoheliedes wird darauf angespielt. Eine Schlüsselstelle ist Hohelied 2,10-16, wo der Geliebte der Braut sagt, dass ihre Winterzeit vorbei und jetzt die Zeit zum Singen und zur Freude gekommen ist (siehe auch Hebräer 2,12), und auch, wo die Braut sagt: „Mein Freund ist mein und ich bin sein“ (Hl 2,16). Die Kirche gehört sowohl individuell als auch kollektiv Christus und er gehört der Kirche.

Christus ist der Bräutigam, der „die Kirche geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben“, damit sie „eine herrliche Gemeinde sei und keinen Flecken oder Runzeln oder etwas dergleichen habe“ (Epheser 5,27). Diese Beziehung, so sagt Paulus, „ist ein grosses Geheimnis, ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde“ (Epheser 5,32).

Johannes greift dieses Thema im Buch der Offenbarung auf. Der triumphierende Christus, das Lamm Gottes, heiratet die Braut, die Kirche (Offenbarung 19,6-9; 21,9-10), und zusammen verkünden sie die Worte des Lebens (Offenbarung 21,17).

Es gibt zusätzliche Metaphern und Bilder, die verwendet werden, um die Kirche zu beschreiben. Die Kirche ist die Herde, die fürsorgliche Hirten braucht, die ihre Fürsorge nach dem Vorbild Christi gestalten (1. Petrus 5,1-4); sie ist ein Acker, wo Arbeiter gebraucht werden, um zu pflanzen und zu wässern (1. Korinther 3,6-9); die Kirche und ihre Mitglieder sind wie Reben an einem Weinstock (Johannes 15,5); die Kirche ist wie ein Ölbaum (Römer 11,17-24).

Als eine Widerspiegelung des gegenwärtigen und zukünftigen Reiches Gottes ist die Kirche wie ein Senfkorn, das zu einem Baum wächst, in dem die Vögel des Himmels ihre Zuflucht finden (Lukas 13,18-19); und wie Sauerteig, der sich seinen Weg durch den Teig der Welt bahnt (Lukas 13,21), usw.Die Kirche als Mission

Von Beginn an berief Gott gewisse Menschen, um sein Werk auf Erden zu tun. Er sandte Abraham, Mose und die Propheten. Er sandte Johannes den Täufer, um den Weg für Jesus Christus vorzubereiten. Dann sandte er Christus selber zu unserem Heil. Er sandte auch seinen Heiligen Geist, um seine Kirche als Werkzeug für das Evangelium zu etablieren. Auch die Kirche wird in die Welt ausgesandt. Dieses Werk des Evangeliums ist grundlegend und erfüllt Christi Worte, mit denen er seine Nachfolger in die Welt sandte, um das Werk fortzuführen, das er begonnen hatte (Johannes 17,18-21). Das ist die Bedeutung von „Mission“: Von Gott ausgesandt sein, um seinen Zweck zu erfüllen.

Eine Gemeinde ist kein Endzweck und sollte nicht bloss für sich selber existieren. Dies kann man im Neuen Testament, in der Apostelgeschichte, sehen. Durch das ganze Buch hindurch war die Verbreitung des Evangeliums durch Verkündigung und Gründung von Gemeinden eine Hauptaktivität (Apostelgeschichte 6,7; 9,31; 14,21; 18,1-11; 1. Korinther 3,6 usw.).

Paulus verweist auf Gemeinden und spezifische Christen, die an der „Gemeinschaft am Evangelium“ teilhaben (Philipper 1,5). Sie kämpfen mit ihm für das Evangelium (Epheser 4,3).
Es war die Gemeinde in Antiochia, die Paulus und Barnabas auf ihre Missionsreisen sandte (Apostelgeschichte 13,1-3).

Die Gemeinde in Thessalonich „wurde ein Vorbild für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja“. Von ihnen „erscholl das Wort des Herrn nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an allen anderen Orten“. Ihr Glauben an Gott ging über ihre eigenen Grenzen hinaus (2. Thessalonicher 1,7-8).

Die Aktivitäten der Kirche

Paulus schreibt, dass Timotheus wissen sollte, wie er sich verhalten sollte „im Hause Gottes, das ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit“ (1. Timotheus 3,15).
Manchmal können Menschen das Gefühl haben, dass ihre Auffassung von der Wahrheit mehr Gültigkeit hat als das Verständnis der Kirche, das sie von Gott erhalten hat. Ist dies wahrscheinlich, wenn wir uns daran erinnern, dass die Kirche die „Grundfeste der Wahrheit“ ist? Kirche ist dort, wo die Wahrheit durch die Lehre des Wortes aufgerichtet wird (Johannes 17,17).

In Widerspiegelung der „Fülle“ Jesu Christi, ihrem lebendigem Haupt, „der alles in allem erfüllt“ (Epheser 1,22-23), beteiligt sich die Kirche des Neuen Testaments an Werken des Dienstes (Apostelgeschichte 6,1-6; Jakobus 1,17 usw.), an Gemeinschaft (Apostelgeschichte 2,44-45; Judas 12 usw.), am Vollzug der kirchlichen Ordnungen (Apostelgeschichte 2,41; 18,8; 22,16; 1. Korinther 10,16-17; 11,26) und an Anbetung (Apostelgeschichte 2,46-47; Kolosser 4,16 usw.).

Kirchen waren daran beteiligt, aneinander zu unterstützen, veranschaulicht durch die Hilfe, die der Gemeinde in Jerusalem in einer Zeit der Lebensmittelknappheit gegeben wurde (1. Korinther 16,1-3). Bei näherer Betrachtung der Briefe des Apostels Paulus wird deutlich, dass die Gemeinden miteinander kommunizierten und verbunden waren. Keine Gemeinde existierte in Isolation.

Ein Studium des Gemeindelebens im Neuen Testament offenbart ein Muster von gemeindlicher Rechenschaft gegenüber der Kirchenautorität. Jede einzelne Gemeinde war der Autorität der Kirche ausserhalb ihrer unmittelbaren pastoralen oder administrativen Struktur rechenschaftspflichtig. Man kann beobachten, dass die Kirche im Neuen Testament eine Gemeinschaft von örtlichen Gemeinden war, die durch die kollektive Rechenschaft gegenüber der Tradition des Glaubens an Christus, wie er von den Aposteln gelehrt wurde, zusammengehalten wurde (2. Thessalonicher 3,6; 2. Korinther 4,13).

Schlussfolgerung

Die Kirche ist der Leib Christi und besteht aus all denjenigen, die von Gott als Mitglieder der „Gemeinden der Heiligen“ anerkannt werden (1. Korinther 14,33). Dies ist für den Gläubigen bedeutsam, weil die Beteiligung in der Gemeinde das Mittel ist, durch das uns der Vater bewahrt und uns bis zur Rückkehr Jesu Christi erhält.

von James Henderson